Schimmel im gewachsenen Muschelkalksedimenten ?

Hallo,

Der Untergrund unseres Gartens besteht aus Muschelkalksedimenten. Ab etwa 1m Tiefe beginnen die Sedimente, teils ist es ein homogenes, feines, stark verdichtetes Material (wie Ton), teils eher Geröll und um so tiefer man kommt umso dicker werden die noch versteinerten Schichten, in ca 3m Tiefe erstmals ca 30cm stark, zerbrochen in Platten von bis zu 90/90cm. Dieser Bereich ist komplett trocken, und war es wohl auch schon immer, die Spalten zwischen den Platten sind hohl. Die darüber liegenden Schichten müssen wohl wasserdicht sein und schirmen das Oberflächenwasser ab.
Nun meine Frage; Auffällig ist, dass sich in den Ritzen zwischen den versteinerten Sedimenten eine weissliche Substanz befindet. Kann das Schimmel sein ? Wie kommt der da hin ? -das findet sich auch in zig Meter Tiefe. Schliesslich sind diese Ritzen hermetisch von der Oberfläche abgetrennt. Wovon "ernährt der sich ? PflanzenWurzeln gibt es da auch keine.

Danke ! Paul

Hallo Paul,

es ist durchaus nicht ausgeschlossen, dass es sich um Pilze handelt. Irgendwie sickern doch geringe Wassemengen mit darin gelösten Spuren organischen Materials in den Untergrund - sprich zwischen Deine Kalksteinplatten. Davon könnten die Pilze leben. Selbst im Grundwasser gibt es noch echte Lebensgemeinschaften, allerdings aus Bakterien. Warum sollten also Pilze nicht unter die relativ dichte Schicht auf dem Gröll gelangen. Hausschwamm durchwächst z. B. auch Mauerwerk.

Andererseits könnte es sich bei der von Dir beschriebenen „weissliche[n] Substanz“ um Kalkausblühungen handeln. Dies würde ich sogar für wahrscheinlicher ansehen. Um Klarheit zu bekommen, würde ich etwas von der Substanz abkratzen und mal Essigessenz (ggf. auch den guten Basamico) draufgießen. Schäumt es auf, dann ist es Kalk. Schäumt es nicht, dann schau Dir die Substanz mal in einem Wassertropfen (möglichst mit etwas Geschirrspülmittel) unter dem Mikroskop an. Pilze bestehen aus hauchfeinen Fäden, die für gewöhnlich Querwände haben. Oftmals bilden sie dann noch Unmengen von Sporen, die als kleine runde Kugeln oder Ellipsoide zwischen den Fäden rumschwimmen müßten.

Gruß
Manfred

Hallo Manfred,

Ja, an Ausblühungen dachte ich auch zunächst, doch es ist ein gaaaaaaanz feiner dichter Pelz, die Fäden sind teils sehr lang, bis 5mm und flexibel wie ein Haar.
Sie sind so fein, dass man auch bei 1250facher Vergrößerung in Öl keine Strukturen erkennen kann. Lange und kürzere Fäden liegen chaotisch wie Mikadostäbe durcheinander.
Andere Objekte als die Fäden gibt es nicht.
Kann es solche Kalkkristalle geben ?
In Kontakt mit Ameisenäure 20% löst sich alles sofort auf.
Normale Ausblühungen, also mehr wie eine vertrocknete Kruste, gibt es daneben auch.

Paul

Andererseits könnte es sich bei der von Dir beschriebenen
„weissliche[n] Substanz“ um Kalkausblühungen handeln. Dies
würde ich sogar für wahrscheinlicher ansehen. Um Klarheit zu
bekommen, würde ich etwas von der Substanz abkratzen und mal
Essigessenz (ggf. auch den guten Basamico) draufgießen.
Schäumt es auf, dann ist es Kalk. Schäumt es nicht, dann schau
Dir die Substanz mal in einem Wassertropfen (möglichst mit
etwas Geschirrspülmittel) unter dem Mikroskop an. Pilze
bestehen aus hauchfeinen Fäden, die für gewöhnlich Querwände
haben. Oftmals bilden sie dann noch Unmengen von Sporen, die
als kleine runde Kugeln oder Ellipsoide zwischen den Fäden
rumschwimmen müßten.

Gruß
Manfred

hier auch Bilder:

http://people.freenet.de/cctp/sub1.jpg
http://people.freenet.de/cctp/sub2.jpg
http://people.freenet.de/cctp/450.jpg
http://people.freenet.de/cctp/1250.jpg

Kristallnadeln, evt. Aragonit
Hallo Paul
Es gibt nicht viele Minerale, die in so schwacher Säure bereits löslich sind.
Ich würde aufgrund der Bilder und deiner Beschreibung erst einmal auf Aragonit (CaCO3) tippen.
dieses Mineral hat im Unterschied zu Calcit eine etwas andere Kristallstruktur und bildet gerne Nadelige Kristalle aus.

Löst sich das Mineral in Ameisensäure unter Gasentwicklung auf?

Gruß
Mike

Hallo Mike,

Ja, Gasentwicklung.
Was mich überrascht hat ist die extreme Länge und Flexibilität der „Kristalle“ - kann das sein ?
Wie dick sind sie ? Zumindest bei 1250facher Vergrößerung hatte ich erwartet eine Struktur erkennen zu können.
Schimmel läßt sich dann aber wohl wirklich ausschliessen ?

Paul

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Hi Paul

Ja, Gasentwicklung.
Was mich überrascht hat ist die extreme Länge und Flexibilität
der „Kristalle“ - kann das sein ?

Ja, das kann sein, Karbonate sind durchaus plastisch und Elastisch verformbar. Fällt bei den Dicken Marmorplatten blos nicht so leicht auf.

Wie dick sind sie ? Zumindest bei 1250facher Vergrößerung

1250 fache vergrößerung ist bereits „das ende der fahnenstange“ bei Lichtmikroskopie. Und durch ein Einbettungsmittel, dass einen starken Lichtbrechungsunterschied zu dem Mineral aufweist, kommen natürlich enorme Randeffekte dazu.
Die Dicke solcher Kristallnadeln kann unter 1 Mikrometer betragen.
Du solltest mal versuchen, die Kristallnadeln in Glyzerin einzulegen und mit einem Deckglas abzudecken…
Zur bestimmung der Dicke müsste man das Mikroskop allerdings mit einem Mikrometer und Messokular eichen

hatte ich erwartet eine Struktur erkennen zu können.
Schimmel läßt sich dann aber wohl wirklich ausschliessen ?

Das ist kein Schimmel… Schimmel löst sich nicht unter Gasentwicklung auf.

Absolut eindeutig lässt sich die genaue mineralogische Zusammensetzung aber erst durch eine Röntgenstrukturanalyse bestimmen.
Aber Calcit bildet eigentlich nicht so lange Nadeln aus, Ankerit auch nicht, und für Siderit passt die Farbe nicht.

Grüß
Mike

(Fachmann für langweilige Gesteinsformationen)