Hallo Anne,
meine beiden Lütten waren gerade beim Schulzahnarzt. In beiden
Klassen wurde nach Auskunft meiner Kinder 1/3 bis 1/2 der
Kinder Zahnspangen verschrieben, meinem Sohn vage eine
angeraten.
ja, das scheint immer mehr Mode zu sein.
Weiß jemand, was da seit meiner Kindheit passiert ist?
Die Kasse zahlts inzwischen (oder nicht mehr?)
Immerhin erfordern Zahnspangen eine besonders gute Mundhygiene
(die hält nicht jedes Kind ein) und erhöhen daher die
Kariesgefahr, sind also auch nicht ganz ohne Risiko.
Da bei meinem Sohn nur ein Zahn ein klein wenig schief steht,
was sich verm. noch ändert, wenn der nebenstehende Zahn
erstmal nachwächst (wenns so bleibt aber auch nicht weiter
schlimm ist), möchte ich ihm diese Last nicht unbedingt
zumuten.
Soviele Zahnspangen kommen mir jedenfalls etwas seltsam vor.
Hat da jemand Erfahrung?
Ich habe zwei Erfahrungen:
Meine eigenen Zähne: Im Jahre des Herrn 1959 (oder so) wuchs bei mir ein Eckzahn etwas schief nach hinten, weil sich Klein-Karin gruselte, den Milchzahn ziehen zu lassen. Als der „Wolfszahn“ (der alte Eckzahn stand zum Schluss ganz wild nach vorne) endlich draußen war, wuchsen die Zähne ganz ordentlich in den Kiefer hinein.
Meine Tochter: Wegen exakt der gleichen „Fehlstellung“ wurde meine Tochter zum Kieferorthopäden geschickt, mit dem der Zahnarzt zusammenarbeitete. Davor gab es schon mal eine Diagnose bei einer anderen Kieferorthopädin, die befand, dass das ein tolles Gebiss sei, das mit Sicherheit keine Behandlung brauche.
Beim ersten Besuch war ich dabei, die KO erzählte mir von: Eckzahn ziehen (war ja klar), letzte Backenzähne Unterkiefer raus (da fiel mir später ein, dass die bei mir gezogen werden mussten, als sie auf Eiter saßen, somit hat diese Diagnose meiner Tochter ein Ziehen ohns Spritze erspart), und die bereits gewachsenen und die noch nachwachsenden Backenzähne im Unterkiefer müssten etwas nach außen gearbeitet werden.
Der letztere Teil ließ mich dann doch der Behandlung zustimmen. Leider hat meine Tochter durch die Spangenkratzerei und einige Folgefehler der nächsten Zahnärztin einen der Zähne, an denen sich die untere Spange festhielt, verloren (der Rest des Gebisses ist praktisch ungeflickt, also nichts mit generell zu schlecht Zähne geputzt), der Eckzahn steht genauso gut wie bei mir, und die beiden Unterkiefer-Backenzähne kippen genauso weit nach innen wie bei mir (O-Ton meine Tochter: „Im Unterkiefer hat die nie was nachgestellt“).
Die Weisheitszähne, die laut KO bei meiner Tochter unbedingt rausmussten, bevor sie Schwierigkeiten machten, sind übrigens inzwischen auch herausgekommen, wo sie - genau wie bei mir - wunderbar im ziemlich langen Kiefer (Kopfweite 60+) Platz haben.
Fazit: Ohne Spange hätte auch meine Tochter eine Chance auf 32 Zähne im Mund gehabt, sogar vielleicht nicht so vergoldet, wie meine inzwischen sind. So hat sie von mir ein Implantat finanziert bekommen, damit nicht noch zwei weitere Zähne zur Befestigung einer Brücke zerstört werden müssen.
Ich würde sagen: Die Zahnspangen-Verordnerei scheint der Wunsch zu sein, Menschen nach dem Lehrbuch zu modellieren. Was es noch sein könnte, schreibe ich hier jetzt nicht hin.
Gruß, Karin