Sachbuch über Verwerfen von Kunstprojekten?

Hallo, kennt Ihr Sach-Bücher, in denen Künstler nach langer Arbeit ein Projekt bewusst in die Tonne treten und nicht weiterentwickeln? Solch ein Sachbuch würde ich ich gern auf Deutsch oder Englisch lesen, vor allem in Bezug auf Literatur, Film und neuere Musik (nicht in Bezug auf Malerei, Bildhauerei, Ballett, Architektur, klassische Musik).

Ich meine NICHT Projekte, die wegen Geld, Frust, Tod, Krankheit, Krieg versandeten, sondern solche, die bewusst für ungenügend befunden und im Vollbesitz aller Kräfte bewusst abgebrochen wurden, obwohl dabei ewig viel Arbeit verloren ging.

Folgendes habe ich gerüchteweise im Kopf (habe aber keine Beweise):

  • Abba arbeitete 3 Wochen lang im Studio an einem Song und brach dann ergebnislos ab, ohne den Song später weiterzuentwickeln („das wird nichts mehr“)
  • Tom Wolf schrieb A Man in Full/Ein ganzer Mann 800 Seiten lang in New York spielend; dann merkte er, dass der Roman in die Südstaaten gehört, schmiss 800 Seiten Manuskript weg und fing neu an (angeblich)

Über solche Vorgänge würde ich gern ein Sachbuch auf Deutsch oder Englisch lesen, wenn Ihr was kennt. Nichts Fiktionales.

Danke!

Leider kenne ich kein Sachbuch, das sich damit beschäftigt. In aller Regel beschäftigt man sich halt mit dem vorhandenen, gelungenen, besondernen Werk.
Zu deiner Fragestellung fallen mir ein, auch wenn es sie nur halb trifft:

  • Brahms war extrem selbstkritisch und hat jahrzehntelang seine Kompositionen eher als „Übungen“ angesehen, bevor er sie endlich für vollgültige Werke erkannte. Bestimmt hat er sehr viel weggeschmissen. Zu vielen Werken hat er viele Vorskizzen angefertigt, die er verworfen hat.

  • Wagner hat seinen Ring jahrzehntelang halbfertig gewissermaßen in der Schublade gehabt. Aber nicht, weil er nicht von ihm überzeugt war, sondern weil es lange keine Perspektive gab, dieses Monumentalwerk aufzuführen.

  • Der „Urfaust“ von Goethe

  • Kafka hat keinen seiner Romane beendet, ist mit allen nach eigener Sicht „gescheitert“ und hat verfügt, dass seine Werke nach seinem Tod vernichtet werden sollen. (die gescheiterten Romanprojekte gehören zu dem Genialsten und Wirkungsmächtigsten, was je geschrieben wurde)

  • Max Frisch hat bei seinem Amerika-Aufenthalt einen Roman geschrieben, der ihm misslungen ist. Teile davon sind später in „Stiller“ eingeflossen und erst dieser doppelte Prozess hat „Stiller“ sicherlich zu dem spannenden Werk gemacht, dass es ist.

  • über zeitgenössische Künstler habe ich öfter gelesen, dass sie ganz ganz viele Werke abbrechen/ vernichten und nur das behalten und vorstellen, was nach eigener Einschätzung wirklich gelungen ist.

Karl

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Karl, Danke für die Beispiele.

Mir fallen auch Schriftsteller ein, die etwas schreiben und dann rabiat kürzen.

Hallo,

mir fällt da „Das Leben und das Schreiben“ von Stephen King ein. Wie immer sehr kurzweilig aber auch sehr ausführlich beschreibt er seine Arbeit. Ich meine, mich zu erinnern, dass er nicht von komplett vernichteten Büchern schreibt. Aber einige Bücher warten wohl zum Teil halbfertig mehrere oder viele Jahre in der Schublade, weil er sich mit den Protagonisten nicht einig ist, wie deren Erlebnisse weitergehen soll.

Ganz nebenbei bekommt man noch jede Menge Tipps, wie man vorgehen kann, wenn man selber zu Schreiben beginnt.

Grüße
Pierre

Pierre, Danke - von dem Buch habe ich auch schon Gutes gehört. Aber ich habe in dem Fall ein paar Vorbehalte und suche keine Schreibtipps. Wenn es jedoch Passagen geben sollte, in denen er das Verwerfen eines lange erarbeiteten Manuskript(teil)s beschreibt, würden sie mich interessieren.

Ich kenne Schriftsteller, die jahrelange Lieblingsprojekte schließlich in die Tonne gekloppt haben. Leider, muss ich zumindest in einem Fall sagen. :disappointed_relieved: (Was nicht heißen soll, dass es nicht noch unzählige bedauernswerte Abbrüche toller Literatur sonst gibt.)

Schöne Grüße
Ann da Cava

Du meinst Anja Busch?

Wenn du Astrid Ann Jabusch meinst, die veröffentlicht fleißig :slight_smile:
Aber nein, ich meinte deren langjährigen Lebensgefährten Thomas R.P. Mielke.

Schönste Grüße
Ann da Cava

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Hier habe ich was über die besten Rockalben, die nie veröffentlicht wurden:
https://www.amazon.de/besten-Alben-besitzen-werden-unveröffentlichten/dp/3283012474

Armin, Danke, interessanter Hinweis.

In dem Zusammenhang wird dann ja auch ein ähnlich angelegtes Buch über unveröffentlichte Filme erwähnt.

Ich meinte wohlgemerkt nicht Projekte, die wegen Querelen, Geldmangels oder anderer äußerer Umstände geknickt wurden, sondern bewusst aus künstlerischen Gründen abgebrochen wurden.

Das wäre das hier:
https://www.amazon.de/Die-Besten-Filme-sehen-werden/dp/3283011745
Und was unveröffentlichte Filme angeht, so sollte man sich mit Stanley Kubrick und Orson Welles befassen, beide haben da eine ganze Reihe von Fragmenten. Oder auch Jerry Lewis, „Der Clown, der weinte“

Übrigens liegt der Nachlaß von Orson Welles mit vielen Fragmenten in München:
https://www.welt.de/print-welt/article687371/Der-Nachlass-von-Orson-Welles-wurde-in-Locarno-erstmals-gezeigt.html

Armin, Danke für die Hinweise.