Hallo,
ich komme aus Schleswig-Holstein. Einschulung 1978…
Grundschule 4 Jahre, Hauptschule 5 Jahre, Realschule 6 Jahre, Gymnasium 9 Jahre. Erste Gesamtschulen erschienen bei uns erst Mitte der 80er. Sonderschule 4 Jahre - für Lernbehinderte und Schulversager…
In der ersten Klasse Textzeugnis, ab der zweiten Klasse Noten.
Noten 1-6, Zeugnisnoten auch für Schrift und Singen (Grundschule). Man schrieb mit Füllfederhalter und blauer Tinte bis mindestens 8. Klasse.
In den 80ern saß man auf seinem Platz, nicht schwatzen, nicht kippeln, nicht Kaugummi kauen, nicht aus dem Fenster sehen etc.
Zu Beginn der Stunde aufstehen, wenn der Lehrer den Raum betritt; setzen nach Begrüßung.
Die Klassen waren groß, 30 Kinder pro Klasse keine Seltenheit.
Gruppenarbeit gab es kaum. Förderunterricht auch nicht.
Viele Fächer hatten Schulheft und Hausheft bis in die hohen Klassen. Hefte wurden eingesammelt und benotet. Keine Hausaufgaben = Eintrag ins Klassenbuch; 10 mal ohne HA = Brief an die Eltern.
Eltern - Lehrer Gespräche waren überaus selten.
5 oder 6 geschrieben? Kein Drama und meist auch keine Nachhilfe…
Sport 4? Die Niete der Klasse…
Sportunterricht überwiegend Leichtathletik und Geräteturnen. Völkerball und Ball über die Schnur. Ein Jahr Schwimmunterricht.
Kunst: malen nach Vorgabe; Musik (bis 8.Kl.) Singen und später Instrumente spielen (Blockflöte, Glockenspiel, Gitarre)
Hauptfächer: strenger Frontalunterricht, viel schreiben ansonsten Matrizenabzüge (statt Kopien, die Abzüge stanken unglaublich nach Alkohol…). Taschenrechner Casio ab Kl. 10 erlaubt. Viel klassische Literatur, Interpretationen und Referate in der Oberstufe.
Sprachen: Vokabeln und Grammatik, in den hohen Klassen dann auch Literatur und Referate
Naturwissenschaften: viel Theorie, Frontalunterricht. In den Leistungskursen später dann viel Praxis. Versuche, Mikroskopieren etc…
EDV: wir hatten Commodore C64 und ab der 10. Klasse wöchentlich zwei Stunden Unterricht. Basic wurde gelehrt und Maschine schreiben…
Mindestens zwei Jahre Pflichtunterricht in Hauswirtschaft, Werken und Textiles Werken. Inkl. Ernährungslehre, Nähen und Stricken, Löten und tech. Zeichnen.
Abschlußprüfungen teilweise über 6 Schulstunden (5 Zeitstunden). Mündliche Prüfungen in Dreiergruppen; auf 1 als Einzelprüfling.
Lehrer waren Autoritätspersonen. Unhöflichkeit, Unaufmerksamkeit und Regelverstöße wurden nicht geduldet. Z.T. musste die ganze Klasse büßen… Nachsitzen, Müll sammeln, Schulhofarbeiten, Strafarbeiten, Nachsitzen im Schulleiterbüro, Ausschluß vom Unterricht und anschließend voll benotete Arbeit schreiben usw. …
Lehrer wurden auch mal laut, „Einzeltäter“ wurden angeschrien, schlampige Schultaschen ausgekippt, Pausen gestrichen, unangekündigte Tests und Arbeiten geschrieben.
Hat sich viel verändert seit dem. Entspannter ist es geworden, besser aber oft nicht.
Manchmal wünsche ich mir die Lehrer von damals zurück. Es war nicht immer schön (ganz sicher nicht), aber der Umgang war ein anderer. Schüler hielten besser zusammen, Mobbing war selten - irgendwie und irgendwo hat fast jeder Anschluss gefunden. Gutes Betragen war eine wichtige Sache… Das hat man fürs Leben behalten und später gut gebrauchen können.
Gerade wenn ich mir heute so manche Hauptschule ansehe vermisse ich das sehr. In der Hauptschule herrschte auch in den 80ern schon ein etwas härterer Ton, aber die Brutalität und Grausamkeit von heute war nicht vorhanden. Die Grätsche war auch nicht so groß; als Hauptschüler war man nicht „das Letzte“ - Cliquen waren oft gemischt aus Schülern verschiedener Schularten.
Es grüßt Yvisa