Sag ich's dem Chef?

Liebe/-r Experte/-in,

ich habe vor ca. 8 Monaten eine Position als Personalberater/Personaldisponent in einer neu gegründeten Niederlassung eines mittelständigen Personaldienstleistungsunternehmens angetreten. Gleichzeitig bzw. ein paar Wochen vorher wurde mein Vorgesetzter, der Niederlassungsleiter, eingestellt. Wir haben- in Abstimmung mit der Geschäftsleitung- zumindest für den Anfang, unsere Aufgaben so aufgeteilt, dass er vornehmlich für den Vertrieb , also die Auftrags- bzw. Kundenakquisition und ich für den Aufbau eines entsprechenden Bewerberstammes und der Abläufe im Büro zuständig sein sollte. Das haben wir anfangs auch so gehalten. Allerdings war es so, dass wir zwar bald einen tollen Bewerberstamm und ein perfekt organisiertes Büro hatten- allerdings keine Aufträge. Deswegen habe ich nach ca. 3 Monaten angefangen ebenfalls im Vertrieb mitzuwirken und habe Mailing- und Werbeaktionen angeschoben, Akquisition gemacht- und Schwupp waren auch Aufträge da. Der Niederlassungsleiter ist angeblich jeden Tag 4-5 Stunden im Außendienst und nimmt Termine bei Interessenten wahr. Das dokumentiert er auch in unserem CRM-System. Da ich nach einer Weile ein wenig mißtrauisch geworden war, da er noch NIE einen einzigen Auftrag geholt hat, fiel mir auf, dass mindestens die Hälfte der Termine gefaket waren und er da gar nicht gewesen sein kann. Ich weiß nicht was er den ganzen Tag macht-arbeiten wohl nicht.

Ich habe zunächst überlegt, direkt mit ihm zu sprechen- aber 1. ist ja wohl nicht meine Aufgabe meinen Vorgesetzen zur Arbeit zu motivieren und 2. hätte er dann immer noch die Möglichkeit mich bei Geschäftsleitung madig zu machen- denn es gehört ja zu seinen Aufgaben meine Arbeit zu beurteilen- und wenn ich dann bei der GL erzählen würde, der NL arbeitet nicht- klänge das extrem nach Schutzbehauptung bzw. Retourkutsche.

Die zweite Überlegung war direkt an die GL heranzutreten- damit habe ich aber extreme Bauchschmerzen- das hat ziemlich viel von Denunziation- und wer mit Dreck wirft- an dem bleibt meistens etwas hängen.

Außerdem ist das Ganze nicht gerade motivierend- denn je härte ich arbeite desto weniger fällt natürlich das Verhalten des Niederlassungsleiters auf- und wenn ich es nicht tue fällt es auch irgendwann auf mich zurück. Spätestens wenn die Niederlassung mangels Erfolgs dicht gemacht würde. Im Moment arbeite also sozusagen mit angezogener Handbremse.

Ich bekomme zeitgleich andere Angebote von Konkurrenzunternehmen und überlege ob ich mich in dieser Richtung bemühen soll- aber eigentlich mag ich meine Firma…

Was mach ich bloß?

Lieber Seanhh69
Da haben Sie sich einen klassischen Zielkonflikt eingefangen. Egal, was Sie tun oder auch nicht tun, Sie werden immer einen Nachteil davontragen.
Versetzen Sie sich mal 2-3 Jahre in die Zukunft:

  • Wo arbeiten Sie dann?
  • Wie sind Sie dorthin gekommen, was waren Ihre Schritte auf dem Weg?
  • Wie haben sich Ihre damaligen Entscheidungen - in bezug auf Ihren heutigen Arbeitgeber - ausgewirkt? Was ist gut herausgekommen, was nicht? Hätten Sie sich anders entscheiden sollen? Wenn ja: wie?

Mit dieser Methode können Sie vielleicht die eine oder andere Variante ausscheiden. Aber letztlich werden Sie nicht darum herum kommen, sich zu entscheiden und mit den Konsequenzen zu leben und zu arbeiten.

Vielleicht wollen Sie weniger Coaching und mehr Fremd-Meinung.
Wenn ich in Ihrer Situation wäre und mir mein Arbeitgeber etwas bedeuten würde, dann würde ich ihn vor einem Betrüger schützen, egal ob dieser inner- oder ausserhalb der Firma sitzt. Das hat mit Denunziantentum nichts zu tun. Voraussetzung ist, dass belegbare Fakten zur Verfügung stehen. Wenn die Firma auf eine solche Information negativ reagiert, dann sagt mir das etwas über die Firma.
Ich persönlich würde mir vom Gespräch mit dem Vorgesetzten nicht viel versprechen. Es könnte seinerseits als Erpressungsversuch aufgefasst werden und er hätte wohl grosses Interesse daran, Sie loszuwerden. Aber wie gesagt: das ist meine ganz persönliche Meinung.

Ich wünsche Ihnen alles Gute bei Ihrem schwierigen Entscheid.

Guten Tag,

ich stelle Ihnen in diesem „Business Coaching“ online, einige Fragen, die zur Klärung Ihrer beruflichen Situation beitragen werden. Wenn Sie die Fragen im dem beruflichen Coaching für sich ehrlich beantworten, werden Sie eine richtige Entscheidung treffen können.

  1. Wann fällt anderen das Fehlverhalten Ihres Chefs auf? Wem würde es auffallen? Was muss dazu passieren? Welche Folgen hätte das für Ihn und Sie?

  2. Was hält Sie in dem Unternehmen?

  • Machen Sie mal eine Pro und Contra-Liste.
  • Vergeben für die einzelnen Punkte Prozentzahlen - Sie haben 100 % zur Verfügung.
  1. Was wäre, wenn Sie nichts davon wüssten, dass Ihr Chef nicht das arbeitet, was er vorgibt?

  2. Würden Sie dann anders arbeiten?

  3. Was wäre, wenn Sie sich nur auf die ausgemachte Arbeitsteilung beschränken würden?

  4. Was hindert Sie daran zu wechseln?

  • Nennen Sie 3-5 Punkte
  1. Was wäre ein guter Zeitpunkt zum Wechseln?

  2. Was möchten Sie für sich persönlich Im Beruf erreichen?

  • Welche Schritte müssten Sie machen?

Ich hoffe die Fragen tragen zur Klärung Ihres Problems bei. Viel Erfolg wünscht J. Zech Karrierecoach aus Köln