Ich habe mir mal die Partitur von Eulenburg-Verlag angesehen und dort ist im ersten Satz Takt 110 dieser Symphonie eine Wiederholung ab Takt 2 vorgesehen. Jetzt habe ich aber zwei Aufnahmen hier, in denen diese Wiederholung nicht gespielt wird. Ist sie unstritten, oder haben sich die Dirigenten (Böhm bzw Karajan) darueber hinweggesetzt??
Hallo Trempf,
ich habe die Ausgabe nicht vor mir, aber so wie du es beschreibst, könnte es sich um die für die Klassik und Frühromantik typische Wiederholung der Exposition des Kopfsatzes handeln.
Und diese Wiederholung durchzuführen, darin sind die Künstler frei. Manche tun es, manche verzichten bewußt darauf, weil die Wiederholung die Gefahr der „Wiederholung“, nämlich der Langeweile in sich birgt.
Gruß, bebro
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Ich hab mal gehört (kann ich dir allerdings nicht beweisen), dass die Wiederholungen auch deshalb weggelassen werden, damit es sich von der Zeit her mit der Aufnahme ausgeht. Auf einer CD sind ja meist mehrere Werke oben und diese sollten halt von der Dauer her nicht zu lang bzw. auch (manchmal) nicht zu kurz sein.
Liebe Grüsse, Ilse
Hi,
im Fall der „Unvollendeten“ ist es anders als sonst, weil diese Symphonie nur zwei Sätze hat. Dementsprechend ändert sich die Form des Ganzen total, je nach dem ob die Exposition des ersten Satzes wiederholt wird oder nicht:
Der erste Satz - TT.:110 + 250 oder 220 + 250
Daraus ergeben sich zwei ganz andere zeitliche Proportionen zu dem zweiten Satz.
Kurz gesagt, es gibt grundsätzlich drei Varianten, entweder werden (mit ganz besonderen Tricks) zwei Sätze in ihrem Gleichgewicht bestätigt (z.B. bei Bruno Walter) oder der eine von zwei Sätzen bekommt Übergewicht (so Kurt Sanderling mit dem ersten Satz, Leo Blech mit dem zweiten Satz). Paul Kletzki hat es sogar geschafft, das Gefühl des Unvollendetseins zu vermitteln. Die Symphonie ist wirklich etwas ganz besonderes.
Sie gibt dem Dirigenten den freien Spielraum, um seine eigene Entscheidung des Problems zu finden, ob der zweisätzige Zyklus vollendet ankommt, wie es z.B. von dir erwähnte Karl Böhm gemacht hat, oder auseinanderfällt, wie in der mißglückten Aufnahme von Leopold Stokowski.
Gruß
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