Schiller, An die Freude, Wollust ward dem Wurm ge

Hallo,

in Schillers „Ode an die Freude“ (ganz hier: http://www.literaturwelt.com/werke/schiller/andiefre…)

kommt die folgende Strophe vor:

„Freude trinken alle Wesen
An den Brüsten der Natur;
Alle Guten, alle Bösen
Folgen ihrer Rosenspur.
Küsse gab sie uns und Reben,
Einen Freund, geprüft im Tod;
Wollust ward dem Wurm gegeben,
Und der Cherub steht vor Gott.“

An sich erschließst sich der Sinn ja relativ einfach, allerdings kann ich mit den letzten beiden Zeilen nichts anfangen…wie wird das normalerweise interpretiert? V.a. „Wollust ward dem Wurm gegeben“. Was sagt Schiller damit? Cherub ist mir relativ klar (http://de.wikipedia.org/wiki/Cherubim), aber soll das dann der Gegensatz zu der Zeile mit dem Wurm sein? Wo ist da der Bezug?

Für Auklärung immer dankbar,

samson

Hallo, Samson!

Philister über dir! :wink:

Wollust ward dem Wurm gegeben,
Und der Cherub steht vor Gott."

Der Wurm steht recht weit unter auf einer Entwicklungsstufenleiter im Universum, auf dessen fast höchster Stelle religiöse Leute den Cherub, will sagen: die Engel, stellen.

Und von da unten bis da oben ist alles von Freude schöner Götterfunken erfüllt.

Gruß Fritz

Hallo Fritz,

danke für die Antwort. Also ganz konkret heisst das dann, dass der Wurm seine Freude aus der Wollust bezieht (wie symphatisch!), der Cherub aber dadurch, dass er vor Gott steht, ihn schaut, in seiner5 Nähe ist usw…??

Danke und Gruß,

samson

Der Wurm steht recht weit unter auf einer
Entwicklungsstufenleiter im Universum, auf dessen fast
höchster Stelle religiöse Leute den Cherub, will sagen: die
Engel, stellen.

Und von da unten bis da oben ist alles von Freude schöner
Götterfunken erfüllt.

Wollust der Engel
Oh, Samson!

der Cherub aber dadurch, dass er vor Gott steht, ihn schaut, in seiner Nähe ist usw…??

Du kennst die Wolllust (man sollte noch ein paar wollllllüstige llllls reinpacken :wink: der direkten Schau Gottes nicht!

Frag Mystiker oder im Relibrett!

Gruß Fritz

Hallo, samson,

Also ganz konkret heisst das dann, dass
der Wurm seine Freude aus der Wollust bezieht (wie
symphatisch!), der Cherub aber dadurch, dass er vor Gott
steht, ihn schaut, in seiner5 Nähe ist usw…??

interessanterweise enthält dieser Satz in englischen Übersetzungen stets das Wort „even“ (sogar, selbst):

_Desire was even given to the worm

Pleasure is granted even to the worm

Even the worm can feel contentment

She gave lust for life to the lowliest

Even to the worm ecstasy is given

Pleasure was given (even) to the worm_

Man kann es also auch so interpretieren: Selbst ein Wurm wurde von der Natur mit der Fähigkeit ausgestattet, Gefühle zu empfinden.

Gruß
Kreszenz

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Hallo Fritz,

Also ganz konkret heisst das dann, dass
der Wurm seine Freude aus der Wollust bezieht (wie
symphatisch!), der Cherub aber dadurch, dass er vor Gott
steht, ihn schaut, in seiner5 Nähe ist usw…??

Danke und Gruß,

Hallo Samson,
ja, genau so ist der Text meiner Ansicht nach zu verstehen (jetzt mal unabhängig davon, was ich persönlich davon halte). „Wurm“ ist mit Sicherheit bei Schiller eine abwertende Bezeichnung (vgl. sprechenden Namen bei Kabale und Liebe) und das Beziehen der Freude aus der Wollust ist hier als negatives Gegenbeispiel zur Freude des Cherub dargestellt, die aus dem Geistigen resultiert.
Liebe Grüße
Fredun