Schlechtes Gewissen

Hallo an alle Eltern…

Brauche da mal etwas Hilfe…

Hatte heute ein eigentlich sehr schönes Gespräch mit meinem Sohn, warum er manches lieber mit Papa macht. (Gespräch hat sich so ergeben, in ganz entspannter Atmosphäre).
Es liegt wohl daran, das Papa einfach ruhiger ist, während ich mich aufrege. Ok, das weiß ich und arbeite dran. Aber es gab wohl Situationen, die für ihn echt nicht schön waren. Manches davon habe ich geahnt, anderes gar nicht so wahrgenommen. Naja, ich bin sehr froh, das er das so benennen konnte, und weiß auch , das ich in Zukunft manches anders machen muss und will.
ich habe mich bei ihm entschuldigt, das hat er auch gut angenommen. Nur, was mich so belastet, ich habe ein unheimlich schlechtes Gewissen, das ich das nicht gemerkt habe, oder manches überhaupt gemacht habe.

Was kann ich noch tun, das er und ich da drüber „hinwegkommen“? Es besser machen, klar. Aber ich würde mir wünschen, das er das „vergißt“ , aber auf jeden fall merkt, das es auch anders geht- ich weiß, das kann nur die Zeit bringen. Aber mir tut das so leid…

Als Erklärung, ich habe ihn nicht geschlagen oä, aber ihn halt festgehalten, wenn er mir nicht zuhören wollte, das fand er schlimm, und ich neige halt auch zum meckern, wo mein mann ganz ruhig bleibt. Ich hatte in dem Moment , wo er mir das erzählt hat, dann total meinen Vater im Kopf, der sehr jähzornig war. Auch wenn ich nicht so schlimm wie er bin, trage ich doch einige Charakterzüge in mir, und so retrospektiv lag ich mit meinen Schimpftiraden durchaus auch mal daneben…

Also, raus damit, wie geht Ihr mit Eurem schlechten Gewissen um , was macht Ihr, wenn Ihr merkt, das ihr Fehler gemacht habt?

Lg

Brenna

Hi brenna,

ich finde, Du solltest nicht so hart mit Dir zu Gericht gehen. Mütter sind schließlich auch nur Menschen und jeder macht seine Fehler. Ich möchte den erleben, der in der Erziehung seines Kindes immer alles richtig macht. Das geht schlichtweg nicht.

Du hast Dein Kind weder körperlich noch seelisch gequält, sondern lediglich erwartet, dass er Dich anschaut, wenn Du ihm etwas zu sagen hast. Wenn er Dir jetzt sagt, dass er das nicht gut fand: ok, dann versuchst Du eben, ihn nicht festzuhalten um Dich seiner Aufmerksamkeit zu vergewissern. Wenn er Dir dafür im Gegenzug auch so seine Aufmerksamkeit schenkt, ist doch alles bestens!
Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass Mütter manchmal diesen Dauermeckerton drauf haben (ja, ich konnte mich manchmal selbst nicht mehr hören), was Kinder wiederum nervt. Ich habe versucht , das abzustellen (ich kann Dir versichern, es ist mir nicht hundertprozentig gelungen). Auch passierte es mir öfter, dass ich ohne nachzudenken auf eine Frage meiner Kinder sofort mit „nein“ geantwortet habe. Ja, ziemlich blöd.
Wenn Du Dir Deiner Fehler bewusst bist und versuchst, sie zu reduzieren, brauchst Du meiner Meinung nach kein schlechtes Gewissen zu haben. Ein Kind kann eine gewisse Anzahl von kleineren Erziehungsfehlern ganz gut wegstecken. Dein Sohn wird ganz sicher keinen Schaden davon tragen, wenn Du Dich benimmst wie ein lebendiger Mensch mit Gefühlen und Emotionen. Eltern müssen nicht perfekt sein.

Gruß Inge

Schlechtes Gewissen - passiert…
Hallo Brenna,

dein schlechtes Gewissen in Ehren, du hast mit deinem Sohn darüber gesprochen und es ist dir bewusst geworden. Du hast dich entschuldigt. Was nun zählt, ist, dass du in Zukunft anders handelst. „Wiedergutmachen“ klingt wie Bestechung, damit dein Gewissen reiner wird. Komm klar damit, dass du so gehandelt hast, es war vllt nicht richtig, aber es war so. Kein „Geschenk“ der Welt kann das aus der Welt räumen.

Guck einfach, dass du ihm zeigst, dass es anders geht. Versuche in Zukunft erstmal durchzuatmen und wenn es dir gelingt, ruhiger zu reagieren.

Es gibt nichts schlimmeres, als ein freigekauftes schlechtes Gewissen. Und wenn sich das noch mit Unfähigkeit paart, das unerwünschte Verhalten zu ändern - DANN schaffst du dauerhaften Schaden. Kinder kommen damit klar, dass Eltern nicht perfekt sind, dass sie Fehler machen - das schafft keinen dauerhaften Schaden. Als Elternteil kannst du nur vorleben, was du wirklich möchtest. Und wenn du das Potential hast, dich nach deinen Vorstellungen zu ändern, tu das. Rede in ein paar Wochen mit ihm nochmal darüber, ob es sich in seinen Augen gebessert hat. Wenn ja, bist du einen großen Schritt weiter. Aber die Vergangenheit ist, wie sie ist. Verändern kannst du nicht, und „freikaufen“ geht auch nicht.

Steh dazu, akzeptiere es, verzeih dir selbst und guck nach vorne. Nur dann hast du die Chance, dass dein Sohn dich respektiert und nicht lernt, dass er dir wegen schlechtem Gewissen Sachen aus dem Ohr leiern kann :wink:

lg, Dany

Guten Morgen,

Du hast ihm doch das gegeben, was nur wenige Eltern tun. Du hast mit ihm darüber gesprochen und hast Dir seine Kritik angehört.

klar, das ändert Dein innerliches Gefühl nicht. Geht mir ähnlich. Aber jeder Mensch mach Fehler und wichtig ist nur, dass man sie eingestehen kann. Ich denke, das hast Du ihm gezeigt. Wunderbar und schön.

ich kenne Deine Diskrepanz. Obwohl ich meiner Tochter viel Verständnis zeige und Fehler „eingestehe“, ich habe immer noch ein schlechtes Gewissen. Und das ist wohl ein Fall für „in Klausur gehen“ mit sich selbst.

Denk mal drüber nach. Es ist keine Weisheit, einfach nur die Antwort für mich. Wir müssen mit unserer vermeintlichen Schuld klar kommen. So ist das.

Gruß
A.A.

Hallo,

ich denke, ein schlechtes Gewissen ist ein gutes Zeichen, zumindest bei Eltern.
Jeder macht mal etwas falsch, es geht verm. nicht anders außer man macht sich etwas vor. Man sollte sich deswegen nicht aufhängen, aber sich Gedanken zu machen und auch ein schlechtes Gewissen zu haben fördert die Besserung sicher mehr, als wenn man locker darüber hinweggeht.
Einen Erfolg hast Du immerhin zu verbuchen: Du hast es besser gemacht, als Deine Eltern. Das ist ja schon einfach gut.

Dass dein Sohn die Situationen, die er Dir beschrieben hat, vergessen wird, ist unwahrscheinlich, aber mit ausreichend besseren Erfahrungen, werden die alten, unguten Erinnerungen zunehmend unwichtiger werden.
Wichtig ist auch, wie sich eure Beziehung in Zukunft entwickelt. Wäre allerdings ganz hilfreich zu wissen, wie alt dein Sohn jetzt ist.

Es bringt schon viel, wenn man mit den Kindern ehrlich reden kann, vor allem in der Pubertät.
Da ist Ruhe bewahren, reden und verstehen sehr viel mehr wert, als Meckern und aufs Geratewohl Vorschriften erlassen.
Man erinnere sich da am besten der eigenen Jugend, das hilft schon viel weiter. Und ruhig bleiben, erst mal nachdenken ist immer gut.

Die Kinder bedrohen Dich nicht, Du hast Zeit, in Ruhe zu überlegen, was zu tun ist (O.K., wenn mein Sohn schon wieder Teller, Milchtüten und Besteck im Wohnzimmer liegen läßt oder sich im Bad die Haare schneidet und überall verteilt, dann werde ich auch mal spontan laut. Wir beide wissen, dass er das so nicht machen soll, wenn er es trotzdem tut, muss ich halt mal schimpfen und wenns garnicht anders geht auch Taschengeld kürzen - das allerdings nicht mehr spontan, sondern überlegt).

Ich habe auch ein schlechtes Gewissen wegen der einen oder anderen falschen Reaktion als die Kinder kleiner waren - werde ich auch nicht los, obwohl die Kinder davon nichts mehr wissen.
Ich schätze, das geht jedem so, dem die Kinder am Herzen liegen, quält mich aber trotzdem immer wieder.

Das einzige, was mich beruhigt, ist die Tatsache, dass sie trotzdem ganz gut klar kommen, zufriedener sind als ich im gleichen Alter etc…
Ich habs m.E. doch einiges besser gemacht, als meine Eltern - also immerhin eine positive Entwicklung.

Wünsche weiterhin alles Gute und ruhig Blut, Paran

Hallo Brenna,

wir geben immer unser Bestes.
So auch Du.

Wenn es das nicht ist, würden wir es auf andere Weise tun oder hätten es auf andere Weise getan.

Es scheint ein immerwährender Prozess, wozu ein solches Gespräch unglaublich viele Möglichkeiten für beide Seiten bietet.

Schlechtes Gewissen ist unsinnig, was umzusetzen jedoch eine der schwierigsten Übungen zu sein scheint.
Die Herausforderung liegt meist versteckt zwischen alten Programmen ( so nach dem Motto „tu Buße“ )und dem Bedürfnis sich seiner selbst Bewußter zu werden…

Insofern gibt es eher ein Anders als ein Besser…

Und ganz nebenbei: auch ich arbeite täglich daran…:wink:

In diesem Sinne liebe Grüße

Susanne

Hallo,

es gibt keinen Menschen, den ich mehr liebe als meine Tochter. Es gibt aber auch keinen Menschen, an dem ich mehr Fehler begangen habe als an ihr. Weil es halt keinen Menschen gibt, der so lange so abhängig war von mir. Ich habe aber zum Glück für sie auch eine Menge gut und richtig gemacht. Unterm Strich geht die Rechnung positiv auf.

Fehler gehören zur Kindererziehung dazu. Es ist halt nur schlimm, dass man sie an Menschen begeht, die sich in der Situation nicht entziehen oder wehren können.

Ich weiß, wie du dich fühlst. Verzeih dir selbst, das darfst du!
Barbara

Hallo

Also, raus damit, wie geht Ihr mit Eurem schlechten Gewissen um

Vor allen Dingen sage ich mir, dass das Kind nichts von meinem schlechten Gewissen hat. Im Gegenteil, es wird davon belastet. Es muss mir nämlich verzeihen, sonst geht es mir schlecht, es ist dann also verantwortlich für mein Wohlergehen.

Ernsthafte Entschuldigungen würde ich auch erst vorbringen, wenn das Kind schon längst erwachsen und wirklich in der Lage ist, mich zu entschuldigen. Bei Kindern würde ich mich eher in der Form entschuldigen, dass sie wissen, dass es nicht ihr Fehler war, aber nicht um einen Freispruch zu kriegen.

Viele Grüße

Ich glaube nicht, dass du ein schlechtes Gewissen haben musst. Alleine schon die Tatsache, dass sich dein Sohn traut mit dir über deine „Fehler“ zu reden, und vor allem, dass er darin überhaupt einen Sinn sieht, spricht für dich.
Er hat sich ausgesprochen, du hast es verstanden und dich entschuldigt. Damit ist die Sache erledigt, der Bub muss das nicht „vergessen“. Er setzt jetzt das Vertrauen in dich, dass es in Zukunft nicht mehr zu solchen Situationen kommen wird. Und falls es doch mal wieder ein bischen „nerviger“ wird mit dir, wird er sich denken: „Naja, die Mama ist halt auch nur ein Mensch.“

Erziehung
Hallo Brenna,

es ist nicht die Aufgabe von Erziehung, „schön“ für das Kind zu sein. Ganz im Gegenteil. Erziehung sorgt für Ärger beim Nachwuchs, für Frustration und manchmal für Wut. Das tut sie deswegen, weil sie das Kind mit Dingen konfrontiert, die ihm im späteren Leben immer wieder begegnen: Mit Grenzen, Regeln und mit verschiedenen Methoden, diese durchzusetzen.

Und weil Erziehung immer auch Beziehung bedeutet, ist ganz automatisch damit verbunden, dass das Kind erlebt, was sein Verhalten bei den Eltern an Stimmungen auslöst. Es lernt quasi nebenbei, wie es sich verhalten muss, um bestimmte Stimmungen hervorzurufen oder zu vermeiden.

Es lernt, dass auch Erwachsene sich manchmal daneben benehmen oder ungerecht sind. Und es lernt, dass sie das manchmal einsehen und sich entschuldigen und dass man manchmal einfach hinnehmen muss, was passiert.

Solange die Eltern sich ausreichend im Griff haben, um in ihren Stimmungen nicht unberechenbar zu sein - das kommt bei psychischen Erkrankungen oder Suchtproblemen vor - und sich nicht unreflektiert an Kindern abreagieren, ist das ein Stück Lebensschulung und ebenso normal wie wichtig.

Auch Kinder dürfen sich ihren Eltern gegenüber ja oft von einer Seite zeigen, die sie weniger vertrauten Menschen gegenüber nicht offenbaren würden. Die Sicherheit zu haben, dass man trotzdem geliebt wird, ist das, was Familie von anderen Beziehungen unterscheidet.

Deshalb: Es ist okay, wie es ist. Es ist das Recht deines Kindes, sich seinen Weg zwischen seinen beiden Eltern zu suchen. Das tun alle Kinder (und nicht wenige Elternteile verspüren hin und wieder ein wenig Eifersucht). Und wenn dir ab und zu „der Gaul durchgeht“, musst du damit leben, dass Sohnemann das nicht prickelnd findet. Ein Grund zur Selbstzerfleischung ist es nicht.

Das Gute daran, Mama und Papa zu haben ist doch, dass es immer einen gibt, zu dem man sich flüchten kann, wenn’s mit dem anderen mal grade nicht so läuft. Du kannst sicher sein, dass das Ganze auch umgekehrt funktioniert :smile:.

Schöne Grüße,
Jule

Hallo Jule,

du gibst immer so tolle Ratschläge und scheinst immer alles zu verstehen. Da kommt dann leider oft wenig von dir rüber.

Die Frage war ja: Wie geht ihr mit einem schlechten Gewissen um, wenn ihr mal was falsch gemacht habt? Du schreibst, was ja schön, gut und sicher auch richtig ist (um es auf den Punkt zu bringen): Man darf ruhig auch Fehler machen (wenn sie nicht so gravierend sind wie draufzuhauen), ist nicht schlimm, auch davon lernen die Kinder. Und du psychologisierst.
Aber das bist jetzt nicht du. Also, trau dich ruhig mal und beantworte die Frage wirklich autentisch: Wie geht es dir, wenn du das Gefühl hast, dass du einen Fehler in der Erziehung gemacht hast?

Grüße
Toni

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Hi,

Die Frage war ja: Wie geht ihr mit einem schlechten Gewissen
um, wenn ihr mal was falsch gemacht habt? Du schreibst, was ja
schön, gut und sicher auch richtig ist (um es auf den Punkt zu
bringen): Man darf ruhig auch Fehler machen (wenn sie nicht so
gravierend sind wie draufzuhauen), ist nicht schlimm, auch
davon lernen die Kinder. Und du psychologisierst.
Aber das bist jetzt nicht du. Also, trau dich ruhig mal und
beantworte die Frage wirklich autentisch: Wie geht es dir,
wenn du das Gefühl hast, dass du einen Fehler in der Erziehung
gemacht hast?

Stimmt, so war die Frage formuliert. Nur, wie ist WWW gedacht und wie versteht gerade Jule dieses Forum? Ich hatte noch nie den Eindruck, daß sie es als Forum des persönlichen Austauschs versteht sondern so, wie es ursprünglich auch gedacht war: als Hilfestellung für Ratsuchende oder um sachliche Informationen zu vermitteln.

Und auch wenn Brenna vordergründig nach dem eigenen Umgang mit bestimmten Situationen fragt, so steckt doch darin die Suche nach Hilfe für das eigene Leben.

Mir persönlich hilft es oft überhaupt nicht, wenn mir andere berichten, wie sie mit bestimmten Situationen umgehen oder wie es ihnen dabei ergeht. Stellungnahmen wie die von Jule bringen mich aber wirklich weiter, gerade weil sie allgemein und nicht persönlich gehalten sind.

(Und hier speziell der Umgang mit den eigenen Stimmungen. Es war unglaublich befreiend zu akzeptieren, was Jule beschreibt. Auch das Verhältnis zu den Kindern hat davon enorm profitiert - durch das Akzeptieren der Realität ergab sich auch die Freiheit, angemessen mit den Kindern darüber zu sprechen.)

Aus diesem Grund bin ich sehr froh über ihre Beiträge - Plauderforen gibt es wirklich genug. Es gibt nur noch eine Hand voll User, deren Beiträge mich von einer Abmeldung abhalten. Und dies sind ausschlieslich User, die überwiegend sachlich statt persönlich antworten.
Mir ist es sehr recht, wenn diese User bei ihrem Stil bleiben.

Gruß Stefan

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Hallo!

Da kommt dann leider oft wenig von dir rüber.

Gott sei Dank. Plaudertaschen, die bloß ihre eigenen Befindlichkeiten und Erfahrungen koloportieren, haben wir bei WWW schon genug. Jule gehlrt zu den wenigen, die wirklich psychologisches und pädagogisches Fachwissen haben und deshalb Antworten geben können, die über ein: „Also, bei mir war’s so …“ hinausgehen.

Gruß,
Max

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