Hallo,
mich würde mal interessieren, ob es bei den alten Germanen
auch so etwas wie Schulen gab.
gab es nicht. Jedenfalls gibt es dafür keinerlei Belege.
Ich habe in etlichen Artikeln gelesen,
wo?
dass reiche Germanen
ihre Kinder in römische Schulen schickten.
Das ist Unfug. Möglicherweise romanisierte Germanen, die in römischen Städten wie Moguntiacum oder Colonia Agrippinensis wohnten - das waren aber keine „alten Germanen“ mehr und auch keine „reichen“, sondern an römische Kultur und Lebensweise assimilierte römische Provinzialen.
‚Schulen‘ im heutigen Sinn gab es auch in den römischen Städten ohnehin nicht. Eltern, die es sich leisten konnten, schickten ihre Söhne ab einem Alter von 6, 7 Jahren zu einem litterator, der ihnen Lesen und Schreiben beibrachte sowie rudimentär Rechnen - idR wurde dieser ‚Lehrer‘ tageweise bezahlt. Mit 12 Jahren waren sie dann alt genug, um zu arbeiten. Diese ‚Schule‘ (ludus) hatte vielleicht 20, 30 Schüler und wenn es ein besserer ludus war, fand der Unterricht vielleicht im Schankraum einer taberna (Schankwirtschaft) statt, wo tagsüber eh nicht viel los war. Wo das Klima es zuließ, auch einfach im Freien an einer Straßenkreuzung oder auf einem öffentlichen Platz - das war für den litterator billiger, er sparte die Miete für den Unterrichtsraum.
Wenn der Vater zu den ‚Besserverdienern‘ gehörte und es sich leisten konnte, schickte er seinen Sohn mit 12 vielleicht noch zu einem grammaticus, wo er dann Griechisch lernte, klassische Literatur las und neben Grammatik auch Geschichte, Geographie und Naturwissenschaft lernte. Mit 16 wurde der Bub in die Bürgerliste eingetragen und galt dann als erwachsen - und zu alt für eine Schule.
Die Söhne der (sehr schmalen) Oberschicht ‚studierten‘ dann meistens noch Rhetorik, um sich auf eine politische Karriere vorzubereiten - bevorzugt auf Rhodos oder in Athen. Die hatten in aller Regel allerdings auch nie eine ‚Schule‘ aufgesucht, sondern Privatunterricht durch einen gebildeten Haussklaven oder Freigelassenen erhalten.
Eine solche Bildung durch Hauslehrer erhielten auch die Kinder vornehmer Germanen - und zwar als Geiseln, idR in Rom, wo sie die politische Zuverlässigkeit ihrer Väter zu garantieren hatten. Es lag im politischen Interesse der Römer, diese jungen Geiseln im Sinne Roms zu erziehen und sie dann als junge Erwachsene und ‚kulturelle Römer‘ zu ihren Stämmen zurückzuschicken bzw. gegen jüngere Geiseln auszutauschen. So wurde die Führungsschicht der Unterworfenen romanisiert.
Freundliche Grüße,
Ralf