Hallo
Ein reichlich weitschweifendes Thema und wie du schon selbst implizierst, eines mit vielen Variablen. Und es bleibt di nicht erspart, das dir mit dieser Fragestellung, selbstverständlich auch die Bibel „selbst“ antworten geben möchte.
Können Menschen sich anmaßen zu wissen, wie einzelne
Bibelstellen denn nun zu verstehen sind?
Ich würde es nicht mit Anmaßung verknüpfen. Denn ich gehe grundsätzlich ersteinmal davon aus, das jeder, welcher sich ernsthaft mit der heiligen Schrift befast, auch ein erntshaftes Grundinteresse hat.
in dubio, pro reo 
Und ja, es ist durchaus möglich sich den Sinn bzw. die Bedeutung von Bibelpassagen zu erarbeiten. Die Bibel selbst sagt das sehr deutlich.
Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes richtig sei, für jedes gute Werk ausgerüstet. (2.Tim 3.16/17)
Grundsätzlich ist der Zugang zum Wort Gottes natürlich nicht möglich, wenn man die Bibel nur als literarisches Werk behandelt. Die oben zitierte Passage aus Timotheus, macht das schon deutlich mit der Mensch Gottes. Gemeint ist hier er Mensch, der sich als „geistlich“ (Gott zugewannt, vom heiligen Geist erfüllt) versteht. Oder kurz, ein gläubiger Mensch.
Im Brief an die Kolosser schreibt Paulus, das er dafür betet das sie (die Kolosser) „mit der Erkenntnis seines Willens erfüllt“ werden und „in aller Weisheit und geistlichem Verständnis“ erfolgreich sein mögen. (Kol 1.9)
Paulus mahnt unter anderem auch die Korinther sehr ausführlich, das menschliche Wissen im Kontext zum Wort Gottes überzubewerten. Hier macht Paulus deutlich das Gott diese (menschliche) Weisheit in Torheit verkehrt.
Ein Beispiel dafür ist die Auferstehung des Lazerus. Nach wissenschaftlichen Ermessen sicher unmöglich. Und wenn, dann mit vielen „wenn“ und „dann ev.“ und Widersprüchen, aber für Gott eine einfach Sache. Eine Erklärung für die Auferweckung des Lazerus, muß mit Blick auf die Ereignisse zur „Torheit“ (Farce) werden. Und so mahnt Paulus, zur Gottesnähe, zur Nähe zum heiligen Geist, "damit euer Glaube nicht auf Menschenweisheit, sondern auf Gottes Kraft beruhe. (1. Kor 2.5)
Wer also tiefer in die Bibel einsteigen will und mehr sehen möchte als der Literaturwissenschaftler oder der Philologe, braucht einen geistlichen Zugang, eine Verbundenheit mit dem „Autor“ 
Das ist sicher keine Garantie für den Gewinn an reiner Wahrheit, doch eine Grundbedingung.
Was denkt ihr ist wahr: Das, was
die Bibel mir selbst sagt oder das was (gewiss oft sehr weise)
Menschen irgendwann mal aus der Schrift erkannt haben?
Wo darf ich mich auf mich selbst verlassen, wo eher nicht?
Primär, würde ich als Christ sagen, solltest du auf deine innere Stimme hören. Sicher macht tradiertes Wissen das Lesen der Bibel leichter, doch es ist eben nur tradiert.
Wie sagt doch Goethe im Faust:
"Was du ererbt, von deinen Vätern
erwirbt es, um es zu besitzen.
Es ist immer besser einer Erkenntnis selbst auf die Spur zu kommen. Wer nur Meinunge wiedergibt, kann schnell auf dünnem Eise einbrechen und gar keine Meinung mehr haben.
So sehe ich das auch mit der Bibel bzw. ganz besonders mit der Bibel. Denn Gottes Wort will sich mitteilen. Und manchmal passiert es auch, das man einen Vers wieder und wieder gelesen hat, und mit einem male hat man das Gefühl ihn zum ersten male so zulesen. Dieses Erlebnis nenne ich eine geistliche Erkenntis.
Wissenschaftliche Erkenntnisse (Historie, Philologie, Religionsgeschichte,Theologie, Kulturgeschichte, Archäologie etc.) sind gute Hilfsmittel um mit der Bibel zu arbeiten und bestimmte Dinge einordnen zu können. Sie sind jedoch ungeeignet Gottes Wort in das Herz der Menschen zu tragen.
Aber die Bibel ist und bleibt die Bibel. Es wird immer Auseinandersetzungen zum rechten Wortverständnis geben. Verlaß dich auf deine innere Stimme und bete um das richtige Verständnis wenn du in der Bibel zu Erkennntis kommen möchtest.
Gruß Parzival