Schuldbekenntnis - kein Ersatz für Beichte - warum

Hallo!

Ich habe gehört, dass das Schuldbekenntnis nicht die Beichte ersetzt. Und so gut wie ich das Schuldbekenntnis kann und kenne - muss es ja oft genug bei Gottesdienste beten, beinhaltet dies ja Sünden die man im allgemeinen eh beichtet.

Außerdem müsste man ja streng genommen mindestens 12mal im Jahr zur Beichte gehen um von allen Sünden befreit zu werden, denn es gibt ja auch Sünden, in welche man, als junger Mensch, manchmal im einen oder anderen Bereich unwissend, auch einmal reingeraten kann.

Bei der altkatholischen Kirche (so hab ich es über einen Bekannten erfahren) wird überhaupt nur das Sündenbekenntnis (so formuliert er es) vor der Gemeinde gesprochen. Wieso gibt es hier keine Beichte? Soweit mir bekannt ist gibt es auch bei den Protestanten keine Beichte.

Danke für alle Rückantworten.

Gruss

Petra

^Liebe Petra,

es ist ein weit verbreitetes Mißverständnis, daß es bei uns Evangelischen keine Beichte gibt.
Luther hat nur den Zwang zur Beichte abgeschafft, nicht aber die Beichte selbst. In Wittenberg z. B. gab es bis ins 19. Jhdt regelmäßige Beichtsonntage. Und jeder Evangelische kann seinen Pfarrer anrufen oder zu ihm hingehen und ihm sagen, daß er beichten möchte. Der Pfarrer wird ihm dann die Beichte abnehmen, freilich nicht in schematischer Weise, wie es in der katholischen Kurche früher mit dem „Beichtspiegel“ (ursprünglich und grundsätzlich eine gute Einrichtung) weithein üblich war, sondern in einem seelsorgerlichen Gespräch.

Im übrigen kann jeder evangelische Christ jedem anderen Christen die Beichte hören und ihm die Vergebung Gottes zusprechen. Er ist dann auch - wie jeder Pfarrer - an das Beichtgeheimnis gebunden, selbst wenn es nicht in der Strafprozeßordnung verankert ist.

Es gibt drei Formen des Sündenbekenntnisses, um auf Deine Ausgangsfrage zurückzukommen:

Das Sündenbekenntnis in einem üblichen, „normalen“ Sonntagsgottesdienst. Das spricht der Pfarrer in der Regel stellvertretend für die Gemeinde, welche darauf mit dem Kyrie eleison oder „Herr erbarme dich“ antwortet. Darauf antwortet der Pfarrer mit der Gnadenzusage - in der Regel ein Bibelvers.

Die zweite, ausgeführte Form ist das Sündenbekenntnis im Abendmahlgottesdienst. In der lutherischen Liturgie wird das von der ganzen Gemeinde gesprochen, und der Pfarrer antwortet dann auch mit:
Auf dieses euer Bekenntnis verkündige ich euch die Gnade Gottes und spreche euch anstatt und auf Befehl meines Herrn Jesus Christus die Vergebung aller eurer Sünden zu. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Die dritte Form ist die Beichte. Darüber habe ich oben das Nötigste geschrieben.

Gruß - Rolf

Hallo,

vielleicht hilft dieser Artikel zunächst einmal, die unterschiedlichen Begrifflichkeiten zu klären:

http://de.wikipedia.org/wiki/Beichte

Gerhard

Hallo Petra!

Außerdem müsste man ja streng genommen mindestens 12mal im
Jahr zur Beichte gehen um von allen Sünden befreit zu werden,
denn es gibt ja auch Sünden, in welche man, als junger Mensch,
manchmal im einen oder anderen Bereich unwissend, auch einmal
reingeraten kann.

Wenn Du Deine Zeilen liest, merkst Du dann nicht auch wie beknackt das eigentlich klingt? 12 Mal im Jahr zur Beichte etc.
Sünden zu begehen in die man unwissentlich hineinrutscht. Wird Dir dann nicht klar, das der Katholizismus der Amtskirche und ihrer Vertreter so gut wie nichts mit den Lehren Jesu zu tun hat?
Du schreibst in Deiner ViKa, dass Du noch am zweifeln bist was Deinen katholischen Glauben angeht. Sind diese Regeln nicht geeignet es Dir wie Schuppen von den Augen fallen zu lassen (… MOD: anti-klerikale Bemerkung im Sinne der Boardbeschreibung gelöscht …)

Gruß
Tom

Hi,

vielleicht kennst Du das aus der Bibel: „… und wem Ihr die Sünden vergebt…“. Ich denke aus diesem Satz hat die Kirche die Beichte gebaut. Das Schuldbekenntniss an den Messfeiern ist kein Ersatz für die Beichte, weil dort die Lossprechung von den Sünden fehlt.

Dass es auch anders geht, das hat mein Pfarrer gezeigt. Ich wohne seit ca. 2 Jahren in dieser Kirchengemeinde. Vor Ostern war ein Bußgottestdienst in den ich gegangen bin. Ich kannte von früher nur die Form, dass man sich dort über sein Leben Gedanken macht, doch hier hat uns der Pfarrer am „Schluss“ von unseren Sünden losgesprochen - also ein wirklicher Beichtersatz. Das schöne daran: Der anschließende Gottesdienst war für mich so schön wie lange nicht mehr…

Wolfgang

Hallo Gerhard!

Danke. Jetzt hab ich wieder etwas dazugelernt.

Gruss

Petra

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MOD: überflüssiges Zitat des beantworteten Artikels entfernt

Hallo Rolf!

Danke für die Information. Ich bin froh, dass ich auch diese Bildungslücke jetzt schließen kann. Man kann aber auch bei uns in der katholischen Kirche ein seelsorgerisches Gespräch machen. Wir nennen dies dann Aussprache. Ich kenne das so von Wien und ehrlich gesagt fühl ich mich mit den Gesprächen eher besser als mit der Beichte selbst.

Dass jeder evangelische Christ jedem anderen Christen die Beichte hören kann ist sicherlich eine gute Sache allerdings beruht das sehr auf gegenseitiges Vertrauen (Beichtgeheimnis).

Gruss

Petra

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MOD: überflüssiges Zitat des beantworteten Artikels entfernt

Hallo Petra!

Außerdem müsste man ja streng genommen mindestens 12mal im
Jahr zur Beichte gehen um von allen Sünden befreit zu werden,
denn es gibt ja auch Sünden, in welche man, als junger Mensch,
manchmal im einen oder anderen Bereich unwissend, auch einmal
reingeraten kann.

Wenn Du Deine Zeilen liest, merkst Du dann nicht auch wie
beknackt das eigentlich klingt? 12 Mal im Jahr zur Beichte
etc.

Warum soll das beknackt klingen? Es gibt sogar Leute die 1mal pro Woche zur Beichte gehen. Oder bist du so erhaben, dass du so gut wie keine Sünden begehst - dann meinen herzlichen Glückwunsch (ehrlich gemeint).

Sünden zu begehen in die man unwissentlich hineinrutscht. Wird
Dir dann nicht klar, das der Katholizismus der Amtskirche und
ihrer Vertreter so gut wie nichts mit den Lehren Jesu zu tun
hat?
Du schreibst in Deiner ViKa, dass Du noch am zweifeln bist was
Deinen katholischen Glauben angeht. Sind diese Regeln nicht
geeignet es Dir wie Schuppen von den Augen fallen zu lassen
(… MOD: anti-klerikale Bemerkung im Sinne der
Boardbeschreibung gelöscht …)

Sei froh, dass ich so etwas im Zeitalter der Kavaliersdelikte frage. Auch die beste Erziehung im Elternhaus kann uns nicht immer vor etwaigen Dummheiten oder falschen Freunden schützen. Denk einmal darüber nach statt zu urteilen. Glaubenszweifel haben so weit ich weiß auch die besten und frömmsten Christen. Warum sollte ich da eine Ausnahme sein?

Gruss Petra

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MOD: überflüssiges Zitat des beantworteten Artikels entfernt

Hi Petra,

Außerdem müsste man ja streng genommen mindestens 12mal im
Jahr zur Beichte gehen um von allen Sünden befreit zu werden,

Wenn sich einer nur einmal pro Monat eine Sünde leistet … SCNR

denn es gibt ja auch Sünden, in welche man, als junger Mensch,
manchmal im einen oder anderen Bereich unwissend, auch einmal
reingeraten kann.

Du bist mit der von dir favorisierten kath. Lehrmeinung nicht so vertraut, nicht wahr? Der kath. Katechismus setzt für „Sünde“ „wissentlich“ und „absichtlich“ voraus!

Gruß

Metapher

Hi Metapher,

Du bist mit der von dir favorisierten kath. Lehrmeinung nicht
so vertraut, nicht wahr? Der kath. Katechismus setzt für
„Sünde“ „wissentlich“ und „absichtlich“ voraus!

Allerdings nur bei den Todsünden oder der Sünde wider den Heiligen Geist. (Vgl. Katechismus der K.K. §1857 vs. §1860 oder §1862)

Lässliche Sünden geschehen per definitionem „ohne volle Kenntnis oder volle Zustimmung“.

Gruss
Y.-

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Hallo Petra

Gottes Wort ist klar, sobald der unvollkommene Mensch Religionen macht, wird es wieder unklar.
Nehme mal an, dass Du zum Glaubensbekenntis ja sagst und daran glaubst. D.h das du Dein Leben Lesus übergeben hast, einige nehnen es Bekehrung zu Jesus.
Gemäss der Bibel müssen wir dann unsere Sünden IHM (Jesus Christus) bekennen, damit man von ihnen, dank dem Blut Opfer Jesus, erlöst wird.
(Er hat ja für unsere Sünden bezahlt, wenn wir sein Opfer annehmen)
Zur Bekennung gehört das altdeutsche Wort Busse, was soviel heisst wie bedauern und Umkehr, dh vornehmen es nicht mehr zu tun.

An anderen Stellen steht aber auch, dass wir (Christen) vor einander unsere Sünden bekennen sollen. Es heisst aber nicht, dass dies zwingend notwenig zur Vergebung ist. Nehme an, dass man dies machen soll, damit es fester ist und die Anderen einem dabei helfen können es (die Umkehr) auch umzusetzen.
Nirgends steht aber, dass man dies nur bei Priester machen darf und schon gar nicht, dass der Priester dann die Autorität hat, die Sünden zu erlassen, dass kann und wird nur Jesus wenn man ihn darum bittet.

Quintessenz. Bekenne Deine bewussetn aber auch unbewussten Sünden im Gebet Jesus Christus, bitte IHN um Vergebung, kehre immer wieder um und vertraue auf IHn, darauf dass Dir vergeben wurde.
Es ist sehr hilfreich wenn du in einer gruppe bist, vor der du Deine Sünden auch bekennen kannst, damit sie Dir helfen können. Wenn Du keine solche gruppe hast, dann suche Dir eine.

Gruss
beat

Margarete
Hi Yseult,

Lässliche Sünden geschehen per definitionem „ohne volle
Kenntnis oder volle Zustimmung“.

Ich lese es so: Bei „schwerwiegenden Materien“ gilt es als bloß „läßliche Sünde“ (und nicht als „schwere Sünde“), wenn sie ohne volle
Kenntnis oder volle Zustimmung getan wurde.

Das setzt aber immer noch Tathandlung voraus, also Absicht und Willen: Nur halt, daß der volle Durchblick fehlen kann.

Ein „reingeraten“ oder „reinrutschen“ wäre damit ausgeschlossen …

Allerdings haben wir ja den klassischen Präzedenzfall:

Margarete:
Wie schien mir’s schwarz, und schwärzt’s noch gar,
Mir’s immer doch nicht schwarz gnug war,
Und segnet’ mich und tat so groß,
Und bin nun selbst der Sünde bloß!
Doch [!] - alles was dazu mich trieb,
Gott! war so gut! ach war so lieb!
[Faust 3581-3586]

Und dann:
Mephistopheles: Sie ist gerichtet!
Stimme von oben: Ist gerettet! [Faust 4611-4512]

hm?

Gruß

M.

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Hallo Petra!

Warum soll das beknackt klingen? Es gibt sogar Leute die 1mal
pro Woche zur Beichte gehen. Oder bist du so erhaben, dass du
so gut wie keine Sünden begehst - dann meinen herzlichen
Glückwunsch (ehrlich gemeint).

Ich brauche nicht die katholische Regulierung und Standardisierung um meine Fehler zu reflektieren.

Sei froh, dass ich so etwas im Zeitalter der Kavaliersdelikte
frage. Auch die beste Erziehung im Elternhaus kann uns nicht
immer vor etwaigen Dummheiten oder falschen Freunden schützen.
Denk einmal darüber nach statt zu urteilen. Glaubenszweifel
haben so weit ich weiß auch die besten und frömmsten Christen.
Warum sollte ich da eine Ausnahme sein?

Super krass, Du hast mich vollkommen falsch verstanden und denkst wirklich ich wäre der Meinung fehlerfrei durchs Leben zu gehen nur weil ich die Beichte ablehen. Das ist ja fast schon wieder witzig, ich hätte nicht gedacht, dass es noch viele Leute wie Dich gibt.

Also mal Klartext: Nur weil ich katholisches Seelenstriptease ablehne, genau wie die Rituale und die damit verbundene Bevormundung der Amtskirche, heißt das in keinster Weise, daß ich keine Fehler beginge. Die versuche ich auf praktikableren Wegen wieder gut zu machen.

Viele Grüße
Tom

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