Schule in Germanien

Hallo,

mich würde mal interessieren, ob es bei den alten Germanen auch so etwas wie Schulen gab.

Ich habe in etlichen Artikeln gelesen, dass reiche Germanen ihre Kinder in römische Schulen schickten. Hatten die Germanen gar keine oder nur ganz einfache? Weiß man darüber vielleicht überhaupt nichts?

Bin gespannt auf Eure Antworten.

Laura

Germanische Kinder wurden zwangsweise nach Rom umgesiedelt. Als Geiseln und zur römischen Erziehung. Sie wurden dann Führer von germanischen Einheiten, die für Rom kämpften. Siehe Arminius.

die Bäuerin

Hallo,

dies gilt aber nur für einen geringeren Teil der Kinder. Die Frage bezog sich auf diejenigen, die weder zwangsweise noch auf freiwilliger Basis eine römischer Erziehung incl. „schulischer“ Ausbildung erhielten.

vdmaster

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Hallo Bel,

mich würde mal interessieren, ob es bei den alten Germanen
auch so etwas wie Schulen gab.

Ich habe in etlichen Artikeln gelesen, dass reiche Germanen
ihre Kinder in römische Schulen schickten. Hatten die Germanen
gar keine oder nur ganz einfache? Weiß man darüber vielleicht
überhaupt nichts?

soweit ich weiß gab es bei den Germanen keine organisierten Schulen. Alles was man wissen musste, wurde einem von den anderen Familien- und Stammesmitgliedern beigebracht. Der Rest war learning-by-doing.

Allerdings ist die Quellenlage zu der zu den Germanen gezählten Stämmen recht schwierig. Da sie selbst über keinerlei Schriftsprache verfügten (erste eigene schriftliche Zeugnisse sind erst ab 200n. Chr. überliefert), stammen alle schriftlichen Quellen über die wir heute verfügen, aus römischer Feder (Siehe z.B. Tacitus Germania). Allerdings dürfte das germanische „Bildungssystem“ für den römischen Leser eher von untergeordneter Bedeutung gewesen sein, sodass es, soweit bekannt, nicht besonders erwähnt worden sein wird.

Ich hoffe das hilft Dir weiter.

Dein
Ebenezer

Wahrscheinlich hat man in einem altgermanischen Dorf die Kinder, die schon laufen aber noch nicht arbeiten konnten, nach dem Frühstück aus dem Haus geschickt zu den anderen Kindern. Da waren dann Horden von Kindern im Alter von 3 - 8 Jahren unterwegs, die größeren zeigten den kleineren wie es geht, was man aufsagt, wo es dies gibt und wo das - und diese Kinderbanden haben, von Ausnahmen abgesehen, den Kontakt zu Erwachsenen gerne vermieden, denn diese pflegten oft recht polternde Umgangsformen.
Etwa ab Ende des (heutigen) Grundschulalters wurden die Kinder zu Arbeiten herangezogen, lernten Haushälterin, Bauer, Handwerk usw., im Elternhaus oder woanders.

Hallo,

wie kommst Du darauf, dass die Kinder sich erst so spät im Leben an den Alltagsarbeiten beteiligen mussten?

Alle Vergleiche mit heutigen armen Gesellschaftssystemen ohne Schulpflicht und auch mit D vor Einführung derselben, legen eher den Verdacht nahe, dass die Kinder sobald sie in geringem Umfang arbeiten konnten, dies auch tun mussten.

Gruß
vdmaster

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Hallo,

mich würde mal interessieren, ob es bei den alten Germanen
auch so etwas wie Schulen gab.

gab es nicht. Jedenfalls gibt es dafür keinerlei Belege.

Ich habe in etlichen Artikeln gelesen,

wo?

dass reiche Germanen
ihre Kinder in römische Schulen schickten.

Das ist Unfug. Möglicherweise romanisierte Germanen, die in römischen Städten wie Moguntiacum oder Colonia Agrippinensis wohnten - das waren aber keine „alten Germanen“ mehr und auch keine „reichen“, sondern an römische Kultur und Lebensweise assimilierte römische Provinzialen.

‚Schulen‘ im heutigen Sinn gab es auch in den römischen Städten ohnehin nicht. Eltern, die es sich leisten konnten, schickten ihre Söhne ab einem Alter von 6, 7 Jahren zu einem litterator, der ihnen Lesen und Schreiben beibrachte sowie rudimentär Rechnen - idR wurde dieser ‚Lehrer‘ tageweise bezahlt. Mit 12 Jahren waren sie dann alt genug, um zu arbeiten. Diese ‚Schule‘ (ludus) hatte vielleicht 20, 30 Schüler und wenn es ein besserer ludus war, fand der Unterricht vielleicht im Schankraum einer taberna (Schankwirtschaft) statt, wo tagsüber eh nicht viel los war. Wo das Klima es zuließ, auch einfach im Freien an einer Straßenkreuzung oder auf einem öffentlichen Platz - das war für den litterator billiger, er sparte die Miete für den Unterrichtsraum.

Wenn der Vater zu den ‚Besserverdienern‘ gehörte und es sich leisten konnte, schickte er seinen Sohn mit 12 vielleicht noch zu einem grammaticus, wo er dann Griechisch lernte, klassische Literatur las und neben Grammatik auch Geschichte, Geographie und Naturwissenschaft lernte. Mit 16 wurde der Bub in die Bürgerliste eingetragen und galt dann als erwachsen - und zu alt für eine Schule.

Die Söhne der (sehr schmalen) Oberschicht ‚studierten‘ dann meistens noch Rhetorik, um sich auf eine politische Karriere vorzubereiten - bevorzugt auf Rhodos oder in Athen. Die hatten in aller Regel allerdings auch nie eine ‚Schule‘ aufgesucht, sondern Privatunterricht durch einen gebildeten Haussklaven oder Freigelassenen erhalten.

Eine solche Bildung durch Hauslehrer erhielten auch die Kinder vornehmer Germanen - und zwar als Geiseln, idR in Rom, wo sie die politische Zuverlässigkeit ihrer Väter zu garantieren hatten. Es lag im politischen Interesse der Römer, diese jungen Geiseln im Sinne Roms zu erziehen und sie dann als junge Erwachsene und ‚kulturelle Römer‘ zu ihren Stämmen zurückzuschicken bzw. gegen jüngere Geiseln auszutauschen. So wurde die Führungsschicht der Unterworfenen romanisiert.

Freundliche Grüße,
Ralf

Schulpflicht !!!

Mit Schiefertafel und Tafellappen???
Sowas gab es nicht!

Ausserdem war der Bildungsstand abhängig vom Stand der Eltern.

Bäuerin

Hallo,

dann lies nochmal meinen Beitrag. Alle Vergleiche mit heutigen Ländern ohne Schulpflicht

Daraus ergibt sich keineswegs, dass es damals eine Schulpflicht gab.

Gruss
vdmaster