„Safe Space“ und Psychologie und politischer Diskussion

Man hört das Wort „Safe Space“ oft in der politischen Diskussion und es kommt wohl aus der Psychologie. Ich habe aber gerade darüber diskutiert und wir sind uns nicht einig geworden, was es bedeutet…

Ist es einfach ein Platz, an dem ich mich sicher fühle? Kann eine Bowling Alley ein Safe Space sein, wenn man sich dort gerne aufhält, oder ist es notwendig, dass nicht alle den Safe Space nutzen dürfen? Wäre dann zum Beispiel Bowling nur für Frauen oder nur für eine andere Gruppe ein Beispiel für „Safe Space“?

Ich habe auch oft gehört, dass von „Safe Spaces“ die Rede ist, in denen Kritik nicht erlaubt ist. Ich denke, dass das ironisch gemeint ist. Liege ich damit richtig?

Hallo,

Das ist zumindest erst einmal der Grundgedanke.

Es hängt immer von den entsprechenden Umständen des Einzelnen ab.

Wenn eine Bowlingbahn für jemanden ein Safe Space bedeutet, weil dort eben mehrere Menschen sind und man nicht allein ist dann kann das passen.
Wenn eine Frau sich z.B. in einer dunklen Straße Nachts allein eben unwohl fühlt kann eben eine Bowling Alley dahingegen ein Safe Space darstellen.

Nicht unbedingt. Es gibt oft solche Art Safe Spaces in denen man eben keinen Streß produzieren möchte (oft im Umfeld Medizin, etc.) oder im Bereich alternativer Lebenskulturen, etc.

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Ich verstehe. Ist dann jeder Ort, an dem man sich wohl fühlt, ein Safe Space? Ist es dafür nötig, dass der mit einem Ort kontrastiert wird, an dem man sich unwohl fühlt (wie in diesem Fall die Straße)? Kann man auch sagen „Für Moritz sind sowohl die Bowling Alley als auch die Straße ein Safe Space, während für Rita nur die Bowling Alley ein Safe Space ist“?

Welche alternativen Lebenskulturen sind das?

Kann muß nicht, oder?! Nur weil ich mich auf meinem Klo zu Hause vielleicht wohl fühle muß das nicht unbedingt die Bahnhofstoilette sein. Nur weil sich eine Person Nachts auf einer einsamen Straße unwohl fühlt muß das nicht unbedingt für eine andere person gelten.
Ein Safe Space kann auch z.B. für Drogenabhängige ein Ort sein an dem man sich unter kontrollierten Bedingungen Ihrem Konsum hingeben können.
Der Begriff bezieht sich auf Orte, „die frei von Voreingenommenheit, Konflikten, Kritik oder potenziell bedrohlichen Handlungen, Ideen oder Gesprächen sein sollen“. Der Begriff hat seinen Ursprung in der LGBT-Kultur, hat sich aber seitdem auf jeden Ort ausgeweitet, an dem eine marginalisierte Minderheit (z. B. aufgrund ihres Geschlechts, ihrer ethnischen Herkunft oder ihrer Religion, etc.) zusammenkommen kann, um über ihre gemeinsamen Erfahrungen auszutauschen.

Muß auch nicht unbedingt. Es KANN ggf. helfen, muß aber nicht. Ein Safe Space wenn man sich z.B. allein unwohl fühlt kann auch einfach nur „unter Menschen“ oder aber auch „die eigene Couch“ sein weil man sich darauf z.B. geborgen fühlt.
Wie bereits geschrieben kommt es immer auch auf den Kontext an. Ein Safe Spaße kann auch bedeuten, das jemand mit psychischen Problemen einen Ort entweder im realen Raum oder eben in sich selbst im Gedanken hat an dem man sich „zurückziehen“ kann. Es kann aber eben auch wie erwähnt im politischen Sinne sein, das man einen Gesprächsort findet an dem man frei diskutieren kann.

Schau mal im Bereich Hippie, (Aussteiger) Kommunen, Alternatives Leben, etc. da gibt es dann oft irgendwelche Gruppensitzungen oder ähnliches. Um hier dann eben da es oft auch mal Spannungen der Mitglieder der Gruppe oder Kommune, etc. gibt werden eben oft sog. Safe Spaces „eingerichtet“ bei denen man sich dann freier unterhalten kann. Wie gesagt das sind eben alles nur BEISPIELE.

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Kann es auch Menschen geben, für die (fast) alles ein Safe Space ist oder ist das auf eine bestimmte Anzahl von Orten begrenzt?

Ist es notwendig, dass man sich dort über gemeinsame Erfahrungen austauscht?

Mir geht es bei der Frage vor allem darum, wie der Begriff im politischen und gesellschaftlichen Kontext genutzt wird.

Der Begriff Safe Space kommt sowohl aus der Psychologie als auch der Soziologie, meint nur sehr an der Oberfläche Ähnliches und wird in der gesellschaftlichen Diskussion primär im soziologischen Sinn verwendet.

In der Psychologie ist es ein Begriff, der aus dem Psychotherapeutischen / psychoanalytischen Setting kommt. Im eigentlichen Sinne ist damit zunächst gar kein physischer Raum gemeint, sondern der Rahmen, in dem die Therapie stattfindet und in dem der Patient ohne negative Konsequenzen fürchten zu müssen, seine Gedanken und Gefühle äussern kann. Dazu gehören sowohl die Verschwiegenheitspflicht als auch die Professionalitöt wie beispielsweise in Bezug auf Nähe und Distanz. Das muss kein Raum im engeren Sinne sein, sondern kann auch bspw. In der freien Natur sein. Im weiteren Sinne wird der Begriff aber auch für den Raum im eigentlichen Sinne verwendet und meint damit eine angenehme, störungsfreie Umgebung.

In der Soziologie wird der Begriff verwendet, wenn es um einen diskriminierungsfreien Raum geht. Letztlich gilt auch hier, dass Raum im übertragenen wie engeren Sinne verwendet wird. Letztes kann dann nicht nur ein Raum mit vier Wänden und einem Dach sein, sondern auch eine mehr oder weniger sichtbar abgegrenzte Zone, wie sie auf öffentlichen Veranstaltungen eingerichtet wird. Geprägt wurde der Begriff von der Frauenbewegung und war in der Hinsicht auch zunächst begrenzt, wird seit geraumer Zeit aber auf immer mehr Diskriminierungsformen angewendet.

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