Schreibweise 'JEsus Christus'

Guten Tag allerseits!

Nach Jahren stummer Mitgliedschaft bei w-w-w hab ich nun auch endlich
mal 'ne Frage:

In einem (musikwissenschaftl.) Buch bin ich mehrfach auf o.a.
Schreibweise gestoßen. Weiß jemand, was es mit der Großschreibung des
zweiten Buchstaben auf sich hat?

Gruß Krischtl

Hallo, Krischtl,

In einem (musikwissenschaftl.) Buch bin ich mehrfach auf o.a.
Schreibweise gestoßen.

Weiß jemand, was es mit der
Großschreibung des
zweiten Buchstaben auf sich hat?

in diesem speziellen Fall leider nicht, aber vielleicht findest Du hier ein paar Anhaltspunkte:

http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/…

Gruß
Kreszenz

Hallo, Krischtl, hallo liebe Kreszenz,
ich nehme an, dass das eine Art der typografischen Ehrerbietung ist.

Ich habe hier im Haus eine alte Bibel in der z.B. „der HErr“ bzw. „GOtt“ grundsätzlich mit zwei Großbuchstaben am Anfang gedruckt ist.

Analog dazu schreiben fromme Juden ja auch „G’tt“. Oder die Muslime fügen zum Namen des Propheten grundsätzlich eine Abkürzung (ich habe sie leider nicht präsent) hinzu, die soviel wie „gelobt sei sein Name“ ausdrücken soll.

In all diesen Fällen geht es darum, den Namen aus der Menge des Gedruckten herauszuheben und so die Erhabenheit zu versinnbildlichen.

Gruß
Eckard

Hallo Kreszenz und Eckard,

vielen Dank für eure Antworten.

In all diesen Fällen geht es darum, den Namen aus der Menge
des Gedruckten herauszuheben und so die Erhabenheit zu
versinnbildlichen.

Ja, das klingt natürlich einleuchtend, auch die Erklärung mit der
Anspielung auf die hebräische Schrift (siehe Kreszenz’ Link)… ich
hatte schon an so etwas gedacht, aber nicht unbedingt, dass dies
heutzutage noch üblich ist - zumindest nicht im Bereich der
Wissenschaft.

Grüsse
Krischtl

Martin Luther und die Typographie
Hallo Eckard,

Ich habe hier im Haus eine alte Bibel in der z.B. „der HErr“
bzw. „GOtt“ grundsätzlich mit zwei Großbuchstaben am Anfang
gedruckt ist.

Diese differenzierte Schreibweise geht auf Martin Luther zurück. Er ließ in seinen Bibelausgaben überall HERR in Großbuchstaben drucken, wo im Urtext der Gottestitel Jahwe steht, HErr halbgroß hingegen, wenn andere Gottestitel wie Adonai, Elohim verwendet werden, und Herr in normaler Schreibweise, wenn es sich nicht auf Gott sondern einen Menschen bezieht.

Luther war in dieser Hinsicht ganz Wissenschaftler und Philologe, der dem deutschsprachigen Leser möglichst differenzierte Informationen über die Beschaffenheit des Urtextes mit an die Hand geben wollte.

Ich vermute, dass sich diese typographische Differenzierung später verloren hat, und in der Tat einfach jeder Gottestitel von den Setzern in dieser Weise hervorgehoben wurde um, wie du schreibst „den Namen aus der Menge des Gedruckten herauszuheben und so die Erhabenheit zu versinnbildlichen“ - aber eigentlich ohne Sinn und Verstand, denn die ursprüngliche Intention Luthers war da schon längst verloren gegangen.

Grüße
Wolfgang

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Analog dazu schreiben fromme Juden ja auch „G’tt“.

In all diesen Fällen geht es darum, den Namen aus der Menge
des Gedruckten herauszuheben und so die Erhabenheit zu
versinnbildlichen.

Im Falle der frommen Juden ist das nicht so. Mit Erhabenheit hat das nichts zu tun, sondern damit, daß man den Namen Gottes nicht ausschreibt (damit er nicht ausgelöscht werden, wenn zb. das Buch zerstört wird). Diese Tradition bezieht sich eigentlich auf das Tetragramm JHVH, aber manche wenden es auch auf die Bezeichnung „Gott“ an.

Gruß
dataf0x

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Hallo Wolfgang,

Also die Großschreibung von HERR (wenn der Schöpfer gemein ist)macht insofern Sinn, da Jesus auch als Herr bezeichnet wir. Durch das weglassen des göttlichen Eigennamens kommme so witzige Dialoge zustande wie: Der HERR sprach zum Herren und noch abstruseres, dass ist in der Tat schon leicht verwirrend und vollends verwirrend wennn die Differenzierung durch Groß- und Kleinschreibung nicht gewährleistet wäre. Das Tetragramaton wäre mir an den besagten Stellen lieber.
Grüsse Reparator