Schutz in Granattrichtern

Hallo zusammen,
man hört immer wieder, dass Soldaten im I. Weltkrieg oder auch in späteren Zeiten, Schutz in Bomben- bzw. Granattrichtern gesucht haben, weil sie glaubten, es würde nie öfter als 1x an derselben Stelle einschlagen.
Stimmt diese Aussage überhaupt? Oder ist dies nur eine von vielen Legenden, die sich im Laufe der Zeit gebildet haben?

Wer kann etwas zu diesem Thema sagen?

Viele Grüße
Festus

Hallo zusammen,
man hört immer wieder, dass Soldaten im I. Weltkrieg oder auch
in späteren Zeiten, Schutz in Bomben- bzw. Granattrichtern
gesucht haben, weil sie glaubten, es würde nie öfter als 1x an
derselben Stelle einschlagen.
Stimmt diese Aussage überhaupt? Oder ist dies nur eine von
vielen Legenden, die sich im Laufe der Zeit gebildet haben?

Hallo,

diese Legende habe ich noch nie gehört und mir auch noch keine Gedanken darüber gemacht.

Wenn ich mich schützen müßte (um nicht gesehen oder getroffen zu werden), würde ich mich auch in das nächstbeste Loch schmeißen. Und die Granaten machten eben „schöne“ Löcher.

Aber vielleicht gibt es ja hier auch eine qualifiziertere Antwort.

Gerhard

Hallo

man hört immer wieder, dass Soldaten im I. Weltkrieg oder auch
in späteren Zeiten, Schutz in Bomben- bzw. Granattrichtern
gesucht haben, weil sie glaubten, es würde nie öfter als 1x an
derselben Stelle einschlagen.

Manchmal glauben die Leute etwas, das zwar nicht stimmt,
aber ihnen das Leben retten kann. Und so ist das o.k.

Gerhard hat den realen Grund ja schon genannt,
„sitze ich in einem Versteck, trifft mich nichts“.

Der Ausfall der Soldaten im Gefecht geschieht nicht
dadurch, das sie von einer Artilleriegranate oder
Fiegerbombe „getroffen“ werden, sondern dass sie
einen von den Millionen glühendheissen waagerecht
durch die Luft sausenden Granat- oder Bombensplitter
abbekommen. Oder auch ein simples Gewehrgeschoss.

Dagegen hilft zunächst das Verstecken in einem Loch.

Stimmt diese Aussage überhaupt? Oder ist dies nur eine von
vielen Legenden, die sich im Laufe der Zeit gebildet haben?

Das mit dem „im Granattrichter Schutz suchen“ stimmt schon,
das mit dem Glauben, dass „keine Granate zweimal dieselbe
Stelle trifft“ mag im Gefecht einen gewissen Trost spenden,
sofern man daran glaubt. Ich würde eher vom Gegenteil ausgehen :wink:

Grüße

CMБ

Hallo Festus,

der Glaube kommt wohl daher, da die mathematische Wahrscheinlichkeit tatsächlich äußerst gering ist, daß an einer Stelle zweimal eine Granate einschlägt.
Ich möchte ersparen hier eine Abhandlung über die mittlere Trefferwahrscheinlichkeit beim Schießen der Artillerie zu schreiben.
Nur soviel: Das Trefferbild (bei vielen Granaten) ist immer eine Ellipsenform. Aus diesem Grund macht Artillerie auch nur Sinn, wenn man großflächige Ziele bekämpft. Zu unseren Zeiten hieß es
60% Schaden = Ziel vernichtet, den Rest mußte die Infanterie erledigen, da der Aufwand an Granaten für mehr Wirkung einfach immens gewesen wäre.

Gruße
RaRo (Ex-Ari)

PS: Für die Jungs in den Gräben und Löchern werden Granaten mit hochgezogenem Sprengpunkt genutzt (sehr unerfreulich).

Wer kann etwas zu diesem Thema sagen?

Deckung ist immer nützlich, als auf der freien Pläne zu stehen.
Kann aber auch vom Feind genutzt werden.
z.B. Monte Cassino als beim Sturm der Stadt, meines Wissens australische Truppen, in einem riesen Bombentrichter Deckung suchten. Pech war nur, das findige deutsche Pioniere dort vorher eine ziemliche Sprengladung in Erwartung genau jenen Verhaltens reingepflanzt haben.
KABOOOOM

Aber Monte Cassino war(en) überhaupt eine „aussergewöhnliche“ Schlacht(en)

Herbi

Hallo Festus

Grundsätzlich ist irgendeine Deckung besser als gar keine Deckung. Im allgemeinen beruht die Wirkung von Bogenschusswaffen (zumindest gegen weiche Ziele) nicht auf Direkttreffern durch die Granaten, sondern auf deren Splitterwirkung. Weil meistens flächige Ziele bekämpft werden, _sollen_ die Dinger ein bisschen streuen. Somit ist ein doppelter Treffer ins gleiche Loch schon eher selten, da unerwünscht. Schiessen die Werfer/Haubitzen „zu präzise“, werden sie oft mit einer künstlichen Streuung versehen.

Gruss
Sam

Hallo,

wenn ich mich nicht gänzlich täusche ist genau davon in E. M. Remarques „Im Westen nichts Neues“ die Rede!

Gruß
Fronk

Hi,

Ich möchte ersparen hier eine Abhandlung über die mittlere
Trefferwahrscheinlichkeit beim Schießen der Artillerie zu
schreiben. Nur soviel: Das Trefferbild (bei vielen Granaten)
ist immer eine Ellipsenform. Aus diesem Grund macht Artillerie
auch nur Sinn, wenn man großflächige Ziele bekämpft.

Und trotzdem - meine Meinung: Wenn die Artillerie Sperrfeuer
schiesst, dann sofort raus aus dem Loch und weg. Wenn sie das
Feuer verlegt, dann drinbleiben.

Die Frage ist; wie merkt man das? :wink:

PS: Für die Jungs in den Gräben und Löchern werden Granaten
mit hochgezogenem Sprengpunkt genutzt (sehr unerfreulich).

Ja, das funktioniert aber erst wirkungsvoll nach dem
Einschiessen, oder täusche ich mich? Dann wäre ich
schon weg :wink:

Grüße

CMБ

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Hallo,

Ja, das funktioniert aber erst wirkungsvoll nach dem
Einschiessen, oder täusche ich mich? Dann wäre ich
schon weg :wink:

Es ist korrekt, daß das Einschießen notwendig ist. Hierbei ist es aber auch möglich das Einschießen mittels Aufschlagzünder durchzuführen, bei welchem jeder im Loch bleibt, da dann Schutz vor Splittereinwirkung besteht.
Nach dem Einschießen (in der Regel genügt 1 Granate, so daß die Salve ca. 30 sec. nach dem Einschießen kommt) wird der Zünder auf hochgezogenen Sprengpunkt gestellt. Die Einstellungen kann man errechnen.
Dann wird es knifflig mit Weglaufen :frowning:

Gruß
RaRo

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Hallo Festus,

der Glaube kommt wohl daher, da die mathematische
Wahrscheinlichkeit tatsächlich äußerst gering ist, daß an
einer Stelle zweimal eine Granate einschlägt.

Diese Mär gibt es ja schon bei blitzen, zeigt aber, dass der Verbreiter keine Ahnung von stat. zufallsprozessen hat! Nimmt man eine gewisse zufällige Streung eines geschützes, bei unveränderter Einstellung desselben an, so sollte dies dazu führen, dass ein gewisses Gelände von diesem Geschütz „bestreut“ wird.

Da sich aber im Laufe der Zeit (erster Schuss, zweiter Schuss…) an der zugrundeliegenden Wahrscheinlichkeitsverteilung nichts ändert, ist mit jedem neuen Schuss, die Wahrscheinlichkeit, eine bestimmte Stelle zu treffen immer exakt genau dieselbe.

DIe Wahrscheinlichkeit, eine sechs zu würfeln, ist nach 1000000000 vorangegangenen sechsen immer noch gerade 1/6, es sei denn der Würfel nutzt sich ungleichmäßig ab…

erst denken, dann schreiben!

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Diese Mär gibt es ja schon bei blitzen, zeigt aber, dass der
Verbreiter keine Ahnung von stat. zufallsprozessen hat! Nimmt
man eine gewisse zufällige Streung eines geschützes, bei
unveränderter Einstellung desselben an, so sollte dies dazu
führen, dass ein gewisses Gelände von diesem Geschütz
„bestreut“ wird.

Da sich aber im Laufe der Zeit (erster Schuss, zweiter
Schuss…) an der zugrundeliegenden
Wahrscheinlichkeitsverteilung nichts ändert, ist mit jedem
neuen Schuss, die Wahrscheinlichkeit, eine bestimmte Stelle zu
treffen immer exakt genau dieselbe.

DIe Wahrscheinlichkeit, eine sechs zu würfeln, ist nach
1000000000 vorangegangenen sechsen immer noch gerade 1/6, es
sei denn der Würfel nutzt sich ungleichmäßig ab…

erst denken, dann schreiben!

Tach

Also ich trau mich mal sagen, dass du von Artillerie keine Ahnung hast :smile:

Schon alleine der Rückstoss sorgt dafür, dass sich die Flugbahn immer wieder geringfügig ändert. Dazu kommt noch, dass sich die Rohre mit der Zeit abnützen was auch zu einem ungenaueren Schießen führt. Nimmt man dann noch die Granaten her, die im 1. WK nicht immer 100% identisch waren, wird ein Punktschiessen noch schwerer.
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Geschützt den selben Punkt 2 Mal trifft war damals wirklich verschwindent gering…

Aber im 1. und 2. WK ging es weniger um Zielgenaues schiessen als darum, ein bestimmtes Gebiet sturmreif zu schießen…

Gruß,

Christoph

PS:‚erst denken, dann schreiben!‘…sollte man sich echt zu Herzen nehmen :smile:

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Hallo,

ich denke, daß hier reicht schon, um zu erkennen, daß Artillerieschießen ein klein wenig anders ist als mit Würfeln spielen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Artillerie

Auf dem Papier gehen natürlich fast alle Granaten auf denselben Punkt, nur ist das im Gelände 'n kleines bissel anders. Und darüber zermartern sich seit Erfindung der balistischen Waffen Heerscharen an Leuten den Kopf, um die Effektivität zu erhöhen.

Oder wie war das mit dem Denken …

Gruß
RaRo

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populärer Irrtum
Hallo,

Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Geschützt den selben Punkt 2
Mal trifft war damals wirklich verschwindent gering…

Hier geht es aber nicht um die Wahrscheinlichkeit einen Punkt 2 Mal zu treffen, sondern um die Wahrscheinlichkeit einen Punkt, den man bereits einmal getroffen hat, nochmal zu treffen. Und diese Wahrscheinlichkeit ist ähnlich hoch wie beim ersten mal.

Zu Glauben, dass ein seltenes Ereignis, dass bereits einmal eingetreten ist, nur noch mit verschwindender Wahrscheinlichkeit ein zweites mal eintritt, ist ein populärer Irrtum und führt zu lustigen Gedankenspielen.
Zum Beispiel soll es Leute geben, die nicht in ein Flugzeug steigen, aus Angst vor einer Bombe an Bord. Das passiert zwar nur äusserst selten, aber praktisch nie passiert es, dass zwei Bomben an Bord sind. Um sich also davor zu schützen, dass man durch eine Bombenexplosion in einem Flugzeug stirbt, muss man einfach selbst eine Bombe mitnehmen. Dann kann man sicher sein, dass nichts passiert, oder?

Gruß
Oliver

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Ernst Jünger schreibt in den „Stahlgewittern“ (Fassung aus dem entsprechenden Band der „Sämtlichen Werke“, S.285-286):

„Einen Tag vor meiner Ankunft war allerdings eine Bombe vor dem Fenster aufgeschlagen, hatte den in meinem Bette schlafenden Hausherrn betäubt ins Zimmer geschleudert, einen Bettpfosten abgeschlagen und die Mauern durchsiebt. Gerade dieser Zufall jedoch verlieh mir ein Gefühl der Sicherheit, denn ich teilte ein wenig den Aberglauben der alten Krieger, daß man im frischen Trichter am besten aufgehoben sei.“

Scheint also ein einigermaßen verbreiteter „Aberglauben“ gewesen zu sein.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

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