Schiefstellung - Wunderheilung

Hallo Medizinfachleute,

Zum erstenmal, seitdem ich im w-w-w bin, habe ich ein medizinisches Brett angeklickt. Dies schicke ich meiner Frage voraus, um mich zu entschuldigen, falls die von mir gebrauchten Ausdrücke sehr laienhaft sind. Außerdem, zur Erklärung, mein Freund, von dem unten die Rede ist und ich haben nicht die gleiche Muttersprache, auch das könnte ähnliche Wirkung haben.

Mein Freund hat ausgeprägte (religiöse) Überzeugungen und glaubt an übernatürliche Kräfte. Dennoch ist er voll ernst zu nehmen und kein Spinner.

Vor etwa 3 Wochen war er in Baden-Baden, bei irgendeinem Seminar oder einer Ausstellung. Dort sah er, wie ein Heiler einen auf einem Stuhl sitzenden Menschen von einer Schiefstellung heilte, ohne den „Patienten“ auch nur zu berühren.

Mein Freund hat seit Geburt auch eine Schiefstellung, d.h. die Knochen in den Beinen sind ungleich lang und, um gerade stehen zu können, muß man sein Rückgrat verwinden. Der Heiler lud ihn auch ein, am Stuhl Platz zu nehmen.

Um geheilt zu werden, sind drei Voraussetzungen zu erfüllen:

  1. Willen, sich heilen zu lassen
  2. Glaube, daß eine Heilung möglich ist
  3. Glaube, daß Jesus Christus imstande ist, jede Krankheit zu heilen

Nach kurzer Zeit bekam er einen roten Kopf, er fühlte so eine Art Energie in sich eindringen und seitdem kann er gerade stehen und gehen ohne sich zu verkrümmen.

Nach dieser, seiner eigenen Heilung, blieb er noch eine Weile dort stehen und, mit noch einigen zwanzig Zuschauern, wurde Zeuge von weiteren vier, fünf Heilungen. Bei allen „Patienten“ wurde der Kopf rot.

Den entrichteten Geldbetrag von DM 50.- betrachtet mein Freund als eine nebensächliche Spende, für seine Heilung hätte er auch viel mehr bezahlt.

Nun meine Fragen: Da mein Freund kein Lügner ist, glaube ich ihm. Hat noch jemand von solchen Heilungen vor wenigen Wochen gehört? Gibt es so etwas? (ich stelle die Frage bewußt in diesem Brett und nicht unter Esoterik). Wenn dies nicht möglich ist (das glaube ich), was bringt meinen Freund dazu, sich geheilt zu fühlen?

Grüße Rudolf

einfache Erklärung
Hallo Rudolf,

Man unterscheidet zwischen funktionellen und anatomischen Beinlängendifferenzen. Bei der letzteren sind die Knochen ungleich lang, bei der ersteren besteht eine dauerhafte Kontraktur z.B. der Oberschenkeladduktoren, die durch Beckenschiefstand eine (relative) Beinlängendifferenz bewirkt.
Hat Dein Freund nun eine anatomische Verkürzung, so kann er diese durch Kontraktur der Gegenseite ausschalten. Ist es eine funktionelle Längendifferenz, so führt entsprechend eine gleichseitige Muskelerschlaffung zu geradem Stand.

Die beschriebenen Muskelfunktionen sind tonisch, d.h. sie laufen ähnlich unwillkürlich ab wie die Herzmuskelaktionen oder die Aktionen der Darmmuskulatur. Dennoch sind sie von außen über die unterbewußte Schiene zu beeinflussen, z.B. im Rahmen von Wunderheilungen.

In jedem der genannten Fälle ist die Hüftgelenksbelastung übrigens ungleich verteilt. Bleibt also abzuwarten, ob sich eine Arthrose entwickelt.

Oliver

hallo rudolf,

ähnliches habe ich vor jahren bei langen aufenthalten in indien
und nepal erlebt.
nur, daß der terminus „jesus“ durch örtliche glaubensmetaphern
ersetzt wurde.
natürlich war es mir nicht möglich, zwischen der „show“ und
tatsächlichen erfolgen zu unterscheiden, weil ich auch ein
medizinischer laie bin. vielleicht wurde den patienten auch ins
ohr geraunt, den atem anzuhalten, um „energien“ zu bündeln. das
würde den roten kopf erklären. einerseits.
ich tippe mal auf selbstsuggestion in verbindung mit einigen
therapeutischen „tricks“. das hat meiner ansicht nach auch
nichts mit „esoterik“ zu tun. wenns hilft, ist nichts dagegen zu
sagen.
andrerseits: mich hat damals ein
hinduistischer yogi vermittels einer kopfmassage (bei der jeder
hiesige chiropraktiker die polizei gerufen hätte) von bösen
verspannungen befreit. dafür wollte er ein paar chinesische
gummilatschen. der deal war ok, vertrauen vorausgesetzt.
mal sehen, was die medizin so sagt.

gruß,
frank

Hallo Oliver,

um Deine Erklärung so halbwegs zu verstehen, mußte ich sie mehrmals lesen, ich beschreibe meine laienhafte Schlußfolgerung:

Schiefstehende haben entweder ungleich lange Beinknochen, daher ist das Becken nicht horizontal. Oder die Muskeln auf einer Seite ziehen sich dauerhaft zusammen, dadurch kommt das Becken auch aus der Horizontale, auch der Mensch hat Schieflage.

Der Wunderheiler veranlaßt also bei den ungleich langen Knochen, daß sich die Muskeln an der langen Seite Zusammenziehen, das Becken kommt in horizontale Lage. Bei den Leuten mit Muskelzusammenziehung bewirkt der Wunderheiler die Erschlaffung dieser Muskeln, auch dadurch kommt das Becken in die Horizontale. Hier macht mir in Deiner Antwort das „gleichzeitige“ der Muskelerschlaffung Schwierigkeiten im Verstehen.

Jetzt noch eine Frage: Bleibt diese „Wunderheilung“ jetzt auf immer im System eines solchen „Geheilten“, oder „vergißt“ das Gehirn nach und nach die Umstellung?

Und noch eine: Artrose ist eine Erkrankung der Hüftknochen, nicht wahr?

Jedenfalls herzlichen Dank, soweit es mich betrifft, hast du das Gefühl, ich sollte ab sofort das Ganze vergessen oder sollte ich meinem Freund irgend etwas raten? Wenn ja, wird sicherlich böse auf mich sein?!!

Grüße Rudolf

Man unterscheidet zwischen funktionellen und anatomischen
Beinlängendifferenzen. Bei der letzteren sind die Knochen
ungleich lang, bei der ersteren besteht eine dauerhafte
Kontraktur z.B. der Oberschenkeladduktoren, die durch
Beckenschiefstand eine (relative) Beinlängendifferenz bewirkt.
Hat Dein Freund nun eine anatomische Verkürzung, so kann er
diese durch Kontraktur der Gegenseite ausschalten. Ist es eine
funktionelle Längendifferenz, so führt entsprechend eine
gleichseitige Muskelerschlaffung zu geradem Stand.

Die beschriebenen Muskelfunktionen sind tonisch, d.h. sie
laufen ähnlich unwillkürlich ab wie die Herzmuskelaktionen
oder die Aktionen der Darmmuskulatur. Dennoch sind sie von
außen über die unterbewußte Schiene zu beeinflussen, z.B. im
Rahmen von Wunderheilungen.

In jedem der genannten Fälle ist die Hüftgelenksbelastung
übrigens ungleich verteilt. Bleibt also abzuwarten, ob sich
eine Arthrose entwickelt.

Oliver