Schmuck: Edelsteine oder Strass? Schund & Schätze

Hallo,

beim Einkaufsbummel auf dem Flohmarkt oder bei ebay: wie unterscheidet man als Käufer bei Schmuck Schund von Schätzen?

Frage 1: Silber: Sind Silberstempel garantiert zuverlässig oder grassiert auch gefälschtes Silber (z. B. mir 925er gestempeltes Neusilber)?
Einer meiner Flohmarktfunde trägt an der Kette den Stempel 925 und am Anhänger den Stempel ORHAN (oder so ähnlich) 980 oder 380 (ich glaube aber eher 980). Was ist davon zu halten? Mein anderer Silberschmuck ist immer nur mit 925 oder 835 gestempelt.

Frage 2: Wie erkennt man Edelsteine? Ich kann einige Halbedelsteine meistens von Plastik unterscheiden. Aber wie identifiziert man klare Steine und erkennt ob es Strass, Swarovski Kristalle, Zirkonia oder richtige Edelsteine sind? Tendenziell würde ich behaupten, dass ein winziger Stein in einem Edelmetallring vermutlich echt ist. Aber größere Steine in Silber oder Goldringen? Ich sehe sie sind facettenreich, klar und ohne mit bloßem Auge sichtbare Einschlüsse und brechen in allen Regenbogenfarben das Licht, aber mehr erkenne ich daran nicht.

Stephanie

Hallo Stephanie,

in der Regel gibt es keine gefälschte Silberstempel. Es gibt einige sichere Prüfmethoden; ich weiß aber nicht, ob sich die für Dich lohnen. Juweliere verwenden spezielle Prüfflüssigkeiten, die einen eindeutigen Nachweis führen. So reagiert Silber sehr intensiv auf Salpetersäure (nicht ausprobieren! Reaktion zu Silbernitrat), das aber den Schmuck zerstören kann. Gold reagiert auf die sog. Königssäure bzw. Zyankali (extrem, tödlich gefährlich!!!).

Bei Edelsteinen ist es etwas schwieriger. Hier bedarf es Fachkenntnisse der Mineralien. Meine Faustregel, wenn was ganz besonderns intensiv strahlt (reflektiert), dann ist es sehr wahrscheinlich der künstlich hergestellte Zirkon. Eine sichere, aber für Laien mit „Magenschmerzen“ (= unsicheres Gefühl) verbunden, ist die Anwendung der Mohs’sche Härteskala. Diamant hat Härte 10, ritzt also alles, dann käme Rubin (und farbliche Verwandten, zB Saphir), Smaragd … alle Quarze (Bergkristall, Amethyst, Tigerauge, Onyx…) mit der Härte 7. Glas, Zirkon, Stahlnägel und - Vorsicht - Opal sind „weicher“ - meist Härte 5 - und können von einem Quarz (hat nichts im dem Quartz in der Uhr zu tun) geritzt werden. Wenn also ein rostiger Nagel den „Diamanten“ ritzen kann, dann hast schlicht und ergreifend, wenn es ein Brilli sein soll, das Geld zum Fenster rausgeschmissen (Glas?)

Eine andere Methode wäre noch die optische Prüfung. Doch das muß man lernen. Künstliche Rubine usw. kann man anhand der sog. Wachstumsstreifen (= fehlende Einschlüsse, Risse im Mineral) bei der Herstellung des Rohsteines erkennen. Dazu braucht man aber ein Auflichtmikroskop bzw. eine mind. 10-fache Lupe („Lupenrein“).

Die dritte Methode, kostet in der Regel beim Uhrmacher oder Juwelier was, wäre die optische Prüfung mit einem Meßgerät. Hier wird der Reflektionsgrad (allg. gesprochen) des Mineral geprüft. Diamant unterscheidet sich gravierend vom Zirkon (mein 20 Karäter war also doch nur ein Zirkon und kein Brilli…).

Kurzum, ich empfehle die Lektüre einschlägiger Bücher oder die Prüfung dem Fachmann zu überlassen.

Gruß Klaus (Hobbysteinesammler)

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Hallo,

danke Klaus für die ausführliche Antwort. Der Härtetest ist eine gute Idee.
Brillianten kaufe ich normalerweise nicht. Ich mag lieber größere Halbedelsteine oder Edelstein Mischgestein z. B. undurchsichtiger Rubin, einfach als großen pinkgestreiften Stein.

Und sowieso, wenn selbst der Juwelier nicht auf den ersten Blick den Edelstein vom Zuchtkristall unterscheiden kann, würde ich keine Unsummen in natürliche Edelsteine investieren.

Ich hätte aber doch noch gerne eine Möglichkeit einen Zuchtkristall von buntem Glas zu unterscheiden. Gibt es da eine Möglichkeit, evtl. auch Härtetest oder sind Zuchtkristalle tendenziell genauso hart / weich wie Glas? Oder funkelt Glas einfach nie so wie ein Zuchtkristall?

Stephanie

Oiso Stephanie,

Glas ist normalerweise weicher (außer reines Quarzglas) als ein Zuchtrubin, -smaragd, -saphir. Wenn man also den Glasstein schädigen darf (!), dann ritze mit einem Rohrubin (also nicht geschliffen) das Opfer. Natürlichen und künstlich hergestellten Rubin kann man auf diese Weise nicht unterscheiden. Das Funkeln hängt von der Kunst des Schleifers ab. Je besser er es schafft die Reflektionsmöglichkeiten, die im Kristall stecken, herauszuholen, desto besser wird das Licht gebrochen (denk an die verhasste Physikstunde mit dem Thema Optik - Totalreflektion). Ohne Zerstörung des Steines kann man nur mit einem Meßgerät feststellen, um was es sich für einen Stein handelt.

Ein anderes Unterscheidungskriterium KANN der Preis sein. Doch auch hier werden die Leute teilweise abgezockt. Wenn also der Verkäufer, zB bei Ebay, reinschreibt, er hat keine Ahnung, um welchen Stein es sich handelt, aber die Oma hat gesagt, es sei ein Rubin, dann „gdH“ (glaub die Hälfte) oder zahle soviel, wie der Ring auch mit einem Glasstein Wert sein dürfte. Wenn natürlich, auch auf dem Bild, eine Markierung wie zB. 750 für 18 Karat Gold vorhanden ist, dann ist die Wahrscheinlichkeit, daß der Ring einen echten Rubin beinhaltet etwas größer. Juweliere setzen ist so teueres Gold keinen Stein ein, der in seinem früheren Leben mal eine Bierflasche war.

Apropos Bierflasche. Es gibt in Tirol eine Stelle, wo man Smaragde finden kann (längst ausgebeutet). Einheimische haben dort schon Bierflaschenscherben verteilt; die Mineraliensammler freuten sich über den so einfach gefundenen 100 Karat Rohstein…

Kurzum, ein gesundes Mißtrauen ist beim Kauf von Steinen aus unbekannten Quellen notwendig. Mit einer guten 10-fach-Uhrmacherlupe und Übung im Untersuchen von bekannten Steinen kann man das Risiko hereinzufallen eingrenzen.

Gruß Klaus

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