Schmerzen nach Wurzelbehandlung

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich habe hier schon vor ein paar Wochen eine Frage veröffentlicht. Mittlerweile hatte ich an meinem Backenzahn eine Wurzelbehandlung. Die Behandlung war bis auf die Spritzen schmerzfrei. Direkt nach der Behandlung gab es noch Schmerzen. Der Zahnarzt hatte mir gesagt, dass dies passieren kann. Es ging dabei um Schmerzen im Kiefer. Es fühlte sich an als wäre dort eine Wunde bzw. eine Reizung. Es gab eine Reaktion auf das Kauen von hartem Lebensmitteln und auf extreme kalte Flüssigkeiten.

Die Schmerzen gingen Tag für Tag zurück. Allerdings reagierte der Zahn davor an einer Stelle beim Kauen. Bei diesem Zahn wurde eine kaputte Füllung ausgetauscht. Die Füllung war nicht sehr tief. Der wurzelbehandelte Zahn ist nun vor zwei Wochen entgültig mit einer speziellen Füllung geschlossen worden. Zudem wurde der Zahn davor ein bisschen abgeschliffen. Danach hatte ich eine ganz gute Woche, soll heißen ich hatte kaum Beschwerden. Ich habe nun immer mehr gegessen und merkte, dass aber bei hartem Brot (Rinde) sowie bei sehr kalten Getränken immer noch eine Reaktion vorhanden war. Diese allerdings nicht im Zahn sondern wie gesagt im Kiefer bzw. im Zahn davor.Nun habe ich gegen mein Zähneknirschen noch eine Schiene bekommen. Seit drei Tagen sind nun die Beschwerden wieder stärker geworden. Der Schmerz ist dumpf und scheint im Kiefer unter dem wurzelbehandelten Zahn sowie in dem Zahn davor zu liegen. Es ist auszuhalten d.h. es sind keine brutalen Schmerzen. Ich nehme auch keine Schmerzmittel. Mein Zahnarzt meint wir müssten jetzt abwarten.

Meine Sorge ist nun die, dass irgendwo im Kiefer oder im Zahn etwas viel größeres vorhanden ist. Deshalb meine Frage:

Sind solche leichten Beschwerden auch nach drei bis vier Wochen möglich? Woran kann das liegen - laut ZA ist alles in Ordnung, d.h. es gibt keinen weiteren Befund? Ich habe im Internet fürchterliche Geschichten mit teilweise jahrelangen Horrorerlebnissen gelesen und möchte nun alles tun, damit mir soetwas nicht auch passiert…

Vielen Dank für Ihre Hilfe

Servus,

zunächst muss gesagt werden, dass ohne Kenntnis der Vorgeschichte, der Röntgenaufnahmen und möglicher Besonderheiten des individuellen Falles nur recht allgemeine Auskünfte sinnvoll sind.

Wenn ein Zahn endodontisch behandelt werden muss, war entweder

der Zahnnerv völlig entzündet,

abgestorben,

oder eine chronische Entzündung hatte bereits auf den umliegenden Knochen übergegriffen.

Die Wurzelkanäle waren dann mit zerfallenem Gewebe, Gewebsflüssigkeit und verschiedenen Bakterien gefüllt; die Wurzelhaut und der benachbarte Knochen wurden zur heißen Front bei der Verteidigung des Organismus gegen das Eindringen von Bakterien.

Beim Einführen und Betätigen der Behandlungsinstrumente kann es vorkommen, daß kleine Mengen des infektiösen Breis über das Wurzelende hinaus gepumpt werden. Der Körper füllt dann alle verfügbaren Blutgefäße mit Abwehrstoffen und -zellen - auch die der Wurzelhaut. In dieser sitzen auch eine Menge von Sensoren, die normalerweise dem Gehirn berichten, wieviel Druck ein Zahn gerade abbekommt. Das ist sinnvoll, damit man beim Kauen nur soviel zubeißt, wie nötig. Diese Sensoren feuern jetzt ständig Nachrichten, dass der Druck sehr hoch ist. Das Gehirn macht Schmerz daraus.

So etwas kann akut ablaufen, das habe ich gerade geschildert. Es kann auch langsam (chronisch) geschehen. Dabei wird Knochen durch gefäßreiches Bindegewebe ersetzt, um die Flexibilität der Abwehr zu erhöhen.

Es gibt noch einen weiteren Umstand, der zu Schmerzen führen kann. Es kommt vor (manche ‚Schulen‘ streben es sogar an), dass das Wurzelfüllmaterial ein wenig über das Wurzelende hinaus gedrückt wird. Dieser chemo/mechanische Reiz führt auch zu einer vorübergehenden partiellen Entzündung der empfindlichen Wurzelhaut. Das Gehirn ragiert wieder ziemlich monoton: SCHMERZ

In Deinem Fall hört es sich so an, als ob die Entzüngungsreaktion (woraufhin auch immer) schon ihren Gipfel überschritten hatte. Jetzt kommt die Aufbissschiene, die aus Kunststoff nach Kieferabformung und Gipsmodell hergestellt worden ist. Dieser Prozess ist normalerweise genau genug. Systembedingte Ungenauigkeiten können durch Einschleifen korrigiert werden. Nur schleift normalerweise niemand die den Zähnen zugewandte Unterseite einer solchen Schiene ein. Wenn eine ‚haaresbreite‘ Ungenauigkeit (0,07 mm) zusätzlich auf den Zahn drückt, wird bei jedem Zubeißen (Pressen, Knirschen) die Stelle, die eben noch auf dem Weg der Besserung war, durchgewalkt.

Dies scheint mir, nach ‚Aktenlage‘, ein möglicher Grund Deiner Beschwerden zu sein. Über die möglichen anderen Gründe werde ich jetzt kein Buch schreiben :wink:

Dein Zahnarzt kann, wenn ich Recht habe, in zwanzig Sekunden die Schiene an der kritischen Stelle etwas entlasten. Bei der Gelegenheit kannst du fragen, ob aus der Röntgen-Kontrollaufnahme andere Verdachtsmomente hervorgehen - hingehen musst Du ohnehin.

Gruß

Kai Müller

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