Schulen und das Ergebnis ihre Bemühungen

Hallo,

fallen Euch auch oft Artikel bei WWW auf, deren Deutsch arg zu wünschen übrig läßt?
Und das nicht nur von Menschen mit Migrationshintergrund (was an einer guten Schule eigentlich auch kein Grund sein sollte).

Müsst Ihr auch immer mit den Kinder üben für diese und jene Klassenarbeit, Mathe und die Fragestellung bei Hausaufgaben erklären?
Natürlich erst ab der 3. Klasse.
In der 1. und 2. Klasse werden das kleine Einmal Eins und das Alphabet teils so langsam erläutert und so quälend per Hausaufgaben geübt, dass es bald nur noch nervt und langweilt.

Ab der 3. gehts dann ganz anders ab, ab der 5. nochmal schneller, teils auch mit zuwenig Hausaufgaben, so dass man vor Klassenarbeiten als Elterteil dasteht und dem Kind z.B. Bruchrechnen in einer Woche komplett beibringen muß - weil die Lehrer mangels Hausaufgaben und/oder deren Korntrolle garnicht mehr merken, wenn ein Kind nicht mitkommt.

Wie sollen Kinder mit Migrationshintergrund in so einer Atmosphäre Deutsch lernen? Da können die Eltern logischerweise nicht helfen. Und die Lehrer sind vor allem immer eins: überfordert.

Sorry, aber ich war auf einer Dorfgrundschule, manche Kinder sprachen zur Einschulung nur Plattdeutsch, manche kannten wie ich etwas Deutsch vom Fernsehen, andere waren in Quasideutsch (Beispiel: gib mich mal die Kumme) erzogen.
Wir hatten 2 Klassenräume, darin vier Klassen und einen Lehrer für alle, etwa 50 Kinder.

Ich habe trotzdem in der Kreisstadt Abi gemacht und erfolgreich studiert, alle haben mindestens einigermaßen Deutsch gelernt (O.K., jene, die mit Nur-Platt an die Schule kamen und nie das Bücherlesen angefangen haben, hatten auch nach der Schule noch gewisse Ausdrucksprobleme im Deutschen, aber das waren absolute Einzelfälle und das lag wohl auch an der folgenden Hauptschule).

Meine Eltern mußten mir so gut wie nie bei den Hausaufgaben helfen, die wurden in der Schule erklärt und da wir auch dort schon Übungsaufgaben machten, half man sich halt gegenseitig. Für Klassenarbeiten mußte man nicht üben, man hatte alles schon im Unterricht gemacht und geübt.

Aber: die Hausaufgaben wurden jeden Tag kontrolliert, wenn man zuviele Fehler hatte, mußte man es nochmal machen und wenn man was nicht verstanden hatte wurde es erklärt. Unser Lehrer wirkte nie überfordert, hatte ja auch nur 4 Stunden Unterricht pro Tag, 2 Stunden nur mit der 3. und 4. Klasse, 2 Stunden mit 1. und 2. Klasse, während derer er die Älteren nur zwischendurch betreute.

  1. und 2. Klasse begannen erst zur 3. Stunde, hatten also nur 2 Stunden Unterricht am Tag. Ein angenehmes Pensum für das Alter. Und offenbar genug.

Angesichts dessen komme ich mit den heutigen Diskussionen zur Schule in Berlin nicht mehr mit. Meine Erfahrungen mit der hiesigen Grundschule sind mäßig, in jeder Hinsicht (unsinnige Lernvorlagen wie z.B. Konfetti, zuwenig oder zuviel Hausaufgaben - selten ausgeglichen), keine Hausaufgabenkontrolle, keine Übersicht der Lehrer, welcher Schüler was kann und was nicht, etc.

Sobald es vier oder fünf problematischere Schüler in einer Klasse gibt, klappt vieles nicht mehr - was bei knapp 30 Schülern natürlich leicht der Fall ist.
Die Klassenlehrerin meiner Tochter hat mir direkt gesagt, dass sie oft garnicht mitkriegt, ob meine Tochter da ist oder nicht - ein Armutseingeständniss, dessen sie sich offenbar garnicht bewußt war.
Unser Dorfschullehrer hätte sich eines solchen Eingeständnisses zumindest noch arg geschämt.

Sind die Lehrer heute so unfähig? Liegts an der Klassengröße? Sind zuviele untaugliche Lernkonzepte auf dem Markt? Mangelts an Absprachen unter den Lehrern? etc.

Jetzt wird wieder herumgedoktert - Sekundarschule macht alles besser. Schnell ins Leben gerufen, schnell umgesetzt und verm. mit viel Nachbesserei behaftet. Nach überlegtem Handeln und Ansetzen am Problem sieht das nicht aus.

Das mußte ich mal loswerden.

Gruß, Hovke

Hallo,

fallen Euch auch oft Artikel bei WWW auf, deren Deutsch arg zu
wünschen übrig läßt?

ja. Und ehrlich gesagt bin ich mir nicht sicher, ob das an einer Veränderung in den Schulen liegt.
Ich könnte mir genauso vorstellen, dass es einfach ein subjektiver Eindruck ist, dass es neuerdings mehr Menschen gibt, die so schreiben. Jeder (Verzeihung) Idiot hat heute Internet und die Hemmschwelle, irgendwo einfach nach dem Fire-and-forget-Prinzip was reinzutippen ist nicht mehr sehr hoch.

SMS und Chat, die ja auch zunehmend genutzt werden, tun dann ihr übriges dazu, das in der Schule gelernte wieder zu vernichten oder den Lerneffekt von vornherein zu untergraben. Kleinschreibung und Satzzeichen nur wo es absolut erforderlich ist - das hab ich mir selber z.B. alles im Chat angewöhnt. Und das, obwohl die Bedingungen bei mir in der Schule so waren, wie du sie beschreibst und ichs trotzdem da gelernt habe.

Da wird auch der Knackpunkt liegen: Als ich angefangen habe, zu Chatten, konnte ich schon schreiben.
Wer heute schreiben lernt, hat gute Chancen, mehr fehlerhafte Texte zu lesen als fehlerfreie.

Und das nicht nur von Menschen mit Migrationshintergrund (was
an einer guten Schule eigentlich auch kein Grund sein sollte).

Ein Migrationshintergrund führt zu anderen Veränderungen als das, was du vermutlich meinst. Jemand mit Migrationshintergrund könnte trotzdem schreiben: „Mich stört dem Rechtschreibung, dir auch?“ - da ist zwar die Grammatik falsch, aber man kanns noch lesen. Was du vermutlich meinst, sind diese Kreationen hier: „mich stört die rechtschreibung weil man da immer punkte und kommas setzen muss das stört mich weil ich die tasten nicht auf der tastatur finde“.

lg
ventrue

Hallo Hovke!

Ich hab ein Migrationshintergrund :smile:
Als ich vor fast 15J nach Deutschland kam, hab ich meine Schule in Kasachstan mit der 11ten Klasse abgeschlossen. Ich bekam kein Sprachkurs wie meine Eltern,wiel ich vor der Einreise nach Deutschland nicht gearbeitet hab und in die Schule durfte ich auch nicht, weil ich einen Schulabschluss ja bereits hatte. Dass ich evenuell noch hätte Abi machen können um später zu studieren, hat uns damals keiner gesagt aber das ist eine andere Geschichte.

Ich kam auf ein Internat für Fälle wie ich. Dort hatten wir auch Deutsch, Mathe, Sport, wie eine ganz normale Schule halt. Rechtschreibung und Grammatik wurden aber nur so nebenbei gelernt. Viel mehr ging es darum was z.B. eine Baumschule ist oder was mit „unter Tage arbeiten“ gemeint wäre. Warum es so war(ist?) kann ich heute nur vermuten, wir hatten aber einen sehr guten Deutschlehrer, der uns immer wieder gesagt hat, dass wir viel lesen sollen und Nachrichten bei ARD und ZDF sehen sollen.

Ich weiss bis heute manchmal nicht wo ich den, dem, des usw schreiben soll. Was mir aber aufgefallen(und das von einer Einwanderin!), dass viele wohl in der Schule nichts gelernt haben. Es sind Sachen wie „größer WIE du“, „weHr von euch“, „der Laden ist AUF“. Mir kräuseln sich die Zahne, wenn ich sowas lese bzw. höre! Und es sind Menschen in meinem Alter(32J) und älter, wo man eigentlich meint, die hatten noch vernünftigen Unterricht gehabt. Es sind auch keine Sonderschüler, einer der Schlimmsten ist ein Rechtsanwalt, der macht zwar keine Rechtschreibfehler aber halt alles andere.

Von der Jugend will ich erst gar nicht sprechen, da fängt es schon mit „isch“ und „disch“ an.

Daher glaube ich nicht, dass es am heutigem(und wieder weiss ich nicht ob es so richtig ist oder doch heutigeN?) Schulsystem liegt. Wenn die Eltern schon kein Deutsch können, wer soll es den Kindern beibringen?!

Grüsse, Seltsam

Sorry, Seltsam, ich will nicht schulmeisterlich rüberkommen, aber:
„Größer WIE du“ ist in den südlichen Teilen der Bundesrepublik richtiges Deutsch (du kannst dich gern im Deutschbrett durch unzählige Artikel kämpfen, wo André das immer verteidigt ( der selbst übrigens NICHT aus Süddeutschland kommt).

„der Laden ist AUF“.

Auch das ist da, wo ich lebe, korrektes Deutsch.

Mir kräuseln sich die Zahne,

Und wenn überhaupt kräuseln sich Zehen, nicht Zähne. Aber das nur, weil ich eh schon schreibe, eigentlich geht mir um die Verteidigung von regionalen Formen :smile:

Von der Jugend will ich erst gar nicht sprechen, da fängt es
schon mit „isch“ und „disch“ an.

Auch das sind Dialektformen.
Übrigens pflege ich meinen Dialekt und benutze Hochdeutsch nur in bestimmten, meist beruflichen Situationen - allerdings, gerade sowas wie die Aussprache von „isch“, das rutscht mir auch öfter raus, wenn ich Hochdeutsch spreche. Unser Altbundeskanzler hat es ja auch nie total weggekriegt.

Daher glaube ich nicht, dass es am heutigem(und wieder weiss
ich nicht ob es so richtig ist oder doch heutigeN?)
Schulsystem liegt. Wenn die Eltern schon kein Deutsch können,
wer soll es den Kindern beibringen?!

Wer entscheidet denn hier, was richtiges Deutsch ist?

Gruß
Elke

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Hallo Eklstic!

„Größer WIE du“ ist in den südlichen Teilen der Bundesrepublik
richtiges Deutsch (du kannst dich gern im Deutschbrett durch
unzählige Artikel kämpfen, wo André das immer verteidigt ( der
selbst übrigens NICHT aus Süddeutschland kommt).

Sorry, mag es IRGENDWO als richtig angesehen werden und ich bin ganz bestimmt kein Experte was deutsche Sprache anbelangt aber in meinen Ohren kann es nicht richtig sein. Dialekt hin oder her.

„der Laden ist AUF“.

Auch das ist da, wo ich lebe, korrektes Deutsch.

Bei uns in Kasachstan(in sogenannten "deuschen Dörfen) sprach man eine Mischung aus Plattdeusch und Russisch, ist es dann auch „richtiges Deutsch“? War ja dort üblich.

Mir kräuseln sich die Zahne,

Und wenn überhaupt kräuseln sich Zehen, nicht Zähne. Aber das
nur, weil ich eh schon schreibe, eigentlich geht mir um die
Verteidigung von regionalen Formen :smile:

Das weiss ich, wollte es als Steigerung deutlich machen.
Allerdings wundert es mich, dass du mich da korregieren möchtest, wo deiner Meinung nach doch jeder so reden kann, wie er will. Wer weiss, vielleicht ist es auch eine regionale Form? :wink:

Von der Jugend will ich erst gar nicht sprechen, da fängt es
schon mit „isch“ und „disch“ an.

Auch das sind Dialektformen.

Überall in Deutschland?!

Übrigens pflege ich meinen Dialekt und benutze Hochdeutsch nur
in bestimmten, meist beruflichen Situationen - allerdings,
gerade sowas wie die Aussprache von „isch“, das rutscht mir
auch öfter raus, wenn ich Hochdeutsch spreche. Unser
Altbundeskanzler hat es ja auch nie total weggekriegt.

Daher glaube ich nicht, dass es am heutigem(und wieder weiss
ich nicht ob es so richtig ist oder doch heutigeN?)
Schulsystem liegt. Wenn die Eltern schon kein Deutsch können,
wer soll es den Kindern beibringen?!

Wer entscheidet denn hier, was richtiges Deutsch ist?

Da wird wohl Experten geben…

Grüsse, Seltsam

1 Like

Hallo,

Jeder (Verzeihung) Idiot hat heute
Internet und die Hemmschwelle, irgendwo einfach nach dem
Fire-and-forget-Prinzip was reinzutippen ist nicht mehr sehr
hoch.

SMS und Chat, die ja auch zunehmend genutzt werden, tun dann
ihr übriges dazu, das in der Schule gelernte wieder zu
vernichten oder den Lerneffekt von vornherein zu untergraben.
Kleinschreibung und Satzzeichen nur wo es absolut erforderlich
ist - das hab ich mir selber z.B. alles im Chat angewöhnt. Und
das, obwohl die Bedingungen bei mir in der Schule so waren,
wie du sie beschreibst und ichs trotzdem da gelernt habe.

Genau so sehe ich es auch. Durch das Internet kann man einfach sehr viel mehr fehlerhafte Texte lesen, die früher einfach nicht „sichtbar“ waren.
In gewisser Weise nervt es sehr, z.B. wenn man in Fachforen erstmal über den Sinn der Frage nachgrübeln müsste, um sinnvoll antworten zu können, weil sowohl Rechtschreibung als auch Ausdruck den Artikel unverständlich machen.

Und wenn man selbst eigentlich fit ist in Sachen Rechtschreibung, so wird man doch unsicher, wenn man bestimmte Wörter immer und überall falsch geschrieben sieht und macht es schließlich ebenso…

Beatrix

Hallo

ich behaupte hier einfach (ohne Kenntnisse der Berliner Schulpolitik), dass es an den vielen Rumbasteleien an den Schulen liegt.

Da liegt irgendwas im Argen in den Schulen, und anstatt die Lehrerzahl aufzustocken, deren Ausbildung zu verbessern oder sonst irgendwas Sinnvolles zu tun, was aber Geld kosten würde, werden dann alle 4 Jahre neue Schulkonzepte über die Lehrer ausgeschüttet, so dass die aus den Erprobungsphasen gar nicht mehr rauskommen, und sich teilweise davon so überlastet fühlen, dass sie innerlich in Streik gehen (d. h. keine ordentliche Arbeit mehr machen).

Ich übertreibe hier etwas, und meine (nicht sehr umfassenden) Kenntnisse kommen auch eher aus NRW. Es könnte ja aber zufällig was dran sein.

Viele Grüße

PS: Die Kultusminister
Und das größte Problem ist, dass die obersten Chefs Leute sind, die irgendwann ein Lehrerexamen gemacht haben, aber nie wirklich unterrichtet haben, oder wenn ist es lange her. Es scheint manchmal etwas praxisfremd und wenig durchdacht, was von dort kommt.

Hallo,

„Größer WIE du“ ist in den südlichen Teilen der Bundesrepublik
richtiges Deutsch (du kannst dich gern im Deutschbrett durch
unzählige Artikel kämpfen, wo André das immer verteidigt ( der
selbst übrigens NICHT aus Süddeutschland kommt).

Sorry, mag es IRGENDWO als richtig angesehen werden und ich
bin ganz bestimmt kein Experte was deutsche Sprache anbelangt
aber in meinen Ohren kann es nicht richtig sein. Dialekt hin
oder her.

Diese Ausdrücke haben durchaus ihre Berechtigung.
Wir sind hier aber off topic. Diese Thematik wird regelmäßig im Deutschbrett angesprochen und durchdiskutiert.

„der Laden ist AUF“.

Auch das ist da, wo ich lebe, korrektes Deutsch.

Bei uns in Kasachstan(in sogenannten "deuschen Dörfen) sprach
man eine Mischung aus Plattdeusch und Russisch, ist es dann
auch „richtiges Deutsch“? War ja dort üblich.

Das ist keine Mischung. Es ist ein regionaler Sprachgebrauch.
Auch hier verweise ich auf das Deutschbrett.

Mir kräuseln sich die Zahne,

Und wenn überhaupt kräuseln sich Zehen, nicht Zähne. Aber das
nur, weil ich eh schon schreibe, eigentlich geht mir um die
Verteidigung von regionalen Formen :smile:

Das weiss ich, wollte es als Steigerung deutlich machen.
Allerdings wundert es mich, dass du mich da korregieren
möchtest, wo deiner Meinung nach doch jeder so reden kann, wie
er will. Wer weiss, vielleicht ist es auch eine regionale
Form? :wink:

Nein. Du ironisierst eine Meinung, die ich nicht vertreten habe.
Ich habe nirgends vertreten, dass jeder reden kann wie er will.
Außerdem ist der Ausdruck „mir kräuseln sich die Zehen“ ein feststehender Ausdruck, sicher Umgangssprache, der nicht zu steigern ist, dass ich ein anderes Körperteil ersetze.

Von der Jugend will ich erst gar nicht sprechen, da fängt es
schon mit „isch“ und „disch“ an.

Auch das sind Dialektformen.

Überall in Deutschland?!

Nein. Deshalb ja Dialekt.

Übrigens pflege ich meinen Dialekt und benutze Hochdeutsch nur
in bestimmten, meist beruflichen Situationen - allerdings,
gerade sowas wie die Aussprache von „isch“, das rutscht mir
auch öfter raus, wenn ich Hochdeutsch spreche. Unser
Altbundeskanzler hat es ja auch nie total weggekriegt.

Daher glaube ich nicht, dass es am heutigem(und wieder weiss
ich nicht ob es so richtig ist oder doch heutigeN?)
Schulsystem liegt. Wenn die Eltern schon kein Deutsch können,
wer soll es den Kindern beibringen?!

Wer entscheidet denn hier, was richtiges Deutsch ist?

Da wird wohl Experten geben…

Ja. Und die sind ganz anderer Meinung als du (hier würde man „wie du“ sagen - übrigens eine Form, die vor 150 Jahren die gebräuchlichere in ALLEN Teilen Deutschlands war).
Nur wenn du so massiv kritisierst, dann solltest du deine Kritik auf fundierteren Argumenten aufbauen, als dass etwas deinem persönlichen Sprachgefühl (was es vielleicht gar nicht gibt - auch dazu verweise ich auf vergangene Deutsch- und Fremdsprachenbrettdiskussionen) nicht gibt.

Gruß
Elke

Grüsse, Seltsam

Hallo, Simsy Mone,
diese Beobachtung teile ich. Zudem gehen diese z.T sehr praxisfremden Versuche mit einem erheblichen Verwaltungsaufwand - und damit Belastung der Lehrer - einher. Allein der Aufwand, der für die Auswertung der „Lernstandskontrolle“ (VERA) getrieben wird ist abartig.

Das vom UP angesprochene Problem lässt sich m.E. aber nicht allein auf Schule und Bildung reduzieren. Wenn ich das so beobachte, liegt es vor allem auch daran, dass sich im Internet auch Bevölkerungskreise schriftlich äußern, die dies früher nie getan hätten. Da fallen natürlich Defizite in Wortschatz und Rechtschreibung umso mehr auf.

Grüße
Eckard

Außerdem ist der Ausdruck „mir kräuseln sich die Zehen“ ein
feststehender Ausdruck,

Hallo, Elke,
ich möchte hier allerdings korrigierend anmerken, dass die Standardversion dieser Redensart sich auf die „Zehen nägel“ bezieht.

Ansonsten stimme ich Dir zu.
Gruß
Eckard

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Anforderungen ändern sich
Hallo!

An sich bin ich ein Fan der Rechtschreibung. Nur objektiv gesehen: Wie wichtig ist diese wirklich? Mal provokativ gefragt. Sprache dient der Verständigung und solange das Geschriebene verständlich ist, könnte es doch ok sein.

Dazu muss man auch sagen, dass die Kapazität von Kinderhirnen auch begrenzt ist. Wenn z.B. die Kinder heute in der Grundschule sehr früh mit Aufgaben zum Textverständnis beginnnen, weil PISA da ein Defizit festgestellt hatte, dann kann sowas doch nicht einfach mal dazu kommen. Da fällt eben hinten was runter. Mir fiel an meinem Kind auch auf, dass der Rechtschreibung sehr wenig Wichtigkeit beigemessen wird. Auch in anderen Fächern und Bereichen sind viele Dinge dazugekommen. Projektarbeit etwa oder ein Referat schon in der 2. Klasse. Ein Buch zur Schullektüre. An all diese Dinge kann ich mich aus meiner Grundschulzeit nicht erinnern. Ich glaube, der Augenmerk hat sich verschoben.

Müsst Ihr auch immer mit den Kinder üben für diese und jene
Klassenarbeit, Mathe und die Fragestellung bei Hausaufgaben
erklären?

Auch das habe ich genau so festgestellt. Ich habe manchmal den Eindruck, die Schule zieht sich da ein wenig aus der Verantwortung. Was sicher auch seine Gründe hat, die hier z.T. schon erläutert wurden. Die 1000. Reform der reformierten Reform frustrieren den engagiertesten Lehrer und auch manche Einmischung der Eltern kann die Sache ziemlich bremsen.

Ab der 3. gehts dann ganz anders ab, ab der 5. nochmal
schneller, teils auch mit zuwenig Hausaufgaben, so dass man
vor Klassenarbeiten als Elterteil dasteht und dem Kind z.B.
Bruchrechnen in einer Woche komplett beibringen muß - weil die
Lehrer mangels Hausaufgaben und/oder deren Korntrolle garnicht
mehr merken, wenn ein Kind nicht mitkommt.

Das ist Lehrerabhängig, mussten wir in den letzten 2 Jahren lernen.

Ich habe trotzdem in der Kreisstadt Abi gemacht und
erfolgreich studiert, alle haben mindestens einigermaßen
Deutsch gelernt
Meine Eltern mußten mir so gut wie nie bei den Hausaufgaben
helfen, die wurden in der Schule erklärt und da wir auch dort
schon Übungsaufgaben machten, half man sich halt gegenseitig.
Für Klassenarbeiten mußte man nicht üben, man hatte alles
schon im Unterricht gemacht und geübt.

Ich denke, man kann Schule heute und vor 15 oder 20 Jahren nicht mit der heutigen vergleichen. Der Druck in der Grundschule ist enorm und die Zielstellungen und Anforderungen haben sich ziemlich gewandelt. Auch die Umgebung, in der die Kinder aufwachsen, die Medien, das Miteinander, allein schon die Kinderzahl, die Erwartungen etc. ist nicht mehr vergleichbar.

Aber: die Hausaufgaben wurden jeden Tag kontrolliert, wenn man
zuviele Fehler hatte, mußte man es nochmal machen und wenn man
was nicht verstanden hatte wurde es erklärt. Unser Lehrer
wirkte nie überfordert,

Tja, auch hier ist der Druck gestiegen. GEld ist eigentlich nie genug da und Lehrkräfte auch nciht.

Angesichts dessen komme ich mit den heutigen Diskussionen zur
Schule in Berlin nicht mehr mit.

Meine Schwester berichtet aus Berlin auch haarsträubendes

Jetzt wird wieder herumgedoktert - Sekundarschule macht alles
besser. Schnell ins Leben gerufen, schnell umgesetzt und verm.
mit viel Nachbesserei behaftet. Nach überlegtem Handeln und
Ansetzen am Problem sieht das nicht aus.

Da gebe ich Dir uneingeschränkt recht. Inzwischen meine ich: Man sollte eine Weile mal gar nichts an der Organisation ändern, sondern wieder vermehrt auf die Qualität des Unterrichts achten. Danach kann man ja mal richtig durchdacht und von langer Hand vorbereitet organisatorisch das eine oder andere verändern.

Grüße
kernig

Hi,

An sich bin ich ein Fan der Rechtschreibung. Nur objektiv
gesehen: Wie wichtig ist diese wirklich? Mal provokativ
gefragt. Sprache dient der Verständigung und solange das
Geschriebene verständlich ist, könnte es doch ok sein.

die Frage ist dann aber: Unter welchen Bedingungen ist das Geschriebene verständlich (genug)? Bai diesehm Sats dauehrds zuhm beispihl edwass lenger den sin zu versteen. Würdest du ein Buch so lesen wollen?
Und was ist mit ähnlichen Worten? Hast und hasst zum Beispiel. Wenn man die vertauscht, ist der komplette Sinn des Geschriebenen dahin.

Oder beim Sprechen; Stell dir vor, es gäbe bei dir einen Supermarkt namens „Rücksichtslos Einkaufszentrum“. Würde dann die häufig verwendete (wenn auch falsche) Kurzform „Ich fahr (R/r)ücksichtslos“ nicht ein wenig zweideutig?

lg
ventrue

1 Like

Hallo,

ich stimme deinen Beobachtungen (z.B. zur Rechtschreibung bei www zu), sehe aber das Problem nicht in der Schule begründet. Vor kurzem las ich eine Statistik (kann aber jetzt leider keine Quelle benennen).

Betrachtet wurden drei Dinge (Zeit mit den Eltern, mit der Schule, mit dem Fernseher).
Durchschnittlich verbringen Kinder

  • die meiste Zeit vor dem Fernseher
  • dann folgen die Eltern
  • am wenigsten Zeit verwenden sie für die Schule (inkl. Hausaufgaben)

Die Lernvoraussetzungen sind also völlig verändert (im Vergleich zu deiner Erfahrung in der Dorfschule). Es ist kein Problem der Schulen, sondern insgesamt ein gesellschaftliches Problem.
Liest man die Anfragen hier im „Elternbrett“, bekommt man nämlich auch das Gefühl, dass Kinder früher „nicht so“ waren - genauso wie du das Gefühl hast, dass Schüler früher „anders“ waren…

das Leben und das Ergebnis des Luxus’

Hallo,

fallen Euch auch oft Artikel bei WWW auf, deren Deutsch arg zu
wünschen übrig läßt?

oh, würg.

ja!!

aber das ist nichts gegen die foren, in denen ich zu lesen versuchte, was das volk über DSDS zu sagen hat.

Müsst Ihr auch immer mit den Kinder üben für diese und jene
Klassenarbeit, Mathe und die Fragestellung bei Hausaufgaben
erklären?

nein, ich übe nicht. aber ich nöle rum, wenn mir ein kind stolz eine arbeit zeigt, in der inhaltlich alles richtig ist, aber endlos punkte wegen schlampigen schreibens verschenkt wurden. mittlerweile finden sie das auch ärgerlich. quasi umsonst gelernt.

weil die
Lehrer mangels Hausaufgaben und/oder deren Korntrolle garnicht
mehr merken, wenn ein Kind nicht mitkommt.

hut ab vor lehrern, ich bin fast täglich zu gast in schulen. mich wundert langsam, dass da überhaupt gelernt wird. disziplin gibt es kaum mehr unter den schülern, jede stille muß mühsamst erarbeitet werden (stillezeichen, klanschalen etc.). dann ist kurz zeit zum lernen, bald wieder unruhe.
geschweige denn, dass an feinheiten wie rechtschreibung gearbeitet wird. oder dass es irgendein kind INTERESSIERT.

Sorry, aber ich war auf einer Dorfgrundschule, manche Kinder

ja, früher waren wir a) nicht so überschüttet mit kram und informationen und es gab b) möglichkeiten, zu disziplinieren. warum auch nicht. wer nicht beweisen muß, dass er schreiben kann, wird es nicht tun, wenn es fast volle punktahl gibt, auch wenn der text quasi nicht zu lesen ist.

keine Übersicht der Lehrer, welcher
Schüler was kann und was nicht, etc.

mein eindruck: schule ist ein hummelkasten, 80% der schüler können sich in der gruppe kaum konzentrieren, daher tanzt bald die ganze klasse, wenn nicht dauernd gemäßigt wird.
sie KÖNNEN es nicht mehr.

  • ein Armutseingeständniss, dessen sie sich offenbar garnicht
    bewußt war.

geh mal hospitieren. :wink:

Sind die Lehrer heute so unfähig? Liegts an der Klassengröße?
Sind zuviele untaugliche Lernkonzepte auf dem Markt? Mangelts
an Absprachen unter den Lehrern? etc.

s.o.
die kinder tun mir leid. sind immer satt, werden zur schule gefahren, wenn die lehrerin schimpft, ist am nächsten tag die mutter da.
lehrer haben kaum was in der hand, das merken die kinder und tanzen ihnen auf der nase rum.

wenn die kinder ins leben gehen, sind die reif wie vierjährige.
http://www.stern.de/tv/sterntv/michael-winterhoff-qu…

das ist kein spaß. wirklich nicht. einzeln: alles liebe kinder. in der gruppe: ein wirrer haufen.

Nach überlegtem Handeln und
Ansetzen am Problem sieht das nicht aus.

nö.

Das mußte ich mal loswerden.

zu recht.
hier wird böse geschimpft werden, aber im kern stimmen meine aussagen: werden jede woche 5x erhärtet. klar, es gitb ausnahmen, aber insgesamt: nicht geerdet, oder wie man es nennen will.

Hallo!

An sich bin ich ein Fan der Rechtschreibung. Nur objektiv
gesehen: Wie wichtig ist diese wirklich? Mal provokativ
gefragt.

http://german-bash.org/action/top/n/100

Wenn du diese Beiträge ohne Krachen im Gehirn lesen kannst, hast Du recht:
Rechtschreiung ist nicht wirklich wichtig.

Tilli

P.S. Naja auf jeden Fall gibt der boon mir dann voll den Headi durch die Wall. Voll der Luckshot!

Hallo Eckard,

ich möchte hier allerdings korrigierend anmerken, dass die
Standardversion dieser Redensart sich auf die
„Zehen nägel“ bezieht.

Stimmt. Ich hatte heute morgen irgenwie eine Blockade. Ich überlegte mir nämlich krampfhaft wie sich Zehen kräuseln können und wusste, irgendwas stimmt nicht. Aber so zwischen Frühstückskaffee und Pausenbrot ist die Konzentration nicht immer voll da :smile: Danke für die Korrektur.

Ansonsten stimme ich Dir zu.

Das freut mich.

Gruß
Elke

Hi Tilli!

Das ist eine Frage der Gewohnheit. Im Ernst: Mir rollen sich regelmäßig die Zehennägel auf, auch bei Texten meines Sohnes. Ich meine, ich habe viel Arbeit in meine Rechtschreibung gesteckt, da muss ich das ja wichtig finden. Genau das hat sich aber wohl geändert oder ist gerade dabei.

Grüße
kernig

Hallo,

zum Thema Rechtschreibung kann ich aus eigener Erfahrung folgendes berichten.

Der Rahmenplan gibt für die Kl.1/2 vor, dass die Kinder lautgetreu schreiben. Klar verbessert der Lehrer, aber nicht so intensiv.

Bis zum Ende der 4. Klasse müssen die Kinder erst die RS Regel ( Satzanfäge werden groß geschrieben, Verben klein… )anwenden können.

Lt. Schulgesetz gibt es bei uns in Kl. 1/2 keine HA. Dort wird viel mit Wochenplan gearbeitet.

In Kl. 3 gibt es dann HA und die Lehrer kämpfen mit den Regel der Rechtschreibung, glaub es mir.

Was mir aber auffällt ist, das die Kinder auch nicht fehlerfrei abschreiben können. Ich verstehe das einfach nicht.

LG
Manuela

Mannomann tilli …


nicht geerdet, oder wie man es
nennen will.

*

Grüße
Tommy