Sanktionen und Schiffsverkehr

wird es, keine Sorge, und daher der allgemeine Aufruf zurück zum Thema „mehr Schiffsverkehr weltweit ?“ zu kommen und weitere off-topic-Diskussionen einzustellen (bzw. in den thematisch passenden Brettern zu führen), siehe Netiquette bzw. Nutzungsbedingungen :wink:

Danke

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Eine Verringerung des Schiffsverkehrs kann ausgeschlossen werden. Die Lieferengpässe aufgrund der Corona-Pandemie gab es schon vor dem Ukrainekrieg und es wird noch Jahre dauern, bis dieser Rückstand aufgeholt ist. Eine ungewöhnlich starke Steigerung (gemessen an der langjährigen Entwicklung) kann es auch nicht geben, weil die Kapazität bereits am Limit ist und zusätzliche Schiffe erst einmal gebaut werden müssen. Die Sanktionen werden daran nichts ändern - es sei denn sie werden so weit getrieben, dass es zu einer weltweiten Rezession kommt. Die Tatsache, dass der Öl- und Gashandel immer noch weiter läuft, macht letzteres aber eher unwahrscheinlich. Niemand ist an einer weiteren Weltwirtschaftskrise interessiert.

Für was denn? Für seine Exporte von Elektronik, Südfrüchten, Haushaltsgeräten und Automobilen?Russland ist ein Dritte-Welt-Land, das zufälligerweise über riesige Rohstoffvorkommen verfügt.

Was ist das denn für ein wirres Gerede? von welcher „US-Gängelung“ redest Du und warum und inwieweit sollte sich Russland gegen den Dollar stemmen? Wenn Russland auch weiterhin irgendwelches Zeug importieren will, ist es dringend auf Dollar angewiesen, weil niemand Rubel haben will und es den COMECON nicht mehr gibt.

Der Dollar wurde nicht die wichtigste Währung der Welt, weil irgendjemand die Welt dazu gezwungen hätte. Es war die Währung des Landes mit der stärksten Wirtschaft, es war eine stabile Währung und eine, die frei gehandelt werden konnte. Die einzige Währung, die neben dem Dollar eine nennenswerte Rolle spielte, war die D-Mark und ist seit rd. 20 Jahren der Euro. Und weil der Dollar Reservewährung war und ist, werden viele Rohstoffe in Dollar gehandelt. Mit Zwang, Druck oder dergleichen hat das nichts zu tun.

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Ein Dritte-Welt-Land mit bemanntem Zugang zum All? Es ist wenig hilfreich hier von einem Extrem ins andere zu fallen! Dass Russland Hochtechnologie importiert, heißt nicht, dass es nichts allein auf die Reihe bekommt und keine Exportgüter anzubieten hat. Europa ist auch auf Technologieimporte aus den USA oder China angewiesen (z.B. für 5G). Deshalb gehören wir noch lange nicht zur Dritten Welt.

Oder auf Öl. Es gibt genügend Staaten die bereit sind, sich mit Öl bezahlen zu lassen, das sie dann selbst verbrauchen oder für Dollars weiter verkaufen können. Davon profitieren beide Seiten - insbesondere durch die derzeit hohen Energiekosten. Welche Auswirkungen das für den Schiffsverkehrt hätte, würde davon abhängen, um welche Länder es sich handelt und wo sie vorher ihr Öl gekauft haben.

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Der Zugang zum All findet i.W. mit Technologie statt, die aus den 60ern und 70ern das Licht der Welt erblickte. Russland exportiert praktisch nur Rohstoffe. Die einzige Nische, in der Russland überhaupt messbar etwas exportiert (immerhin 2,5% der gesamten Exporte), sind bestimmte Turbinen für Kraftwerke, die vom Volumen her in etwa den deutschen Exporten nach Surinam entsprechen bzw. 1/100 von dem, was Deutschland an Maschinen exportiert.

Richtig. Bei uns liegt das BIP/Kopf auch nicht auf dem Niveau von Bulgarien oder den Seychellen. Wir sind Hochtechnologiestandort und exportieren Maschinen, Chemieprodukte und Kraftfahrzeuge und nicht das, was man aus dem Boden holen und außer Landes karren kann. Russland unternimmt auch nichts, um daran etwas zu ändern - im Gegensatz zu Ländern, die eine viel schlechtere Ausgangslage hatten und überhaupt keine anderen Produkte außer Gas, Öl und Sand.

Russland ist weder Rechtsstaat noch ein funktionierender Sozialstaat, die Korruption ist hoch, das Land wird von Oligarchen und Kleptokraten beherrscht, das Bildungssystem dient zu einem Gutteil der Indoktrinierung und nicht der zukunftsgerichteten Ausbildung junger Menschen, Letzten Endes würden wir hier über den Kongo und Russland die ähnlichen Worte verlieren, wenn Russland nicht so etwas ähnliches wie unser Nachbar wäre und es den Kalten Krieg nicht gegeben hätte, der eben zu Atomwaffen und Weltallerkundung geführt hat.

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Hallo,

Danke für den themenbezogenen, informativen Beitrag.
Mir war nicht klar, dass die Tansportkapazitäten per Schiff bereits jetzt am Limit sind.

Gruß,
Paran

Hier werden die Einkünfte Russlands aus fossilen Brennstoffen ins Verhältnis zum BIP gesetzt und auch die Bedeutung für den Staatshaushalt dargelegt:
Hanno Lustig auf Twitter: „1/the Russian government’s oil gas and revenue accounted for 35% of the Russian :ru: federal government revenue in 2021 (and 23% of GDP). the government’s oil and gas revenue are 2.5 times the size of the defense budget.“ / Twitter

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Genauso wie z.B. Australien. Ist das auch Dritte Welt? Ich weiß nicht, worauf Du hinaus willst. Einen Bezug zum Thema kann ich jedenfalls nicht erkennen.

Das beantwortet deine Frage nach dem Unterschied zwischen Russland und Australien.

Die Kapazitäten sind, im weitesten Sinne, seit 2020 am Limit.

Im weitesten Sinne, weil ein großer Teil des Problems Container an der einen Ecke fehlen und an der anderen händeringend gesucht werden. Dazu sind gerade die Schiffe a) extrem unpünktlich (nur cam 30% der Fracht kommt pünktlich wie im Schedule vorhergesagt an) und b) hat sich die Laufzeit deutlich verlängert.

Zur Zeit, so seit ca Weihnachten, gibt es eine leichte Entspannung in den Frachten ex China, es dauert aber noch lange, bis die Container Reallocation komplett durch ist (und da reden wir nicht von unvorhergesehenen Sachen wie Hafenschließungen wegen Covid).

Allerdings werden bis 2024 so einige große Schiffe fertig, wie weit dafür kleine aus der Rotation genommen werden, kann ich noch nicht sehen. Auch Containerequipment wurde in den letzten 2 Jahren viel geordert und wird fertig.

Erstaunlicherweise hat der Krieg und die Sanktionen auf die Seefracht positive Auswirkungen, es werden Containerkapazitäten, die sonst gen RU gegangen wären, frei und erleichtert etwas die Reallocation.

Ich könnte das hier jetzt noch stundenlang ausführen, aber das ist dann sicherlich etwas zu viel :wink:

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Ich reagierte nur auf die Einlassung von Pesertilie, die wohl so etwas sein sollte wie ein Hinweis auf die erhebliche Bedeutung Russlands für den internationalen Handel oder so.

Siehe oben.

Russland ist einer der größeren Waffenexporteure der Welt. Allerdings widersprechen sich meine Quellen. Die Seite hier listet für 2020 praktisch keine Waffenverkäufe (ca. 180 M$):

Während hier von 3203 M$ die Rede ist:

Trotzdem hast du im Prinzip recht - das meiste ist eindeutig primärer Sektor.

Dafür spricht unterm Strich sehr wenig. Im Gegenteil - ein großer Teil der Probleme Russlands beruht ja grade darauf, dass man am Wettrüsten teilgenommen hat. Die USA konnten sich das sehr viel besser leisten als die Sowjetunion.

Das Problem ist gar nicht so sehr das Material. Das eigentliche Problem dürfte sein, dass in Russland niemand mehr so richtig versteht, wie man Krieg führt.

Ein großer Teil der Verluste beruht ja darauf, dass Waffensysteme falsch eingesetzt werden (Panzer ohne Verband), beziehungsweise, dass die es offenbar keinen Plan B gab, nachdem der Angriff auf Kiew scheiterte. Eine 60 km lange Kolonne von Fahrzeugen ist aus taktischer Sicht so ziemlich das Dümmste was man tun kann - trotzdem gab es das.

Interessant finde ich in diesem Zusammenhang die weitgehende Abwesenheit der russischen Luftwaffe. Es könnte natürlich auch hier sein, dass die schlicht so marode ist, dass man sie nicht einsetzen kann, aber es gibt auch Analysten, die vermuten, dass Russland niemanden hat, der die groß angelegten Operationen planen kann, die man bräuchte um die Luftabwehr der Ukraine auszuschalten.

Asymmetrische Kriege wie der Krieg in Tschetschenien, Georgien oder Syrien bereiten einen nur schlecht für den Kampf gegen einen zahlenmäßig und mittlerweile auch technisch ebenbürtigen Gegner vor.

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Endlich eine Antwort, die das Thema trifft.
Danke!:wink:

da der Thread trotz des Aufruf, sich auf die Ursprungs-Frage „mehr Schiffsverkehr weltweit ?“ (und Brett-konform dessen wirtschaftswissenschaftliche Aspekte) zu fokussieren, immer mehr ins o.t. abdriftet: closed