Schulden für Hausbau in der Krise?

Hi Leute,

wir überlegen uns ein Häuschen zu bauen. Dafür benötigen wir natürlich einen Kredit / Darlehen von ca. EUR 220.000 - 300.000,-
Man liest zur Zeit sehr viel unterschiedliches und ich bin dadurch sehr verunsichert. Manche sagen „ja keine schulden, das wäre der ruin“,andere sagen wieder, wenn ne inflation kommt, dann hat man keine schulden mehr …

die frage ist nur, klassisch sparen soll man ja auch nicht, weil dann plötzlich das ganze geld nix mehr wert sein könnte…das problem ist halt, dass das bis jetzt ersparte nicht für ein haus reicht.

bitte um eure tipps

lg peter

Hi,

nun Schulden ist immer so ne Sache in der man das Risiko abwägen muss. wie sieht es denn mit der Sicherheit der einkommen aus? gibt es eine gute Eigenkapitalquote oder andere Sachen die sich zu Geld machen lassen?

Wenn du mit der klassischen Geldanlage Sparbücher meisnt, jo das lohnt sich wirklich nicht, aber sonst gibt es noch lohnente Möglichkeiten Geld anzulegen.

cu

Hallo,

zunächst einmal würde ich bei einer ordentlichen Immobilienfinanzierung nicht von Schulden sondern von Verbindlichkeiten sprechen. Zu Schulden werden die erst, wenn man nicht mehr in der Lage ist das Darlehen ordentlich zu bedienen und dem offenen Betrag auch kein anständiger Gegenwert mehr gegenübersteht, mit dem man durch Verwertung sauber aus der Sache raus kommt.

Und damit wären wir beim Thema Eigenkapital. Je höher um so besser, denn genau das ist der Garant dafür auch im Krisenfall noch sauber aus der Sache notfalls wieder raus kommen zu können. Wer nur 60% finanzieren muss, und dann baden geht, wird nach Verwertung der Hütte vermutlich mit einem blauen Auge aus der Sache rausgekommen sein. Wer 100% finanziert hat, hat dann wirklich echte und ganz üble Schulden, und die nicht zu knapp abzutragen, bis er wieder über die Tischkante schauen kann. Diese Fälle enden dann gerne in der Privatinsolvenz.

Weiteres Thema: Ehrlichkeit sich selbst gegenüber was an monatlicher Belastung dauerhaft und auch in „schlechten“ Zeiten tragbar ist. Viele Schönwetterfinanzierungen brechen schon wegen Kleinigkeiten zusammen, weil kein Geld mehr da ist, notfalls einen neuen Gebrauchtwagen zu finanzieren, weil der alte plötzlich nicht mehr will, zwei Haushaltsgeräte kaputt gehen, oder sich Nachwuchs ankündigt, … Wer sich für einen Immobilienerwerb meint deutlich einschränken zu müssen (also keine regelmäßigen Urlaube im gewohnten Maß, sparsamere Haushaltsführung, …) sollte die Finger davon lassen. Denn dann ist keine Luft mehr für die ein oder andere Katastrophe, die einen als Immobilienbesitzer gerne mal unvorbereitet ereilt, und die man dann nicht aufschieben kann. Wenn nach so einer Geschichte dann mal der Urlaub ausfallen muss, kein Problem. Der ist dann eben genau die „Verhandlungsmasse“ die man eben braucht, um über solche Dinge unbeschadet hinweg zu kommen. Hat man diese Verhandlungsmasse aber eben nicht mehr, weil man sie schon für die regelmäßigen Belastungen einbringen musste, sieht es übel aus.

Man sollte als Immobilienbesitzer in einer Größenordnung von € 10.000,-- jederzeit recht problemlos locker machen können, um ruhig schlafen zu können. Das muss nicht auf dem Sparbuch liegen, aber sollte eben im Rahmen der Verhandlungsmasse, als nicht ausgenutzer Dispo, mögliche zusätzliche Kreditlinie, … machbar sein. Wer sich schon ohne die ein oder andere Katastrophe so verausgaben muss, dass er bei seiner Bank im Falle des Falles erst gar nicht mehr anklopfen braucht, sollte die Finger davon lassen.

Das sind alles Punkte, die ganz generell gelten, und viel wichtiger als eine aktuelle gesamtwirtschaftliche Situation, die übrigens in Bezug auf den Arbeitsmarkt gar nicht so übel aussieht (wenn man nicht gerade bei einem der großen Energiekonzerne arbeitet). Wenn man hier nicht ganz konkret etwas für den eigenen Arbeitsplatz befürchten muss, und davon ausgehen muss, im Falle des Falles dann nicht auch anderweitig kurzfristig wieder unterzukommen, dann sollte das kein Argument gegen eine ansonsten saubere Finanzierungsmöglichkeit sein.

Gruß vom Wiz

Schulden und Geldanlage bei Inflationserwartungen
Hallo,

Man liest zur Zeit sehr viel unterschiedliches und ich bin
dadurch sehr verunsichert. Manche sagen „ja keine schulden,
das wäre der ruin“,andere sagen wieder, wenn ne inflation
kommt, dann hat man keine schulden mehr …

ergänzend zu den - wie immer - zutreffenden Ausführungen von Wiz möchte ich zum Thema Schulden und Inflation ein paar Dinge ergänzen, die gerne übersehen werden.

Was ist Inflation? Inflation ist ein andauernder, signifikanter Anstieg des Preisniveaus. Das bedeutet, daß die Preise steigen und zwar flächendeckend und anhaltend. Von Krediten steht da aus gutem Grund nichts. Die bleiben nämlich in unveränderter Höhe bestehen.

Die Theorie, die man derzeit wieder oft zu hören und lesen bekommt, besagt nun, daß sich die Schulden zwar nicht verringern, aber doch zumindest relativieren, da im Zuge der Inflation auch das Gehalt steigt - und genau da liegt der Denkfehler.

Erstens kommt erst die Inflation und dann die Gehaltserhöhung, d.h. es fehlen u.U. ein Jahr lang 3, 5, 10 oder 20% (je nach Inflationsrate) in der Haushaltskasse, bevor das Gehalt an die Inflation angepaßt wird.

Zweitens geht Inflation nur selten mit einem wirtschaftlichen Aufschwung und sinkenden Arbeitslosenzahlen einher. Tatsächlich ist meist das Gegenteil der Fall, d.h die Gehaltserhöhung erfolgt nicht nur nachlaufend, sondern u.U. bleibt das Gehalt auch ganz aus, weil der Arbeitsplatz im Zuge der Krise verloren geht.

Das sind die denkbar schlechtesten Voraussetzungen für eine Immobilienfinanzierung. Wenn man also davon ausgeht, daß die große Krise naht (bzw. schon begonnen hat), sollte man sich sehr gut überlegen, ob ein kreditfinanzierter Immobilienerwerb das richtig ist.

Einen weiteren Aspekt sollte man übrigens auch nicht unterschätzen: das kreditgebende Institut muß in einer Inflation mit ansehen, wie sein Vermögen (das ja im wesentlichen aus Forderungen (also quasi Geld) besteht) dahinschmilzt.

Da in solchen Zeiten Geldanlagen bei Kreditinstituten nicht übermäßig in Mode sind, kann die Verwertung der Immobilie eines säumigen Schuldners eine der wenigen Möglichkeiten sein, an Liquidität zu kommen. Man sollte also nicht davon ausgehen, daß sich der Kreditgeber besonders verständnis- und rücksichtsvoll zeigt, wenn man aufgrund von Inflation und Arbeitslosigkeit die fälligen Raten nicht bezahlen kann.

Alles in allem sollte man sich also gut überlegen, ob man ausgerechnet wegen einer möglicherweise kommenden Inflationsphase eine Immobilie erwirbt und über Kredite finanziert.

Wenn der Immobilienkauf sowieso geplant war, die Finanzierung steht und die übrigen Rahmenbedingungen wie geschildert stimmen, dann muß man sich von den aktuellen und erwarteten Entwicklungen nicht unbedingt abschrecken lassen, das Vorhaben auch umzusetzen.

Aber, wie gesagt: wegen der Erwartung einer steigenden Inflation eine selbstgenutzte Immobilie zu erwerben und dafür einen Kredit aufzunehmen, halte ich aus den genannten Gründen für fahrlässig. Das kann nämlich schnell nach hinten losgehen.

Wenn man allerdings schon einigermaßen sorgen- und kreditfrei wohnt, kann der Erwarb einer sich (über die Miete) selbst tragenden Immobilie in guter Lage durchaus ein Schutz vor Inflation sein. Wenn es hart auf hart kommt, kann man die Bude immer noch verkaufen.

Man kann natürlich noch über andere Konstruktionen nachdenken und bspw. die Immobilie als Sacheinlage in eine neugegründete GmbH einbringt, den Kauf zu 30-40% mit Eigenkapital finanziert und ggfs. noch zusätzlich monatlich einen den Raten entsprechenden Betrag auf ein Treuhand-/Notaranderkonto einzahlt, um der kreditgebenden Bank eine zusätzliche Sicherheit zu geben. Man müßte mal ein Konzept basteln und einem Kreditinstitut vorstellen… Naja, nur Spinnerei im Moment.

Zurück zum Thema: wie ich neulich schon schrieb, würde ich derzeit in nichts investieren, das ich nicht vergraben oder vermieten kann.

Gruß
Christian