Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich mir nicht vorher
selbst Gedanken darüber gemacht habe.
Woher sollte ich das denn wissen? Du selbst schreibst, dass du nicht mal einen Lösungsansatz hast.
Ich soll nach knapp einer Woche ein 600-seitiges Chemiebuch
kennen, von der Sekundärliteratur mal ganz zu schweigen und
die übrigen Klausuren, die ebenfalls noch anfallen, beiseite
gelassen.
Ich weiß nicht, wie es bei euch im Studium zugeht, aber dass ihr ohne jegliche Vorlesungen und Praktika eine Woche vor der Prüfung ein Buch genannt bekommt, kann ich so recht nicht glauben.
Mittlerweile bin ich selbst drauf gekommen (es war übrigens
gar nicht so schwer, nur das bereits angesprochene Brett vor
dem Kopf).
Das war irgendwie auch meine Absicht, denn das Grundverständnis musst du schon selbst aufbringen.
Für jemanden, der sich mit seinem Wissen derart
brüstet, wäre das in einem Satz erklärt gewesen (oder du
hättest meinen Beitrag schlichtweg ignorieren können), aber
mir derartige Frechheiten zu machen, halte ich persönlich für
charakterlich nicht einwandfrei, aber da scheint ja jeder
seine eigenen Standards zu haben.
Ich kann mich nicht erinnern, mich mit gebrüstet zu haben. Ich habe nur erwähnt, Biologie und Chemie studiert zu haben. Immerhin habe ich dadurch den Vorteil, Diagnosen von Ärzten verstehen zu können. Nicht mehr und nicht weniger.
Ich habe den imaginären Arzt gemeint, von dem ich auch praktische Beispiele kennenlernen durfte (Fehldiagnosen, die ich durch einen Besuch der Uni-Fachklinik-Bibliothek korrigieren durfte). Und der schlimmste Arzt ist derjenige, der sich für unfehlbar hält und der Basiswissen geringschätzt.
Und auch habe in meinem Studium auch Medizinstudenten kenngelernt, die sich für die Thematik nur soweit interessierten, welcher Punkt des Gegenstandskatalogs davon betroffen ist. Und nicht nur einzelne, das war der Grundtenor.
Medizin ist aber eben sehr chemisch, und wenn ich Unis richtig einschätze, ist die Anatomie nach wie vor dominierend, obwohl das eher nur Chirurgen interessieren muss.
Was ich vermisse, nicht bei dir, sondern allemein, ist der Respekt oder nennen wir es Demut, die leider heutzutage den Religionen überlassen wird.
Ich persönlich habe schon 2 heftige Fehlurteile von Ärzten miterlebt, und ich habe keine besonders lange Karriere als Patient. Wenn du schon persönlich wirst, zu einem guten Charakter gehört auch der Respekt vor der Erfahrung, oder nennen wir es simpel Alter. Wenn du locker lässig daherkommst und (wie ich es verstanden habe) „kann mir mal eben jemand die Grundlagen meines Berufes erklären“ und ich dir einen Dämpfer gebe, dann solltest du das ernst nehmen.
Wie dem auch sei… Trotz allem wünsche ich dir nicht, dass du
einmal an einen Arzt gerätst, dem eine entscheidende Frage zu
deinem Krankheitsbild in seiner Ausbildung nicht beantwortet
wurde und der infolgedessen nicht weiß, was er mit dir zu tun
hat und die falsche Therapie anwendet, aus Angst, angeblufft
zu werden, wenn er sich erkundigt.
Das ist ja schon mal ein Anfang, dass du mir das nicht wünschst. Und
ich wäre nicht hier, wenn ich nicht helfen wollte. Ich habe auch früher Psychologiestudenten die Neurophysiologie beigebracht.
Aber trotz allem kann man aus deinem Satz auch rauslesen, dass du die Verantwortung auf andere abschiebst: „in seiner Ausbildung nicht beantwortet wurde“.
Es ist an dir, die Chemie zu verstehen, nicht nur eine Prüfung zu schaffen. Und ein guter Arzt ist eben der, der VERSTANDEN hat, und Details auch mal nachschlägt, in meinem Beisein, und dann sagt „das hatte ich falsch in Erinnerung“.