Schnaufpausen

Liebe ExpertInnen,

ein Kollege im Sprachkurs, Mitglied eines Männergesangsvereines, hat mir von einem Zeichen für eine „Schnaufpause“ erzählt, das er aus seinen Gesangsnoten kenne und mich gefragt, warum ich das nicht hinschriebe (ich habe die Noten zu einem brasilianischen Volkslied gesetzt). Mir ist die Schnaufpause völlig fremd, ich singe allerdings nicht, sondern spiele Gitarre :smile:)) Irgendwie werde ich den Eindruck nicht los, der will mich verladen. Wer weiß was?

Gruß Ralf

Tach Ralf,

schon klar, dass du als Gitarrist weniger mit Atmungsproblemen zu tun hast :o),
das fragliche Zeichen soll auch bei Blaesernoten vorkommen :o),
ich kenn das als „V“ oder „Apostroph-Zeichen“ ueber der obersten Notenlinie, es wird gerne dort gesetzt, wo es sich unauffaellig einatmen laesst, ohne den musikalischen Fluss allzusehr zu stoeren - meistens sucht sich der/die Ausfuehrende die Atemboegen selbstaendig, ausser der Komponist/Arrangeur moechte, dass an einer bestimmten Stelle geatmet wird - z.B. chorisch im Gesanxverein oder so…
Gruesse,
Dsharlz

Hallo

Atemzeichen, ja klar, aber

„Schnaufpause“

naja…

Wie schon gesagt wurde, wird das Atemzeichen als ein Hochkomma über der fünften Notenlinie geschrieben.
Häufige Varianten auch: Hochkomma auf der fünften bzw. Schrägstrich auf der fünften Notenlinie. Wenn’s eine Art „break“ werden soll, auch als doppelter Schrägstrich.
Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Atemzeichen
Oder einige Beispiele aus der Praxis (bißchen runterscrollen zu Atemzeichen:
http://www.capella-software.com/capscan_playground/

In der anderen Antwort wurde geschrieben, das Atemzeichen würde festlegen, wo es sich unauffällig einatmen lässt, später war dann von chorischer Atmung die Rede.
Beides stimmt so nicht.

Das chorische Atmen beschreibt sozusagen genau das Gegenteil.
http://de.wikipedia.org/wiki/Chorisches_Atmen

Das „unauffällige“ Atmen sollte ein Chor sowieso praktizieren, deshalb war mir auch der Begriff „Schnaufpause“ ziemlich suspekt :wink: und eine Pause ist es allemal nicht.
Ich habe hier mal ein Beispiel gefunden, wo ein Atemzeichen äußerst sinnvoll ist:
http://thomaslread.com/gif/Choral_Responses01.gif

  1. Zeite, Takt 3: vor dem Taktwechsel möchte der Herr Kompositeur noch einen Nachatmer haben, den man von sich aus wohl nicht dort machen würde, sondern wohl eher 2 Viertel früher.
    Sogar in der Orgelstimme ist das Atemzeichen notiert *lol* Das „unauffällige“ Atmen wird hier ziemlich schwierig.
    Geschmackssache.
    Aber es zeigt, wo ein Atemzeichen sinnvoll sein kann; beim strophischen Volkslied eher nicht, häufig ist es sogar kontraproduktiv, wenn nach jedem Halbsatz ein Atemzeichen steht (wir lästern dann gerne über Chorsätze für die Weihnachtsfeier der Kurzatmigen).

Gruß
H.

Hallo Ralf,

das Atemzeichen hat durchaus seine Bewandtnis auch in der Instrumentalmusik. Je nach Epoche, musikalisch erwünschtem Gesamteindruck und Fähigkeiten des Interpreten kennzeichnet es ein kurzes Absetzen im Takt (also wie das Ende eines Legatobogens) oder eine taktfremde Pause, nach der der Rhythmus weiterfließt, als wäre nichts gewesen. In Orgelbegleitsätzen ist es meist das letztere, da die Gemeinde wissen muss, wo sie atmen kann. In impressionistischer Klavierliteratur findet es sich zahlreich, und es sollte mich wundern, wenn dies in Gitarrenliteratur nicht der Fall ist (ich weiß aber nicht, ob es dort wirklich impressionistische Werke gibt). Auch in neuerer Musik ist es nicht selten, da dort ja für gewöhnlich die „melodischen“ Strukturen nicht ohne weiteres erkennbar sind. Vielleicht findet sich ja mal eins bei Brouwer oder Zenamon.
Bei einem Volkslied sind Atemzeichen eher nebensächlich, da hier die Liedform relativ gut erkennbar sein sollte und jeder weiß, wo man absetzen muss.

Liebe Grüße,
Immo