Schüchternheit und Kommunikationsprobleme

Hallo!

Ich habe über die letzten Jahre betrachtet immer größere Probleme, was Schüchternheit und Kommunikation anbelangt, es begann bei mir schon in der Schulzeit, dass ich nicht gerne Referate halten mochte, es zieht sich nun weiter in das Studium, dass ich meine Lehrveranstaltungen abhängig von der Art der Prüfungsleistung auswähle (eine mündliche Prüfung ist für mich ein k.O.-Kriterium) und auch im Nebenjob fühle ich mich ständig beobachtet, wenn ich z.B. Telefondienst habe…

Am liebsten würde ich einmal ärztlichen Rat aufsuchen, ich weiß bloß nicht, an wen ich mich da wenden soll… Muss ich damit zum Psychologen, zum Psychotherapeuten, zum Ergotherapeuten? Ich würde am liebsten mal mit jemandem aus so einer Sparte ausgiebig über meine Probleme reden (habe auch schonmal eine Liste vorbereitet, was mir in letzter Zeit so für Gedanken durch den Kopf gingen) und eventuell eine Therapie beginnen.

Sicher gibt es tausende Rhetorik-Kurse, wie man richtig Referate hält, aber dort geht es ja immer nur um Feinheiten in der Gesprächsführung und nicht um persönliche Probleme wie Schüchternheit, Publikumsangst etc.

Vielleicht kann mir jemand einen Rat geben, an welche Institutionen ich mich mit meinen Problemen wenden kann.

Vielen Dank im Voraus,
stefano18

Hallo!

Sicher gibt es tausende Rhetorik-Kurse, wie man richtig
Referate hält, aber dort geht es ja immer nur um Feinheiten in
der Gesprächsführung und nicht um persönliche Probleme wie
Schüchternheit, Publikumsangst etc.

Das ist nicht gesagt - ich habe auch schon Rhetorikseminare besucht (z.B. von Isabel Garcia) in denen es durchaus um solche Themen ging. Hast Du Dich denn schonmal über Seminare infiormiert? Oder nimmst Du einfach an, daß es so ist?

Vielleicht kann mir jemand einen Rat geben, an welche
Institutionen ich mich mit meinen Problemen wenden kann.

Das hängt davon ab, welcher Art deine Probleme genau sind und wo die Ursachen liegen. Und das kann man von hier aus der Ferne kaum beurteilen. Je nachdem, wo die Wurzel des Übels liegt, kann die Antwort ein passendes Rhetorikseminar sein, eine Psychotherapie oder - einfach nur Augen zu und durch. Denn manchmal kann die Hilfe auch darin bestehen, es einfach zu tun - und die Suche nach einer instutionalisierten Hilfe ist dann nur eine weitere Vermeidungstrategie.

Gruß,
Max

Vielen Dank erstmal für die erste Antwort.
Also es ist ja nicht so, dass ich mich bisher immer erfolgreich drücken konnte, ich muss z.B. ständig Telefondienst bei meinem Nebenjob leisten oder an der Uni mussten auch mal spontan im Laufe eines Seminars Präsentationen gehalten werden, vor denen ich mich nicht drücken konnte.

Vielleicht hilft es mir auch einfach, wenn ich mal mit jemandem aus der Psychologen-Sparte einfach über meine Probleme rede, ich muss ja nicht gleich einen Kurs besuchen o.ä., vielleicht bekommt man ja auch fachliche Tipps.

Hallo.

Hier hilft nur „learning by doing“. Es bringt dir nichts, wenn du über deine Schwierigkeiten mit einem Therapeuten redest, denn irgendwann wirst du auch dort zu einem Ergebnis, also vor anderen sprechen, kommen müssen. Unter Umständen können sich deine Ängste hierbei sogar noch verfestigen, wenn du über Wochen nur deine Ängste ausbreitest.

Der Tip von Denker war sehr gut, dass du gezielt Seminare besuchst, wo du ohne Erfolgsdruck das Sprechen lernst.

Hier hilft nur „learning by doing“.

Ach ja? Du kannst also aus den wenigen Zeilen mit hundertprozentiger Garantie ausschließen, daß es keinerlei tiefgehende Störung gibt, die der Therapie bedarf?

"Learning by Doing " ist ein guter Weg - aber nicht immer. Genauso, wie Psychotherapie nicht in allen fällen ein guter Weg ist.

Der Tip von Denker war sehr gut, dass du gezielt Seminare
besuchst, wo du ohne Erfolgsdruck das Sprechen lernst.

Wo genau steht das in meinem Posting? Ich habe keinen Tip gegeben, ich habe eine Frage gestellt, weil ich wissen wollte, ob er sich mit dem Thema Seminar überhaupt beschäftigt hat.

Gruß,
Max

Hallo!

Also es ist ja nicht so, dass ich mich bisher immer
erfolgreich drücken konnte, ich muss z.B. ständig
Telefondienst bei meinem Nebenjob leisten oder an der Uni
mussten auch mal spontan im Laufe eines Seminars
Präsentationen gehalten werden, vor denen ich mich nicht
drücken konnte.

Wie geht es Dir dabei? Was empfindest Du konkret? Was sind deine Gedanken, Gefühle in diesem Augenblick?

Vielleicht hilft es mir auch einfach, wenn ich mal mit
jemandem aus der Psychologen-Sparte einfach über meine
Probleme rede

Sofortlösungen gibt es in der Psychologie selten.

ich muss ja nicht gleich einen Kurs besuchen
o.ä.

Was spricht dagegen? Was für ein Gefühl hast Du bei dem Gedanken, einen Kurs zu besuchen?

vielleicht bekommt man ja auch fachliche Tipps.

  • Lass Dir Zeit. 10 Sekunden kommen nur dir wie eine Ewigkeit vor, wenn Du auf der Bühne stehst. Du hast ausreichend zeit, über lles nachzudenken.
  • Versuche nicht, deine Unsicherheit zu verstecken, sondern thematisiere sie.
  • Bring deine Stimmee vorher von der Kehle in den Bauch runter. Das funktiniert mit dieser Technik ganz gut: Stell Dir vor, du kaust auf einem großen Stück von etwas herum, was Du richtig gerne ist. Bei mir ist das Matzipan. Zu den Kaubewegungen sagst „Mmmmmmmmm - Maaaaaaarzipaaaa“, und lässt deine Stimmlage währendessen so weit runter gleiten, wie Du kannnst. Und das wiederholst Du ein paarmal. Danach gehst Du auf die Bühne.

Gruß,
Max

Hallo und Frohe Ostern,

Am liebsten würde ich einmal ärztlichen Rat aufsuchen, ich
weiß bloß nicht, an wen ich mich da wenden soll…

dann sprich doch zunächst Mal mit Deinem Hausarzt darüber. Der kann Dir vermutlich empfehlen. was zu tun ist:

Muss ich damit zum Psychologen, zum Psychotherapeuten, zum
Ergotherapeuten?

Das sollte Dir Dein Hausarzt sagen könne und ggf. kennt er sogar eine geeignete Person . . .

Ich würde am liebsten mal mit jemandem aus so
einer Sparte ausgiebig über meine Probleme reden (habe auch
schon mal eine Liste vorbereitet, was mir in letzter Zeit so
für Gedanken durch den Kopf gingen) und eventuell eine
Therapie beginnen.

Neben der beruflichen Qualifikation sollte bei einem solchen Vorhaben auch die Chemie zwischen Therapeut und Patient stimmen, damit das nötige Vertrauensverhältnis entstehen kann. Aber vllt. kann Dir auch schon der Hausarzt weiterhelfen . . . entscheidend ist, dass Du das Thema angehst, bevor es Dein Leben noch mehr beherrscht!

„Wie geht es Dir dabei? Was empfindest Du konkret? Was sind deine Gedanken, Gefühle in diesem Augenblick?“

Beim Telefondienst im Büro denke ich ständig, dass ich irgendwas falsch mache oder mich schlecht ausdrücke, ich rede auch immer wahnsinnig schnell und laut am Telefon…

Und bei Referaten habe ich ständig das Gefühl, dass ich mich unklar ausdrücke, sodass in jedem Moment der Dozent mich unterbricht und irgendwas nachfragt, was ich evtl. nicht beantworten kann und mich vor dem ganzen Kurs blamiere.

„Was spricht dagegen? Was für ein Gefühl hast Du bei dem Gedanken, einen Kurs zu besuchen?“

Ich weiß ja nicht, wie solche Kurse ablaufen, vielleicht bin ich auch etwas voreingenommen. An der Uni laufen solche Gesprächskurse leider immer so ab, dass man zu Beginn des Seminars ein Referatsthema bekommt, dann bereitet man nur das Referat vor, hält das Referat und hört sich dann die Kritik an, aber man lernt es nicht wirklich… Ich würde mir viel mehr wünschen, dass man intensiver daran arbeitet, wie man sicher vor einer Gruppe sprechen lernt. Ich beneide immer Professoren, welche in einem großen Hörsaal vor hunderten Studenten ganz ruhig ihre Vorlesung halten und sich durch nichts aus dem Konzept bringen lassen…

Hi,
viele Wege führen nach Rom, aber nicht jeder ist ist für jeden gleich gut gangbar. Es gibt geschätzte 150-300 therapeutische Ideen. Der Hausarzt wird wahrscheinlich nur wissen, es gibt Psychiater und Psychologen. Darüber hinaus machen viele Berufsgruppen Therapie. Theologen (zweitälteste Gewerbe der Welt) nennen es Seelsorge. Es gibt klinische Sozialarbeit. Ja, Sozialarbeiter haben auch ein eigenes therapeutisches Konzept. Beratungspsychologie ist ein eigenes Studienfach z.B. Master of Counseling, Mediation, Prozessberatung, philosophische Praxis usw. usw. Psychologen und Psychiater hätten gerne ein Monopol. Gottseidank kriegen sie es nicht.
Rethorikkurse vermitteln eine gewisse Kampfrethorik. Aber brauchst du die wirklich? Ein Verhaltenstraining -therapie erscheint mir auch fraglich. Das sind Erzwingungsstrategien.
Ergotherapie wäre voll daneben.
Nach deinem Text habe ich so ein Gefühl, dass dir ein Transaktionsanalytiker weiterhelfen könnte. Er beschäftigt sich mit Ich Zuständen die du in unterschiedlichen Kontexten erlebst.
Gesprächs- und Gestalttherapie betreiben „Selbsterfahrung“, gemäß der alten Forderung „Erkenne dich selbst“, von dem man sagt es sei das Schwierigste. Es wird versucht, jemanden mit seinem eigenen Fühlen und Denken bekannt zu machen und ist Ethikbasiert ohne groß zu dirigieren. Das sind Ermöglichungsstrategien.
Leider muss man das alles selbst bezahlen.
probier mal was aus.

Blamiere dich täglich
Hallo stefano,

… es begann bei mir schon in der Schulzeit, dass ich nicht gerne
Referate halten mochte

das ist erst mal völlig normal - stressig, unangenehm.

es zieht sich nun weiter in das
Studium, dass ich meine Lehrveranstaltungen abhängig von der
Art der Prüfungsleistung auswähle (eine mündliche Prüfung ist
für mich ein k.O.-Kriterium) und auch im Nebenjob fühle ich
mich ständig beobachtet, wenn ich z.B. Telefondienst habe…

Nun ja, bevor du gleich zum Psychologen rennst, manches wächst sich auch zurecht. Auch Schüchternheit kann im Laufe der Jahre/Jahrzehnte abnehmen.

Es kann auch zur Frage führen, wie wichtig dir das Publikum eigentlich ist. Viele könnten dich doch, wenn du ehrlich bist, a…

Komm ich dann mal zu meinem Titel. Dies wurde in einer Fortbildung vermittelt, in der sich viel um Vorträge drehte:
Wenn du dich blamierst, hast du alle deine Zuhörer glücklich gemacht, weil es dir passiert ist, nicht ihnen.

Wenn du manches peinliche mal durchlitten hast - z.B. in der Disco bei einem guten Lied auf die Tanzfläche stürmst, bist du merkst, dass keinem sonst das Lied gefällt, du also allein auf weiter Flur tanzt - dann kommst du irgendwann zum Schluss:

Oder auch nicht, vielleicht bist du kein begnadeter Redner, aber was soll’s.

Gruß, Zoelomat

Ich denke, Du brauchst keine „Rhetorikkurse“ oder ähnlichen (zumeist) teuren Unsinn; es mangelt Dir einfach an (gesundem) Selbstbewußtsein.
Vielleicht beginnst Du damit, Dich nicht ständig mit anderen Leuten zu vergleichen, sondern Dich selbst als das Maß aller Dinge zu betrachten, Deine Kenntnisse, Dein Können und Deine Leistungen, auch Dein Aussehen und Verhalten nicht an der „Spitze“ (wer sieht schon aus wie „insert name here“ oder verfügt über ein Gehirn wie „insert name here“ ?) zu messen, sondern am „ganz normalen Durchschnittsmenschen“.
Auch ein gewißes Maß an „leckt mich doch alle am Arsch“-Einstellung ist oft ziemlich hilfreich, und nicht jede „Schuld“ ist bei der eigenen Person zu suchen…
Deine Grundeinstellung sollte sein : „Ich kann das“ und „Betet mich an!“ und nicht „das schaff´ ich nie“ und „Ich bin der letzte Arsch“.
Und natürlich funktioniert so etwas nicht „von heute auf morgen“, sondern Veränderungen und Verbesserungen „brauchen ihre Zeit“; Zeit eben, die nur Du zugestehen kannst, nicht „irgendwer“…

mit freundlichen Grüßen
nicolai

p.s. :Ich ersuche, meine etwas rüde und leicht überzogene Ausdrucksweise zu entschuldigen, aber diese schien mir aus „rhetorischen“ Gründen angebracht zu sein…

Hi,

woher willst du wissen, daß die anderen nicht auch dieses Problem haben?

Außerdem, sind die anderen in mündlichen Prüfungen und Referaten wirklich sooo viel besser als du das ausgearbeitet hättest?

Mit Vermeidung wird vieles schlechter, nur weniges besser.

Fang damit an, wildfremde nach Uhrzeit oder dem Weg zu fragen, Kommilitonen nach dem Weg zum Seminarraum xx oder sprich mit dem Opa im Bus über das regnerische Wetter/ die Hitze ect.
Den Opa siehst du nie wieder ausserdem kann es dir egal sein, wie er dich findet, du aber wirst merken, rhetorische Genies fallen zumeist nicht vom Himmel und sooo schlimm wars doch gar nicht oder?

Grüße
miamei

Hallo stefano18,

ich würde mich an die Psychologische Beratungsstelle der Uni wenden. Die kennen sich mit sowas aus.

Viele Grüße
Sarah

Hast Du Kommunikationsprobleme generell? Und bist Du Schüchtern in Alltagssituationen? Wenn Nein von gelegentlichen Unsicherheiten, die jeder Mensch hat mal abgesehen, kann ich dir als ehemaliger Erste Hilfe Ausbilder nur sagen. Es ist völlig normal mit einer Grundnervosität vor eine Gruppe zu tretten und einen Vortrag zu halten. Sicherheit erlangst du nur, wenn du regelmäßig übst vor einer Gruppe zu sprechen. Angstzustände nehmen ab, die innere Anspannung wird aber immer bleiben. Im übrigen war ich früher im Veranstaltungsbereich tätig. und habe namhafte Bands und Künstler unmittelbar vor ihren Auftritten erlebt. Magenkrämpfe, Schweißausbrüche, Alkohol und Medikamente gegen Ängste waren die Normalität. Wenn also Profis, die jeden Tag auf der Bühne stehen mit diesen Problemen zu kämpfen haben, solltest du dir dies als Laie, der nur hin und wieder einen Vortrag halten muß erst recht zugestehen.
Absolut niemand ist cool, wenn er vor einer Gruppe einen Vortrag halten muß, auch wenn es hin und wieder so wirkt. Ich hoffe, ich konnte Dir ein bisschen Weiterhelfen

„ich würde mich an die Psychologische Beratungsstelle der Uni wenden. Die kennen sich mit sowas aus.“

Ja und sowas habe ich schon einmal gemacht und dort habe ich auch nur die Antwort bekommen, dass ich in die Kurse zum „Wissenschaftlichen Arbeiten“ gehen soll und die sind laut Erfahrungsberichten von Kommilitonen nicht sehr gut…