Hallo, mein Vater (50) (nur leichtes Übergewicht und Cholesterin werte erhöht gehabt, kein Bluthochdruck)hatte vorgestern einen Schlaganfall. In der linken Seite. Er kam mit dem Fahrrad von der Arbeit. Hatte ganz gute Laune und hatte auch vorher über nichts geklagt. Er machte noch scherze. Als er plötzlich auf der rechten Seite gelähmt wurde. Er konnte nicht reden. Er schaute uns nur an. Sofort riefen wir den Notarzt und er kam an den Tropf. Innerhalb 1 Std. kam er in die stroke Unit. Dort wurde ein Gerinnsel an einer „ungünstigen“ stelle entdeckt. Wo weiß ich leider nicht. Um das Gerinnsel zu lösen reichte eine Medikation nicht aus, deshalb wurde es operativ gelöst. Anschließend im ct wurde ein kleiner fleck entdeckt. Die Ärzte vermuteten, dass es eher Kontrastmittel war. Daraufhin konnte er auch seinen rechten Arm wieder etwas bewegen. Nachts fing eine Blutung an. Er wurde innerhalb 1-2 Std. operiert. Schädeldecke wurde aufgemacht. Heute wacht er Gott sei Dank langsam auf. Bewegt seinen linken Arm und Bein. Mein Vater ist so jung und überaus stolz. Außerdem ist er Ingenieur. Ich mache mir über so viele Sachen sorgen. Das wichtigste ist für uns, dass er überlebt. Ich frage mich ständig was die Blutung ausgelöst haben könnte und wie weit es seine Situation verschlimmert hat. Ob gehen können wird. Arzt meine, dass von der linken Seite viel vom Blut betroffen wird. Dass er eher sich nicht vollständig erholen wird. Ich kann dass alles gar nicht einschätzen. Was bedeutet das alles? Worauf kann ich hoffen und worauf müssen wir achten um ihn möglichst gut zu helfen? Vor der Reha und währenddessen. Oder bereits jetzt. Können wir was tun? Gibt es alternative Medizin um ihn zu unterstützen? Vielen Dank für jeden Kommentar. Gruß aus Hannover
Hallo,
ich kann sehr gut nachvollziehen, welch Schrecken solch ein Ereignis mit sich bringt… das Wichtigste überhaupt in diesem Moment: Steht deinem Vater zur Seite! Seid für ihn da! Für ihn ist die Situation ebenso erschreckend. Das aller aller Wichtigste in diesem Moment habt ihr getan, ihr habt sofort gehandelt, sodass die Aerzte ebenfalls ohne Zeitverlust handeln und deinen Vater der optimalen Therapie zuführen konnten.
Eine Prognose in diesem frühen Stadium ist schwer möglich. Am besten noch können die Aerzte vor Ort die Situation einschätzen. Sie kennen die Bilder, sehen das klinische Bild dazu.
Das Gehirn hat ein gewisses Potential zur Regeneration… und auch hat der Körper die Fähigkeiten Blutungen im Gehirn langsam abzubauen. Wieviel jedoch an alten Fähigkeiten zurückkehrt ist so früh fast nie abschliessend zu beurteilen. Wichtig ist nun - wie Du schon gesagt hast - dass dein Vater in guter medizinischer Betreuung ist und engmaschig überwacht wird, um Komplikationen frühzeitig zu erkennen. Das übernehmen die Kollegen im Krankenhaus und werden ein gutes Auge auf deinen Vater haben.
Eine Blutung in dieser Situation ist nichts ganz Aussergewöhnliches. Es kann sowohl eine Komplikation des Schlaganfalls selbst sein (in dem betroffenen Gebiet sind die Gefässe „fragiler“), aber kann natürlich auch eine Nebenwirkung der Medikamente (Lysetherapie) bzw. des Eingriffes sein. Solch Risikoabwägung trifft man immer in so einer Situation und man ist leider gezwungen solch Risiko akzeptieren zu müssen, wenn man sich erhofft, dem Patienten mit seiner Therapie eher eine bessere Prognose zu ermöglichen. Das Blut ist vor allem durch den Druck auf das Gehirn gefährlich, hier hat man durch die Oeffnung des Schädelknochens rasch gehandelt. Jetzt benötigt auch der Körper Zeit sich mit dieser Situation auseinander zu setzen.
Sobald sich die Akutsituation stabilisiert hat, wird man mit ersten rehabilitativen Massnahmen beginnen - Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie werden mit grosser Wahrscheinlichkeit vermutlich schon im Akutkrankenhaus begonnen werden. Versucht geduldig zu sein… und unterstützt Euren Vater darin, Geduld mit sich selbst zu haben. Kleine Fortschritte werden ihre Zeit brauchen… und sind durchaus auch noch nach ein paar Monaten zu erzielen.
Seid für ihn da und achtet aber darauf, dass er auch Ruhephasen hat, die er gerade benötigt. Er wird für Euch genauso tapfer sein wollen, wie ihr für ihn. Er wird Euch nicht sagen können / zeigen wollen, wenn ihm etwas zu viel wird. Hört auf Euren Bauch! Bleibt im Austausch mit dem Aerzteteam und dem Therapeutenteam. Das ist im Moment das Beste, was ihr in der Akutsituation tun könnt.
Ich wünsche Dir und Deiner Familie alles Gute und viel Kraft für diese schwere Zeit!
(B)Engel
ich kann mir uns ohne ihn nicht mal mit allergrößter phantasie vorstellen. ich würde manchmal lieber mit ihm tauschen!
das er sein linken arm und bein bewegt und sein rechten arm und bein garnicht… zeigt es, dass es er die seite auch eher nicht bewegen wird? da er nicht mal einen finger rechts bewegt.
von der blutung soll 2/3 der linken hälfte betroffen gewesen sein. heißt es, dass auch dort alles abgestorben ist und nicht wieder aktiviert wird?
er hat fieber. ärzte sagen es ist nach so einer op normal… ?
als die medikamente langsam heruntergesetzt wurden, hat er am gleichen tag gestern arm und bein bewegt. ich glaube nach dem er unsere stimmen hört!
ich habe gelesen, dass die aufwachphase trotzdem wochen dauern kann… stimmt es `? ist es die regel?
gruß
Hallo,
wie gesagt… aus der Erfahrung heraus - ohne die Gesamtsituation deines Vaters näher zu kennen - sind nur sehr vage Antworten möglich.
das er sein linken arm und bein bewegt und sein rechten arm
und bein garnicht… zeigt es, dass es er die seite auch eher
nicht bewegen wird? da er nicht mal einen finger rechts
bewegt.
Nein. Eine abschliessende Aussage ist im Moment dazu nicht möglich. Der Körper hat Fähigkeiten die Blutung abzubauen und auch zum Teil Fähigkeiten stark geschädigter Hirnregionen wieder zu aktivieren, z.T. durch Funktionsübernahme durch andere Hirnregionen. Das setzt aber einen Lernprozess voraus, meist viel Uebung und meist viel Zeit, die ins Land zieht. Insbesondere ist die Einschätzung im Moment dadurch beeinträchtigt, dass sich dein Vater ja noch in einer „Aufwachphase“ befindet. Das kannst Du evtl. mit einem Dämmerschlaf gleichsetzen. Das beeinträchtigt ihn vermutlich auch in seiner Aktivität und in seinem bewussten Handeln.
Du siehst im Moment nur eine Momentaufnahme. Die Aerzte, die die CT-/MRT-Bilder kennen, können eine bessere Prognose treffen. Jedoch werden auch sie dir nicht im Detail sagen können, wo dein Vater in 6 Monaten stehen wird. Eine Prognose beruht auf Erfahrungswerten und bildet Wahrscheinlichkeiten ab. Das kann heissen, dass dein Vater diese Prognosen erfüllt, sie übertrifft oder im schimmsten Fall auch hinter ihnen zurück bleibt. Gib dem ganzen Zeit, je wacher dein Vater ist, je mehr Zeit vergeht, desto konkreter können die betreuenden Aerzte werden.
Im Moment muss und kann nur im Vordergrund stehen, die Akutsituation zu stabilisieren. Das ist die Voraussetzung für jeden Fortschritt.
von der blutung soll 2/3 der linken hälfte betroffen gewesen
sein. heißt es, dass auch dort alles abgestorben ist und nicht
wieder aktiviert wird?
Nein, das heisst es nicht. Auch hier gilt, der Körper muss - unterstützt durch das Aerzteteam - gegen diese Blutung anarbeiten, sie abbauen und dann wird man Schritt für Schritt sehen, welche Fähigkeiten zurückkehren. Das ist nichts, was sich in wenigen Stunden entscheidet. Sondern langfristig gesehen, wird sich auch das über Monate hinauskristallisieren.
er hat fieber. ärzte sagen es ist nach so einer op normal… ?
Ja. Das kann nach einer OP normal sein. Hier ist es an den Aerzten vor Ort, zu entscheiden, ob es Folge der OP ist oder es Hinweise auf Infektionen gibt, die das Fieber auslösen.
ich habe gelesen, dass die aufwachphase trotzdem wochen dauern
kann… stimmt es `? ist es die regel?
Es gibt keine Regel, dafür sind wir Menschen zu individuell und jeder „Schlaganfall“/ jede Blutung im Kopf ebenfalls. Auch haben Medikamente darauf Einfluss. Sowohl die sedierenden (schläfrig, müde machenden) als auch Schmerzmedikamente können beispielsweise Einfluss auf den Wachheitsgrad deines Vaters haben… Das betreuuende Aerzteteam kann Euch darüber Auskunft geben, welche Medikamente aktuell noch Einfluss haben. Letztlich schützt der Körper sich auch selbst durch diesen Dämmerzustand. Auch hier heisst es, Geduld haben… und die kleinen Fortschritte wahrnehmen.
Viele Grüsse
(B)Engel
Vielen Dank für die ausführliche Antwort.
ich habe gerade mit der ärztin gesprochen:
er hat nach einem unblutigen schlaganfall, eine komlikation durch die behandlung auf der stroke unit bekommen.
der schlaganfall ist schwer und man kann nur warten.
seine pupilen sind klein
seine linke seite bewegt er beim aufwachen. und gerade hat er die rechte seite schwach bewegt. am arm sah es wie spastische bewegungen aus. jedoch glaube ich, dass sein rechtes knie motorisch bewegt wurde.
wie unterscheide ich motorische und spastische bewegungen?
gruß
und danke
Hallo,
vermutlich meinst Du aktive Eigenbewegung mit „motorische Bewegung“ und ungezielte Spontanbewegung mit „spastische Bewegung“?
Eine spastische Bewegungsstörung kann langfristige Folge eines Schlaganfalls sein. Unter Spastik versteht man eine Bewegungsstörung, die durch erhöhte Muskeleigenspannung bedingt wird. So kurz nach einem Schlaganfall ist die Lähmung schlaffer Natur, erst nach und nach baut sich eine erhöhte Muskeleigenspannung auf. Dass bereits jetzt eine Spastik vorhanden ist, ist unwahrscheinlich.
Für Dich als (vermuteten) Laien, wird die Unterscheidung zwischen gezielter Eigenbewegung und ungezielter Spontanbewegung in diesem Bewusstseinszustand deines Vater kaum zu differenzieren sein. Sollte er im Verlauf einen besseren Wachheitsgrad erreichen, wird man gezielt prüfen, ob er bestimmte Muskelgruppen gezielt steuern kann.
Viele Grüsse
(B)Engel