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Informationen findest Du z.B. unter http://www.med.uni-muenchen.de/icd/ALL/F20-F29.html#…
V. Psychische und Verhaltensstörungen
(F00-F99)
Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen
(F20-F29)
In diesem Abschnitt finden sich die Schizophrenie als das wichtigste Krankheitsbild dieser Gruppe, die schizotype Störung, die anhaltenden wahnhaften Störungen und eine größere Gruppe akuter vorübergehender psychotischer Störungen. Schizoaffektive Störungen werden trotz ihrer umstrittenen Natur weiterhin hier aufgeführt.
F20 Schizophrenie
Die schizophrenen Störungen sind im allgemeinen durch grundlegende und charakteristische Störungen von Denken und Wahrnehmung sowie inadäquate oder verflachte Affekte gekennzeichnet. Die Bewußtseinsklarheit und intellektuellen Fähigkeiten sind in der Regel nicht beeinträchtigt, obwohl sich im Laufe der Zeit gewisse kognitive Defizite entwickeln können. Die wichtigsten psychopathologischen Phänomene sind Gedankenlautwerden, Gedankeneingebung oder Gedankenentzug, Gedankenausbreitung, Wahnwahrnehmung, Kontrollwahn, Beeinflussungswahn oder das Gefühl des Gemachten, Stimmen, die in der dritten Person den Patienten kommentieren oder über ihn sprechen, Denkstörungen und Negativsymptome.
Der Verlauf der schizophrenen Störungen kann entweder kontinuierlich episodisch mit zunehmenden oder stabilen Defiziten sein, oder es können eine oder mehrere Episoden mit vollständiger oder unvollständiger Remission auftreten.
Die Diagnose Schizophrenie soll bei ausgeprägten depressiven oder manischen Symptomen nicht gestellt werden, es sei denn, schizophrene Symptome wären der affektiven Störung vorausgegangen. Ebensowenig ist eine Schizophrenie bei eindeutiger Gehirnerkrankung, während einer Intoxikation oder während eines Entzugssyndroms zu diagnostizieren. Ähnliche Störungen bei Epilepsie oder anderen Hirnerkrankungen sollen unter F06.2 kodiert werden, die durch psychotrope Substanzen bedingten psychotischen Störungen unter F10-F19, vierte Stelle .5.
Exkl.: Schizophrene Reaktion (F23.2)
Schizophrenie:
- akut (undifferenziert) (F23.2)
- zyklisch (F25.2)
Schizotype Störung (F21)
F20.0 Paranoide Schizophrenie
Die paranoide Schizophrenie ist durch beständige, häufig paranoide Wahnvorstellungen gekennzeichnet, meist begleitet von akustischen Halluzinationen und Wahrnehmungsstörungen. Störungen der Stimmung, des Antriebs und der Sprache, katatone Symptome fehlen entweder oder sind wenig auffallend.
Paraphrene Schizophrenie
Exkl.: Paranoia (F22.0)
Paranoider Involutionszustand (F22.8)
F20.1 Hebephrene Schizophrenie
Eine Form der Schizophrenie, bei der die affektiven Veränderungen im Vordergrund stehen, Wahnvorstellungen und Halluzinationen flüchtig und bruchstückhaft auftreten, das Verhalten verantwortungslos und unvorhersehbar ist und Manierismen häufig sind. Die Stimmung ist flach und unangemessen. Das Denken ist desorganisiert, die Sprache zerfahren. Der Kranke neigt dazu, sich sozial zu isolieren. Wegen der schnellen Entwicklung der Minussymptomatik, besonders von Affektverflachung und Antriebsverlust, ist die Prognose zumeist schlecht. Eine Hebephrenie soll in aller Regel nur bei Jugendlichen oder jungen Erwachsenen diagnostiziert werden.
Desintegrative Schizophrenie
Hebephrenie
F20.2 Katatone Schizophrenie
Die katatone Schizophrenie ist gekennzeichnet von den im Vordergrund stehenden psychomotorischen Störungen, die zwischen Extremen wie Erregung und Stupor sowie Befehlsautomatismus und Negativismus alternieren können. Zwangshaltungen und -stellungen können lange Zeit beibehalten werden. Episodenhafte schwere Erregungszustände können ein Charakteristikum dieses Krankheitsbildes sein. Die katatonen Phänomene können mit einem traumähnlichen (oneiroiden) Zustand mit lebhaften szenischen Halluzinationen verbunden sein.
Katatoner Stupor
Schizophren:
- Flexibilitas cerea
- Katalepsie
- Katatonie
F20.3 Undifferenzierte Schizophrenie
Diese Kategorie soll für psychotische Zustandsbilder verwendet werden, welche die allgemeinen diagnostischen Kriterien der Schizophrenie (F20) erfüllen, ohne einer der Unterformen von F20.0-F20.2 zu entsprechen, oder die Merkmale von mehr als einer aufweisen, ohne daß bestimmte diagnostische Charakteristika eindeutig überwiegen.
Atypische Schizophrenie
Exkl.: Akute schizophreniforme psychotische Störung (F23.2)
Chronische undifferenzierte Schizophrenie (F20.5)
Postschizophrene Depression (F20.4)
F20.4 Postschizophrene Depression
Eine unter Umständen länger anhaltende depressive Episode, die im Anschluß an eine schizophrene Krankheit auftritt. Einige „positive“ oder „negative“ schizophrene Symptome müssen noch vorhanden sein, beherrschen aber das klinische Bild nicht mehr. Diese depressiven Zustände sind mit einem erhöhten Suizidrisiko verbunden.
Wenn der Patient keine schizophrenen Symptome mehr aufweist, sollte eine depressive Episode diagnostiziert werden (F32.-). Wenn floride schizophrene Symptome noch im Vordergrund stehen, sollte die entsprechende schizophrene Unterform (F20.0-F20.3) diagnostiziert werden.
F20.5 Schizophrenes Residuum
Ein chronisches Stadium in der Entwicklung einer schizophrenen Krankheit, bei welchem eine eindeutige Verschlechterung von einem frühen zu einem späteren Stadium vorliegt und das durch langandauernde, jedoch nicht unbedingt irreversible „negative“ Symptome charakterisiert ist. Hierzu gehören psychomotorische Verlangsamung, verminderte Aktivität, Affektverflachung, Passivität und Initiativemangel, qualitative und quantitative Sprachverarmung, geringe nonverbale Kommunikation durch Gesichtsausdruck, Blickkontakt, Modulation der Stimme und Körperhaltung, Vernachlässigung der Körperpflege und nachlassende soziale Leistungsfähigkeit.
Chronische undifferenzierte Schizophrenie
Restzustand
Schizophrener Residualzustand
F20.6 Schizophrenia simplex
Eine Störung mit schleichender Progredienz von merkwürdigem Verhalten, mit einer Einschränkung, gesellschaftliche Anforderungen zu erfüllen und mit Verschlechterung der allgemeinen Leistungsfähigkeit. Die charakteristische Negativsymptomatik des schizophrenen Residuums (Affektverflachung und Antriebsminderung) entwickelt sich ohne vorhergehende produktive psychotische Symptome.
F20.8 Sonstige Schizophrenie
Schizophreniform:
- Psychose o.n.A.
- Störung o.n.A.
Zönästhetische (zönästhopathische) Schizophrenie
Exkl.: Kurze schizophreniforme Störungen (F23.2)
F20.9 Schizophrenie, nicht näher bezeichnet
F21 Schizotype Störung
Eine Störung mit exzentrischem Verhalten und Anomalien des Denkens und der Stimmung, die schizophren wirken, obwohl nie eindeutige und charakteristische schizophrene Symptome aufgetreten sind. Es kommen vor: ein kalter Affekt, Anhedonie und seltsames und exzentrisches Verhalten, Tendenz zu sozialem Rückzug, paranoische oder bizarre Ideen, die aber nicht bis zu eigentlichen Wahnvorstellungen gehen, zwanghaftes Grübeln, Denk- und Wahrnehmungsstörungen, gelegentlich vorübergehende, quasipsychotische Episoden mit intensiven Illusionen, akustischen oder anderen Halluzinationen und wahnähnlichen Ideen, meist ohne äußere Veranlassung. Es läßt sich kein klarer Beginn feststellen; Entwicklung und Verlauf entsprechen gewöhnlich einer Persönlichkeitsstörung.
Latente schizophrene Reaktion
Schizophrenie:
- Borderline
- latent
- präpsychotisch
- prodromal
- pseudoneurotisch
- pseudopsychopathisch
Schizotype Persönlichkeitsstörung
Exkl.: Asperger-Syndrom (F84.5)
Schizoide Persönlichkeitsstörung (F60.1)
F22 Anhaltende wahnhafte Störungen
Diese Gruppe enthält eine Reihe von Störungen, bei denen ein langandauernder Wahn das einzige oder das am meisten ins Auge fallende klinische Charakteristikum darstellt, und die nicht als organisch, schizophren oder affektiv klassifiziert werden können. Wahnhafte Störungen, die nur wenige Monate angedauert haben, sollten wenigstens vorläufig unter F23.- kodiert werden.
F22.0 Wahnhafte Störung
Eine Störung charakterisiert durch die Entwicklung eines einzelnen Wahns oder mehrerer aufeinander bezogener Wahninhalte, die im allgemeinen lange, manchmal lebenslang, andauern. Der Inhalt des Wahns oder des Wahnsystems ist sehr unterschiedlich. Eindeutige und anhaltende akustische Halluzinationen (Stimmen), schizophrene Symptome wie Kontrollwahn oder Affektverflachung und eine eindeutige Gehirnerkrankung sind nicht mit der Diagnose vereinbar. Gelegentliche oder vorübergehende akustische Halluzinationen schließen besonders bei älteren Patienten die Diagnose jedoch nicht aus, solange diese Symptome nicht typisch schizophren erscheinen und nur einen kleinen Teil des klinischen Bildes ausmachen.
Paranoia
Paranoid:
-
Psychose
-
Zustand
Sensitiver Beziehungswahn
Späte Paraphrenie
Exkl.: Paranoid:
-
Persönlichkeitsstörung (F60.0)
-
psychogene Psychose (F23.3)
-
Reaktion (F23.3)
-
Schizophrenie (F20.0)
F22.8 Sonstige anhaltende wahnhafte Störungen
Hierbei handelt es sich um Störungen, bei denen ein Wahn oder Wahnsysteme von anhaltenden Stimmen oder von schizophrenen Symptomen begleitet werden, die aber nicht die Diagnose Schizophrenie (F20.-) erfüllen.
Paranoides Zustandsbild im Involutionsalter
Querulantenwahn (Paranoia querulans)
Wahnhafte Dysmorphophobie
F22.9 Anhaltende wahnhafte Störung, nicht näher bezeichnet
F23 Akute vorübergehende psychotische Störungen
Eine heterogene Gruppe von Störungen, die durch den akuten Beginn der psychotischen Symptome, wie Wahnvorstellungen, Halluzinationen und andere Wahrnehmungsstörungen, und durch eine schwere Störung des normalen Verhaltens charakterisiert sind. Der akute Beginn wird als Crescendo-Entwicklung eines eindeutig abnormen klinischen Bildes innerhalb von 2 Wochen oder weniger definiert. Bei diesen Störungen gibt es keine Hinweise für eine organische Verursachung. Ratlosigkeit und Verwirrtheit kommen häufig vor, die zeitliche, örtliche und personale Desorientiertheit ist jedoch nicht andauernd oder schwer genug, um die Kriterien für ein organisch verursachtes Delir (F05.-) zu erfüllen. Eine vollständige Besserung erfolgt in der Regel innerhalb weniger Monate, oft bereits nach wenigen Wochen oder nur Tagen. Wenn die Störung weiterbesteht, wird eine Änderung der Kodierung notwendig. Die Störung kann im Zusammenhang mit einer akuten Belastung stehen, definiert als belastendes Ereignis ein oder zwei Wochen vor Beginn der Störung.
F23.0 Akute polymorphe psychotische Störung ohne Symptome einer Schizophrenie
Eine akute psychotische Störung, bei der Halluzinationen, Wahnphänomene und Wahrnehmungsstörungen vorhanden, aber sehr unterschiedlich ausgeprägt sind und von Tag zu Tag oder sogar von Stunde zu Stunde zu wechseln. Häufig findet sich auch emotionales Aufgewühltsein mit intensiven vorübergehenden Glücksgefühlen und Ekstase oder Angst und Reizbarkeit. Die Vielgestaltigkeit und Unbeständigkeit sind für das gesamte klinische Bild charakteristisch; die psychotischen Merkmale erfüllen nicht die Kriterien für Schizophrenie (F20.-). Diese Störungen beginnen abrupt, entwickeln sich rasch innerhalb weniger Tage und zeigen häufig eine schnelle und anhaltende Rückbildung der Symptome ohne Rückfall. Wenn die Symptome andauern, sollte die Diagnose in anhaltende wahnhafte Störung (F22.-) geändert werden.
Bouffée délirante ohne Symptome einer Schizophrenie oder nicht näher bezeichnet
Zykloide Psychose ohne Symptome einer Schizophrenie oder nicht näher bezeichnet
F23.1 Akute polymorphe psychotische Störung mit Symptomen einer Schizophrenie
Eine akute psychotische Störung mit vielgestaltigem und unbeständigem klinischem Bild, wie unter F23.0 beschrieben; trotz dieser Unbeständigkeit aber sind in der überwiegenden Zeit auch einige für die Schizophrenie typische Symptome vorhanden. Wenn die schizophrenen Symptome andauern, ist die Diagnose in Schizophrenie (F20.-) zu ändern.
Bouffée délirante mit Symptomen einer Schizophrenie
Zykloide Psychose mit Symptomen einer Schizophrenie
F23.2 Akute schizophreniforme psychotische Störung
Eine akute psychotische Störung, bei der die psychotischen Symptome vergleichsweise stabil sind und die Kriterien für Schizophrenie (F20.-) erfüllen, aber weniger als einen Monat bestanden haben. Die polymorphen, unbeständigen Merkmale, die unter F23.0 beschrieben wurden, fehlen. Wenn die schizophrenen Symptome andauern, ist die Diagnose in Schizophrenie (F20.-) zu ändern.
Akute (undifferenzierte) Schizophrenie
Kurze schizophreniforme:
- Psychose
- Störung
Oneirophrenie
Schizophrene Reaktion
Exkl.: Organische wahnhafte [schizophreniforme] Störung (F06.2)
Schizophreniforme Störung o.n.A. (F20.8)
F23.3 Sonstige akute vorwiegend wahnhafte psychotische Störungen
Es handelt sich um eine akute psychotische Störung, bei der verhältnismäßig stabile Wahnphänomene oder Halluzinationen die hauptsächlichen klinischen Merkmale darstellen, aber nicht die Kriterien für eine Schizophrenie erfüllen (F20.-). Wenn die Wahnphänomene andauern, ist die Diagnose in anhaltende wahnhafte Störung (F22.-) zu ändern.
Paranoide Reaktion
Psychogene paranoide Psychose
F23.8 Sonstige akute vorübergehende psychotische Störungen
Hier sollen alle anderen nicht näher bezeichneten akuten psychotischen Störungen, ohne Anhalt für eine organische Ursache, klassifiziert werden und die nicht die Kriterien für F23.0-F23.3 erfüllen.
F23.9 Akute vorübergehende psychotische Störung, nicht näher bezeichnet
Kurze reaktive Psychose o.n.A.
Reaktive Psychose
F24 Induzierte wahnhafte Störung
Es handelt sich um eine wahnhafte Störung, die von zwei Personen mit einer engen emotionalen Bindung geteilt wird. Nur eine von beiden leidet unter einer echten psychotischen Störung; die Wahnvorstellungen bei der anderen Person sind induziert und werden bei der Trennung des Paares meist aufgegeben.
Folie à deux
Induziert:
- paranoide Störung
- psychotische Störung
F25 Schizoaffektive Störungen
Episodische Störungen, bei denen sowohl affektive als auch schizophrene Symptome auftreten, aber die weder die Kriterien für Schizophrenie noch für eine depressive oder manische Episode erfüllen. Andere Zustandsbilder, bei denen affektive Symptome eine vorher bestehende Schizophrenie überlagern, oder bei denen sie mit anderen anhaltenden Wahnkrankheiten gemeinsam auftreten oder alternieren, sind unter F20-F29 zu kodieren. Parathyme psychotische Symptome bei affektiven Störungen rechtfertigen die Diagnose einer schizoaffektiven Störung nicht.
F25.0 Schizoaffektive Störung, gegenwärtig manisch
Eine Störung, bei der sowohl schizophrene als auch manische Symptome vorliegen und deshalb weder die Diagnose einer Schizophrenie noch einer manischen Episode gerechtfertigt ist. Diese Kategorie ist sowohl für einzelne Episoden als auch für rezidivierende Störungen zu verwenden, bei denen die Mehrzahl der Episoden schizomanisch ist.
Schizoaffektive Psychose, manischer Typ
Schizophreniforme Psychose, manischer Typ
F25.1 Schizoaffektive Störung, gegenwärtig depressiv
Eine Störung, bei der sowohl schizophrene als auch depressive Symptome vorliegen und deshalb weder die Diagnose einer Schizophrenie noch einer depressiven Episode gerechtfertigt ist. Diese Kategorie ist sowohl für einzelne Episoden als auch für rezidivierende Störungen zu verwenden, bei denen die Mehrzahl der Episoden schizodepressiv ist.
Schizoaffektive Psychose, depressiver Typ
Schizophreniforme Psychose, depressiver Typ
F25.2 Gemischte schizoaffektive Störung
Gemischte schizophrene und affektive Psychose
Zyklische Schizophrenie
F25.8 Sonstige schizoaffektive Störungen
F25.9 Schizoaffektive Störung, nicht näher bezeichnet
Schizoaffektive Psychose o.n.A.
F28 Sonstige nichtorganische psychotische Störungen
Hier sind wahnhafte oder halluzinatorische Störungen zu kodieren, die nicht die Kriterien für Schizophrenie (F20.-), für anhaltende wahnhafte Störungen (F22.-), für akute vorübergehende psychotische Störungen (F23.-), für psychotische Formen der manischen Episode (F30.2) oder für eine schwere depressive Episode (F32.3) erfüllen.
Chronisch halluzinatorische Psychose
F29 Nicht näher bezeichnete nichtorganische Psychose
Psychose o.n.A.
Exkl.: Organische oder symptomatische Psychose o.n.A. (F09)
Psychische Störung o.n.A. (F99)
Schizophrenie
Dr. med. Werner Kissling, Facharzt für Psychiatrie
oder unter http://www.netdoktor.de/krankheiten/Fakta/Schizophre…
Was ist Schizophrenie?
Schizophrenie ist eine tief greifende psychiatrische Erkrankung (Nervenkrankheit, Psychose), die Veränderungen der Gedanken, der Wahrnehmung und des Verhaltens auslöst. Schizophreniekranke sind zeitweise nicht in der Lage, zwischen der Wirklichkeit und den eigenen Vorstellungen zu unterscheiden. Schizophrene Patienten glauben jedoch nicht, eine andere oder mehrere andere Personen zu sein (multiple Persönlichkeitsstörung), wie das etwa in der Geschichte von Dr. Jekyll und Mr. Hyde der Fall ist. Die Erkrankung gehört zu den endogenen Psychosen, das heißt die Krankheit entsteht anlagebedingt.
Die Krankheit ist in allen Ländern der Welt gleich häufig, sie betrifft einen von 100 Menschen. Es erkranken gleich viel Männer und Frauen, Frauen meist zwischen dem 25.und dem 35. Lebensjahr, Männer häufig im Alter zwischen 15 und 30 Jahren. Eine richtig durchgeführte Behandlung ermöglicht heutzutage einem Großteil der Patienten (80 Prozent) dauerhaft ein Leben außerhalb des Krankenhauses. Die meisten dieser Gruppe können zumindest zeitweise auch einen Beruf ausüben.
Wie entsteht Schizophrenie?
Die genauen Ursachen der Erkrankung sind unbekannt. Vermutlich spielen chemische Botenstoffe, die Nervensignale weiterleiten (Neurotransmitter), eine entscheidende Rolle. Früher deutete man die Schizophrenie als Folge einer Überproduktion an dem Neurotransmitter Dopamin. Neuere Untersuchungen weisen jedoch darauf hin, dass wohl ein Teil der Dopamin-Signalwege überaktiv ist. Sicher spielt Vererbung eine Rolle. Das Risiko, irgendwann im Leben eine Schizophrenie zu entwickeln, steigt von einem auf drei Prozent, wenn einer der Großeltern betroffen ist, beziehungsweise auf zehn Prozent, wenn einer der beiden Elternteile erkrankt ist.
Eineiige Zwillingsgeschwister sind jedoch nur zu 40 bis 60 Prozent beide betroffen, sodass erbliche (genetische) Faktoren nicht die einzig mögliche Ursache der Schizophrenie sein können. Vermutlich erben manche Menschen eine besondere Anfälligkeit gegenüber der Krankheit, die bei hinzutretenden Belastungen dann ausgelöst wird. Geburtskomplikationen oder schwere körperliche Krankheiten können solche Auslöser sein, in 50 Prozent der Fälle aber gehen einer Erkrankung oder Wiedererkrankung psychische Belastungen (unglückliche Kindheit, Stress in der Arbeit, im zwischenmenschlichen Bereich) voraus.
Welche Beschwerden treten bei Schizophrenie auf?
Schizophrenie kann praktisch alle psychischen Funktionen verändern. Es zeigt sich eine Vielzahl an Beschwerden, die beim einzelnen Kranken nicht alle und nicht gleich stark ausgeprägt in Erscheinung treten müssen. Sie verbinden sich manchmal zu Syndromen, das sind typische Kombination von Beschwerden, die auch wechseln können. Man unterscheidet zwischen Grundbeschwerden und zusätzlichen (akzessorischen) Beschwerden. Manchmal wird in der Literatur auch von produktiven oder positiven Beschwerden und Minus- oder negative Beschwerden gesprochen. Beide Arten von Beschwerden sind einander sehr ähnlich und können oft nicht unterschieden werden.
Grundbeschwerden sind die direkt von der Krankheit verursachten Störungen:
Störungen des Denkens und damit auch Sprechens
Das Denken ist zusammenhanglos, nicht logisch, zerfahren, Gedanken und Worte brechen mitten im Satz ab. Begriffe verlieren ihre exakte Bedeutung oder verschiedene Begriffe werden neu miteinander verbunden („trauram“ aus traurig und grausam)
Störungen des Gefühlslebens (Affekt) und des Antriebs
Stimmungslage und gegenwärtige Situation passen nicht zusammen (inadäquate Affektivität). Gegensätzliche Gefühlsregungen werden nebeneinander empfunden, der Patient weint und lacht gleichzeitig.
Verlust der Wirklichkeit (Autismus)
Der Schizophrene versinkt in seine eigene Welt und ist von der Wirklichkeit anderer Menschen abgeschnitten.
Ich-Störung
Schizophrene Patienten erleben die eigene Persönlichkeit ebenfalls gespalten, zusammenhanglos, zerschlagen. Sie haben manchmal Schwierigkeiten sicher zu sein, dass sie wirklich leben, dass sie sie selber sind.
Die zusätzliche Beschwerden sind Versuche des schizophrenen Patienten, das krankhaft Erlebte in einen Sinnzusammenhang zu bringen oder damit leben zu können. Die Bewältigungsarten sind aber in sich ebenfalls krankhaft.
Störungen des Denkens
Die eigenen Gedanken empfindet der Patient als fremd, manchmal glaubt er, sie würden ihm entzogen.
Störungen des Gefühlslebens (Affekt) und des Antriebs
Das alles beherrschende Gefühl ist Angst. Manchmal sind schizophrene Menschen albern, enthemmt und ausgelassen (gehobene, hebephrene Stimmungslage) häufiger jedoch ratlos, hilflos und anlehnungsbedürftig (depressive Verstimmung). Die Gefahr eines Selbstmords in solchen Situationen ist unberechenbar, das Risiko liegt bei zehn Prozent.
Wahnvorstellungen
Schizophrene können fest davon überzeugt sein, dass sie verfolgt werden, dass sich die Umwelt gegen sie verschworen hat, dass sie vergiftet werden sollen. Die Patienten haben keine Möglichkeit zu begreifen (etwa mit Hilfe logischer Argumente), dass sie sich täuschen.
Halluzinationen
Die Kranken hören Geräusche und Stimmen, riechen Giftstoffe. Meist werden sie so im Rahmen des Verfolgungswahns bedroht. Auch hier ist es unmöglich, die Kranken mit Argumenten aus diesen Vorstellungswelten herauszuführen.
Bewegungsstörungen (Katatone Beschwerden)
Manchmal verlangsamt die Krankheit die Bewegungen der Patienten stark. Er bewegt sich kaum und spricht nicht mehr (Stupor). Im schlimmsten Fall kann sich ein Kranker gar nicht mehr bewegen, er verharrt in unbequemen Stellungen (Katalepsie). Kommt Fieber hinzu (perniziöse Katalepsie), wird der Zustand lebensbedrohlich. Andererseits wiederholen Schizophrene in psychischen Erregungszuständen häufig immer wieder Bewegungen. Sie laufen hin und her, machen Kniebeugen und andere Turnübungen, klatschen in die Hände oder klopfen ständig mit den Fingern.
Die Krankheit kann einen schleichenden oder akuten Verlauf nehmen. Von einem schleichenden Verlauf spricht der Mediziner, wenn sich der Patient immer mehr zurückzieht, von Familien und Freunden isoliert, sich um nichts mehr kümmern möchte und jegliches Interesse an der Ausbildung, der Arbeit oder den Hobbys verliert. Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten, Unentschlossenheit, abrupte Gefühlsänderungen, Drogenmissbrauch und Interesse an okkulten Themen können auch Teil des Krankheitsbilds sein.
Bei manchen Patienten beobachtet man stetige Beschwerden, über die Hälfte der Patienten erleiden wellenförmig akute Phasen und sind in der Zeit dazwischen beschwerdefrei, wobei die Verarbeitung der als bedrohlich erlebten Beschwerden zu beträchtlichen Persönlichkeitsstörungen führen kann.
Wie erstellt der Arzt die Diagnose?
Die Diagnose wird durch ein ausführliches Gespräch mit dem Patienten gestellt. Dabei achtet der Arzt besonders auf die typischen Beschwerden zum Zeitpunkt der Untersuchung und in der Vorgeschichte. Nachdem der Kranke seine Krankheit in Anteilen nicht wahrnehmen kann, ist es unter Umständen wichtig, Familienangehörige, Freunde oder Lehrer zu befragen. Tests (Rorschach-Test, Fragebögen, Konzentrationsübungen) werden zur Diagnosestellung nur wenig eingesetzt.
Auch bei typischen schizophrenen Beschwerden muss der Arzt andere Entstehungsmöglichkeiten wie etwa Drogen- und Medikamentenmissbrauch, Hirntumor und andere neurologische Erkrankungen mit Untersuchungen ausschließen.
Wie wird die Schizophrenie behandelt?
Medikamente
Neuroleptika
Neuroleptika (Entdeckung im Jahr 1952) blockieren die Wirkung des Nervenbotenstoffs Dopamin im Gehirn (Dopamin-Antagonisten). Damit sind sie die Grundlage der Behandlung von Psychosen wie der Schizophrenie.
Die „klassischen“ Neuroleptika sind besonders bei den Grundbeschwerden wirksam. Allerdings haben sie auch stärkere Nebenwirkungen wie Bewegungsstörungen (Muskelsteifigkeit, Zittern) unwillkürliche Muskelzuckungen (Spätdyskinesien), Dämpfung des Empfindens, Müdigkeit, Antriebslosigkeit sowie Gewichtszunahme. Die neueren antipsychotischen Medikamente haben eine günstige Wirkung auch auf die zusätzlichen Beschwerden. Ein weiterer Vorteil dieser neuen oder „atypischen“ Neuroleptika ist, dass sie weniger gravierende Nebenwirkungen verursachen als die klassischen.
Die verschiedenen Neuroleptika werden unterschiedlich dosiert gegeben, je nachdem, unter welchen Symptomen der Patient gerade leidet, ob ein akuter Schub bekämpft werden muss oder eine Wiedererkrankung verhindert werden soll.
Trotz der zum langen Liste an Nebenwirkungen sind Neuroleptika in der Regel gut verträglich. Die meisten Nebenwirkungen mit Ausnahme der unwillkürliche Muskelzuckungen verschwinden nach Absetzen des Mittels wieder.
Antidepressiva
Antidepressiva beeinflussen Stimmung, Antrieb und Leistungsfähigkeit der schizophrenen Patienten positiv. Wenn eine depressive Grundstimmung vorliegt, werden sie zusätzlich zu den antipsychotisch wirksamen Neuroleptika gegeben.
Beruhigungsmittel
Sie lösen Angstzustände und wirken entspannend. Sie können jedoch abhängig machen.
Psychotherapie
Die verschiedenen Behandlungsformen der Psychotherapie haben auf die Grunderkrankung nur einen geringen Effekt. Jedoch können sie entscheidend helfen, die beängstigenden Erlebnisse während der Krankheitszeiten zu verarbeiten und damit die Folgen der Erkrankung für die Persönlichkeit positiv zu beeinflussen. Psychotherapien steigern das Selbstwertgefühl, stärken die eigene Initiative, trainieren die Konzentrationsfähigkeit, zeigen Bewältigungsansätze auf, ermöglichen die Aufnahme einer Berufstätigkeit und verhindern die soziale Isolierung. In Arbeit mit den Angehörigen sucht man nach Möglichkeiten, wie der Schizophrene in der familiären Umgebung am besten betreut werden kann. Psychotherapie ist oft Voraussetzung für den Beginn einer medikamentösen Behandlung und deren zuverlässige Weiterführung.
Was kann man selbst tun?
Am Wichtigsten ist es, dass sich Patienten und Angehörige ausführlich über die Krankheit, ihre Ursachen und die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten informieren. Nur dann sind sie in der Lage, für eine optimale Behandlung zu sorgen und alle Maßnahmen zu ergreifen, um ein Wiederauftreten der Beschwerden zu verhindern. Um Rückfälle möglichst sicher verhindern zu können, ist es wichtig, die Medikamente so lange einzunehmen, wie dies vom behandelnden Arzt empfohlen wird. Die Behandlung dauert oft viele Jahre lang. Gute Zusammenarbeit mit dem Behandlungsteam, eine geregelte und möglichst stressarme Lebensführung sowie das Vermeiden von Drogen sind weitere wichtige Voraussetzungen für die erfolgreiche Rückfallverhütung. Da es zum Wesen der Krankheit gehört, dass der von ihr Betroffene nicht immer erkennt, dass er krank und behandlungsbedürftig ist, sollten ihm seine Angehörigen dabei helfen, drohende Rückfälle zu erkennen und rechtzeitig eine Behandlung einzuleiten.
Wie ist die Prognose?
Schizophrenie ist eine langwierige, beängstigende und auch für die Angehörigen psychisch belastende Krankheit. Dennoch wird sie im Allgemeinen als schwerwiegender und dramatischer beurteilt, als die nüchternen Zahlen dies belegen.
Bei jedem Fünften heilt eine Ersterkrankung ohne Wiederkehr aus. Selbst nach jahrelanger Krankheitsdauer bessert sich der Zustand mancher Patienten plötzlich. Bei anderen kommt es zur Wiedererkrankung in unterschiedlichen Zeitabständen und mit unterschiedlicher Häufigkeit. Zum einen bestimmt die Eigengesetzlichkeit der Krankheit selbst den Verlauf. Sodann hängt die weitere Entwicklung von den persönlichen und sozialen Bewältigungsmöglichkeiten des Patienten ab. Alles entscheidend beeinflusst aber eine ausreichende und zuverlässig eingehaltene Neuroleptika-Therapie die Prognose günstig. Wenn die Medikamente regelmäßig eingenommen werden, sinkt die Zahl der Wiedererkrankungen auf 30 Prozent.
Jeder dritte chronische Verlauf ist leicht. Ein Drittel der Patienten erreicht eine gewisse Besserung mit zwischenzeitlichen Rückfällen, und ein weiteres Drittel hat eine ungünstige Prognose mit bleibenden und zunehmenden Persönlichkeitsveränderungen, die bei jedem Rückfall verstärkt werden. Günstig ist, wenn die Krankheit in späten Jahren plötzlich beginnt und eher die zusätzlichen Beschwerden aufweist.
Ein ständiger Aufenthalt im Krankenhaus ist nur bei jedem Vierten nötig, 60 Prozent der Betroffenen gliedern sich wieder in das soziale Umfeld ein und können arbeiten. Die Krankheit reduziert die Lebenserwartung der Betroffenen um durchschnittlich zehn Jahre.
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Ciao,
Romana
Literatur: Tölle, R.: Psychiatrie. 12., neu verfasste und ergänzte Auflage, Springer-Verlag Berlin, Heidelberg, New York
Redaktion: Dagmar Stefanek-Brandl
letzte Aktualisierung: September 2001