Schulden und Geldanlage bei Inflationserwartungen
Hallo,
Man liest zur Zeit sehr viel unterschiedliches und ich bin
dadurch sehr verunsichert. Manche sagen „ja keine schulden,
das wäre der ruin“,andere sagen wieder, wenn ne inflation
kommt, dann hat man keine schulden mehr …
ergänzend zu den - wie immer - zutreffenden Ausführungen von Wiz möchte ich zum Thema Schulden und Inflation ein paar Dinge ergänzen, die gerne übersehen werden.
Was ist Inflation? Inflation ist ein andauernder, signifikanter Anstieg des Preisniveaus. Das bedeutet, daß die Preise steigen und zwar flächendeckend und anhaltend. Von Krediten steht da aus gutem Grund nichts. Die bleiben nämlich in unveränderter Höhe bestehen.
Die Theorie, die man derzeit wieder oft zu hören und lesen bekommt, besagt nun, daß sich die Schulden zwar nicht verringern, aber doch zumindest relativieren, da im Zuge der Inflation auch das Gehalt steigt - und genau da liegt der Denkfehler.
Erstens kommt erst die Inflation und dann die Gehaltserhöhung, d.h. es fehlen u.U. ein Jahr lang 3, 5, 10 oder 20% (je nach Inflationsrate) in der Haushaltskasse, bevor das Gehalt an die Inflation angepaßt wird.
Zweitens geht Inflation nur selten mit einem wirtschaftlichen Aufschwung und sinkenden Arbeitslosenzahlen einher. Tatsächlich ist meist das Gegenteil der Fall, d.h die Gehaltserhöhung erfolgt nicht nur nachlaufend, sondern u.U. bleibt das Gehalt auch ganz aus, weil der Arbeitsplatz im Zuge der Krise verloren geht.
Das sind die denkbar schlechtesten Voraussetzungen für eine Immobilienfinanzierung. Wenn man also davon ausgeht, daß die große Krise naht (bzw. schon begonnen hat), sollte man sich sehr gut überlegen, ob ein kreditfinanzierter Immobilienerwerb das richtig ist.
Einen weiteren Aspekt sollte man übrigens auch nicht unterschätzen: das kreditgebende Institut muß in einer Inflation mit ansehen, wie sein Vermögen (das ja im wesentlichen aus Forderungen (also quasi Geld) besteht) dahinschmilzt.
Da in solchen Zeiten Geldanlagen bei Kreditinstituten nicht übermäßig in Mode sind, kann die Verwertung der Immobilie eines säumigen Schuldners eine der wenigen Möglichkeiten sein, an Liquidität zu kommen. Man sollte also nicht davon ausgehen, daß sich der Kreditgeber besonders verständnis- und rücksichtsvoll zeigt, wenn man aufgrund von Inflation und Arbeitslosigkeit die fälligen Raten nicht bezahlen kann.
Alles in allem sollte man sich also gut überlegen, ob man ausgerechnet wegen einer möglicherweise kommenden Inflationsphase eine Immobilie erwirbt und über Kredite finanziert.
Wenn der Immobilienkauf sowieso geplant war, die Finanzierung steht und die übrigen Rahmenbedingungen wie geschildert stimmen, dann muß man sich von den aktuellen und erwarteten Entwicklungen nicht unbedingt abschrecken lassen, das Vorhaben auch umzusetzen.
Aber, wie gesagt: wegen der Erwartung einer steigenden Inflation eine selbstgenutzte Immobilie zu erwerben und dafür einen Kredit aufzunehmen, halte ich aus den genannten Gründen für fahrlässig. Das kann nämlich schnell nach hinten losgehen.
Wenn man allerdings schon einigermaßen sorgen- und kreditfrei wohnt, kann der Erwarb einer sich (über die Miete) selbst tragenden Immobilie in guter Lage durchaus ein Schutz vor Inflation sein. Wenn es hart auf hart kommt, kann man die Bude immer noch verkaufen.
Man kann natürlich noch über andere Konstruktionen nachdenken und bspw. die Immobilie als Sacheinlage in eine neugegründete GmbH einbringt, den Kauf zu 30-40% mit Eigenkapital finanziert und ggfs. noch zusätzlich monatlich einen den Raten entsprechenden Betrag auf ein Treuhand-/Notaranderkonto einzahlt, um der kreditgebenden Bank eine zusätzliche Sicherheit zu geben. Man müßte mal ein Konzept basteln und einem Kreditinstitut vorstellen… Naja, nur Spinnerei im Moment.
Zurück zum Thema: wie ich neulich schon schrieb, würde ich derzeit in nichts investieren, das ich nicht vergraben oder vermieten kann.
Gruß
Christian