Hallo Ralf,
toll, auf jemanden zu stoßen, der so detailliert Bescheid weiß! Ich finde diese Zeit vor der Romanik und nach der Antike sehr spannend, weil so wenig davon erhalten ist. Sie hat für mich eine Aura des Geheimnisvollen (was natürlich völlig unwissenschaftlich und subjektiv ist, ich weiß).
Diese karolingische Apsis, ist das der Mittelteil der heutigen Krypta mit den kleinen schmucklosen Bogengängen, in dem sich heute die (ebenfalls sehr schlichten) Särge der Könige aus dem 19. Jahrhundert befinden?
Freundliche Grüße
Karl
Aus dem 9. oder 10. Jahrhundert? Karolingisch?
- Jahrhundert, karolingisch. Jedenfalls Teile davon. Diese
gehörten zur Apsis der dreischiffigen Basilika mit Querschiff
vor der Apsis (ältestes Beispiel dieses Typs), deren Bau unter
Pippin dem Jüngeren 740 (also noch während er Hausmeier war)
begonnen wurde. Vollendet wurde der Bau 775 unter Karl dem
Großen.
Der merowingische Vorgängerbau ist nur durch Spuren
archäologisch nachgewiesen (freigelegt und zu sehen in der
sog. ‚archäologischen Krypta‘). Er geht laut Gregor von Tours
auf eine Gründung der heiligen Genovefa am Ort des Mausoleums
des hl.Dionysius (St. Denis, um 250 erster Erzbischof von
Paris) im Jahr 475 zurück. Dieser Vorgängerbau wurde zweimal
erweitert (unter Chlothar I. und Dagobert I.), bevor ihn der
karolingische Bau ersetzte.
Der karolingische Teil der (durch Napoleon Bonaparte)
umgebauten Krypta war nicht als Krypta gedacht - es handelt
sich wie schon geschrieben um Reste der Apsis der
karolingischen Kirche, die erst beim Neubau Sugers (1137-1144)
zum Fundament des Chors und zu einer Krypta wurde.
Freundliche Grüße,
Ralf