Hallo Zera,
Oehm ya anlaesslich des Comics
http://www.smbc-comics.com/comics/20110411.gif
würde ich als Laie gerne ein paar Fragen über Quanten stellen.
ich liebe Comics. Wenn sich Leute aufgrund von Comics mit der Quantenmechanik beschäftigen - das ist super!
- Ist Quantenphysik deterministisch? Also ich meine ist das
echt zufällig oder gibt es dort einen Determinismus, den wir
vielleicht aber nicht kennen mangels Messinstrumenten,
Einsicht etc?
Wie Andreas schrieb, ist das immer noch eine Streitfrage. Aber wenn der Zufall regiert, dann muss auch er Gesetzen folgen. Wenn wir erkenntnistheoretisch an die Frage herantreten, stellt sich die neue Frage, ob wir überhaupt die richtigen Begrifflichkeiten haben, um das, was hinter der QM steht, begreifen zu können.
2)Zum Comic. Ist das folgerichtig, aus Heisenberg auf ein
nichtdeterministisches Universum zu Schließen und zu
behaupten, man hätte freien Willen? Ist es nicht eher so, dass
man dan zufälligen Willen hat?
Je nun, in makroskopischen Systemen verläuft meiner Meinung nach alles deterministisch. Einstein hat ja versucht, mit Schrödingers Katze ein Makrosystem zu schaffen, das Quantengesetzen gehorcht. Das bedeutet, dass das genaueste, was wir über die Katze prinzipiell aussagen könnten, wäre, dass sie halb tot und halb lebendig ist. Insofern gäbe es doch einen Komparativ des Adjektives „tot“. Aber über Schrödingers Katze wird auch seit ihrer Geburt gestritten.
Es gibt aber große Systeme, die so kompliziert sind, dass ihr Verhalten extrem schlecht vorhersehbar ist. Das Wetter zum Beispiel: Wenn im brasilianischen Urwald ein Schmetterling mit den Flügeln schlägt, könnte das unser Wetter verändern. Was aber bringt den Schmetterling dazu, mit den Flügeln zu schlagen? Eine Entscheidung seiner Synapsen. Was bedingt nun aber diese Entscheidung? Stellen wir uns einen grauen Schmetterling mit langen Ohren vor, der beim Fliegen rechts und links voraus je eine Blume sieht, die beide süßen Nektar verheißen. Beide Blumen sind gleich weit entfernt, gleich groß und gleich bunt leuchtend. Jetzt muss also eine Entscheidung her! Und wenn man die Funktion der Nervenzellen auf die elementaren Vorgänge herunterbricht, könnte es eventuell doch sein, dass ein zufälliges, quantenmechanisches Ereignis das Verhalten eines makroskopischen Systems bestimmt.
Und nach diesem kurzen Exkurs in den brasilianischen Dschungel kehren wir jetzt zur Ausgangsfrage zurück: Gibt es einen freien Willen? Oder ist das, was wir für eine Entscheidung unseres freien Willens halten, nur ein quantenmechanisches Zufallprodukt, das über chemische Lawineneffekte einen Schwellenwert erreichen kann, so dass unsere Synapsen zu feuern beginnen?
Man kann natürlich auch pragmatisch argumentieren: Das Gesetz der großen Zahl verhindert, dass Quanteneffekte auf die makroskopische Welt durchschlagen. Wir haben keinen freien Willen, sondern eine Basisprogrammierung, die teils fest verdrahtet ist und sich teils in frühkindlicher Interaktion selbst programmiert und dafür sorgt, dass alle Erfahrungen, die wir machen, zu einem Weltbild zusammengestückelt werden. Damit dieses Weltbild konsistent bleibt, werden nicht passende Erfahrungen - bewußt oder unbewußt - passend gemacht. Dieses Weltbild ist ein kleines Modell der Welt und dient uns als Entscheidungshelfer: Wir werfen oben ein zu prüfendes Verhalten in das Modell hinein und bekommen unten als Ergebnis der Simulation eine Reaktion. Ist diese Reaktion erwünscht, wird das geprüfte Verhalten realisiert, ansonsten drehen wir noch ein paar Optimierungsschleifen. Womit noch gar nichts über die Korrektheit dieses Modells gesagt ist. Wenn man sich den Erfolg so manchen flirtversuches anschaut…
Und dann gibt es noch die Knöpfe mit direktem Zugriff auf die Basisprogrammierung: die „hot keys“. Dann wird nicht mehr großartig simuliert, dann wird reagiert: Sex, Hunger, Gerüche, etc.
Bei diesem pragmatischen Modell stellt sich die Frage, ob der Begriff „freier Wille“ überhaupt zielführend ist oder analytische Kraft besitzt.
Nun ja, nachdem ich nun meine Reputation verspielt habe, indem ich über Sachen geschrieben, von denen ich keine Ahnung habe, wende ich mich mal wieder der Arbeit zu, damit es mir nicht so geht wie dem Typen im Comic.
Grüße, Thomas