Liebe Ricarda,
ich möchte das nicht so pathetisch sehen.
War auch gar nicht pathetisch gemeint - und schon gar nicht esoterisch oder so. Ich sehe meine Arbeit als Plastiker durchaus auch als schlichtes Handwerk und mich umflutet auch nicht die „Aura des Künstlers“, die vielen meiner Kollegen das Hirn vernebelt…
Was ich mit dem „Hinausgehen“ meinte sollte heißen: Mit der Idee auch in die Distanz zu gehen, um sie von einem anderen Ort, also quasi von Ferne noch einmal zu betrachten und zu überprüfen. Ein paar Leute hier haben sich ja im ALK-Brett über meine Aussage lustig gemacht - das sei ihnen unbenommen. Aber wenn man nicht nur hin und wieder ein nettes Blumen-Aquarellchen malt, um es der Oma zum Geburtstag zu schenken, ist Kunst körperliche, geistige und seelische Schwerstarbeit. Ich habe zum Jahresende ein großes Ausstellungsprojekt und bin im Konzeptionsprozess, weil ich es mir eben nicht leisten kann, aus dem Bauch heraus fröhlich loszukneten…
Wenn ich ein Bild
malen will, dann drücke ich mich so lange vor der Arbeit, bis
ich sie im Geist schon gemacht habe. Auch dann ist es noch
schwierig, den richtigen Moment zum Beginnen zu finden.
Als Plastiker muss ich so viele technische Vorarbeiten leisten, dass ich damit so anfangen kann, als müsse ich einen Zaun aufstellen *g…
Ich überliste mich inzwischen damit, dass ich mir alles, was ich
brauche zurechtlege und irgendwo plaziere,wo ich es nicht mehr
übersehen kann (Esszimmertisch oder so was).
Bei mir steht das ganze Material immer vor meiner Nase, da ich mir z.Zt. kein Atelier leisten kann - das passt mir gar nicht so sehr…
Dann nehme ich
mir innerlich zwei Tage frei und lege los - da gibt es dann
kaum eine Unterbrechung - Wenn das Werk dann fertig ist, habe
ich meinen Termin eingehalten, der Kunde ist zufrieden - und
ich sitze imer noch da und frage mich, ob ich es nicht besser
gekonnt hätte…
Dazu ein Zitat der von mir sehr verehrten Louise Bourgeois:
„Die Kunst ist ein Versuch der Breiung, welche man niemals erreicht. Aus diesem Grund ist die Kunst niemals vollendet.“
(Wobei ich hier das Wort „Befreiung“ auch arg pathetisch finde…)
Na, ich glaube nicht so richtig, dass das eine erquickende
Antwort auf Deine Frage ist…
Ich hab’ mich sehr über Deine Zeilen gefreut… Dachte schon, das wäre von niemandem von Interesse *seufz
Ich denke mal, wie das "Schaffen " beschaffen ist, hängt sehr von der Person ab, die „schafft“.
Genau so isses…
Trotzdem frohes Schaffen
Wünsche ich Dir auch,
Anja