Sauerteig

Liebe ExpertInnen,

ist Sauerteig nicht mehr Sauerteig? Gibt es sowas wie „Fabriksauer“? Immer öfter, wenn ich nach einem Sauerteigbrot frage, bekomme ich ein Brot, das nicht nach Brot, sondern nach Essig riecht, das mir unter dem Buttermesser zerbröselt, das am nächsten Tag nach nassem Stroh und am übernächsten nach trockenem Stroh schmeckt. Der Tip, das Brot noch am gleichen Tag zu essen, hilft mir nicht weiter: Da ich von einem Laib runtersäbeln möchte, ist mir mit Schusterjungen (etwa so groß wie zwei Semmeln) nicht gedient.

Weil ich schon mal am Jammern bin: Mit den Brezen ist es nicht besser. Überall wachsen die Brezenöfen aus dem Boden, in die ein weißer Mehlwurm aus dem Frost geschmissen wird, der nach 5 Minuten als käsiger Mehlwurm herauskommt - warm, kein Geschmack, kein Biss, klebt an den Zähnen. Was zum Deibel wird uns denn da verkauft, das hat doch mit einem Brezenteig nichts mehr zu tun! Wer weiß was? Wer kennt einen Bäcker, der sich solche Fragen stellen lässt?

Danke für jede Antwort!

ich finde auch das Brot ständig schlechter wird. Wenn ich dran denke wie Brot früher geschmeckt hatt… Gilt übrigens auch für Brot vom Bäcker, von den Ketten brauchen wir gar nicht sprechen. Dafür haben sie die Preise frech erhöht wobei ich durchaus bereit wäre das zu bezahlen wenn die Qualität stimmen würde.
Gruß
Stefan

Hallo,

na dann schau dir dir doch mal den Unterschied der Produktion beim Bäcker im Vergleich zur Fabrik heute an. Kaum ein Bäcker ist noch wirklich selbständig. Vielfach handelt es sich um Filialunternehmen mit nur einer „echten“ Bäckerei und jeder Menge Läden mit Backofen. In der Bäckerei werden Fertigmischungen verarbeitet, die du auch im Supermarkt kaufen und selbst in den Ofen schieben könntest, und in den Filialen werden nur noch Teiglinge in den Konvektomaten geschoben (nichts anderes als die Teiglinge die ich auch im Supermarkt als TK-Ware bekomme. Nun werden diese Teiglinge aber mitnichten immer wenigstens in der eigenen Bäckere (aus den Teigmischungen) hergestellt, sondern oft sogar fertig zugekauft. Eine Kette in Hannover z.B. importiert sie aus Tschechien, weil es billiger als eine Eigenproduktion ist und heute offenbar nur noch der Preis zählt. Und auch die unabhängigen Bäcker sind aufgrund des Preiskampfes gezwungen sich mehr und mehr Genossenschaften oder Großhändlern anzuschließen und arbeiten ebenfalls mit Teiglingen und Backmischungen, weil anders die heute gewünschte Sortenvielfalt für den Bäcker an der Ecke überhaupt nicht zu leisten wäre.

Also frage ich dich, wo soll da der Unterschied zum Fabrikbrot oder den selbst aufgebackenen Backmischungen oder Teiglingen herkommen. Der einzige Unterschied ist doch der bessere Ofen und das perfekte Timing.

An meinem letzten Wohnort hatte ich noch einen richtigen Bäcker. Der hat offenbar genug Geld, ist Idealist und öffnete nur an drei Tagen. Da gibt es ausschließlich von Grund auf selbst hergestellte Ware. Die Auswahl ist klein aber fein (mmh, Malzbrötchen, sie fehlen mir), es gibt nicht mal einen Laden, verkauft wird direkt in der Backstube, da ist auch für Geheimnisse und Mauscheleien kein Platz. Viele Leute mit Allergien kaufen dort ein, weil er auch auf Bestellung spezielle Rezepte für den ein oder anderen Allergiefall hat. Und obwohl der Laden spätestens um 11:00 immer vollkommen leer gekauft ist, wage ich zu bezweifeln, dass der gute Mann so tatsächlich Geld verdienen kann, eben ein Idealist, und von denen haben wir leider nicht genug.

Wir sind aber meiner Meinung nach selbst schuld. Wir wollen die große Vielfalt, die nur Fabriken bieten können und sparen wo wir können. Da kann ein handwerklich arbeitender Betrieb einfach nicht mithalten.

Gruß vom Wiz

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Keine Hofpfisterei in der Nähe?
Hallo Drambeldier,

schau doch mal, ob du nicht an Pfister-Brot rankommen kannst. Sie backen wirklich noch mit Natursauer und Hefe und Mehl aus ökologischem Anbau.
Für mich mit das beste Brot, was man (zumindest hier in Bayern) kriegen kann.
http://www.hofpfisterei.de/index.html

Grüße
Uschi (Bäckerstochter…)

Hi,

unser Brot stammt aus zwei Quellen:

  • Unserer Brotbackmaschine, die mit Zutaten aus ökohydraulischem Anbau gefüttert wird (Mehl wirs selber gemalen)

und

  • Brot aus diversen Bioläden oder Lebensmittelkooperativen.

Als Notnagel, falls mal alles Brot vertilgt worden sein sollte, gibt es noch eine Packung Knäckebrot, irgendwo im Vorratschrank.

Bei direkten Vergleichen von Brot, das nachweislich mit Natursauer gebacken wurde und solchem aus unserer Dorfbäckerei konnte jeder blind feststellen, was was war und es gab niemanden, dem das ‚Bäckerbrot‘ besser schmeckte.

Gandalf

Hallo,

ist Sauerteig nicht mehr Sauerteig? Gibt es sowas wie
„Fabriksauer“?

Genau, das Zeug heisst „Kunstsauer“ und wird eingesetzt, damit die Brotproduktion nicht mehr arg so lange dauert wie mit Natursauer. Kunstsauer wird aus Zitronen- und Milchsäure, Emulgatoren, Phosphaten und so fort… hergestellt - also chemisch. Und genau so schmeckt das Brot auch.

Leider haben auch die kleinen Backstuben um die Ecke entdeckt, dass Kunstsauer billiger zu verarbeiten ist, weil es einfach viel schneller geht und das Brot dann auch immer gleichbleibender „Qualität“ ist. Soviel zum Thema Bäckerkunst.

Wir haben hier um die Ecke einen Biobäcker, der noch mit Natursauer backt und das schmeckt man auch. Vielleicht findest du einen solchen ja auch bei dir in der Nähe.

Gruß
Xelya

Und von denen einen Frankenlaib!(owT)
G.
A.B.

Hallo!
Ich stimme Dir voll und ganz zu und könnte die Liste noch um Beispiele erweitern.
Das ist der Grund warum ich seit Jahren regelmäßig zusätzlich mein Brot selbst backe, so alle vier Wochen zwei Stück á 1,2 kg.
Und das mit selbst gemachtem Sauerteig. Geschmack, Kruste, Krume, Schnittfestigkeit und Haltbarkeit sind sehr gut. Klar, das kostet mich ein paar Stunden Arbeit und Vorbereitungen (Sauerteigansatz), aber das Ergebnis ist es Wert.
Es gibt da noch eine Besonderheit: Da ich auf die BE achten muß ist mein Brot sehr Ballaststoffreich und hat ca. 39 g/BE und ist entsprechend kalorienarm.
Versuch es mal, es lohnt sich!
Mit freundlichen Grüßen
Alexander Berresheim

Sauerteig ansetzen-wie?
Hallo Alexander!

Als erfahrenen Brotbäcker möchte ich Dich fragen: wie setzt Du den Sauerteig erfolgreich an? Bei mir hats bislang nicht geklappt und ich habe verzweifelt aufgegeben. Und dann noch: ist Dein Brotrezept geheim oder würdest Du auch das noch preisgeben?

Es grüßt der Sauerteigunerfahrene Schwabe

Tut mir leid, ich war über Pfingsten im Ausland. Ich melde mich in den nächsten Tagen per EM.
Gruß, Alexander Berresheim

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