Schiffsklassen des 18 Jahrhunderts

Hallo liebe Segelfreunde und (Hobby-)historiker, ich hätte da mal eine Frage bezüglich Schiffen im 18 Jahrhundert, da ich (klingt blöd) ein Rollenspiel am Laufen habe und ich gerne Schiffsklassen in Regeln packen würde aber nicht wirklich ahnung von der Materie habe. Und nämlich nicht glaube, dass alle Schiffe wie die Black Pearl aussahen :wink: Deshalb wende ich mich jetzt mal an kundigere Menschen/Seebären. (P.S. Nicht nur zwingend Militärische Klassen…).

Interessant wäre:

Name der Klasse
Größe
Masten/Segel

Vielleicht weiß ja noch jemand kleinigkeiten, wie
Bewaffnung
Besatzung
Nationen, die diese gebaut haben
Geschwindigkeit

Oder noch wichtige Infos, die ich jetzt nicht genannt habe :wink:

P.S. Wo kriege ich Infos im Inet oder in (nicht horrend teuren Fach-) Büchern

Vielen Dank,
Eure Landratte
NUFAN

Hallo Nufan,

ui, das ist eine spannende Frage, allerdings für eine einfache (kurze) Antwort dennoch zu ungenau^^ Wenn es um ein Rollenspiel geht und Dir/euch dabei historische Genauigkeit wichtig ist, müsstest Du zunächst das Land (ggf. das dem Phantasieort am nahekommenste Land) definieren, da es große Unterschiede z.B. zwischen spanischen und dänischen Schiffen gibt. Auch relevant ist, ob es z.B. um bestimmte Standorte geht (große oder kleine Häfen, Fluß- oder Ozeanschifferei), Passagier (Sklaven?)- oder Warentransport, Anfang oder Ende des 18. Jhdt.

Empfehlen kann ich Dir zum Einstieg „den Krünitz“ (http://www.kruenitz1.uni-trier.de/), hier findest Du verschiedene Schiffsklassen samt Herkunft, Einsatzbereich, Besatzung usw. beschrieben (Stichwort: Schiff). Dort findest Du auch viele Fachbegriffe, mit denen Du das Spiel noch realisischer gestalten kannst. Wenn Du dort unter dem Stichwort Schiffsbaukunst stöberst (relativ weit runter scrollen), findest Du auch Zeichnungen von Details der Schiffe und auch Querschnitte von Schiffen.

Wenn Du Frakturschrift lesen kannst, empfehle ich Dir als ergänzende Quelle die zeitgenössischen Zeitungen (z.B. http://www.ub.uni-bielefeld.de/diglib/aufklaerung/su…) hier gibt es z.B. Artikel über die Menge der Schiffe, die in einem Hafen lagen und welche Waren verschifft wurden.

Vielleicht kommst Du damit schon weiter?

Ich wünsche viel Erfolg beim Segel setzen und stehe gerne für weitere Fragen zur Verfügung.
Simone

Hi,

ich weiß nicht, ob du in Wikipedia schon geguckt hast, aber dort findest du z.B.

http://de.wikipedia.org/wiki/HMS_Victory

ein britisches Schiff in mitten des 18 Jahrhunderts

oder

http://de.wikipedia.org/wiki/USS_Constellation_%2817…

ein amerikanisches Schiff zum ende des 18 Jahrhunderts.

mfg

Markus

Hi Markus,

also die Infos für die HMS Victory waren sehr hilfreich… Muss ja ein eidrucksvolles Schiff gewesen sein… Gab es noch größere ist das so die „Königsklasse“ quasi der Ferrari unter den Schlachtschiffen der Zeit?
Die USS Constellation hat zu wenig Infos auf der Seite. Zumindest hat man mit den 36 Kanonen und den 340 Mann besatzung einen Anhaltspunkt.

Ich habe jetzt noch etwas in Wikipedia geforscht und folgende Schiffsklassen gefunden:
Linienschiff, Fregatte, Brigg, Brigantine, Schoner, Schebeke.
Ich kann leider nur noch nichts über ihre größe/Kampfkraft sagen. Könnte es sein, dass vorallem die Takelage ausschlaggebend für den Schiffstyp ist?
MFG
NUFAN

Hallo Simone,

Ja, tut mir leid, ich kenne mich mit der Schifffahrt als gebürtiger Bayer nicht so gut aus :wink:
Eigentlich versuche ich schon weitgehend an der Realität zu bleiben, deshalb bemühe ich mich so akkurate Angaben zu machen, wie möglich. Also als Anhaltspunkt dienen Englisch/Irische Schiffe, womöglich auch Französische. Also was sich so in der Karibik getummelt hat. Die Karibik ist sozusagen Schauplatz des Geschehens… Und die Spielfiguren kommen aus (quasi) Irland. (Ein bisschen Schatzinsel :wink: ) Am wichtigisten sind natürlich Kriegs- und Piratenschiffe ( :wink: ). Aber auch Handels- und Sklavenschiffe. (Fischerboote werden sich ja nicht so arg verändert haben. Oder?) Man kann die Häfen auch gut mit den Kolonialhäfen der Karibik vergleichen, also Martinique, Bahamas, Barbados, Jamaica, Puerto Rico…

Also der kruenitz hat mich umgehauen… Da steht ja mehr drin, als im Dresdner Telefonbuch :wink: Ich werd ne weile brauchen meine Infos da raus zu ziehen! Aber vielen Dank für die Quelle

In der Page von der uni bielefeld hab ich ne interessante Berechnung für ein Schiff mit 100 Kanonen und 1000 Mann besatzung gelesen.

Ich hoffe, ich konnte meine Frage etwas konkretisieren und hoffe nocheinmal auf deinen Rat hoffen zu können,

LG
NUFAN

Hallo NUFAN,

dann empfehle ich den kühnen Blackmann :smile:
Er „ist ein Irländer, und unter diesen findet man die kühnsten Leute […] Vor dem Kriege war Blackmann schon als ein dreister Schmuggler bekannt, und in dieser Carrière lernte er die Küsten Englands und alle Schlupfwinkel sehr genau kennen“. Beim Kapern verfuhr er „auf eine listige Weise. Seine Kenntniß der Englischen Schiffahrt gab sie ihm ein. Sah er ein Englisches Schiff, das er fangen konnte, so wußte er in seinem Manöver so geschickt zu Werke zu gehen, daß ihn die allergeschicktesten Seefahrer bewunderten, und konnte er den Zweck nicht erreichen, so hatte er immer Mittel zu entkommen“. Erwischt wurde er dann letztendlich von Kapitän Hancock mit seiner Brig, die mit 18 Kanonen und 84 Mann Besatzung unterwegs war.
Quelle: Aubigny gen. Engelbrunner, N. d’: Der kühne Kaper Blackmann. Krankheit der Mrs. Billington und Mrs. Siddons. Der junge Roscius. In: London und Paris. 1804 , 14.Bd. , S. 110-113

Aber Du wolltest ja keine Infos über Piraten, sondern über die dazu passenden Schiffe. Wie wäre es denn mit:

Brig(g)/Brigantine
ein leichtes Schiff ohne Verdeck, etwas kleiner als eine Galiot(te) (Beschreibung mit Bild: http://de.wikipedia.org/wiki/Galiot) , und mit einem niedrigen Bord (10 bis 15 Ruderbänke an jeder Seite), Segelboot,
bis 100 Mann, wobei pro Ruder nur ein Mann sitzt, der unter der Ruderbank seine Muskete verstaut
50 Fuß Länge, 10 Fuß Breite
Es ist ein sehr leichtes Fahrzeug, dessen sich die Seeräuber gern bedienen. (Quelle: Krünitz, Stichwort Brigantine)

Gut dokumentiert (und die Infos sind leicht zugänglich) sind auch die
„HMS Resolution“
Dreimastbark Marquis of Granby
462t Fassungsvermögen
34m lang, fast 11m breit und mit 4m Tiefgang,
Kosten: 4.151 Pfund, der Ausbau weitere 6.565.
und die anderen Schiffe um die Reisen von James Cook. Z.B.: http://de.wikipedia.org/wiki/HMS_Resolution_(Cook) in diese Umfeld gehört natürlich auch „Die“ berühmte Bounty:
Name: HMAV Bounty (oder HMS Bounty), bis 8. Juni 1787 Bethia
Baujahr: 1784, Umbau 1787
Werft: Hull (England)
Besatzung: 44 Mann (siehe Artikel)
Bewaffnung: vier 4-Pfünder, zehn Halb-Pfünder (Drehbassen)
Typ: Collier (Kohletransporter)
Länge Oberdeck: 27,7 m
Länge über Alles: 39 m
Breite: 7,3 m
Tiefgang: 3,5 m
Fassungsvermögen: 215 t
Beseglung: 3 Masten; Vollschiff: 3 Rahsegel an Fock- und Großmast, 2 am Kreuzmast

[http://de.wikipedia.org/wiki/Bounty_(Schiff_und_Meut...](https://de.wikipedia.org/wiki/Bounty_(Schiff_und_Meuterei) bei diesem Wiki-Artikel findest Du viele weitere Infos zum Schiff)

Beim Surfen bin ich auch noch hierauf gestoßen: http://www.caedwyn.de/jolly_int/schiffe.html Dort findest Du zwar keine historischen Nachweise, aber vielleicht gute Anregungen für Dein Rollenspiel - die haben sogar Musikvorschläge für die passende „Piratenstimmung“ auf ihren Seiten^^ (Und es nicht so viel zu lesen wie beim Krünitz :smile:))

Bzgl. der Sklavenschiffe noch ein bissl „Atmosphäre“: „Die erhandelten Neger werden freilich zwar zwischen dem Verdeck des Schiffs eingelagert, allein es wird doch mit ihnen so übel nicht verfahren, wie man glaubt; oben auf dem Verdeck des Schiffs sind genugsame Luftlöcher angebracht, und es fehlt ihnen so wenig an frischer Luft, als am Licht, überdies wird täglich eine gewisse Anzahl Sklaven aufs Verdeck gelassen, welche durch andere wieder abgelößt werden, und auf die Art können sie sich genugsam erholen“ (Quelle: Noltemeyer, E.C.: Anmerkungen über den Beitrag im 104ten St. dieses Magazins vom vorigen Jahre, den Negerhandel betreffend. In: Hannoverisches Magazin. 1789, 27.Jg.,S. 513-528)

Bei den Massen an zur Verfügung stehenden Infos, ist es vielleicht leichter, wenn Du Dein Rollenspiel erstmal „grob“ schreibst und für Dich nur festlegst, ob Charakter XY auf nem großen oder nem kleinen Segler unterwegs sein soll und dann konkret nach ein paar Infos über ein passendes Schiff suchst? Leider habe ich 0Plan vom Rollenspiel schreiben…

Viele Grüße
Simone

Hallo,

sorry das ich so spät antworte aber meine damalige Antwort ist nicht gespeichert worden wie ich gerade feststellte.

Suchst du nachwievor oder hast schon alles gefunden?

Grüße

Leider, keine Ahnung. Aber da gibt es wunderschöne Bücher. Und nicht alle sind teuer.