Sanierung Keller wegen Wasserschaden

Hallo zusammen,

ich habe da mal ein paar Fragen. Bei dem Starkregen Ende Juli in Münster stand auch mein Keller unter Wasser. Jetzt hatte ich drei Trockenfirmen da, drei Sanierungsfirmen, Bauunternehmer, Fliesenleger usw. Jeder sagt etwas anderes. Wir haben letztes Jahr ca. 50 qm im Keller zum Wohnkeller umgebaut. Büro 12 qm, Schlafzimmer 30 qm, Bad 8 qm.

Wir hatten bisher nie viele Probleme mit Feuchtigkeit oder gar Nässe im Keller. An den neuen Räumen ist ein Kalk Zement Putz mit Silikatfarbe. Das Wasser kam aus der Wand im Sohlenbereich und durch Risse im Estrich im Boden. Die Experten meinten das sich einfach das Wasser durch den Verbundestrich gedrückt hat, evtl. aber auch durch Risse in der Sohlplatte kommen könnten, vermutlich aber weniger. Risse sind bisher nach Entfernung des Estrichs nicht zu sehen. Der Estrich auf 42 qm im Wohnbereich soll raus. Das Haus ist von 1972, also nur ein Bitumanstrich von außen, Lehmboden davor, Drainage war defekt usw. Das Wasser stand „nur“ ein paar cm hoch im Keller.

Jetzt wollen wir natürlich den Keller abdichten. Da wir aber bereits sehr viel Geld in Renovierungen gesteckt haben, wollen wir vieles selber machen. Beim Thema Estrich raushauen waren die meisten schon geteilter Meinung.
Wir haben uns dazu entschieden das zu machen. Das Ausbessern der Risse wäre auch sehr aufwendig, wir könnten jetzt einen besseren Estrich nehmen und auch eine schmale Bodendämmung einziehen. Die Kopfhöhe ist gerade mal 2m hoch. Der Estrich ist jetzt 5 bis 6 cm hoch. Daher wollen wir alles raushauen. Die Sanierungsfirmen haben uns auch bereits eine Bodenabdichtung empfohlen. Die wollen wir aber mit dem empfohlenen Material von Weber / Deitermann selber machen. Die wollen knapp 3000 € für den Boden haben.

Aber erst mal weiter im Text. Wir wollen möglichst alles von außen sanieren inkl. Perimeterdämmung. Diese Arbeiten wollen wir auch aus Kostengründen selber machen. Laut Forenberichten und Videos ist das nicht so schwer, Bekannte die das gelernt haben, haben das bestätigt und werden auch helfen.

Ein großes Problem ist, an einer Seite im Schlafzimmer ist eine Wand wo außen eine Terasse ist (ca. 7 m lang). Hier müssen wir wohl von innen abdichten und die Innen- und Außendämmung über eine Horizontalsperre per Mauerwerksinjektion abdichten. Diese Innenabdichtung und die Mauerwerksinjektion soll eine Fachfirma machen. Das beinhaltet auch die Abdichtung der Sohle und eine Schlämme über die ganze Wand. Das hat den Vorteil, das ich die Bodenabdichtung gut selber machen kann, weil mir an der Stelle / Seite die Hohlkehle usw. fertig gemacht wird. Außerdem stehen die Kollegen mir mit Rat und Tat zur Seite. Auf den andern aausßenseiten ist ja nichts zu beachten, da das ja von außen gemacht wird.

Die restlichen Seiten, insgesamt ca. 25 m rund um den Wohnbereich im Keller werden von außen gemacht. Der Lagerbereich im Keller wird weitestgehend vernachlässigt. Dort kam zwar teilweise auch Wasser rein, aber das ist nicht so wild, da kommen wir auch teilweise von außen nicht dran. Das machen wir dann beim nächsten Schaden

Was haltet Ihr von der Idee. Mein Vater war Maurer, ich kenne mich auch ein bissl aus. Eigentlich sollte das doch so ganz gut klappen, oder? Weitere Maßnahmen werden sein, die Drainage außen zu erneuern, am Wohnbereich an der Häuserwand eine ca. 30 cm Asche/ Kiesbahn zu machen, damit das Wasser sich nicht stauen kann. Ich denke dann haben wir schon viel gemacht, erhöhen das Wohnklima, dichten ab usw. und unter Anbetracht das wir sonst nie Wasser im Keller hatten ist das schon eine deutliche Verbesserung.

Mir wurde jetzt gesagt das, wenn ich außen die Perimeterdämmung anbringe, auch die 6 m Wand Innen per Innendämmung dämmen sollte. Aber da gehen die Meinungen weit auseinander. Zwei Seiten Außendämmung, eine Seite Innendämmung. Wie sieht das mit der Verlagerung des Taupunktes aus? An der Wand ist die Terasse, diese ist überdacht, bisher hat uns die Kälte der Wand nicht gestört. Sollen wir die Innendämmung lieber lassen, oder macht die Sinn?

Noch ein paar Rahmeninformationen. Der Keller ist ca. 1, 50 m im Erdreich, Im Sommer hatten wir eine recht hohe Luftfeuchtigkeit von ca. 80 bis 90 %. Haben viel mit einem Luftentfeuchter gearbeitet.

  1. Also, was haltet Ihr von dem Vorgehen, auch mit dem teilweise selber machen.
  2. Würdet Ihr an der Innenabdichtung ca. 14 qm eine Innendämmung von ca. 1000 € anbringen lassen (evtl. würden wir das aber auch selber machen, wird ja nur auf die vorbereitete Wand geklebt)
  3. Was für einen Estrich würdet Ihr auf dem Boden machen
  4. Würdet Ihr überhaubt den Boden abdichten, wenn ja wie? Vorgeschlagen von der Fachfirma Grundierung, dann Weber.tec Superflex D 24 ca. 4,5 kg/qm, dann doppelte PE Folie und dann Zementestrich
    => ich würde das wie gesagt gerne selber machen, dann auch mit der Grundierung, Weber.Tec, dann 2 oder 3 cm Styrodur Platte, dann dünnen Estrich. Empfolen wurde Gussasphaltestrich, den kann man schnell verarbeiten und dünn verlegen. Eigentlich soll der Aufbau nicht höher als 6 -8 cm betragen. geschätzt 1cm Weber.Tec, 3 cm Folie und Dämmplatten, 4 cm Estrich. Früher hatten wir für warme Füße einen teuren Korkboden verlegt. Jetzt würden wir aus Kostengründen und da wir ja dann die 2-3 cm Dämmplatten haben zu Linolium tendieren. Was haltet Ihr davon?

So vielen Dank schon mal. Ich bin für Vorschläge usw. immer offen. Danke.

Hallo „Cannon73“.
Ein derartig umfangreicher Text zur Beschreibung der AUsgangssituation ist für ein öffentliches Forum schon eine Herausforderung!
Wenn der Keller zum Wohnkeller umgebaut wurde, dann kann es nur so sein, dass auch der Fußbodenaufbau den damals aktuellen Bauregeln entsprechen musste.
Heißt: ein Estrich auf (Wärme)Dämmschicht.
Wenn das Wasser (und es handelte sich sicherlich nicht um Sauberwasser, sondern mit der entsprechenden Schmutzfracht) in die Dämmung eingedrungen ist, dann ist der Rückbau die einzige Möglichkeit, welche ich sehe.
Die Feuchtigkeit in der Dämmschicht wird sich in den toleranzkonformen Vertiefungen der Bodenplatte angesammelt haben. Durch entfeuchtete Warmluft kriegt man das nicht mehr mit einem verhältnisgerechten Aufwand geregelt.
Nur 2 Stichworte: verbleibende Restfeuchte und trocknungs- wie auch verrottungsbedingte Gerüche.

Wenn nun die Experten aussagen, dass es ein Verbundestrich sei, dann kann er nicht durch Wasser hinterlaufen worden sein.
Damit wäre eine Trocknung der Bauteile durch Kondensationstrockner notwendig.
Dass das andauern kann und mit erheblichen Energiekosten verbunden sein wird, sei hier nur am Rande angemerkt.
Ein Verbundestrich ist aber kein Estrich, der aus Räumen mit eingänglich untergeordneter Nutzung nun durch das Aufstellen von Tischen und Stühlen hieraus einen Wohnraum macht! Ist es tatsächlich ein Verbundestrich, gibt es auch überhaupt keinen Grund, diesen zurück zu bauen. Das wäre so unsinnig wie eine Carbidlampe als Fahrzeugbeleuchtung auf der Autobahn!
Eine Bauteiltrocknung wäre bei einem Verbundestrich sinnvoll und notwendig.
Der Rückbau des Estrichs dagegen nicht!

Mit der Bautrocknung werden auch die Wandflächen in das Verfahren einbezogen. Auch das wäre so in Ordnung.
Späteres Abdichten?
Grundsätzlich JA. Nur: Womit? Hier gelten (da Wohnbereich) die Bewertungskriterien gemäß dem AGBB-Schema. Da wird „die Luft schnell dünne“ bei den zugelassenen Systemen, die dabei noch feuchteabdichtende Eigenschaften aufweisen sollen.
Welches System da von Deitermann eingesetzt werden soll, ist für mich nicht klar.
Doch kein bitumengebundenes?? Das kann nicht sein.

Von Innenabdichtungen im Do-It-Yourself-Verfahren kann ich nur dringend abraten!
So einfach ist das keinesflls, denn man muss bei jedem Detail genau wissen, was man da tut - und warum man es tut.
Innendämmungen und Innenabdichtungen sind komplex.
Und eine von innen im Bauwerk augebrachte Abdichtung kann in keinem (!!) Fall von außen drückendes Wasser aufhalten.
Eine Dichtungsschlämme ist für den Bodenbereich gut, wenn sie im Verbund mit keramischen Fliesen eingebaut wird.
An Wandflächen muss einfach größte Skepsis in Hinsicht auf einen erwarteten Erfolg den Vorrang haben.
Eine Mauerwerksinjektion ist gleichfalls komplex hoch zehn.
Einfach aufbohren, die Packer setzen nd rein mit dem Harz ist keine Maßnahme, die zum Erfolg führen wird.
Restfeuchte, Feuchtigkeitsverteilung, Versalzung/Salzgehalt etc., alles muss aufeinander abgestimmt sein, soll es funktionieren.
Um es abzukürzen:
Eine Maßnahme, die ohne Zweifel sinnvoll ist, ist eine funktionierende Ringdrainage mit Kontrollöffnung.
Da kann man sich den übrigen „Zirkus ohne Erfolgsaussichten“ ersparen.
Merke: Rat und Tat sind gut! Aber sie ersetzen nicht die Gewähr dafür, dass das angestrebte Ziel auch erreicht werden kann.

Mein Credo:
Wer hier und da ein bisserl weiß, handwerklich geschickt ist, aber die Fachregeln und technischen Hintergründe nicht kennt, der wird möglicherweise als erstes um seine Ersparnisse und schon bald danach um seine Illusionen gebracht werden.
Ohne Scherz!
-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-
Du wirst um Fachfirmen und deren Kenntnisse nicht herum kommen!
Gruß: Klaus

hi,

  1. Würdet Ihr an der Innenabdichtung ca. 14 qm eine
    Innendämmung von ca. 1000 € anbringen lassen (evtl. würden wir
    das aber auch selber machen, wird ja nur auf die vorbereitete
    Wand geklebt)

Innendämmung ist Teufelszeug, dazu noch im Schlafzimmer. Calciumsilikatplatten (Klimaplatten) würden sich anbieten. Mit Styropor oder ähnlichem steigt die Schimmelgefahr.

  1. Was für einen Estrich würdet Ihr auf dem Boden machen

Solang es kein Anhydrit wird ist alles ok. Gußasphalt kann man nur schlecht selbst einbauen. Was die ‚trockenzeit‘ und die Dicke betrifft natürlich unschlagbar.

  1. Würdet Ihr überhaubt den Boden abdichten, wenn ja wie?
    Vorgeschlagen von der Fachfirma Grundierung, dann Weber.tec
    Superflex D 24 ca. 4,5 kg/qm, dann doppelte PE Folie und dann
    Zementestrich

Abdichten ja, auf jeden Fall.
Wenn D 24 zuverlässig gegen von Außen drückendes Wasser hilft, steht die Wand dennoch im Wasser. Eine Horizontalsperre müsste dann auch über der Bodenplatte erstellt werden (aber ist wohl auch so geplant).
Bei 4,5 kg/m² würde ich 4-5 mm Schätzen. 1 cm ist sehr reichlich. Laut Datenblatt ist zusätzlich eine Gewebeeinlage weber.sys 981 nötig.

Wenn die Drainage wieder Funktioniert sollte man aber auch mit einer Dichtbahn ala Katja auskommen, die dürfte hier den größten Nutzen bringen. Wenn man es natürlich einmal auf hat und die Arbeiten selbst durchführt kommt’s da nun auch nicht mehr drauf an.

Wir haben uns dazu entschieden das zu machen. Das Ausbessern der Risse wäre auch sehr aufwendig

Da würde man eher die fehlende Dämmung und die Isolierung als Grund nennen. Das beseitigen der Risse ist eher eine Kleinigkeit und bei Linolium mehr oder minder unnötig.
Wenn es nur ein Estrich auf Trennschicht ist, hat er bei dem alter sicher auch keine Randfuge, da bewegt sich eher nix.

grüße
lipi

Hallo,

Gleich vorweg: Mit Kellersanierung kenne ich mich nicht aus!

Aber was war die Ursache?

  1. War der Grundwasserstand so hoch, bzw. kam das Wasser von der Oberfläche und konnte dann nicht weg, weil die Drainage defekt war?

  2. Oder war es ein Rückstau aus dem öffentlichen (überlasteten) Abwasserkanal, der das Wasser durch die Drainage gegen euer Haus gedrückt hat?

Für 1. macht ihr ja die Drainage neu. Aber könnte auch der 2. Punkt die Ursache bei Euch sein? Wenn ja, habt Ihr an eine Rückstausicherung der Drainage, bzw allgemein an eine Rückstausicherung gedacht ?

MFG Alexander Kreis

Hallo und danke für die Antworten und sorry für den langen Text :wink: Aber es sind ja immer ausführliche Schilderungen gefordert.

Fußboden:

Wie gesagt, ich bin ziuemlich überfragt. Es handelt sich definitiv um Verbundestrich, die ersten 20 qm sind bereits raus. Hier wird von der Sanierungsfirma die mit Weber zusammenarbeitet eine Dickschlämme (ohne Gewebeband) vorgeschlagen in zwei Lagen ca. 4mm. Darüber soll dann die dünne Dämmschicht und dann „normaler“ Estrich.

Innenwandabdichtung und -dämmung: Hier habe ich derzeit das größte Problem. Putz bis oben ab, oben noch eine Gipsverkleidung der Rohre ab. Dann liegt der Türrahmen von einer Tür noch ziemlich direkt an der Wand. Die Fachfirma will den Putz entfernen, dann Dickschlämme drauf, Sanierputz auftragen und dann 30 mm IQ Therm 30 Dämmplatten von Remmers aufbauen. Problem ist in meinen Augen das ich an der Decke wegen der Kiste mit den Rohren und auch an der Tür nicht durchdämmen kann. Die Fachfirma stellte mir nur die Frage, wenn ich das nicht mache würde sich Kondenswasser an der Wand bilden, ob ich damit leben wolle. Ich wollte hier eigentlich hier nur eine Sohlabdichtung haben. Nur innen den Putz ca. 50 bis 80 cm hoch ab und unten die Hohlkehle versiegeln bis auf ide entsprechnde Höhe, die Papplage mit einbinden und gut ist. Das ich quasi eine Art Wanne auf dem Boden und bis ca. 50 - 80 cm an den Wänden habe. Dämmung im Raum halte ich auch nicht viel von. Wasser kann auch nur durch die Sohle drücken durch eventuelle Wasserläöcher, weil vor dieser Wand ja die überdachte Terasse ist.

Hier wäre dann allerdings fenau diese eine Seite ungedämmt. Muss ich denn wirklich die ganze Wand abdichten in dem Bereich. an der Innenwand? Das Wasser kam, wenn überhaupt an der Stelle bzw. in der Ecke durch die Wand.

Evtl. kommen wir sogar an der Ecke noch von draussen dran.

  1. Außendämmung

Außendämmung sollte eigentlich klar sein. Wir werden das halbe Haus aufbaggern und dann abdichten und Perimeterdämmung davor setzen.

Ich habe mir das gestern mal durchgerechnet. Wenn ich mir das Material über den günstigsten Onlinehändler bestellen würde, läge ich bereits bei ca. 7000 €.
Die Fachfirma würde alle arbeiten für ca. 12000 inkl. MwSt. durchführen. Und würde auch 5 Jahre Gewährleistung bekommen.

Ich glaube doch so langsam, das ich lieber alles abgebe und mich der Drainage usw. zuwenden werde :wink:

Achso zu einer Frage noch:

Wir haben vor einer Seite an unserem Haus einen Vorfluter. Der Stand randvoll und das Wasser konnte aufgrund der starken Regenfälle nicht weiter ablaufen. So hat das Wasser durch den Boden und durch das Gemäuer gedrückt.

Achso zu einer Frage noch:

Wir haben vor einer Seite an unserem Haus einen Vorfluter. Der
Stand randvoll und das Wasser konnte aufgrund der starken
Regenfälle nicht weiter ablaufen. So hat das Wasser durch den
Boden und durch das Gemäuer gedrückt.

Ok, dann wäre es sinnvoll, wenn sowieso aufgegraben wird, einen Kontrollschacht (Mit Sandfang) für die Drainage einzubauen in den man dann eine Tauchpumpe einsetzen kann. So kann man dann bei Starkregen, bzw. wenn der Boden um das Haus gesättigt ist die Drainage leerpumpen und so das Haus trockenlegen.
Es muss natürlich in diesem Fall eine Rückstausicherung nachgeschaltet werden, dass kein Wasser von der Entwässerungsanlage zurückdrückt. Diese Rückstausicherung wird aber in der DIN 1986 (Teil 100) sowieso bei Drainageanlagen defordert.

Viel Erfolg!

MFG Alexander Kreis