Schrift auf Steingutflasche

Hallo
Habe hier eine alte Steingutflasche aber leider kann mir niemand sagen was darauf steht / bzw. eingebrannt ist.

Servus,

das ist ein schöner Lausitzer Name, der nach der dortigen Regel „möglichst viele Konsonanten um einen einzigen Vokal ansammeln“ gebildet ist. Er heißt Pertzsch.

Die Schrift ist aufglasiert, nicht eingebrannt. Das ausgerutschte „c“ lässt daran denken, dass sich der Schreibende wohl nicht recht zwischen deutscher und lateinischer Schrift entscheiden konnte. Das (zusammen mit der Technik: Auf der Scheibe gedreht) würde auf eine Entstehung der Flasche vor ca. 1870 deuten, als im deutschen Sprachraum noch nicht konsequent und stringent deutsche Kurrentschrift geschrieben wurde.

Schöne Grüße

MM

Hallo,

Das könnte übrigens eine Mineralwasserflasche sein! Gibt es vielleicht eine Heilquelle, zu der der Name passt?

LG

Silberloewe99

Servus,

an diese hatte ich auch gedacht, weil Steinzeugflaschen nicht bloß in der fraglichen Zeit eher ungewöhnlich und für die frühen Bitterwasser-Abfüllungen typisch sind. Aber wäre dann ein Familienname von Hand draufgemalt worden, ohne Stempel, Schablone oder Model?

Mir sind spekulativ die Fantasien ein wenig geschweift, ich hab überlegt, in welchem Zusammenhang es Flaschen gegeben haben kann, die aus verschiedenen Haushalten an einem Ort zusammenkommen und daher gekennzeichnet werden müssen. Sicherlich nicht bei der Mosterei, da hat man sich mit Flaschen nicht abgegeben. Eventuell beim Schnapsbrennen, wobei ich da eher Glasballons oder Fässlein vermutete.

Kleinere Mengen im „Flaschenformat“, außerdem Licht- und Wärmeschutz und deswegen weder Krug noch Glasflasche, könnten dem Namen Pertzsch und der „blauen Lausitz“ zu Ehren bei Leinöl vorkommen: Leinsamen wurde seit je ungepresst gelagert und in kleinen Mengen gepresst, weil Leinöl sehr schnell ranzig wird. Da wäre eine gemeinsam von vielen Haushalten in kleinen zeitlichen Abständen beschickte Ölmühle und Abfüllung in kleinen Mengen auf licht- und einigermaßen wärmegeschützte Flaschen plausibel.

Schöne Grüße

MM

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Servus,

das ist ja eine sehr vertraute Begrüssung für einen Wiener!
Zur Sache: Deine Überlegung klingt recht schlüssig, einzig eine Erinnerung an die Drogistenlehrlingszeit taucht dabei auf: gerade bei Leinöl bilden sich schnell innen und aussen am Lagergefäss Krusten, weil die Ölreste beim Ausgiessen, aber auch innen, oxidieren und nur ziemlich aufwändig mittels Laugen entfernbar sind; das wäre in einer Steingutflasche allerdings kaum zu kontrollieren.

LG

Silberloewe99

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Mahlzeit,

(damit einmal die reichsdeutsche Seele in meiner Brust auch zu Wort kommt :slight_smile: ),

das ist allerdings eine ganz klare Sache, dass das jedenfalls nicht geht.

Bei einer Flasche für Wasser (oder Wasser mit ein wenig ‚desinfizierendem‘ Verbesserer drin, sonst wäre es ja nicht sehr wertvoll) könnte man sich so eine namentliche Kennzeichnung vorstellen, wenn die Flasche irgendwohin mitgenommen wird, wo eine größere Gruppe tagsüber gemeinsam arbeitet. Aber der Aufwand für das Anfertigen so einer Flasche wird von einem Halbhüfner kaum zu tragen sein.

Aufwändig, aber spannend wäre die Untersuchung von ziemlich sicher vorhandenen Resten oder Niederschlägen des Inhalts in der Flasche!

Schöne Grüße

MM

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