Schießen wie in Pulp Fiction

Servus Experten !

Vielleicht kennt noch mancher die Szene aus obengenanntem Film, in der Jules (Samuel L. Jackson) und Vincent (John Travolta) die drei Jungs in ihrer Wohnung erschießen („Der Pfad der Gerechten ist zu beiden Seiten gesäumt mit Freveleien der Selbstsüchtigen …“). Dabei halten sie ihre Pistolen nicht „normal“ (Griff senkrecht, Lauf oben) sondern um (mehr als) 90 Grad gedreht (Griff waagerecht, Lauf seitlich). Nun sagt ein Bekannter, dies sei keine Hollywood-Erfindung (seitdem schießen offensichtlich alle „Helden“ so) sondern würde bei Spezial-Kommandos (angeblich aus Israel stammend) in Einsätzen bei einer Gegner Distanz von c.a. 1,5, - 2,5 m verwendet. Dieses habe irgendwas mit dem Sichtfeld, der optischen Achse u. ä. zu tun, allerdings konnte er es mir nicht schlüssig erklären. Nun meine Frage(n):
Wird diese Schußtechnik tatsächlich verwendet und wenn ja, mit welcher Begründung?
Vielleicht weiß ja wer was?
Danke im Voraus und
Grüße aus Wien
Helmut

Der verkantete Lauf ist eine Erfindung der Filmstudios. Maximal Jugendgangs und Deppen - also die gleiche Zielgruppe - fährt auf sowas ab, weil es angeblich cool aussehen soll. Ein Scheunentor trifft man damit jedenfalls nicht. Weder die Zielerfassung, das Schießen oder die sinnvolle Beeinflussung der Treffpunktlage profitieren von diesem Quatsch.
Die Szene aus Pulp Fiction kenne ich. Die beiden Typen sind „wirklich“ cool, weil sie ihre Kanonen ordentlich in den Händen halten. Ich weiß aber nicht, welchen Film Du sonst meinen könntest.
Was Dein Bekannter da erzählt, ist wohl das Ergebnis der „stillen Post“. Nichts ist dran! Kein Experte würde jemals so schießen. So einer will ja was treffen. Schon die Flugrichtung der ausgeworfenen Patronenhülse aus einer automatischen Kurzwaffe spricht dagegen. Und das ist nur der banalste Grund.

Gruß!
Tino

Also, was ich in Kriminologie gelernt habe:
Handfeuerwaffen sind sehr schwer abzufeuern ( damit sie nicht aus Versehen losgehen), und haben ausserdem einen enormen Rückstoß. Deswegen feuern Polizisten auch im sicheren Stand und mit beiden Händen.
Alles andere macht das Zielen nur schwerer und ist totales Posing.

Erfahrungen habe ich selber keine, aber unser Professor amüsiert sich immer sehr über solche „Wild-West“ Filme und die Tricktechnik.

Schießen wie im Film
Hallo Helmut,

diese Handhabung von Handfeuerwaffen ist eine reine Hollywood Erfindung.
Tino hat das schon ganz richtig bemerkt, es spricht alles dagegen und nichts dafür.
Dennoch haben wir das tatsächlich ausprobiert (mit cal. .45ACP Colt Government und cal. 9mm Glock17).
Man trifft gar nichts! Da „passt“ gar nichts mehr.

Als Rechtshänder wird die Hülse u.U. sehr unglücklich ausgeworfen (und eine heisse .45 Hülse gegen die Stirn geworfen macht keinen sonderlichen Spass).

Kurz und gut: Reine Hollywood Erfindung und mal wieder Blödsinn (auch, dass sich die Herren anschliessend noch verständigen können und die hatten ja wohl keinen Gehörschutz :smile:

Gruss
Ray

Hallo Helmut,

wie meine Vorposter schon erwähnten: Es spricht nichts dafür.

In den meisten Filmen wird das Schießen mit großkalibrigen Faustfeuerwaffen sowieso nicht realistisch dargestellt. Man sieht nichts oder kaum etwas von einem Rückstoß. In Wirklichkeit ruckt das gerade bei solchen Kalibern recht ordentlich. Auch das Geräusch ist unrealistisch leise, in Wirklichkeit hat man ohne Gehörschutz danach einige Zeit lang ein Singen im Ohr.

Bei normaler Schießhaltung wirkt die Schwerkraft wenigstens dem Rückstoß entgegen. Der Rückstoß reißt die Waffe noch (durch den Hebel zwischen Lauf und dem Haltepunkt des Griffs), die Schwerkraft zieht sie runter. Wenn man die Waffe nun um 90° verdreht halten würde, dann würde der Rückstoß statt nach oben zur Seite wirken, ohne Gegenwirkung der Schwerkraft, wäre also in der Auswirkung stärker.

Grüße
Sebastian

@ all: Dank, * und Ergänzung
Servus Experten !
Danke für Eure sach- und fachkundigen Antworten. Ich hatte es mir eh gedacht, daß das alles Mumpitz ist. Habe damals in Germanien bei der Armee Pistole geschossen (Walther 7,65) und wurde dort in die entsprechende Schießhaltung eingewiesen, und vor einigen Jahren über einen Kollegen (Reserveoffizier) bei einem sog. Milizschießen für Zivilisten mit einer Glock + entsprechender Haltung geschossen. Speziell die Argumente „Zielgenauigkeit“, „Rückschlag“ und „Hülsenauswurf“ wirken überzeugend. Allerdings, kleine Ankedote am Rande: Bei besagtem Milizschießen ist mir trotz korrekter?!? Haltung eine Hülse gegen den Hals geprallt und durch den Hemdkragen vorne bis zum Gürtel hinunter gerutscht. War recht warm, beim nächsten Schuß war ich nicht recht konzentriert und die Hülse habe ich heute noch.

Danke nochmals und
Grüße aus Wien
Helmut

Kino…:smile:
Hallo Helmut,

tja und im Kino kommen die dann auch auf „Schußzahlen“…die keine reale Waffe hat…
Zähl mal bei so manchem Western oder Krimi mit…
Da wird mit 6-schüssigen Revolvern 20 Mal oder mehr geschossen…
Und Pistolen kommen schon mal an ein leichtes MG heran…:smile:

mfg

Frank

Erfahrungswerte
Hi,

mit einer Pistole zu treffen ist verdammt schwierig.
Wer das Erste Mal damit schiesst, wird seine Muehe haben, aus 25 m Entfernung eine Zielscheibe UEBERHAUPT zu treffen, und das bei optimalen Bedingungen, also unendlich viel Zeit, Ruhe, …

Gruss,

Hi,

hört sich an wie meine Erfahrungen beim 1. Mal beim Bund.

Mein Schießbahnnachbar hatte einen Treffer durch einen Querschläger: Er schoß, der Kies spritzte auf und ein Loch war in der Scheibe…

*kicher*

So long

MainBrain

mit einer Pistole zu treffen ist verdammt schwierig.
Wer das Erste Mal damit schiesst, wird seine Muehe haben, aus
25 m Entfernung eine Zielscheibe UEBERHAUPT zu treffen, und
das bei optimalen Bedingungen, also unendlich viel Zeit, Ruhe,

Hallo,

Handfeuerwaffen sind sehr schwer abzufeuern ( damit sie nicht
aus Versehen losgehen), und haben ausserdem einen enormen
Rückstoß. Deswegen feuern Polizisten auch im sicheren Stand
und mit beiden Händen.
Alles andere macht das Zielen nur schwerer und ist totales
Posing.

Handfeuerwaffen sind nur sehr schwer abzufeuern, wenn man den Hahn vorher nicht gespannt hat (also normalerweise nur beim ersten Schuss). Danach ist es leicht und kann auch noch durch individuelle Umbauten zusätzlich erleichtert werden.
Der Rückstoß ist abhängig von der jeweiligen Waffe und keineswegs enorm. Ich hab’ schon mit einer 45er geschossen, die im Gegensatz zur Bunderwehr-P1 so gut wie keinen Rückstoß und damit auch kein Verreißen beim Schuss hatte.
Es stimmt also offensichtlich:

Erfahrungen habe ich selber keine

Gruß
Axel