Hi,
an anderer Stelle hast du geschrieben, dass du dich seit Jahren mit dem Thema Mensch befasst.
Das tue ich auch, angefangen hab ich mit der Frage, was mein erstes Erlebnis ist, an das ich mich erinnere oder ob ich mir eine Erinnerung nur vorstellte und sie irgendwann als echte Erinnerung gespeichert habe.
Mich hat auch gestoert, dass ich mich an vieles nicht erinnern konnte und wollte mir Erlebnisse genau einpraegen, v.a. wenn ich meinte daraus lernen zu muessen.
Spaeter viel mir auf, dass sich mein Empfinden, das ich an Erlebnisse haftete, aenderte. Lebensphasen, die ich als grausam und entsetzlich empfunden hatte, waren auf einmal neutral bis schoen. Ich nehme an, dass ich die Lebensphasen in Relation mit spaeteren einschneidenden Erlebnissen als angenehm oder neutral gewertet habe. Es waere auch moeglich, dass ich das Unangenehme nicht staendig nachempfinden moechte und irgendwann ausloesche.
Als Kind erzaehlten mir Leute von den goldenen 20ern, sie konnten mir aber nicht erklaeren, was daran schoen war ausser dass sie ihre Jugend hatten. Denn die Erlebnisse, von denen sie mir berichteten waren eher die Art Schauermaerchen, die man nicht mit Glueckseligkeit in Verbindung bringt. Ich haette es mir damals nicht traeumen lassen, dass ich einmal in schwaermerischer Nostalgie an meine Kindheitsphase denken sollte; doch auch das ist geschehen, dabei erinnere ich mich an sehr deprimierende Fakten.
Was genau im Gehirn ablaeuft habe ich nicht in Erfahrung gebracht. Durch meinen Beruf werde ich zwar taeglich mit dem Nachempfinden alter Gefuehle konfrontiert, ich kann aber immer noch nicht klar definieren, wie autentisch die Erinnerungen aus dem Eingemachten sind.
Wenn ich mehr weiss, werd ich mich melden. Bis dahin vermute ich eine Art Verdraengungsmechanismus, um das Glueck im Ruecken zu wissen, wenn man das Unbekannte beschreiten muss.
LG
Sprite