Guten Tag!
Es gibt Altarflügel, worauf die Heirat vom Heiligen Sebaldus zu sehen ist. Sebaldus ist im Jahr 740 gestorben. Seit wann dürfen Katholen nicht heiraten?
Danke
taboga
Hi,
bin katholisch, bin verheirated und es wäre mir echt neu, dass wir das nicht dürfen!
Grüße
Guten Tag!
Seit wann dürfen Katholen nicht heiraten?
Es gibt Umstände, da müssen sie sogar heiraten. Sonst wären die Katholiken doch schon längst ausgestorben.
Bedenke ausserdem, dass ein Heiliger zu Lebzeiten nicht unbedingt ein Priester gewesen sein muss.
Gruß
Torsten
Moin taboga,
was meinst du mit mit
Seit wann dürfen Katholen nicht heiraten?
Katholiken dürfen heiraten. Die Ehe ist sogar ein Sakrament. Oder meinst du warum kath. Priester nicht heiraten dürfen?
Das wird aus der Bibel abgeleitet. Zum ersten war Jesus nicht verheiratet.
Paulus vertrat schon die Auffassung,…:
"ist es für den Mann gut, wenn er keiner Frau sich naht (1Kor7,1-2)
er fordert zwar nicht ausdrücklich die Ehelosigkeit, bereitete aber den Boden.
Bis ins dritte Jahrhundert waren Priester wohl noch oft verheiratet - sofern es vor der Ordination war, ab der Synode von Elvira (rund 306) aber wurde auf Ehelosigkeit gedrängt.
Das Tridentinische Konzil (zwischen 1545 und 1563) verwortete dieses dann ins Dogma der kath. Kirche - sie drohte bei Zuwiderhandlung mit Kirchenbann. Seitdem ist das Zölibat (die Ehelosigkeit, nicht ausdrücklich die Enthaltsamkeit) mehrmals bekräftigt (Neuner- Roos 743, 744).
Übrigens hat auch Luther betont, dass „keine Ehepflicht ohne Sünden geschieht“
Laut Wiki war Sebaldus (sollte es ihn gegeben haben) nicht verheiratet sondern löste seine Verlobung um Einsiedler zu werden http://de.wikipedia.org/wiki/Sebaldus_von_N%C3%BCrnberg
Gruß…lux
Hallo Taboga,
der Zölibat für sog. Weltgeistliche (mit Ausnahme der Subdiakone) wurde erst auf der Lateransynode 1139 nach einer längeren Übergangsphase endgültig als allgemeinverbindlich durchgesetzt.
Von den (heute obsoleten) politischen Implikationen einmal abgesehen war der Grund dafür ein typisches archaisches Reinheitstabu - der Priester, der im eucharistischen Gottesdienst die Vasa Sacra (‚heilige Gefäße‘) berührt, muss sich an diesem Tag des Geschlechtsverkehrs enthalten. Dies sollte durch den Zölibat sichergestellt werden.
Es geht dabei natürlich nicht um die Gefäße selbst, sondern darum, dass diese wiederum mit dem Brot und Wein in Berührung kommen, die durch die Konsekrierung auf magische Weise in Leib und Blut Christi verwandelt wurden.
Der ‚Zwang‘ zum Zölibat (bzw. dessen theologische Begründung) ergab sich erst aus Einführung der täglichen Eucharistiefeier. In der orthodoxen Ostkirche ist eine tägliche Eucharistiefeier nicht üblich, der Pope kann daher heiraten und muss sich nur an seinen ‚kritischen Tagen‘
des Geschlechtsverkehrs enthalten.
Freundliche Grüße,
Ralf
Von den (heute obsoleten) politischen Implikationen einmal
abgesehen war der Grund dafür ein typisches archaisches
Reinheitstabu …
Daneben gab es auch okonomische Gründe. Und es bleibt die Frage, weshalb dann kein Keuschheitsgelübde abgelegt wurde. Denn bis heute wird es für den Priester erst eng, wenn er heiraten möchte, nicht aber, wenn er ein Kind zeugt…
In der orthodoxen Ostkirche ist eine tägliche Eucharistiefeier
nicht üblich, der Pope kann daher heiraten
Das stimmt nur zum Teil. Er kann er verheiratet sein (wenn er bereits vor seiner Weihe geheiratet hat), nicht aber im Diakonen- oder Priesterstatus heiraten.
Ähnliches gilt übrigens auch in der kath. Kirche. Verheiratete Männer können zum Diakon geweiht werden, geweihte Diakone dürfen aber nicht mehr heiraten. Es gibt auch Fälle, in denen z.B. ein verheirateter evangelischer Pfarrer konvertiert und anschließend in das Priesteramt übernommen wird. Spätestens hier zeigt sich, daß der Gedanke der kultischen Reinheit, der im Zusammenhang mit der Eucharistiefeier neutestamentlich schwer begründbar ist, zumindest heute keine große Rolle mehr spielen dürfte.
Gruß, Martinus
Sorry
bin katholisch, bin verheirated und es wäre mir echt neu, dass
wir das nicht dürfen!
Ja. Entschuldigung. Ich meinte natürlich die Geistlichen. Ich kenne die Titel dieser Kleriker nicht.
Hi!
In der orthodoxen Ostkirche ist eine tägliche Eucharistiefeier
nicht üblich, der Pope kann daher heiraten
Das stimmt nur zum Teil. Er kann er verheiratet sein (wenn er
bereits vor seiner Weihe geheiratet hat), nicht aber im
Diakonen- oder Priesterstatus heiraten.
Mir scheint, zumindest in der Griechisch-orthodoxen Kirche ist die Heirat Voraussetzung für die Zulassung zur Priesterweihe (natürlich nur für die Weltpriester).
Weil aber für die höheren Ämter (auch in der Russischen Kirche) die Ehelosigkeit vorausgesetzt wird, rekrutiert sich die Führungsschicht aus den Mönchen, die dadurch deutlich eine elitäre Gruppe darstellen. Wahrscheinlich ist das nicht historisch bedingt, sondern man wertet die Ehelosigkeit da Auszeichnung, als „um des Himmelreiches willen“ (NT, Stelle nicht parat) gewählt.
Schönen Gruß!
Hannes
katholische Priester
Oder meinst du warum kath. Priester nicht heiraten dürfen?
Hallo! Natürlich meine ich die Priester. Entschuldigung.
Das wird aus der Bibel abgeleitet. Zum ersten war Jesus nicht
verheiratet.
Paulus vertrat schon die Auffassung,…:
"ist es für den Mann gut, wenn er keiner Frau sich naht
(1Kor7,1-2)
Das ist ja interessant. Ich war der Meinung, dergleichen würde in der Bibel nirgends zu finden sein. Das hätten die Geistlichen im Vatikan mal so beschlossen. Dankeschön!
Laut Wiki war Sebaldus (sollte es ihn gegeben haben) nicht
verheiratet sondern löste seine Verlobung um Einsiedler zu
OK. Wir haben hier in der Stadt einen Altarflügel, worin ein Bild im Führer mit der Eheschließung des Sebaldus beschrieben wird und ein anderes Bild den Abschied von der Braut darstellen soll. Danke für deinen Hinweis.
Zöllibat wegen Anhäufung an Reichtum
war der Grund dafür ein typisches archaisches
Reinheitstabu -
Ich hatte bisher aus irgendwelchen Quellen erfahren, das Zöllibat würde eingeführt worden sein, damit man das Vermögen nicht weitervereben kann, sondern damit gesichert ist, dass vorhandenes Kirchenvermögen auch in der Kirche bleibt. Entschuldige die Wortwahl aber ich kenne die Fachbegriffe nicht.
LG
taboga
Hallo,
Oder meinst du warum kath. Priester nicht heiraten dürfen?
Das wird aus der Bibel abgeleitet. Zum ersten war Jesus nicht
verheiratet.
aber er hat die Ehelosigkeit nicht hoch gehalten oder empfohlen.
Oder habe ich da was übersehen ?
Paulus vertrat schon die Auffassung,…:
"ist es für den Mann gut, wenn er keiner Frau sich naht
(1Kor7,1-2)
Man sollte dann besser 1.Kor.7,1-11 ganz lesen
Das Zölibat ist weder biblisch begründet noch ein Dogma.
(was „Dogma“ ist ergoogle Dir mal selbst, da wird viel Quatsch
verbreitet)
er fordert zwar nicht ausdrücklich die Ehelosigkeit, bereitete
aber den Boden.
Das ist eher teils richtig.
Übrigens hat auch Luther betont, dass „keine Ehepflicht ohne
Sünden geschieht“
Welche Einstellung eigentlich vom „Paulusanhänger“ Luther
unverständlich ist.
Paulus hat sehr wohl differenziert.
Wenn er die Ehelosigkeit empfohlen hat so war dies auch aus der
damaligen Sicht der „Endzeiterwartung“ zu verstehen, welche damals
ziemlich nahe gedacht war.
Paulus wäre nicht so blöd, bei anderer „Erwartung“, Ehe als nicht
wünschenswert zu propagieren.
Es hat -im Gegenteil- die Sexualität an sich den Eheleuten
anempfohlen in dem er mahnte „enthaltet einander nicht …“
Der volle Einsatz eines „Missionars“, mit Reisen, Gefahren und Verfolgung war wohl mit Ehe und Familie nicht so recht vereinbar.
Es ist richtig, daß Ehelosigkeit der Priester auch aus der Schrift
des NT - durch Selektion - (fehl-) interpretiert wurde.
Die orthodoxen Kirchen (und auch einige der innerhalb der kath.Kirche
„Unierten Kirchen“) interpretieren dies so nicht.
Die kath.Kirche hat dann damit auch keine Schwierigkeiten.
Gruß VIKTOR
Das Zölibat ist weder biblisch begründet noch ein
Das Zölibat ist weder biblisch begründet noch ein Dogma.
Also doch. Da haben wir’s doch. Also doch eine Anhäufung an Reichtum.
Gruß
taboga
Hallo Martinus,
Von den (heute obsoleten) politischen Implikationen einmal
abgesehen war der Grund dafür ein typisches archaisches
Reinheitstabu …Daneben gab es auch okonomische Gründe.
den ökonomischen Aspekt sehe ich im politischen Aspekt mit inbegriffen und eher nachrangig (nicht unabhängig „daneben“). Natürlich spielte die direkte Verfügungsgewalt Roms über das Kirchengut bzw. dessen Sicherung spätestens seit Gregor VII. eine wichtige Rolle in der päpstlichen Politik. Aber dies hatte vorrangig machtpolitische Gründe, nicht ökonomische.
Und es bleibt die
Frage, weshalb dann kein Keuschheitsgelübde abgelegt wurde.
Weil nach katholischem Kirchenrecht eine Ehe, deren Vollzug ausgeschlossen ist, ungültig bzw. nichtig ist. Hier liegt ein sog. Konsensmangel vor. Vgl. CIC Can. 1096 und 1101.
In der orthodoxen Ostkirche ist eine tägliche Eucharistiefeier
nicht üblich, der Pope kann daher heiratenDas stimmt nur zum Teil. Er kann er verheiratet sein (wenn er
bereits vor seiner Weihe geheiratet hat), nicht aber im
Diakonen- oder Priesterstatus heiraten.
Okay … anders gesagt, gemäß den Beschlüsse des 2. Trullanum (Quinisexta) von 691 dürfen Verheiratete zu Lektoren, Subdiakonen (niedere Weihegrade), Diakonen und Presbytern (höhere Weihegrade) geweiht werden. Lediglich der höchste Weihegrad (Bischof) ist Ledigen vorbehalten. IdR sind dies Ordensgeistliche, die ohnehin ein Keuschheitsgelübde abgelegt haben. Selten Witwer - ausgeschlossen ist dies allerdings nicht. Jemand mit einem höheren Weihegrad (Diakon oder Presbyter) darf nicht mehr heiraten, das muss er halt vorher erledigen. Was die gängige Praxis ist.
Ähnliches gilt übrigens auch in der kath. Kirche. Verheiratete
Männer können zum Diakon geweiht werden,
Richtig, gem. CIC Can. 1042 ist dies ein sog. „einfaches Hindernis“. Dispens ist grundsätzlich gem. CIC Can. 1047 möglich wenn auch sehr selten.
Spätestens
hier zeigt sich, daß der Gedanke der kultischen Reinheit, der
im Zusammenhang mit der Eucharistiefeier neutestamentlich
schwer begründbar ist, zumindest heute keine große Rolle mehr
spielen dürfte.
Nun, der Punkt war nicht, ob und wie das Reinheitstabu neutestamentlich begründet werden kann (grundsätzlich hast Du natürlich hier recht). Dass es existiert, zeigt die Bestimmung in der orthodoxen Kirche, dass verheiratete Geistliche sich am Tag des Messopfers des Beischlafs enthalten müssen. Ob eine entsprechende Bestimmung in der katholischen Kirche existiert, weiss ich nicht - es dürfte angesichts der sehr geringen Anzahl mit Dispens verheirateter Priester, die eucharistische Weihehandlungen vornehmen, kein großer Bedarf für eine offizielle Regelung existieren. Das dürfte der Beichtvater so nebenher mit erledigen.
Was das „zumindest heute keine große Rolle mehr spielen dürfte“ angeht, so glaube ich eher, das die Verteidiger des Zölibats sich scheuen, öffentlich mit der kultischen Unreinheit von Frauen für ihre Position zu argumentieren und lieber den alten Paulus o.a. vorschieben.
Freundliche Grüße,
Ralf
Hallo,
Also doch. Da haben wir’s doch. Also doch eine Anhäufung an
Reichtum.
nicht, dass ich der katholischen Kirche unterstellen würde, ökonomische Überlegungen lägen jenseits ihres Horizonts - aber dieses Argument (wenn es denn je eines von Bedeutung gewesen sein sollte) hat sich spätestens seit dem Tridentinum erledigt. Also vor 450 Jahren.
Dass die katholische Kirche angesichts des Mangels an Priesternachwuchs einen seit 450 Jahren toten Gaul unbedingt weiter reiten will - so konservativ sind nichtmal die …
Gruß,
Ralf
Tri - was? Ich kapiere gar nichts!
tut mir leid, lieber Tychiades! So weit reicht mein Wissen nicht. Ich verstehe nur die einzelnen Wörter - und nicht mal die alle - aber nicht den Zusammenhang.
Grüße
taboga
Hi,
dazu findest Du im Wikipedia u.a. auch geschichtliche Hintergründe
http://de.wikipedia.org/wiki/Z%C3%B6libat
Tridentinum = Konzil von Trient, 1545 - 1563. Neuorganisation der katholischen Kirche als Antwort auf die Reformation.
Mal anders gefragt - wie sollte denn konkret der Zölibat einer „Anhäufung von Reichtum“ dienen?
Der politisch-ökonomische Effekt, von dem ich geschrieben habe, war der, dass damit eine Vererbung von Kirchenlehen schon im Ansatz verhindert wurde. Ein Prozess, der sich bei weltlichen Lehen sehr schnell durchgesetzt hatte und der über kurz oder lang wahrscheinlich dazu geführt hätte, dass aus vielen Kirchenlehen weltliche Lehen geworden wären oder doch zumindest, dass dieses Kirchengut der Kontrolle Roms entzogen worden wäre. Die Durchsetzung des Zölibats diente also allenfalls (nebenbei) einer Besitzwahrung der Kirche, nicht der Besitzmehrung. Ein nennenswertes Problem hatte dies allerdings auch zu Zeiten, in denen der Zölibat noch nicht allgemein durchgesetzt war, nie dargestellt und der niedere Klerus (der massiv vom Eheverbot betroffen war) hatte eh nichts zu vererben.
Eher von Bedeutung ist, dass die kirchliche Reformbewegung des 10. und 11. Jahrhunderts, zu deren Hauptanliegen die Bekämpfung von Simonie (Käuflichkeit kirchlicher Ämter) und Priesterehe gehörten, von Klöstern (Cluny, Gorze, Hirsau …) ausging - also von Männern, die sich bewusst für ein zölibatäres Leben entschieden hatten und darin ein christliches sittliches Ideal sahen.
Wenn es bei der Reformbewegung um die „Anhäufung von Reichtum“ gegangen wäre, hätte man nicht die Simonie bekämpft - die war nämlich eine bedeutende Einnahmequelle des hohen Klerus.
Freundliche Grüße,
Ralf