Samenspende über das Ausland und daraus resultierende rechtliche Konsequenzen

Hallo.

Ich habe eine Frage um das Thema Samenspende.

Kurzer Sachverhalt: Ich bin 39 Jahre alt und seit sieben Jahren verheiratet. Allerdings bin ich vor kurzem von meinem Mann getrennt, da er starke Depressionen hat und ein großer Autist ist. Einer der Gründe für die Trennung war, dass er keine Verantwortung für irgendetwas übernehmen möchte. Nun habe ich allerdings schon etliche Jahre einen Kinderwunsch und möchte nun auch nicht mehr warten, bis vielleicht noch „Mr. Right“ irgendwann erscheint. Deshalb habe ich vor, mich im Ausland einer Samenspende zu unterziehen. Meine Familie und meine Freunde stehen alle hinter mir und meiner Entscheidung. Nun ist es so, dass mein Mann und ich noch nicht offiziell getrennt sind. Meine Hauptwohnsitz ist weiterhin bei der alten Wohnung gemeldet. Eine Scheidung ist auch noch nicht eingereicht worden. Wie verhält es sich nun, wenn ich schwanger werden würde? Würde es etwas ändern, wenn ich meine Hauptwohnung ändern würde, bzw. wenn die Scheidung eingereicht wird? Wie sieht es rechtlich mit Unterhaltszahlungen aus? Mein Mann wäre doch rechtlich der Vater?! Was passiert, wenn er dann die Vaterschaft anfechtet (was ja auch sein gutes Recht wäre)? Hat jemand schon ähnliche Erfahrungen gemacht? Kennt vielleicht jemand eine solche Klinik, die seriös ist und alleinstehende Frauen behandelt?

Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr mir dazu etwas sagen könnt.

Vielen Dank.
Verena

Hi Verena,

das ist unten den genannten Rahmenbedingungen vielleicht verständlich.

Auch das ist mehr als verständlich.

Das wäre eine der Optionen. Welches Land schwebt dir da denn so vor und was glaubst du, was es dich vermutlich kosten wird?

Ich werfe jetzt mal so eine Nummer in den Raum: Die Frau eines Australiers (38) hat sich im letzten Monat über genau diese Sache informiert, da ihr Ehemann mit seinen 75 Jahren nicht willig und wahrscheinlich auch nicht mehr in der Lage ist, ihren Wunsch zu erfüllen. Die aufgerufenen Preise im SOA Raum beliefen sich auf 35000 Aussie$, also sowas wie 22000 Euro.

Nun, rechtlich ist - sofern hier auch noch nicht mal die Scheidung eingereicht wurde - der Ehemann als Vater anzusehen mit all dazugehörigen Verpflichtungen.

Ich zitiere aus § 1592 BGB

Vater eines Kindes ist der Mann, der zum Zeitpunkt der Geburt mit der Mutter des Kindes verheiratet ist, der die Vaterschaft anerkannt hat oder dessen Vaterschaft […] gerichtlich festgestellt ist.

Man müsste hier - sofern man bei der Geburt noch nicht geschieden ist - also zunächst einmal gerichtlich feststellen lassen, dass der „Noch-Ehemann“ nicht der Vater ist.

Samenspender - hier und im Ausland - möchten in der Regel anonym bleiben. Ein Grund dafür ist auch die Abwehr von Unterhaltsforderungen oder Erbschaftsansprüchen. In D wurde dem ein gewisser Riegel vorgeschoben, wie das in dem von dir präferierten Ausland aussieht, wissen wir nicht.

Ich will hier überhaupt nicht abraten, gebe aber zu bedenken, dass du mit 39 - sofern es sich um deine erste Schwangerschaft handelt - hier mit großer Wahrscheinlichkeit eine Risikoschwangerschaft vor dir hast. Du solltest dich hierüber gut informieren und dann - sofern das Prozedere erfolgreich war - hier in D in zeitlich engem Raster bei deinem Frauenarzt vorstellig werden.

Gruß
BW

Mich würde interessieren- auch, wenn es an deiner Frage nun vorbei geht:
Was wirst du deinem Kind später erzählen, wer der Vater ist?
Was von seinen anderen 50% aus denen es besteht?
Was über die andere Hälfte, die immer ein dunkler Nebel bleiben wird?

Oder soll der Vater bekannt sein?

Wurde auch berichtet, warum das so unverhältnismäßig teuer ist?

In Deutschland kostet zum Beispiel eine In-Vitro-Fertilisation je nach Klinik 2.000 bis 3.000 €. Selbst im Westeuropäischen Ausland sind nur wenige private Klinken mehr als doppelt so teuer.

Der Aufwand bei einer künstlichen Befruchtung in der Petrischale mit Anzucht im Brutkasten dürfte deutlich höher sein als die Verabreichung einer Samenspende (selbst wenn die Frau vorher pharmakologisch stimuliert wird).

Grüße

Hi,

ich kann nur weitergeben, was mir von der Frau (Cousine einer Bekannten) berichtet wurde. Von unverhältnismäßigem Aufwand wurde dabei nicht berichtet, allerdings davon, dass man in 4 Ländern in SOA Preise eingeholt hätte. Wären es 3500 AU$ gewesen, wäre dies wohl kaum eine Erwähnung wert gewesen.

Gruß
BW

Wenn du ein Kind von einem anderen als deinem Noch-Ehemann bekommst, kannst du - ganz unabhängig von der Person des biologischen Vaters - die Vaterschaft anfechten: https://de.wikipedia.org/wiki/Vaterschaftsanfechtung

Bei einer Samenspende dürfte dies recht unproblematisch sein, da du ja dann Unterlagen darüber haben wirst.

Was die Samenspende als solche angeht, dürftest du in Dänemark fündig werden - dort können auch alleinstehende Frauen eine Samenspende erhalten.

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Wenn ich mich recht entsinne, kann sich der Preis einer Samenspende vervielfachen, wenn man mit der Samenbank einen Exklusivvertrag abschließt, spreich: keine weiteren Kinder von diesem Samenspender gezeugt werden bzw. der Samen für eventuelle spätere geschwister reserviert wird.

:paw_prints:

In Deutschland gilt frau ab 35 ganz automatisch und ganz unabhängig von ihrem tatsächlichen Gesundheitszustand als Risikoschwangere. Das bedeutet aber in der Regel nicht, dass die Schwangerschaft tatsächlich ein Risiko darstellt, sondern lediglich, dass die Krankenkasse mehr Untersuchungen bezahlt.

:paw_prints:

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Danke. dafür. Das wäre eine mögliche Erklärung.

Hallo @BrotherWilliam.

Ich versuche jetzt noch einmal zu antworten. Die restlichen Kommentare sind wahrscheinlich bei der Übertragung schief gelaufen. Ich habe schon mehr als fünf Mal eine Antwort geschrieben, aber irgendwie taucht sie nach dem Abschicken hier im Forum nicht auf.

Zu deinen Fragen:

Ja, es wäre mein erstes Kind. Deshalb möchte ich auch nicht mehr ewig warten.

Ich dachte, dass ich mich an eine Kinderwunschklinik in Belgien oder Dänemark wende. Dort dürfen nach meinen Recherchen auch alleinstehende Frauen Spendersamen empfangen. Vielleicht kennt hier im Forum ja auch noch andere Länder, die so etwas machen. In Deutschland gestaltet es sich ja schwierig. So viel wie ich bisher herausgefunden habe, muss für so etwas der Ehemann im Vorfeld unterschreiben, welches in meiner Situation wahrscheinlich von vorn herein ausgeschlossen werden kann und eine Voruntersuchung des Mannes auf Unfruchtbarkeit müsste auch erfolgen (bitte korrigiert mich, wenn ich daneben liege, aber ich habe es bisher so erzählt bekommen). Ansonsten stellt sich Deutschland quer, da sie einen „zahlungswilligen“ Vater verlangen. Was ich ja auch mit meiner Fragestellung am Anfang wissen wollte, ob mein Mann für das Kind Unterhalt zahlen muss, obwohl es nachgewiesen werden kann, dass er nicht der biologische Vater ist. Hat da jemand in so einer ähnlichen Situation Erfahrungen gesammelt?

Wegen des Geldes kann ich noch nichts konkretes sagen. Ich habe mit ca. 10.000€ geplant gehabt. Falls es darüber hinaus gehen sollte, stehen wie bereits erwähnt meine Familie und Freunde hinter mir, auch finanziell.

Und letzteres, mit einem Fremden schlafen, kommt für mich nicht in Frage. Dafür ist meine Angst vor einer Krankheit zu groß. Ich muss für solche Sachen einen Mann eine Weile kennen. Ich bin auch nicht der Typ für ein Quicky. Zu dem hätte ich auch noch bedenken, dass dieser irgendwann heraus findet, dass er ein Kind hätte und es dann zu irgendwelchen Problemen kommt.

VG Verena

Hallo @Kitty40.

Das ist in der Tat nicht leicht zu beantworten. Ich würde von Anfang an damit sehr offen umgehen. Natürlich gibt es keine Garantie, dass das Kind es auch akzeptiert und damit umgehen kann. Schlimmer finde ich es aber, wenn man so etwas vor dem Kind verheimlicht.
Ich persönlich fände es nicht tragisch. Immerhin gibt es so viele Kinder, deren Mütter auch nicht wissen, wer der Vater ist, sei es durch Vergewaltigung, Prostitution oder ähnliches. Wie viele (Nach-) Kriegskinder kennen noch nicht einmal ein Elternteil, auch solche nicht, die als Baby in der Kinderklappe abgegeben worden sind? Ich denke, dass es Situations bzw. von der Erziehung abhängig ist. Garantie gibt es nirgends, auch bei denen nicht, die beide leiblichen Eltern kennen.

VG Verena

Wobei diese Beispiele keine Freiheit beinhalten, wie es deine Entscheidung nun ist.

Ich finde es gut, dass du dir dazu Gedanken machst- denn es geht ja nicht nur darum, dass du Mutter wirst sondern auch darum, dass du einem Menschen ein Leben schenkst, in dem er doch sicher glücklich sein soll.
Dein Mutterdasein wird dich maximal 15 Jahre intensiver beschäftigen- danach wird der Weg in das eigene Leben immer mehr Raum einnehmen…wenn wegen so einer Geschichte dann Leid entstehen sollte, wäre das sehr tragisch. Einmal für dein Restleben- aber auch für das des Kindes.

Spenden, bei denen die Väter offen bekannt sind- sind sicherlich eine gute Variante.
Käme das für dich in Frage?

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Kleine Kinder akzeptieren ja so gut wie alles.
Dass aber ein Kind, welches auf die Frage nach seinem Vater angibt, aus einer Samenspende zu stammen, mitleidige, verständnislose oder befremdete Reaktionen ernten kann, und dass es dadurch zu einem Problem für das Kind werden kann, das sollte man bedenken. Dabei hängt es natürlich ganz stark davon ab, in welchem Umfeld man lebt. Wenn da nur gutbürgerliche Familien leben, würde ich es evtl. dem Kind lieber erst erzählen, wenn es einschätzen kann, was man wem weitererzählen kann, was aber allerfrühestens mit 10 der Fall sein kann.

Kennst du viele solche Kinder, oder weißt du von ihnen aus der Zeitung? Ich kenne kein einziges …
Es geht ja auch eher darum, ob das Kind es später mal tragisch findet.

So viel ich weiß haben Kinder aus Samenspenden oder von anderweitig unbekannten Vätern oft irgendwann das dringende Gefühl, ihren Vater unbedingt kennen lernen zu wollen. - Ich habe aber in einem von einer Psychotherapeutin geschriebenen Buch gelesen, dass es wahrscheinlich vorteilhafter ist, gar keinen Vater zu haben als einen, der sich nicht kümmert. Und einen Vater kann man sich nun mal nicht backen. Klar ist jedenfalls, dass es in fast jedem Fall besser ist, ohne Vater zu existieren als gar nicht zu existieren.

Hallo.

Ich habe mich in der letzten Woche mal mit einer dänischen Klinik unterhalten. Die bieten Spendersamen ohne ID Release, mit beschränkter ID Release und volle ID Release an. Natürlich sind die Kosten ohne ID Release wesentlich geringer als mit. Wo im ersten Fall das Kind keine Möglichkeit hat seine Herkunft zu erfahren, kann es bei den anderen beiden nach Vollendung des 18. Lebensjahr in der Klinik Auskunft erhalten. Ich würde mich auch für eine der IDs entscheiden. Ich glaube, dass ich es ihm schuldig wäre. Aber genaueres werde ich mit der Klinik noch absprechen.
Natürlich kann ich im Moment nicht wissen, ob und wie mein Kind später auf meine Entscheidung reagieren wird. Aber ich sehe es erstmal erstmal positiv.

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