Auf dem Röntgenbild ist zu sehen, dass die Wurzelkanäle
teilweise in die Kieferhöhle gehen. An mindestens einer
Wurzelspitze befindet sich ein Zementrest unterhalb der
Spitze. Der Zahnarzt meinte, das sei nicht schlimm, der würde
sich mit der Zeit verflüchtigen.
Servus Martin,
Wurzelkanäle gehen niemals in die Kieferhöhle. Wurzelkanäle müssen immer innerhalb einer Wurzel liegen, Wurzeln bilden sich immer innerhalb von Knochensubstanz. Nachdem im Röntgenbild hintereinander liegende Strukturen übereinander projiziert werden, kommt es zu solchen Fehldeutungen.
Der Zementrest kann - im Sinner einer Fremdkörper-Reaktion - die Ursache für Deine Schmerzen sein. Nachdem viele amerikanische Endodontologen über Jahre hinweg das Überfüllen der Kanäle mit Guttapercha und einem ‚Sealer‘ für ein positives Qualitätsmerkmal hielten und halten, sind da allerdings Zweifel angebracht.
Stichwort: ‚Schilder puffs‘;
Link:
http://endoexperience.com/pro_opinions_endisnear.html
. . . . . . . schnipp . . . . .
Ein paar Tage Schmerzen sind sicherlich normal. Nun kann ich
jedoch am 5. Tag nach der Behandlung noch keine wirkliche
Besserung erkennen, weshalb ich mich frage, ob das trotzdem
irgendwann weggeht und wie lange das dauern kann oder ob nicht
z. B. der Zementrest an der Wurzelspitze den Schmerz auslösen
könnte und dieser entfernt werden muss, um eine Besserung zu
erhalten.
Was, trotz desinfizierender Spülungen und vorsichtigstem Vorgehen bei der Wurzelbehandlung doch passieren kann, ist das Überpressen infizierten Kanalinhalts über das Wurzelende hinaus. Wenn das Füllmaterial unter Druck in den umgebenden Knochen gelangen kann (wie es bei Dir wohl gewesen ist), kann das Gemenge aus Dentinspänen, Nervgewebe und Bakterien, die den Hohlraum ‚Wurzelkanal‘ füllen, denselben Weg gehen. Der Körper kann jetzt nur eines tun: das Immunsystem anwerfen, eine Entzündung lostreten und die Keime umbringen. Das geschieht in einem extrem sensiblen Gebiet: die Wurzelhaut ist von Gefäßkapillaren und Nervenenden reich durchsetzt und muss jetzt mit in den Entzündungsstrudel. Das spürst Du jetzt.
Wie lange das dauert? Jetzt kommt die klassische Antwort, die man in den Biowissenschaften immer hört: Das kommt drauf an - auf Menge und Virulenz der Bakterien und auf die Reaktionslage des Körpers.
Was kann man tun:
Entzündungshemmende Analgetika nehmen. Das tust Du schon, Dein Zahnarzt wird Dir sicher auch für ein paar Tage Ibuprofen mit 600 mg verschreiben. Mit zwei Stück am Tag wird es schon mal besser.
Als zusätzlioche Maßnahme kann ein Antibiotikum verschrieben werden. Deutsche Zahnärzte verschreiben reflektorisch meist Clindamycin, was nicht die beste Idee ist. Hier kann auch der Hausarzt helfen.
Auch die Resektion der Wurzelspitze (hier mehr im Sinne einer Entlastungsmaßnahme) ist denkbar, die Nähe der Nebenhöhle erfordert dabei aber chirurgische Routine.
Wäre es mein Schmerz, würde ich jetzt erst einmal mit einer Doppeldosis Ibu 400 draufhauen und heute vor dem Schlafengehen eine 600 nachlegen. Ist es morgen nicht deutlich besser, antibiotisch eingreifen lassen.
http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/017-066_…
Nachdem bei der Wurzelbehandlung anscheinend sehr sorgfältig und professionell vorgegangen wurde, hast Du IMO gute Chancen, dass Deine Beschwerden in den Griff zu bekommen sind.
Gute Besserung und - Entschuldigung für den langen Roman.
Gruß
Kai Müller