Huhu,
Dazu vielleicht ein Zitat aus dem Artikel „Feinmotorik macht Mensch zum Schwächling“ (http://www.innovations-report.de/html/berichte/biowi…)
Bezug genommen wird auf einen Pressetext-Artikel über eine Veröffentlichung des Paläoanthropologen Alan Walker von der Penn State University in der Fachzeitschrift Current Anthropology:
[…] Er vergleicht das Muskelsystem des Menschen mit dem des Schimpansen. Dieser sei viermal stärker als der Mensch, jedoch nicht allein aufgrund stärkerer Muskeln, sondern auch wegen geringerer Kontrolle der Muskelfasern durch das Nervensystem. […]
Seine zusätzlichen motorischen Nervenzellen erlauben es dem Menschen laut Walker, kleinere Portionen der Muskeln zu aktivieren und auch nur wenige Muskelfasern einzusetzen […] „Indem er seine Muskeln Schritt für Schritt einsetzt, besitzt der Mensch mehr sportliche Ausdauer als der Schimpanse und ist ein großartiger Langstreckenläufer“, so Walker. Große Affen seien hingegen bessere Kurzstreckensprinter, Kletterer und Kämpfer.
Die Meldung gibt dann aber auch gleich einen kritischen Beitrag von Reginald Bittner, Forscher an der Neuromuskulären Abteilung der Medizinischen Universität Wien:
[…] Vom besagten Kräfteverhältnis zwischen Mensch und Schimpansen hat Bittner zuvor nie gehört. […]
Also sollte man zuerst mal klären, ob die Aussage, Schimpansen seien stärker als Menschen, haltbar ist. Dazu habe ich nichts brauchbares gefunden (zB. eine saubere, vergleichende biomechanische Untersuchung). Wichtig in dem Zusammenhang ist sicher, ob man von der Maximalkraft (gut trainierte Individuen) oder vom Durchschnitt ausgeht. Es ist wohl unbestritten, dass der durchschnittliche Schimpanse stärker ist als der durchschnittliche Mensch, aber dass das zumindest zum großen Teil an den durchschnittlichen Lebensumständen („Büroarbeit versus Klettern/Kämpfen/Rennen“) liegt.
LG
Jochen
PS: Svante Pääbo hat nachgewiesen, dass sich das Genom von Mensch und Schimpanse nur um 0.1% unterscheiden. Hinzu kommt, dass die vorhandenen Gene auch in gleicher Weise genutzt werden (interessanterweise sind die Unterschiede im Gehirn sogar am kleinsten!). Das spricht erstmal gegen die These, dass es grundlegende physiologische Unterschiede im Muskelaufbau und Kraftentwicklung gibt. (siehe http://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/_media/Highl…).