Sachliche Gründe gegen HPV-Impfung

Ich möchte mich gegen HPV (humanes Papillomavirus) impfen lassen.

Ich bin über 40, männlich, also keine empfohlene Zielgruppe.

Ich habe aber länger drüber nachgedacht und meine eigenen Gründe. Da hier eh danach gefragt werden wird, erkläre ich die mal.

Ich war nicht allzu promisk in meinem Leben, deshalb gehe ich davon aus, dass ich noch nicht mit allen HPV-Virusstämmen, die es gibt (stand heute über 100), Kontakt hatte. Die Chancen stehen meiner Meinung nach gut, dass ich mich mit wenigstens einem Stamm, der durch den derzeit verfügbaren Neunfachimpfstoff abgedeckt wird, noch nicht infiziert habe. Ich hatte noch nie starke Impfreaktionen oder gefährliche allergische Reaktionen. Im Gegenteil, fast alle meine Allergien, die ich als Jugendlicher bekommen habe, sind verschwunden, weshalb ich nicht mit gefährlichen Impfreaktionen rechne. Ich habe gelesen, dass die Impfung auch bei Infizierten (z.B. Frauen mit Gebärmutterhalskrebsvorstufen) die Rezidive und schwerere Stadien reduzieren kann.

Nun habe ich schon eine gute Handvoll Ärztinnen und Ärzte befragt, ob sie mich bitte gegen HPV impfen können. Alle haben abgelehnt. Einen hatte ich fast überredet, aber dann musste ich meinen Wohnort ans andere Ende der Republik verlegen. Alle Ärzte gaben als Begründung an, dass es nicht empfohlen, nicht zulässig oder nicht wirksam sei. Einer meinte, dass es zu riskant sei. Eine detaillierte Erklärung habe ich nicht bekommen. Auf Nachfragen hörte ich meist unwirsche Sätze wie: „Das ist jetzt zu spät“ oder „Das wird nicht gemacht“.

Meiner Meinung nach machen es sich die zu einfach. Die Wirksamkeit aller Impfungen geht mit steigendem Alter zurück, HPV ist da sicher keine Ausnahme. Bei Krankheiten die nicht direkt tödlich sind, wie z.B. Tetanus, sinkt natürlich auch der Schaden, den man im restlichen Leben nehmen kann. Aber auch viele andere Krankheiten kann man schon „gehabt“ haben (stille Infektion) und sich trotzdem impfen lassen. Bei manchen ist das sogar systematisch so (Gürtelrose). Ich verstehe also nicht, warum man mit 25 oder sogar nach dem ersten Geschlechtsverkehr, wie manche sagen, von der HPV-Impfung überhaupt nicht mehr profitieren soll.

Wer legt das Schaden-Nutzen-Verhältnis bei einer Impfung fest? Ich habe keinen Beleg dafür gefunden, dass ältere Menschen sich mit einer Impfung unnötig in Gefahr brächten. Schließlich ist durch HPV ausgelöster Krebs potenziell auch tödlich.

Gibt es da wirklich eine wissenschaftlich ergründete Altersgrenze oder ist das Propagieren des Alters vielleicht einfach nur politisch gesetzt, damit auch möglichst viele Mädchen vor dem ersten Geschlechtsverkehr zum Impfen gehen? Fände ich ja gut, aber blöd fände ich, wenn ich mich nur aus politischen Gründen nicht impfen lassen kann.

Du schreibst dass verschiedene Ärzte die Impfung abgelehnt haben und die Begründungen Dich nicht zufrieden stellen. Für mein Gefühl unterstellst Du dann übergangslos, dass das politisch vorgegeben ist. Womit begründest/belegst Du das? Weil verschiedene Ärzte die Impfung ablehnen? Irgendeine Verordnung oder gesetzliche Regelung? Oder nur, weil Dir das gerade so einfällt?

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Hallo Cook,

dass eine politische Intention dahinter stellt „fällt mir gerade so ein“, wie Du schreibst. Diese Mutmaßung nehme nehme ich mir rotzfrech raus. Selbstverständlich kann das in Wirklichkeit anders sein.
Ich unterstelle einfach locker flockig, dass die Stiko-Empfehlung bis zu einem bewusst niedrig gewählten Alter rausgegeben wurde, um eine möglichst frühe Impfung zu fördern. Ich hätte das auch so gemacht, wenn ich die gewesen wäre.

Was die Ärzte im Einzelnen angeht, unterstelle ich hingegen, dass die sich überhaupt keinen Kopf darüber gemacht haben, was in meinem Fall sinnvoll ist oder nicht. In den 5 Minuten, die ich in ihrem Sprechzimmer sitzen darf, denken die vermutlich: „Aha, von der Stiko nicht empfohlen, der soll abhauen mit seiner Schnapsidee und nicht meine Zeit verschwenden.“

Aber mir geht es ja auch nur am Rande um eine möglicherweise gezielt verschobene Altersgrenze sondern in erster Linie darum, ob nicht doch einer der Ärzte einen gewichtigen und nachvollziehbaren Grund gehabt haben könnte, mir die Impfung nicht zu geben.

Der entscheidende Punkt ist, dass die StiKo Nutzen gegen Risiken abwägt. Jede Impfung kann unerwünschte Nebenwirkungen haben, wenngleich natürlich eher selten und geringe, denn sonst wäre der Impfstoff nicht zugelassen worden. Insofern steht bei den Überlegungen die Frage im Mittelpunkt, welchen Nutzen die Impfung hat und da ist man zu dem Ergebnis gekommen, dass die Impfung am meisten nützt, wenn sie vor den ersten sexuellen Erfahrungen verabreicht wird und die finden in den allermeisten Fällen in dem Alter statt, für das die Impfung empfohlen ist: Altersgruppe 9-14J, spätestens aber bis 17. So sieht das die Stiko (Begründung hier verlinkt).

Nun kann man natürlich so argumentieren wie Du und damit wird man wohl völlig recht haben. Aber die StiKo betrachtet nicht den Einzelfall, sondern quasi die idealisierte, gemittelte Bevölkerung und kommt so zu dem Ergebnis, dass die Impfung >17J nicht mehr zu empfehlen ist.

Das halte ich für einen sehr dämlichen Ansatz, der sehr gut zur sehr zögerlichen Empfehlung für die Covid-Impfungen bei Kindern und Jugendlichen passt.

Jedenfalls schreibt das RKI auf seiner Informationsseite zu dem Thema laut und deutlich:

Auch ohne vorliegende Empfehlung der STIKO kann der Arzt/die Ärztin im Rahmen der Zulassung Frauen und Männer gegen HPV impfen, die älter als 17 Jahre sind. **Alle verfügbaren HPV-Impfstoffe sind ohne Altersbegrenzung ab einem Alter von 9 Jahren zugelassen. **

(Unter Punkt „Können auch Frauen oder Männer, die älter als 17 Jahre sind, von einer Impfung gegen HPV profitieren?“)

Ob der Text reicht, einen Arzt in Deiner Nähe davon zu überzeugen, Dich auch heute noch zu impfen, kann ich natürlich nicht beurteilen.

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Danke für die Klarstellung. Das kann ich gut nachvollziehen.
In Deinem ersten Text hat mir das gefehlt und ich hatte schon vermutet, dass hier dunkle geheime Mächte beschworen werden.

Das ist nicht der Fall und der Beitrag von @C_Punkt erläutert ausführlich die Hintergründe, die eventuell für die Haltung der Ärzte, mit denen Du sprachst, ausschlaggebend waren.

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