Scharia und Fiqh

Hallo,

kann mir jemand den Unterschied zwischen Fiqh und Scharia im Islam erklären? Leider lese ich auf vielen Seiten verschiedenes.

Würde mich über eine kurze Erklärung freuen.

Danke, Bon

Hi Bon

die Scharia ist der Rechtskanon des Islam.
Großteils behandelt sie Riten und Gegenstände, nur wenig zwischenmenschliches Recht. Sie ist grob unterteilt in rituelle Pflichten, Grenzen und Sitten.
Dieser setzt sich zusammen aus Vorschriften im Koran, direkte Anfragen beim Propheten… Regeln wurden also bei Bedarf erstellt und finden sich darum häufig in Frage-Antwort Form wieder. Auch das alte arabische Recht ist dort miteingeflossen.
Später direkte Anfragen an Kalife (Neues Recht) sowie an Gefährten Muhammads und/oder dessen Witwen. Daraus entwickelte sich der Usus fatwa zu geben und diese erweiterten den Rechtsknaon. Diese Personen, die sich zu den sogenannten „mufti“ entwickelten, mussten aufgrund ihrer Autorität selten Begründungen liefern.

Die Kalifen allerdings, welche langsam ihre Legitimation verloren, wurden immer öfter von sogenannten Rechtsexperten kritisiert.
Mit der Expansion des arabisch-islamischen Reiches waren die Kalifen quantitativ überfordert, dies führte zur Erhebung von Gouverneuren und der Entwicklung der qadi in der Umaiyadenzeit.
(Die Qadi waren Richter, es gab nicht viele, diese hatten aber große Macht, denn sie durften Urteile Fällen die sich auf später auswirkten, eine sogenannte Präzedenzfallregelung. In der Scharia werden diese jedoch nicht beachtet).

Die Scharia steht über dem menschlichen Gesetz und ist vom „wahren Glauben“ nicht zu trennen. (In Anführungszeichen, weil ich diesem Glauben nicht angehöre).
Alle Regeln gelten als gottgesandt. Alles was in der Scharia steht, hat eine Konsequenz, auch wenn diese nicht wörtlich genannt ist.

Fiqh ist die Wissenschaft DES Gesetzes. Sie trennt sich von der reinen Theologie im 10. Jahrhundert ab, inhaltlich verweisen Rechtswissenschaft und Theologie jedoch immer aufeinander.
Sie ist die nach dogmatischen Kriterien geregelte Auslegung und so knapp gehalten, dass der Lernende sie verstehen *muss*. (Was daran liegt, dass es die Regel gibt, man solle den Koran und den Glauben an Gott verstehen, um gut zu glauben, und nicht einfach blind glauben).
Grundregeln des religiösen Bereichs werden im 'ibadat, das zwischenmenschliche z.B. Familienrecht im mu’amalat behandelt.

Wo sich nicht auf den Koran oder Hadithe bezogen werden konnte, stützte man sich auf das byzantinische Recht.
Die größten Schulen der Rechtswissenschaft sind Milikiten, Hanafiten, Hanbaliten und Schafiiten (jeweils nach deren Lehrern).

Das war jetzt die Megakurzfassung.

Also, die Hyperkurzfassung:
Scharia = Rechtskanon
Fiqu= Die Wissenschaft des Rechtskanon.

lg
Kate

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die Scharia ist der Rechtskanon des Islam.
Großteils behandelt sie Riten und Gegenstände, nur wenig
zwischenmenschliches Recht. Sie ist grob unterteilt in
rituelle Pflichten, Grenzen und Sitten.
Dieser setzt sich zusammen aus Vorschriften im Koran, direkte
Anfragen beim Propheten… Regeln wurden also bei Bedarf
erstellt und finden sich darum häufig in Frage-Antwort Form
wieder. Auch das alte arabische Recht ist dort
miteingeflossen.
Später direkte Anfragen an Kalife (Neues Recht) sowie an
Gefährten Muhammads und/oder dessen Witwen. Daraus entwickelte
sich der Usus fatwa zu geben und diese erweiterten den
Rechtsknaon. Diese Personen, die sich zu den sogenannten
„mufti“ entwickelten, mussten aufgrund ihrer Autorität selten
Begründungen liefern.

Hallo,

da bin ich jetzt zufällig reingestolpert und fand es interessant. Aber mit welcher Begründung kann dann z.B. Osama bin Laden oder Mohammed Al Zawahiri (wird der so geschrieben?) Fatwa geben und wieso werden die als Fatwas auch anerkannt? Denn gerade die Fatwas aus der Ecke stehen ja z.T. in gröbstem Widerspruch zum Koran (z.B. 2.Sure).
Hast Du darüber was?

Gruß
Peter B.

Hi Peter

Ich habe mich mit Osama noch nicht so detailiert beschäftigt… also leider nein.
Aber nicht alles, was geschieht, muss dem Willen des Islam entsprechen.

Die Vollverschleierung z.B. ist nirgendwo im Koran vorgeschrieben. Es GIBT einen Vers der es logisch erscheinen lässt Kopftuch zu tragen, aber der sogenannte Schleiervers, ayat al-hidschab (Sur. 33,59) lässt im Zusammenhang (man erinnere sich, es gibt das Gebot den Koran wenn, dann ganz zu lesen) klar erkennen dass von einer Körper und/oder Gesichtsverschleierung einer Frau keine Rede sein kann.
Trotzdem gibt es Anhänger dieser Vorstellung…

Und die meisten Verse, die Gewalt behandeln, stellen klar dass diese nur in der Defensive gebraucht werden darf, dennoch wird was anderes gelehrt an manchen Orten.

Es gibt 10 offiziell erlaube Auslegungen, das wurde schon früh, zur Zeit der Kalifen- Übergang Umaiyaden, festgelegt.
Und dennoch gibt es genug, die sich das Recht rausnehmen, den Koran so auszulegen wie sie wollen, teilweise ohne die nötige Ausbildung zu haben (das dürfen eigentlich nur Theologen).
Das sind die selben Pappnasen, die dann auf Bauernfang gehen.

Das geht aber auch bis in die höchsten Stellen.
Unser iranischer Oberwahns…*zensiert* zum Beispiel.
Ein Ayatollah muss eigentlich ein Doktor der Theologie sein (der islamischen). Die letzten waren es jedoch nicht, und darum läuft da unten AUCH ziemlich viel Verquer zum eigentlichen Glauben (auch von schiitischer Sicht).

Danach würde ich also nicht gehen… genauso wenig wie ich die Kreuzritter als generelle Vertreter des christlichen Glaubens sehen würde, oder die Fanatikergruppen in Amerika.

lg
Kate

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Hi Peter

Ich habe mich mit Osama noch nicht so detailiert
beschäftigt… also leider nein.
Aber nicht alles, was geschieht, muss dem Willen des Islam
entsprechen.

Die Vollverschleierung z.B. ist nirgendwo im Koran
vorgeschrieben. Es GIBT einen Vers der es logisch erscheinen
lässt Kopftuch zu tragen, aber der sogenannte Schleiervers,
ayat al-hidschab (Sur. 33,59) lässt im Zusammenhang (man
erinnere sich, es gibt das Gebot den Koran wenn, dann ganz zu
lesen) klar erkennen dass von einer Körper und/oder
Gesichtsverschleierung einer Frau keine Rede sein kann.
Trotzdem gibt es Anhänger dieser Vorstellung…

Und die meisten Verse, die Gewalt behandeln, stellen klar dass
diese nur in der Defensive gebraucht werden darf, dennoch wird
was anderes gelehrt an manchen Orten.

Es gibt 10 offiziell erlaube Auslegungen, das wurde schon
früh, zur Zeit der Kalifen- Übergang Umaiyaden, festgelegt.
Und dennoch gibt es genug, die sich das Recht rausnehmen, den
Koran so auszulegen wie sie wollen, teilweise ohne die nötige
Ausbildung zu haben (das dürfen eigentlich nur Theologen).
Das sind die selben Pappnasen, die dann auf Bauernfang gehen.

Das geht aber auch bis in die höchsten Stellen.
Unser iranischer Oberwahns…*zensiert* zum Beispiel.
Ein Ayatollah muss eigentlich ein Doktor der Theologie sein
(der islamischen). Die letzten waren es jedoch nicht, und
darum läuft da unten AUCH ziemlich viel Verquer zum
eigentlichen Glauben (auch von schiitischer Sicht).

Danach würde ich also nicht gehen… genauso wenig wie ich die
Kreuzritter als generelle Vertreter des christlichen Glaubens
sehen würde, oder die Fanatikergruppen in Amerika.

lg

Hallo,

danke, das stellt die Situation ja doch schon mal klar. Denen geht es also auch nicht besser als den christlichen und jüdischen Kirchen/Gruppen/Sekten. Irgendeiner versucht das immer als Begründung dafür zu gebrwuchen, andere über den Schädel zu hauen. Was ja wohl auch das größte Argument gegen organisierte Religion ist, vor allem gegen schlecht organisierte.
Ein Sternchen für die Klärung.

Gruß und ein Gutes Neues Jahr,
Peter B.