Ich spiele dann immer auf dankbar und freue mich. Ich finde bereits die Geste nett, ganz egal was es ist! Wie verhaltet ihr euch? Fragt ihr ob es umtauschbar ist o.ä.?
Wer sich über ein Geschenk nicht freut, ist schlicht respektlos. Selbst wenn der andere möglicherweise nicht allzu viel Energie auf die Auswahl verwendet hat: Er hat an einen gedacht und sich die Mühe gemacht, etwas zu besorgen und vermutlich auch einzupacken.
Geschenke sind in meinen Augen kein Austausch von „Nützlichkeiten“, sondern Gesten der Zuneigung. Wer den Pragmatismus über die Geste des Schenkens stellen mag, kann das ja tun, indem er von vorne herein abklärt, nichts zu schenken.
Die Anspruchshaltung, dass der andere mit dem Geschenk den Nagel auf den Kopf treffen muss, finde ich ziemlich daneben.
Natürlich ist es möglich, dass man selbst sich mehr Mühe gegeben hat, etwas Passendes zu finden, als man das dem anderen unterstellt. Aber wer weiß: Vielleicht findet diese Mühe beim anderen in Wahrheit gar nicht den Anklang, den man angesichts der eigenen Anstrengung erwartet hat? Wäre man selbst dann nicht enttäuscht, wenn der andere sich nicht freuen würde? Ich behaupte: Ja.
Ein Geschenk abzuwerten, bedeutet auch, den Schenkenden und die Geste des Schenkens abzuwerten.
Und auf die gleiche Weise, wie ein Gegenstand/ eine Idee… verschenkt wird, sollte man auch die Freude darüber verschenken. Denn wenn schon nicht die Freude selbst, dann sollte doch wenigstens die Zuneigung zum Schenkenden Grund genug sein, Freude zu zeigen.
Jule
Da hat es dein Lebensabschnittsbegleiter sicherlich recht einfach mit seinem selbstgebastelten Kastanienmännchen.
Wer etwas schenkt, ist meistens respektlos. Er erwartet Gefühle gegen das, was er aufgewendet hat: Geld und Enthaftung.
Ich renne schon lange nicht mehr durch Einkaufszentren, und erst recht nicht anlassbezogen. Wenn ich etwas habe, gebe ich. Wenn nicht, dann nicht. Und da ist mir auch Weihnachten scheißegal.
Ich hab erst vorhin einer Obdachlosen hier in Lissabon (mein Weihnachtsurlaub) im Laden mein Wechselgeld überlassen - die hat sich mehr gefreut als manches Kind über einen neuen Pullover, der viel mehr kostet.
Weihnachten macht mehr kaputt als man denkt - und ich mach da nicht mehr mit.
Ich freu mich deshalb auch nicht über anlassbezogene Geschenke - wer mir etwas schenkt, muss damit rechnen, es im Kinderheim oder bei einer Sozialstation wiederzusehen. Es sei denn, es ist zu schlimm, so dass ich mich schämen würde, es wegzugeben. Dann schenke ich es im nächsten Jahr gern dir.
Und wehe, du freust dich nicht.
Soviel zum Thema „Geld und Enthaftung“
Wow! Du bist ja so unglaublich revolutionär und selbstlos.
Sehr beeindruckend, wie du auf Traditionen scheißt und nur tust, was du für richtig hältst.
Ich nehme derlei Traditionen gerne zum Anlass, jemandem meine Zuneigung zu zeigen.
Zwingen lasse ich mich deshalb noch lange nicht.
Man kann sich derlei Rituale schlecht reden, so wie du das gerade tust.
Sympathisch wirst du mir dadurch absolut nicht.
In meinen Augen bist du kein Stück besser als andere.
Frohe Weihnacht!
Wieso? Ich stand doch bei der Frau nicht in Schenkungspflicht.
Danke für den Beweis. Aber deine Abneigung gegen mich ist ohnehin nicht viel wert. Sie beruht ja auf dem Anlass der Tradition des Herdentriebs.
„Die meisten Menschen feiern Weihnachten nur, weil die meisten Menschen Weihnachten feiern“ (K. Tucholsky)
Ich hab ja nicht gesagt, dass ich dir meine Zuneigung zeigen wollte. Man kann alles aus dem Zusammenhang reißen.
Du tust mir leid.
Wir feiern im Familienkreis, wenn es auch nicht meine eigene Familie ist. Ich freue mich über jeden, den ich dort jedes Jahr zu Weihnachten wiedersehe.
Wir singen Weihnachtslieder am schön geschmückten Weihnachtsbaum, die Kinder sagen Gedichte auf oder spielen etwas auf dem Klavier vor.
Wir essen wunderbar, trinken reichlich und spielen bis spät in die Nacht.
Dann quatsche ich immer noch mit meiner Schwägerin bis nachts um drei, wenn wir im gleichen Zimmer schlafen.
Das mögen für dich dümmliche Rituale sein.
Wir alle freuen uns jedes Jahr auf diese Zeit. Es gibt keine Familienstreits, warum auch.
Wir genießen einfach, dass es uns gut geht, dass wir uns gegenseitig zeigen, wie wir uns mögen.
Mit Herdentrieb hat das auch nichts zu tun, sondern damit, dass zu Weihnachten eben wirklich jeder frei hat - und dass diese Tradition eben gern zum Anlass genommen wird.
Daran kann ich nichts Falsches erkennen.
Schade für dich, dass du derlei Erfahrungen offenbar nicht hast und deshalb alles so schlecht reden musst.
Gruß
Och, mir scheint, du glaubst, einem Obdachlosen ein Almosen hinzuschmeißen und sich dadurch als toller Gönner zu fühlen, sei irgendwie höherwertiger? Wenn der Respekt vor dem Mitmenschen fehlt, ist es völlig unerheblich, ob dies gegenüber einem Schenkenden oder einem Bedürftigen passiert.
Jule
Ich muss dir nicht leidtun, denn ich habe diese Erfahrungen gemacht.
Um jemanden zu besuchen oder jemandem meine Zuneigung zu offenbaren, benötige ich keine zum Konsumfest umdekorierte Besinnlichkeitsfeier. Das schaffe ich auch aus eigener Motivation heraus.
Und wahrscheinlich denke ich in der Weihnachtszeit mehr über Jesus nach als du, denn du hast ja keine Zeit, du musst ja Zuneigungsgeschenke suchen.
Ich habe stattdessen meiner Lebensgefährtin was anderes geschenkt, nämlich Zeit. Wir sind soeben aus unserem Weihnachtsurlaub zurückgekehrt. Wie jedes Jahr fahren wir um Weihnachten herum in eine uns noch unbekannte Stadt und schauen uns diese an und auch die Menschen, die um diese Zeit dort so sind.
Während in anderen Familien im Dunste der Weihnachtskerzen süßliche Melodeien vom Band gespult werden aufs „Christkind“ gewartet wird und allerlei „Nützliches“ und „Schönes“ den Besitzer wechselt, sitzen wir in Barcelona, Kraukau oder Lissabon am Strand/ auf dem Markt/ sonstwo und lernen Leute kennen.
Auch mal Obdachlose.
Ich bin mir sicher, der inzwischen längst vergessene Typ, zu dessen Gedenken das Fest der Wintersonnenwende einst umgewidmet worden ist, hätte seinen Gefallen daran.
Wären wir in einer Familie, wären wir uns wohl auch nicht näher als jetzt.
Wowereit!