Unser Kind erschien uns schon länger „anstrengend“. Als Baby haben wir es nächtelang, jede Nacht, min. eine Stunde, unter Brüllen wie am Spiess, rumtragen müssen, bis es sich endlich beruhigte. Was sich bei anderen Babys dann irgendwann in der Art „Dreimonatskoliken“ nach ein paar Monaten erledigt hatte, hielt bei uns an.
Mit 3,5 Jahren gibt es immer noch so gut wie jeden Tag lauthalsiges Geschrei. Nicht mehr Stundenlang, aber so dass auf dem Kinderspielplatz schon mal 30 Augenpaare mehrere Minuten gebannt auf einen richten und man selber denkt nur oh Gott, dieses Geschrei, diese Blicke der Leute…
Unser 2. Kind ist mittlerweile auch da, 3 Monate alt, und scheinbar weaentlich „ruhiger“ und scheinbar ganz anders als unser 1. Kind.
Zugegebenermassen haben wir Eltern uns bei unserem 1. Kind in der Schwangerschaft und danach viel und auch heftig gestritten. Gewalt oder Drogen waren nicht im Spiel aber mit Worten haben wir Eltern uns wohl zu oft sehr doll verletzt. Geburt war nicht wie erhofft natürlich sondern per Kaiserschnitt.
Ja und dieses Geschrei das uns Eltern fertig macht tritt noch immer auf, so gut wie jeden Tag. Nicht in Kita/Kiga, aber bei uns Eltern und auch ein wenig bei den Grosseltern. (Eine Erzieherin meinte mal zu mir dass das auch gar nicht unnormal wäre da sich die Kleinkinder bei den Eltern in einer „vertrauten Umgebung“ wesentlich mehr „austesten“ würden als bei Fremden oder bei Personen wo der Bezug zu nicht ganz so stark zu wäre; keine Ahnung ob diese Aussage so stimmt).
Mittlerweile sind wir in unserer Partnerschaft wesentlich „gefestigter“ würde ich mal sagen. Aber dieses permanente Gebrüll unserer Tochter belastet uns beide natürlich. Und wir haben auch Differenzen wie man damit umgehen sollte.
Ich habe die Erfahrung gemacht dass wenn man wirklich ruhig abwartet bis das Gebrüll zu Ende ist, dann ist unser Kind danach scheinbar viel „lieber“ und auch „zutraulich“. Das funktioniert natürlich nur dann wenn unser Kind etwas von uns will. Dann kann ich abwarten bis wieder „Ruhe“ eingekehrt ist, und alles läuft danach viel problemloser. Wenn meine Frau aber in der Nähe ist funktioniert das ganze nicht weil sie sagt man sollte unser Kind nicht so lange schreien lassen. Und sie hat auch recht in Bezug darauf dass es wirklich sehr sehr lange dauert bis dann das Geschrei wieder aufhört. Manche Leute sagen das Kind hätte sich beruhigt; wieder andere behaupten es hätte „aufgegeben“.
Ja das Geschrei ist wirklich mitunter lang und doll auch die Nachbarn beschweren sich schon, sagen sie würden Vermieter, Jugendamt, Polizei kontaktieren. Das erzeugt natürlich bei uns nur noch mehr „Druck“ dieses ganze Geschrei nicht aufkommen zu lassen bzw. zu vermeiden oder im besten Fall zu heilen. „Angst“ habe ich zwar nicht davor. Wir sind ja nicht übergriffig, unser Schatz „verwahrlost“ nicht, bekommt Essen, Liebe, Aufmerksamkeit, vielleicht eher zu viel als zu wenig wobei ich das Gefühl hätte dass unser Kind vielleicht manchmal wesentlich mehr Aufmerksamkeit bräuchte als wir in unserem Alltag mit Haushalt, Beruf etc. bieten können…
Ja noch vielleicht ein paar Situationen als Beispiele wo sie immer wieder schreit. Z.B. beim Anziehen, wenn sie Sachen anziehen soll die ihr nicht gefallen oder von denen sie sagt dass sie zu eng wären. Wenn sie möchte dass man mit ihr spielt aber es gerade nicht geht. Wenn wir wollen dass sie sich anzieht aber sie nicht mitmachen möchte. Wenn das Müsli mal ein wenig anders ist als am Vortag…
Wir sind echt am verzweifeln und „am Rad drehen“ wegen der Situation. Wir hinterfragen uns ständig und sind noch auf kein zufriedenstellendes Ergebnis gekommen und es ist sehr zermürbend für uns als Familie, schon seit mehreren Jahren…
Also:
Ist unser Kind traumatisiert? Hat es eine Krankheit wie ADHS, oder sind wir einfach nur zu blöd es richtig zu erziehen???