nö
Tach Jenny,
also, wenn du so genau diskutieren willst … stimme ich deiner Argumentation nicht zu.
In Zeiten, in denen „ergreifend“ oft schwülstig, pathetisch
und (auch offenbar schon aus damaliger Sicht) überladen war,
setzt sich „schlicht“ als Synonym für " es geht auch einfacher
Du unterstellst, „ergreifend“ habe in einem Gegensatz zu „schlicht“ gestanden. Da ergibt die Kombination keinen Sinn. Das Gegenteil scheint mir der Fall: „Schlicht“ müsste der Reiz gewesen sein, „ergreifend“ die Reaktion. Dann wird es auch zum „verstärkenden Ausdruck“ in Röhrichs Sinn (mein erstes Posting).
Die schlichte Wortbedeutung „einfach“ ist mir auch zu einfach, es gehört noch ein Hinweis auf etwas Abwesendes, „schnörkellos, unter Verzicht auf Pompöses oder Formelhaftes“, hinein.
Merkwürdig allerdings, dass, wer „schlicht und ergreifend“ sagt, eben n i c h t auf Ergriffenheit rauszuwollen scheint. Mein Kollege, der die Formel am häufigsten verwendet, suggeriert damit etwas ganz Perfides: Er selbst war von der Schlichtheit ergriffen, aber jetzt, wo er es sagt, braucht man selbst nicht ergriffen zu sein, er hat einem praktisch die Erkenntnisarbeit abgenommen, was besonders überzeugend wirken soll. Die Verwendung von s&e enthält eine autoritäre Konnotation.
Grüße aus dem dicken B, Dietmar