Schulnoten, -klassen und -fächer um 1911

Hall liebe Wissenden,

ich hoff ich bin hier richtig, da es sich um Schule dreht. Ich habe ein Schuldzeugniss von 1911 bis 1919 gefunden in dem das „erste Jahr“, also unsere erste Klasse, mit „Klasse VIII“ angegeben wird. War das damals „verkehrt herum“? Also aufsteigend?
Betrifft das „aufsteigend“ evtl. auch die Noten? War eine damalige 1 eine heutige 6?

Und kann mir evtl. jemand sagen was das damalige Fach „Raumlehre“ evtl. gewesen sein kann? Ein anderes Fach das mir nichts sagt ist „Anschauungsunterricht“, „Naturlehre“ und „Naturgeschichte“. Was wurde denn hier gemacht? War das Biologie oder etwas ähnliches?

Es handelt sich um eine katholische Schule (Karmeliter Schule in Frankfurt am Main, falls das wichtig sein sollte).

Danke für Erklärungen

Gruß
Helena

Auch hallo.

ich hoff ich bin hier richtig, da es sich um Schule dreht. Ich
habe ein Schuldzeugniss von 1911 bis 1919 gefunden in dem das
„erste Jahr“, also unsere erste Klasse, mit „Klasse VIII“
angegeben wird. War das damals „verkehrt herum“? Also
aufsteigend?

Vermutlich eher die Nummer der Klasse. So wie heute 3a, 3b, 3c,…
Kann natürlich auch die Jahre bis zum Abschluss meinen.

Betrifft das „aufsteigend“ evtl. auch die Noten? War eine
damalige 1 eine heutige 6?

Einstein soll ja auch ein schlechter Schüler gewesen sein. Was u.a. auf dem Umstand beruhte, dass dessen damalige Zensuren mit heutigen verglichen wurden. Und damals war eine 6 eben dasselbe wie heute eine 1 :wink: (Quelle: Spektrum Dossier ‚Einstein‘ - irgendwo…)

Und kann mir evtl. jemand sagen was das damalige Fach
„Raumlehre“ evtl. gewesen sein kann? Ein anderes Fach das mir

Mathematik/Geometrie würde noch passen.

nichts sagt ist „Anschauungsunterricht“, „Naturlehre“ und
„Naturgeschichte“. Was wurde denn hier gemacht? War das
Biologie oder etwas ähnliches?

…oder eben Unterricht im Konkreten. Und Biologie passt ebenfalls (damals wurden die Inhalte noch anders tituliert)

Es handelt sich um eine katholische Schule (Karmeliter Schule
in Frankfurt am Main, falls das wichtig sein sollte).

Hm, soweit ich weiss wird in Amerika auf einer Strassenseite die Schöpfungsgeschichte gelehrt und auf der anderen Strassenseite die Evolution. Warum sollte das bei einer katholischen Schule anders sein ?

HTH
mfg M.L.

***zeit.de/stimmts über Einstein***
http://www.zeit.de/2001/04/200104_stimmts_einstein_xml

Hi Helena,

War das damals „verkehrt herum“? Also
aufsteigend?

also ich hab damals in einer Sexta angefangen.

Die Endklasse wäre dann eine Oberprima gewesen, wenn sie dann noch so geheißen hätte.

Somit ist es ev. möglich, daß es damals eine Octa oder sonstewie gegeben hat.

Mit vier Jahren Grundschule macht das dann zwölf Jahre und ich glaube mich finster zu erinner, daß es auch in D mal 12 Jahre bis zum Abi waren.

Gandalf

Hallo, Helena,

der Ralf hat ja schon einiges erklärt.
Damals begann die Zählung bei der Abschlußklasse.
Also war die Klasse, in der man das Abitur machte, die Prima und deremn Schüler die Primaner. Als ein weiteres Schuljahr angehängt wurde, gab es dann eine Oberprima.

Wenig sinnvoll wäre es gewesen, die Klassen der Volksschule mit dieser Zählung zu belegen, denn da lernte man kein Latein. Wohl aber wurde die Nummerierung von 9 abwärts gezählt, sodass dann Kinder die aufs Gymnasium kamen dort als Sextaner begannen, und über Quinta, Quarta schließlich als Tertianer die Oberstufe erreichten und noch die Secunda absolvieren mussten um als Primaner ihre Reifepfüfung abzulegen. Man findet ja diese Bezeichnungen noch in manchen Jugendbüchern („Der Kampf der Tertia“ von Wilhelm Speyer wurde 1952 verfilmt).

Als ich Anfang der 50er Jahre in Bamberg aufs Gymnasium kam, waren diese Bezeichnungen durchaus noch geläufig.

Auch die Noten erlebten manche Wandlung. Üblicherweise gab es Anfang des Jahrhunderts nur fünf Stufen, wobei eine 1 aber immer die beste Note war. (In Österreich und der Schweiz war es wohl etwas anders)
In Bayern wurde, ich glaube es war 1952 die 6 als schlechteste Note eingeführt.

Bei uns auf dem Gymnasium gab es noch so sonderbare Fächer wie „Schönschrift“ (wir lernten da Sütterlin und später auch Steno)

Auf den allgemeinbildenden „Volksschulen“ (8 Schuljahre) wurde in der Tat neben Rechnen, Schreiben, Lesen auch Kunst (Malen und Singen) Handarbeiten, Naturlehre/-kunde (Biologie), (Natur-)Geschichte, Heimatkunde (Geografie) etc. gelehrt.

Mit Anschauungsunterricht waren wohl die praktischen Fächer Hauswirtschaft, Gärtnern, Werkunterricht, Handarbeit usw. gemeint.

Grüße
Eckard

Servus Eckard,

dieses

Auch die Noten erlebten manche Wandlung. Üblicherweise gab es
Anfang des Jahrhunderts nur fünf Stufen, wobei eine 1 aber
immer die beste Note war.

bedarf einer Differenzierung. Leider weiß ich bloß Punktuelles und Vages, aber immerhin: In Württemberg gab es Ende der 1920er / Anfang der 1930er Jahre 8 Notenstufen, wobei die 1 mit „ganz ungenügend“ die gänzliche Vernichtung bedeutete und die 8 (hieß glaube ich „ganz ausgezeichnet“) eine große Rarität war.

Ob dieses System erst eine Weimarer Erfindung war und für 1911 nicht in Erwägung gezogen zu werden braucht, kann ich nicht sagen; auch nicht, ob und welche Differenzierungen nach Ländern es gegeben hat. Wenn ja, dürfte Hessen-Nassau preuszisch bewertet haben.

Schöne Grüße

MM

of topic

Mit vier Jahren Grundschule macht das dann zwölf Jahre und ich
glaube mich finster zu erinner, daß es auch in D mal 12 Jahre
bis zum Abi waren.

und in Bayern wieder sind (jetztige 6. Klasse hat schon „G8“)/sein werden… arme Schweine die…
schönen Gruß
kopfschüttelnd, galle

Hallo Helena,

einige dieser Fächer kenne ich noch aus meiner Schulzeit anfangs der 60er Jahre.

Und kann mir evtl. jemand sagen was das damalige Fach
„Raumlehre“ evtl. gewesen sein kann?

Die wichtigen Fächer waren Lesen, Schreiben und Rechnen. Zum Rechnen kam dann als Ergänzung Raumlehre dazu, sprich die Geometrie.

„Naturlehre“

Naturlehre war bei uns so etwas wie Physik im Gegensatz zur Naturkunde, der Biologie.

Gruß
Roland