Trance-Techniken
Hi Markus,
die gezielte Zufügung von Schmerzen ist eine von vielen Trancetechniken, die man im Zusammenhang mit religiösen Praktiken findet. Es sind, so kann man zusammenfassend sagen, asketische Techniken („Askese“ heißt ja „Übung“), die die Loslösung und Unabhängigkeit geistiger Bewegungen oder Zustände von körperlichen Empfindungen und Verfassungen zum Ziel haben.
Man findet sie sowohl in christlichen Kontexten (z.B. in der Schule der deutschen und spanischen Mystik), in den islamischen Sufi-Bewegungen, als auch in hinduistischen (die sog.„Fakire“), sibirischen, zentralafrikanischen, nordamerikanischen und in polynesichen Religionen.
Andere, aber letztlich mit denselben Zielen verbundene Trance-Techniken, sind z.B. der Tanz in elementaren, vollkommen konstanten Rhythmen (Sufismus, altaischer und nordostsibirischer Schamanismus, zentralafrikanische und nordamerikanische Kulte, christliche Prozessions-Traditionen in Italien). Diese Techniken haben auch in der Musikgeschichte Niederschlag gefunden, z.B. in der sog. „Minimal Music“ (Terry Riley, Steve Reich, Philipp Glas) oder im Techno.
Dann auch der gezielte Gebrauch von psychotropen Pflanzen (Zentral- und Südamerika, altindische, altpersische, altgriechische Kulte).
Weiter auch andere, mit Körpertechniken verbundene Askesen (Yoga, daoistische Meditationstechniken) oder eben auch reine Wort- und Gesangstraditionen wie die sog. „Litanei“, wie sie sich im Judentum und Christentum findet.
Das Ziel der Trance ist die Ekstase oder die Enstase, die man ganz oberflächlich betrachtet als eine Art Out-of-Body-Erfahrung bezeichnen kann. Es geht um eine Befreiung von allen somatischen Bedingungen und mentalen Willensstrukturen des sinnlich-empirischen Ego.
Gruß
Metapher