Sagen oder nicht sagen?

Hi,

Sie würde ihm nicht nur auf den Keks gehen, sie würde ihm das
Leben zur Hölle machen.

Gehört das nicht zum Prozess des Abschied nehmens, der Trauer dazu?

fragt sich

Susanne

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Hi Joschi,

du klingst wie ein Anwalt…

*lach* genau das habe ich auch gedacht (trifft ja auch zu) - irgendwie habe ich beim Lesen gleichzeitig noch was von deutscher DIN-Norm für das Verhalten von Kranken und Angehörigen im finalen Stadium im Kopf gehabt.

Gruß,

Anja

Hi Q,

Natürlich ist es egoistisch, egal was wir machen, und wenn wir
einem Bettler 1€ zustecken machen wir es aus Egoismus.

Danke - genau so ist es. Und deshalb kann man auch vom Egoismus der Angehörigen sprechen, die sich ein (Wohl-)Verhalten des Kranken nach ihren Vorstellungen wünschen.

Gruß,

Anja

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  • Sicher, wenn es so
    ist, kann er sich ggf. auch trennen. Finde ich.

Hallo,

trennen ja. Aber dann bitte mit der ehrlichen Begründung. Wenn die Trennung auf Lügen basiert, ist das einfach nur feige. Das ist dann wirklich purer Egoismus und da kann die Liebe zur Ehefrau nicht sonderlich groß sein.

Gruß

Samira

Hi,

nein, es gehört nicht dazu.

Hass, Wut, Angst, Verzweiflung, Hoffnung, Trauer, das alles gehört dazu.

Es gehört die Akzeptanz dazu, Unvermeidbares hinzunehmen.

Was ändert sich eigentlich?

Wenn jemand eine Lebenspartnerschaft eingeht, dann weiß er doch das er den ausgestellten Wechsel Tod einmal einlösen muss. Einzig ist, jetzt wird es konkret, nicht mehr in ferner Zukunft liegend.
Der Tod sollte als etwas ganz Natürliches hingenommen werden.
Imho sollte das Leben soweit möglich in der gewohnter Weise fortgeführt werden. Der Partner stirbt, na und? Er stirbt seit seiner Zeugung, denkst Du daran das dein Partner mal sterben wird?

Q-Gruß

Hi,

warum sollte es feige sein wenn jemand die Frau die er liebt verlässt?

Mal abgesehen davon das ich es auch für falsch halte, glaubt derjenige die Frau schützen zu müssen. Was da in der Frau vor sich geht, wenn ein Mann plötzlich ohne einen für sie erkennbaren Grund, die Frau verlässt möchte ich lieber nicht wissen. Da bleiben der Rest ihres Lebens doch immer Zweifel, auch wenn sie dann den wirklichen Grund erfährt.
Die wenigsten Frauen dürften es akzeptieren wenn der Mann sagt, Du ich habe bei Charon ein Ticket über den Acheron gekauft, mach dich vom Acker.

Es mag auch eine Angst vorhanden sein von der Frau verlassen zu werden. Zweifel ob die Frau die Belastung aushält, und sie dann geht wenn er sie wirklich brauchen würde.

Q-Gruß

Hallo

Mal abgesehen davon das ich es auch für falsch halte, glaubt derjenige die Frau schützen zu müssen.

Ach so, das ist natürlich absoluter Quatsch. Schützen tut er sie damit ganz sicher nicht.

Ich dachte ja eher daran, dass er es ihr irgendwann sagt, und wenn ihre Reaktionen für ihn unerträglich werden, dass er dann geht.

Es mag auch eine Angst vorhanden sein von der Frau verlassen zu werden. Zweifel ob die Frau die Belastung aushält, und sie dann geht wenn er sie wirklich brauchen würde.

Das ist aber doch relativ unwahrscheinlich. Wer macht das schon, einen Todkranken verlassen.

Viele Grüße

Ha,

Das ist aber doch relativ unwahrscheinlich. Wer macht das
schon, einen Todkranken verlassen.

Das kommt häufiger vor, als man glauben mag (weil es ja so unglaublich ist). Was meinst Du, wie viele an Brustkrebs erkrankte Frauen ich kennen gelernt habe, die von ihren Männern wegen ihrer Krankheit verlassen wurden (und noch nicht im finalen Stadium)? Du würdest erschrecken.

Gruß,

Anja

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Ach so, das ist natürlich absoluter Quatsch. Schützen tut er
sie damit ganz sicher nicht.

Hi,

und warum nicht?
Jemanden in den Tod begleiten ist für den der begleitet nicht einfacher als für den der stirbt.

Mir hat mal ein Psychater gesagt als es um Sterbehilfe ging.
Die Sterbenden halten es aus, die Angehörigen nicht.

Ich dachte ja eher daran, dass er es ihr irgendwann sagt, und
wenn ihre Reaktionen für ihn unerträglich werden, dass er dann
geht.

Das ist aber doch relativ unwahrscheinlich. Wer macht das
schon, einen Todkranken verlassen.

So selten ist das nicht, und ich würde auch niemanden verurteilen der es machen würde.

Q-Gruß

Hallo,

ja, ich stehe natürlich zu meinem Beruf, aber ich denke, hier werden Ursache und Wirkung in der Bewertung verwechselt. Es geht um analytisches Denken, um Abwägen möglichst vieler Aspekte, und Entscheidungsfindung und die Chance eigene Entscheidungen plausibel und nachvollziehbar Dritten gegenüber darstellen zu können. Wenn man daran Spaß hat, dann hat man auch eine Chance ein guter Jurist zu werden (oder auch große IT-Projekte zu leiten, was ich ja auch mache) und nicht umgekehrt.

Und da sich w-w-w ja immer noch Wissensforum schimpft, dachte ich, es schadet nicht, mal mehr als Bauchgefühl zum Besten zu geben, zumal ich - was hier vermutlich die Ausnahme sein dürfte - tatsächlich regelmäßig ganz real mit solchen Situationen konfrontiert bin. D.h. mir sitzen alle paar Wochen Menschen in genau solchen Ausnahmesituationen gegenüber, die von mir eben mehr als Bauchgefühl erwarten, und auch bekommen, da ich mich ja genau in diesem Bereich spezialisiert habe.

Im Gegensatz zu einer Forumsfrage, die auf eine konkrete Antwort ziehlt, ist das persönliche Beratungsgespräch natürlich ergebnisoffen, aber das befreit natürlich nicht von eigenen Wertungen, die man für sich persönlich trifft, ohne sie dem Mandanten gegenüber zu offenbaren.

Gruß vom Wiz

Hi Wiz,

Und da sich w-w-w ja immer noch Wissensforum schimpft, dachte
ich, es schadet nicht, mal mehr als Bauchgefühl zum Besten zu
geben, zumal ich - was hier vermutlich die Ausnahme sein
dürfte - tatsächlich regelmäßig ganz real mit solchen
Situationen konfrontiert bin. D.h. mir sitzen alle paar Wochen
Menschen in genau solchen Ausnahmesituationen gegenüber, die
von mir eben mehr als Bauchgefühl erwarten, und auch bekommen,
da ich mich ja genau in diesem Bereich spezialisiert habe.

Du übersiehst dabei aber, dass Du in Deiner Argumentation immer auf die Angehörigen eingehst, aber nie die Position des Betroffenen, des Kranken einnimmst. Da ist oft wenig Rationales, weil Umstände wie Schmerzen, Verzweiflung, Wut etc. vorherrschend sind und wie soll sich ein Bettlägeriger in Deinem Sinne „organisieren“, wenn er es einfach nicht mehr kann? Wie soll er - wie Du es vorher gefordert hast - „Verantwortung“ übernehmen, wenn er u.U. noch nicht mal mehr in der Lage ist, einen Löffen in die Hand zu nehmen und zum Mund zu führen?

Was mich auch irritiert ist, dass Du „Bauchgefühle“ dem fachlichen Wissen offensichtlich unterordnest. Ich würde beides auf eine Stufe stellen. Was nützt mir ein perfekter Jurist, der keine Ahnung hat von den menschlichen Belangen, keine eigene Erfahrung mitbringt mit den Geschicken des Lebens und nicht in der Lage ist, gedanklich mal die Seite zu wechseln, um seine eigenen angelernten formalen Beratungsinhalte zu überprüfen?

Gruß,

Anja

Hallo,

ich glaube, Du verstehst da was falsch. Ich habe längst nicht nur mit Angehörigen zu tun, sondern sehr oft auch mit Betroffenen, die mit der finalen Diagnose zu mir kommen, und sich unsicher sind, ob und wie sie die letzten Dinge in ihrem Leben regeln sollen und können. Und da geht es eben genau darum, dass es Bauchgefühle gibt, die die Betroffenen sachlich und fachlich abgeglichen haben wollen. Dabei geht es oft nicht nur um Recht und Gesetz, sondern oft auch in den rechtsphilosophischen Bereich, Religion, Weltanschauung, … Dabei will ich die Bauchgefühle gar nicht gering schätzen, aber mein Part ist nunmal ein anderer in solchen Situationen, und das meinte ich mit dem Bezug auf den Begriff „Wissensforum“. Und der Abgleich mit den rein sachlich/fachlichen Realitäten führt gelegentlich auch zu einem Sinneswandel.

Was jemand dann mit einer solchen Beratung macht, ist einzig und alleine seine Privatsache, wie auch bei jedem anderen Beratungsmandat. Der eine lässt es einfach laufen, und macht nichts damit, der andere zieht dann die vorgeschlagenen Dinge sehr zügig und konsequent durch.

Unabhängig davon lässt es sich aber natürlich nicht vermeiden, dass man jede solche Beratungssituation auch einer eigenen Bewertung unterzieht. Und die ständige Beschäftigung mit Themen, um die andere so lange wie möglich einen großen Bogen machen, führt natürlich dazu, dass man zu gewissen Erkenntnissen kommt.

Gruß vom Wiz

Hallo Wiz,

zu meiner Schade muß ich natürlich jetzt gestehen, dass mir die Möglichkeit Du seist ein Anwalt durchaus bewusst war, da ich auch einige Postings aus Rechtsbrettern von Dir kannte. Konnte mich der Versuchung allerdings nicht erwähren, dieses Wissen schamlos auszunutzen. Hoffe Du verzeihst mir.

Zur Ehrenrettung der Juristen muß ich bestätigen, dass ich aus persönlichen Erfahrungen weiß, es gibt auch sehr emotionsgeladene Anwälte. So kann ich mir jedes Mal von meinem Anwalt eine doch recht emotionale Standpauke anhören, wenn ich mal wieder bei ihm aufschlage weil ich (zum Glück nur im zivilrechtlichem Sinne) wieder Mist gebaut hab.

Gruß

Joschi

Hallo eklastic,

siehe es mal von einer anderen Seite.

Der Betroffene hat mit den Konsequenzen des Nichtverschweigens bis an das Ende seines Lebens zu leben, die Partnerin jedoch nicht.
Das verzeiht einiges, auch den Egoismus.

Gruß

Joschi

Hallo,

Der Betroffene hat mit den Konsequenzen des Nichtverschweigens
bis an das Ende seines Lebens zu leben, die Partnerin jedoch
nicht.
Das verzeiht einiges, auch den Egoismus.

Das mit dem Egoismus habe ich eigentlich nur erwähnt, um es dem „er möchte sie schützen“ gegenüberzustellen.
Wenn die Dame so nervig ist, dass man ihre Reaktion möglichst nicht ertragen möchte - warum ist man dann überhaupt mit ihr zusammen?

Gruß
Elke

Hallo eklastic,

Wenn die Dame so nervig ist, dass man ihre Reaktion möglichst
nicht ertragen möchte - warum ist man dann überhaupt mit ihr
zusammen?

Kein auch noch so offensichtlicher Grund erlaubt uns ein Urteil über die Liebe eines anderen Menschen zu fällen.

Gruß

Joschi

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Hallo,

Kein auch noch so offensichtlicher Grund erlaubt uns ein
Urteil über die Liebe eines anderen Menschen zu fällen.

Ich habe kein Urteil gefällt, sondern eine Frage gestellt.
Mir erschließt sich nicht, warum jemand mit einem Partner zusammen ist, der ihn anscheinend öfter nervt (okay, DAS könnte ich noch nachvollziehen) und der gerade in einer Krisensituation keine Stütze, sondern das genaue Gegenteil ist.
Wie gesagt, es war eine Frage.

Gruß
Elke

Hallo eklastic,

Mir erschließt sich nicht, warum jemand mit einem
Partner zusammen ist, der ihn anscheinend öfter nervt (okay,
DAS könnte ich noch nachvollziehen) und der gerade in einer
Krisensituation keine Stütze, sondern das genaue Gegenteil
ist.

Die beste von vielen möglichen Antworten: Liebe!

Gruß

Joschi

Hi,

der Mann will vermeiden das die Frau ihn von einer Behandlung zur nächsten schickt. Er kennt seine Frau und weiß das sie es nie akzeptieren würde das er sich in sein Schicksal fügt. Vor dieser Auseinandersetzung hat er Angst. Sein Leben wäre ab diesem Moment völlig umgedreht. Mit alltäglichen Problemchen ist es nicht vergleichbar.

Q-Gruß

Hallo,

der Mann will vermeiden das die Frau ihn von einer Behandlung
zur nächsten schickt. Er kennt seine Frau und weiß das sie es
nie akzeptieren würde das er sich in sein Schicksal fügt. Vor
dieser Auseinandersetzung hat er Angst. Sein Leben wäre ab
diesem Moment völlig umgedreht. Mit alltäglichen Problemchen
ist es nicht vergleichbar.

Jetzt hab ich aber auch noch eine Frage an dich:
Du willst eigentlich keine Antwort akzeptieren außer der, dass er richtig handelt, wenn er es verschweigt.

Warum hast du eigentlich gefragt?
Gut, dass wir mal drüber geredet haben?

Gruß
Elke