Schallmauer

Hi all,
bin grad in „Luft und Raumfahrt“ über einen Artikel über die Problematik beim Überschallflug gestolpert:
Düsentriebwerke, die in der Nähe der Schallmauer gelangen, haben mit einem „Luftstau“ vor dem Eintritt zu kämpfen. Es bilde sich „eine kleine Schallmauer vor dem Triebwerk“
Wie habe ich mir das genau vorzustellen?
Die Teilchen bewegen sich mit knapp 500m/s, wenn ich mich jetzt mit einer fast gleich großen (330m/s) dazu relativ bewege… *grübel* warum bildet sich da ein Stau?
Hm… kann es sein, dass dann nur die Teilchen Einlass finden, die sich fast parallel zum Flugzeug bewegen?

S ma wie immer zu spehd für sowas :smile:

jartUl

Hallo !

Hier etwas über die Schallmauer und den Knall :

Überschallknall

Die von einem Düsenflugzeug ausgesandten Schallwellen breiten sich gleichmäßg in alle Richtungen aus. Beschleunigt sich die Maschine bis auf Schallgeschwindigkeit, rücken die nach vorn abgestrahlten Wellen immer näher zusammen. Bei Erreichen der Schallgeschwindigkeit überlagern sich die Wellen - schlagartig entsteht dadurch ein Überschallknall, das Flugzeug durchstößt die Schallmauer.

US-Ingenieure haben jetzt eine Version des Kampfflugzeuges F-5E entwickelt, deren Design den Überschallknall dämpfen soll. Dabei zogen sie dem Jet die Nase um mehr als einen Meter in die Länge, was die Druckwelle günstiger formen soll. Dadurch könnte der Knall nicht nur leiser, sondern auch um einige Minuten hinausgezögert werden.

Schallmauer.

Der Ausdruck Schallmauer ist irreführend, weil er die Vorstellung erweckt, ein Flugzeug würde eine unsichtbare Wand durchbrechen. Die eigentliche Barriere für den Überschallflug wird durch die Schallgeschwindigkeit selbst vorgegeben.
Wenn ein Objekt sich der Schallgeschwindigkeit nähert, vollziehen sich einzigartige Ereignisse. Die Moleküle der Luft bewegen sich wie ein hektischer Schwarm Insekten ungemein schnell in allen Richtungen durch den Raum. Bei Zimmertemperatur rasen zum Beispiel die Sauerstoffmoleküle mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 1720 km/h umher.
Fliegt ein Flugzeug mit ein paar hundert Kilometerstunden durch die Luft, haben deren lebhafte Moleküle genügend Zeit auszuweichen und die Maschine durchzulassen. Wenn die Geschwindigkeit des Flugzeugs sich aber der der Moleküle nähert, können diese nicht mehr ausweichen. Sie häufen sich vor den Tragflächen des Flugzeugs und werden dort wie der Schnee vor einem Schneepflug hergeschoben.
Diese schnelle Anhäufung komprimierter Luft ergibt eine Art Luftschlag, eine Schockwelle, die sich als lautes Geräusch bemerkbar macht. Dessen Schallwellen verbreiten sich in alle Richtungen, auf dem Boden können sie als Knall gehört werden.
Das Flugzeug trägt den Schallkegel mit sich weiter, so dass die Menschen entlang der Flugroute den Knall hören, wenn die Maschine über sie hinwegfliegt. Es tritt also nicht nur ein einziger Knall auf, wie das Bild von der Schallmauer fälschlicherweise glauben macht. Der Knall wandert weiter.

Gruß Max

???
Hallo Max,

Ich gebe zu, meine Vorlesungen in Bereichen der Überschall-Aerodynamik liegen schon eine Weile zurück aber ich bin meit einigen Aussagen nicht ganz einverstanden - vielleicht bekommen wir ja nochmal einen Aerodynamiker dazu, der sich kompetent äußern kann.

US-Ingenieure haben jetzt eine Version des Kampfflugzeuges
F-5E entwickelt, deren Design den Überschallknall dämpfen
soll.(…)Dadurch könnte der Knall nicht nur leiser, sondern auch um
einige Minuten hinausgezögert werden.

An dieser Stelle tue ich mich sehr schwer mit der Formulierung „um einige Minuten“. Abgesehen davon, daß ich bei Überschall-Thematiken noch nie eine Zeiteinheit >1min gebraucht habe (in der Regel deutlich drunter!!, weiß ich auch nicht, in welcherlei Relation der Knall „um einige Minuten“ verzögert werden soll. Die Druckschwankung wird immer im Überschallbereich entstehen und den Mach’schen Kegel formen, der nach meinem Wissen nur durch die Schall- und die Eigengeschwindigkeit definiert wird (vgl.: http://monet.unibas.ch/intro-physik/Kapitel_9/sld016…). Eine Variation des Kegelöffnungswinkels und damit eine Veränderung der Zeitspanne zwischen Überflug und Eintreffen der Druckschwankung („Überschallknall“; meintest Du diesen Zeitraum?) durch Variation der „Projektil“-Geometrie erscheint mir nur in sehr geringem Maße vorstellbar - wenn überhaupt - so daß eine Änderung dieser Zeitspanne im Bruchteil einer Sekunde liegen müßte.

"Schallmauer.

Der Ausdruck Schallmauer ist irreführend, weil er die
Vorstellung erweckt, ein Flugzeug würde eine unsichtbare Wand
durchbrechen. Die eigentliche Barriere für den Überschallflug
wird durch die Schallgeschwindigkeit selbst vorgegeben.
Wenn ein Objekt sich der Schallgeschwindigkeit nähert,
vollziehen sich einzigartige Ereignisse. Die Moleküle der Luft
bewegen sich wie ein hektischer Schwarm Insekten ungemein
schnell in allen Richtungen durch den Raum. Bei
Zimmertemperatur rasen zum Beispiel die Sauerstoffmoleküle mit
einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 1720 km/h umher."

Die Schallgeschwindigkeit bei Raumtemperatur (= 20°C)liegt bei 343.42 m/s, oder 1235 km/h. Von einer „Annäherung“ an die Geschwindigkeit der Teilchen (so die denn stimmt) möchte ich bei einer Differenz von knapp 500 km/h nicht unbedingt sprechen!

„Fliegt ein Flugzeug mit ein paar hundert Kilometerstunden
durch die Luft, haben deren lebhafte Moleküle genügend Zeit
auszuweichen und die Maschine durchzulassen. Wenn die
Geschwindigkeit des Flugzeugs sich aber der der Moleküle
nähert, können diese nicht mehr ausweichen. Sie häufen sich
vor den Tragflächen des Flugzeugs und werden dort wie der
Schnee vor einem Schneepflug hergeschoben.“

In der Regel enstehen Bereiche mit Luftgeschwindigkeiten>Schallgeschwindigkeit als erstes auf der Tragflächenoberseite. Dieser Effekt tritt auch schon bei Verkehrsflugzeugen auf, die im Unterschallbereich fliegen - ein tolles Bild dazu (aus dem militärischen; nein, es ist aber nicht das Standardbild mit der F-14 :wink: : http://www.aerodesign.de/nurflugel/B-2_aero.htm).
Erreicht das Flugzeug an sich dann die Schallgeschwindigkeit baut sich der Verdichtungsstoß an der Nasenspitze auf - also ganz vorne am Flugzeug - Grafiken hierzu: http://www.aviation4u.de/school/aerodynamik.htm

Des war’s auch schon! Vielen Dank für die Aufmerksamkeit und das eifrige Lesen bis hier unten!

Gruß,

Nabla

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Wie? Was?
Hi,

also meiner Meinung nach hat Schallmauer mit Molekularbewegung (fast) nichts zu tun (siehe weiter unten).
Ich versuche es mal bildhaft zu formulieren:
Wenn sich ein Flugzeug nahe der Schallgeschwindigkeit nähert, dann staut sich der Lärm vor dem Flugzeug, da er ja kaum noch Gerschwindigkeit relativ zum Flugzeug hat und somit sich nicht mehr ausbreiten kann.
Das Flugzeug schiebt also eine regelrechte Krachwolke vor sich her, die von einem ruhenden Beobachter als Knall wahrgenommen wird.

Die Molekülgeschwindigkeit in Luft mag wohl gross sein, aber bei Ausdehnungen im Bereich von 1 Meter (also Triebwerksgrösse)
ist deren resultierende Geschwindigkeit null, oder allerhöchstens Windgeschwindigkeit.
Gruss,

Na ja …

Wenn sich ein Flugzeug nahe der Schallgeschwindigkeit nähert,
dann staut sich der Lärm vor dem Flugzeug, da er ja kaum noch
Geschwindigkeit relativ zum Flugzeug hat und somit sich nicht
mehr ausbreiten kann.

Mag ja sein - aber wie erklärst du es dir dann, dass auch Körper einen Überschallknall hervorrufen, die selber keinen Lärm produzieren (z.B. Gewehrkugeln, sofern sie Überschallgeschwindigkeit erreichen) ? Da diese Objekte keine innere Lärmquelle besitzen, wie z.B. einen Motor, kann der „Lärm“ nur durch die Luftreibung und -verwirbelungen hervorgerufen werden - und damit sind wir wieder auf der molekularen Ebene angelangt.

Die Probleme, mit denen die Triebwerksbauer u.a. zu kämpfen haben sind einfachst ausgedrückt die: die schon schnell ankommende Luft muß noch schneller nach hinten abgestossen werden, um Vortrieb zu erhalten. Kommt die Luft jetzt bereits so schnell an, wie etwa die Ausstoßgeschwindigkeit beträgt, dann erhält man keinen Vortrieb mehr, wenn die Luft erst abgebremst (eingefangen) werden muß. Die Ausstoßgeschwindigkeit relativ zum Flugkörper kann eine gewisse Grenze nicht überschreiten, bestimmt durch thermodynamische Gesichtspunkte.
Deswegen ist es schwierig, ein Hyperschallflugzeug zu bauen.

Gruß
Moriarty

Hallo Nabla und Max,
ich bin Aerodynamik-Laie.
Aber nehmen wir mal an, daß das Flugobjekt extrem lang und nadelförmig ist.
Könnte es dabei vorkommen, daß der Überschallknall an der dünnen Spitze deutlich schwächer ist und der Überschallknall erst von den dickeren Teilen weiter hinten ausgehend für einen Beobachter „wahrnehmbar“ ist, der 5 oder 10 km tiefer unten steht?

Deutliche Verzögerungen von mehr als ein paar Sekunden zwischen der ersten Schallwelle und der ersten „hörbaren“ Welle wären allerdings nur mit extrem langen Objekten im Kilometer-Bereich zu erreichen, nehme ich an.
gruß qilo-bit

Der Vortrieb entsteht doch nicht bloß durch die Beschleunigung eingefangener Luft, sondern durch die explosionsartige Freisetzung von Verbrennungsgasen des Treibstoffs (daher der Name). Die „einzufangende“ Luft wird lediglich gebraucht, um die Verbrennung chemisch am Laufen zu halten.
Bei Raketen im luftleeren Raum wird keine Luft eingefangen, daher muß der Verbrennungs-Sauerstoff auch extra mitgeführt werden.
Gruß qilo-bit

Hallo,
Du solltest bitte nicht Turbinen und Staustrahltriebwerke und Raketenmotoren durcheinanderwerfen. Die haben nichts miteinander zu tun.
Gruß
Axel

soll das heissen das der schallknall sowas wie ein einschlag von vielen molekühlen ist?

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

hui uiui
die Probleme, die Trw-Bauer haben sind:
-Abremsen der Luft
-richtiges Einlenken der Luft auf die verstellbaren Verdichtereintrittsleitschaufeln.

Die Geschwindigkeit des Abgasstromes wird durch eine, durch die
verstellbare Schubdüse und die dadurch entstehende „Laval“-Düse erzeugt.
Somit sind zumindest mehrfache Schallgeschw. drin.
Die Luftzufuhr wird ab einer gewissen Geschwindigkeit gedrosselt, da man sonst einen gestörten Strömungsverlauf im Verdichter hätte.
Beim Tornado sorgen Hydraulikzylinder dafür, dass der Lufteintritt durch eine Klappe eingeschränkt wird.

Überschall in einem Verdichter und Du hättest den Nobelpreis!
Und der Lufteinlauf muss eine bestimmte 3D-Geometrie aufweisen, damit eine Schockwelle niemals falsch auftrifft.

Überschall stellt Isobare,Isocore, u.s.w. auf den Kopf.