Schiefertafeln

Hallo Greise und -innen,

wenn ihr alle eure Gedächtniskraft zusammen nehmt, was kriegt ihr dann noch zusammen an Erinnerungen und Geschichten und Anekdoten über Schiefertafeln und Kreidestifte?
Wieviele habt ihr zerbrochen?
Wie hat das gequietscht?
Wann gab es den ersten Federhalter/Füller/Kuli?
Ich bin neugierig.
Und seid herzlich gegrüßt.
Fritz

Hallo Fritz!

Gedächtniskraft weg??

Hast Du die Schiefertafel mit einem Stück Kreide beschrieben???

War das nicht ein Griffel aus Schiefer? Aus sogenanntem Griffelschiefer, einer Abart des Tonschiefers?
Wären Schiefertafeln mit Kreide beschrieben worden, wären sie nicht nach ein paar Jahren fast durchgeschrieben gewesen, von dem harten Griffel.
Mit Kreide wurde vorne die große Tafel beschrieben.
Gruß Werner

Hallo Greise und -innen,

wenn ihr alle eure Gedächtniskraft zusammen nehmt, was kriegt
ihr dann noch zusammen an Erinnerungen und Geschichten und
Anekdoten über Schiefertafeln und Kreidestifte?

Kreide hatte der Stift nicht drin, irgend etwas härteres muß es schon gewesen sein. Ansonsten habe ich erfolgreich eine Tafel zerlegt, mit einigen schmerzhaften Folgen im rückwärtigen Bereich.

Wieviele habt ihr zerbrochen?
Wie hat das gequietscht?

Ekelhaft! Der Anschiß durch die Lehrerin folgte in sekundenschnelle.

Wann gab es den ersten Federhalter/Füller/Kuli?

Füller gab es aber der 3. Klasse Volksschule, Kulis waren zu teuer. Die ersten habe ich mir eingetauscht und aufgrund der Qualität mehr als einmal die Finger versaut. Zwischenzeitlich habe ich mehr als einen Kuli, aber nie einen, den ich da finde, wo ich gerade einen suche…
Vor einiger Zeit verkloppte ich auf einem Flohmarkt eine größere Menge alter Kulis - das Hamstern hatte sich gelohnt!

Ich bin neugierig.
Und seid herzlich gegrüßt.
Fritz

Hallo Fritz,
Während der Zeit, die man heute die Grundschulzeit nennt, hatte ich die Möglichkeit, bedingt durch Versetzungen meines Vaters, drei verschiedene Schulen in genauso vielen Städten zu besuchen. In allen Schulen habe ich aber dieselben Arbeitsweisen erlebt.
Schiefertafel war zu meiner Einschulung (1958) das absolute Muß.
Dafür gab es aus Pappkarton eine Schutzhülle, damit der Tafel kein Schaden zugefügt wurde. Es hat aber nicht immer geholfen. Der von Muttern gehäkelte Tafellappen hing neu aus dem Tornister. Noch heute kann ich mich an den Geruch des neuen Tornisters erinnern.
Als Griffel gab es zwei Varianten. Der „gute“ Griffel in Form der heutigen Bleistifte (Holz mit Mine), und der „normale“ Schiefergriffel. Letzterer quietschte gar grauslich und zerbrach schon beim Hinsehen.
Zerbrochene Schiefertafeln wurden so lange noch benutzt wie es denn eben noch ging. Ein Riß in dem oberen rechten Drittel der Tafel ließ noch keine neue Tafel erwarten. Dadurch sahen die Rechenaufgaben nicht gerade ordentlich aus , wie es sich so mancher Lehrer gewünscht hätte, führte aber nicht zur schlechteren Noten. Das war eben so. Wer immer eine unbeschadete Tafel besaß, hatte entweder reiche Eltern oder galt als Streber.
Im zweiten Schuljahr ( welch ein Aufstieg, man schaute auf die Kleinen herab.) gab es dann den Federhalter und auch die Zeilen in den jetzt benutzten Heften wurden enger.
Holzhalter mit eingesteckter Stahlfeder, heute wahrscheinlich nur noch als Antiquität erhältlich. Die Feder hatte die Eigenart, sich bei kräftigem Schreibdruck vorne zu spreizen. Der Erfolg war dann eine Art Doppelschrift, wie man sie heute nur bei guter Software als Schriftart bekommt. Die benötigte Tinte wurde jeden morgen vom Lehrer in die Tintenfäßchen, die in der Schulbank eingelassen waren, eingefüllt.
In meinem rasanten Schulaufstieg durfte dann im dritten Jahr ein Füllfederhalter angeschafft werden. Hier begann dann das, was man heute Marken Idiotie nennt. Jüngere Leser werden es nicht glauben, aber das gab es damals auch schon. Wer etwas auf sich hielt, der hatte einen „ Pelikano“ mit silberner Schutzkappe und Tintenpatrone. Andere eben einen dieser heute so nostalgischen Füller mit Kolbentechnik. An die Benutzung von Bleistiften kann ich mich nur im Zeichenunterricht erinnern. Kugelschreiber galten während meiner ganzen Schulzeit als verpönt und wurden von den Lehrern nicht gestattet.

An eine Begebenheit kann ich mich noch sehr gut erinnern.
Es muß in der dritten Klasse gewesen sein. Unser Lehrer, gleichzeitig Rektor, hatte die Angewohnheit zum täglichen Schulbeginn auf seiner Geige ein Lied vorzutragen. Zu diesem Zweck mußte der Geigenbogen mit Kolophonium eingestrichen werden. Diese Aufgabe wurde von besagtem Lehrer an einen von ihm geschätzten Schüler übertragen, der dann auch in der Achtung der Klassengemeinschaft dementsprechend stieg.
Ich versichere hiermit, das ich nie zu dieser Elite gehört habe.
Und jetzt petze ich wer dazu gehörte.
Es war der von uns allen geschätzte auf den Zugang auf dieses Brett Wartende … ( mal sehen, ob er sich outet.)

Gruß
Dirk Malessa

Hallo, lieber Fritz,
Im September 1947 wurde ich eingeschult. Ja natürlich hatte ich eine Schiefertafel und zwar eine richtige, nicht nur so eine aus schwarzer Pappe, wie sie viele hatten, damals in der schlechten Zeit. Nagelneu war sie, auf der einen Seite mit roten Schreiblinien und auf der anderen mit Karos. Das Zubehör: Tafellappen und Schwamm, eine Griffelschachtel und Schiefergriffel (dünn, lang, mit buntem Papier umwickelt) einen Griffelspitzer.
Hefte gabe es nicht in unserer Dorfschule, wo die Kinder von der ersten bis zur vierten Klasse in einem Schulraum unterrichtet wurden. Die „Milchgriffel“ - bleistiftartig mit Holz gefaßte weiche Schreibstifte für die Schiefertafel - wurden für die Papptafeln verwendet. Mit ihnen wurde aber auch die Schiefertafel dann nicht mehr so sehr „zermeißelt“ wie mit den richtigen Schiefergriffeln.
Die Tafeln waren Wertobjekte, die sehr sorgfältig behandelt wurden. Mir ist - soweit ich mich erinnere - keine kaputt gegangen. Die Griffel hielten ja sehr lange, wenn sie auch zerbrachen, konnte man ja mit den Teilen weiterschreiben.
Mit Tinte lernten wir erst im dritten Schuljahr umzugehen - welche Schweinerei das war! Die Brause-Feder im Federhalter, das Tintenfaß in der Schulbank mit dem Klappdeckel und den Klappsitzen, die so herrlich klapperten, wenn man aufstand. Einen Füllfederhalter bekam ich erst, als ich schon im zweiten Jahr auf dem Gymnasium war. Da brauchte ich ihn auch! Es gab damals (1951/52) ja kaum Schulbücher. Alle Lateinvokabeln und die Grammatikregeln wurden uns diktiert und wir mußten sie ins Heft schreiben.

Als wir im vergangenen Jahr in Thüringen Urlaub machten, holte mich die Nostalgie der Schiefertafelzeit wieder voll ein: An der thüringisch-fränkischen Schieferstraße gibt es eine Reihe kleiner Museen, die Erinnerungen an eine heute fast vergessene, aber jahrhundertelange Fabrikation von Schiefertafeln (Ludwigsstadt-Probstzella) und Griffelherstellung (Steinach/Thür.) bewahren. Besonders die Griffelherstellung war ein mühseliges Gewerbe, das meist in Heimarbeit betrieben wurde.

Wer sich selbst ein Bild machen möchte:
Deutsches Schiefermuseum in Steinach/Thür. das ehemalige Zentrum der Griffelherstellung
Öffnungszeiten: 14:00 - 17:00 täglich oder nach Anmeldung (Tel 036762-30619)
Schiefermuseum in Ludwigsstadt/Obfr. mit dem Schwerpunkt Schultafelherstellung

Meine Frau, Lehrerin an einer Grundschule, berichtet mir immer wieder, mit welcher Begeisterung ihre Schulkinder heute noch auf der Schiefertafel, die sie in ihrer Schulklasse als Demonstrationsobjekt hat, schreiben. Sie sind fasziniert davon, wie man damit schreiben - und vor allem das Geschriebene mit dem Spuckefinger wieder auslöschen kann.

Greisenhafte Grüße
Eckard

Du?-Und nicht petzen?

Gruß
Dirk Malessa

Wie schon damals üblich. *grins*
Werner

Wie schon damals üblich. *grins*
Werner