Runder oder glatter Buchrücken beim Binden - Vorteile, Nachteile?

Hallo!

Kürzlich sah ich einen Bericht (OK, ich gebs zu, Schlaubär Ralphi) wie so ein Buch hergestellt, oder im speziellen Fall, gebunden, will sagen, geklebt wird. Zum Ende hin wurden die mit Leim versehenen Seitenbündel extra noch von der offene Seite her eingedrückt damit ein runder Buchrücken entsteht.

Ich kenne nun gebundene (bzw. geklebte) Bücher mit klassischem runden Rücken und Taschenbücher mit glattem Rücken. Hat der runde Rücken irgendwelche praktischen Vorzüge oder ist das letztlich nur noch Tradition um einen Schein von damals zu wahren?

Pardon allerseits, ich wollte eben den Titel korrigieren in »Runder oder glatter Buchrücken - Vorteile, Nachteile?« als die Frage ungewollt abgesendet wurde und noch die Unterschrift fehlte.

Dies sei der Höflichkeit Willen nun nachgeholt.

Eric March

Hallo!!!

Natürlich hat es eineseits mit Tradition zu tun den früher wurden die
Buchschnitte (das heist die offenen Seiten) aufwendig verziert z.B. mit Gold
und das sah auf runden Buchschnitten besser aus.

Es ist aber auch für die Haltbarkeit eines Buches ausschlaggebend da
Buchseiten früher gefalltet und in der Falte genäht wurden. Und durch die Rundung
der Buchrücken besser verstärkt werden konnte und sie so die Seiten nicht so schnell
voneínander trennten.

Heute ist es reine geschmackssachen denn Seiten die nur von Klebstoff und nicht von
Fäden gehalten werden lösen sich die Seiten sowieso nach dem dritten oder vierten mal lesen.

Danke für die Information.
Das könnte also auch heißen, dass es da herrührt, dass der Faden ja Raum fordert (letztlich also in der Breite gegenüber den Blättern am offenen Ende) und das bogenförmige Versetzen nach hinten dieses ausgleichen konnte, ja geradezu musste?

Eric March

Interessante Frage.
Der Rücken beim festgebundenen Buch wurde und wird gerundet, damit bei der häufigen Benutzung die inneren Seiten nicht über die äußeren vorstehen.
Beim Taschenbuch (im buchbinderischen Sinn kein Buch, sondern eine Broschur) wird darauf verzichtet, weil das Taschenbuch insgesamt nicht auf eine langandauernde bzw. intensive Nutzung angelegt ist. Du kannst aber an einem alten, vielbenutzten Taschenbuch oft sehen, dass der Rücken irgendwann hohl wird und der ganze Buchblock sich zur anderen Seite wölbt. Das Buch ist „aus der Form“.
Heute sieht man auch häufig festgebundene Bücher (neudeutsch:Hardcover) mit geradem Rücken. Grund sind meistens Designentscheidungen. Oft fehlt auch das tiefgehende Wissen über die Funktionsweise eines Buches.
LG
Peter

Ja, da wird absolut ein Schuh daraus. Oft gesehen und nicht länger drüber nachgedacht. (Und ich erinnere mich zu gerne an meinen Tutor der einige der Schulbücher mit einem Augenzwinkern als Broschüre ›verkaufte‹.)
Eric March

Peter Puk hat die Frage schon beantwortet. Ein gerader Rücken wird irgendwann mal hohl, das sieht nicht so gut aus.
Der runde Rücken hat Vermarktungswert.
Wie soll man sonst „Wertigkeit“ vortäuschen?
Ein gelumbecktes Buch bleibt geklebt, auch wenn es einen runden Rücken hat.
Gelumbeckt?
Das heißt, die Seiten sind einzeln und ausschießlich mit Kleber fixiert. Ein gebundenes Buch ist wenigstens mit Fäden in Lagen geheftet. Drum heißt das Buch heute auch korrekt „Hardcover“, wenn es ein gefaktes gebundenes Buch ist.
Was bringt ein gerundeter Rücken beim gehefteten Buch?
Sieht gut aus, ja. Aber, es dient auch dem besseren Aufschlagen und letztlich, je nach Einbandart auch der Stabilität.

Hi - sowohl beim traditionellen Binden, als auch beim Lumbecken (Klebebindung) wird bei dickeren Büchern der Block vor dem Einhängen in die Deckel leicht gewölbt, um ein Ausreißen der ersten Seiten zu verhindern.
Gruß aus Köln - artefakt