Schutzengel

Guten Tag liebe Experten,

dieser Tage gab es im Fernsehen eine Diskussionssendung mit Leuten, die sich mit Übersinnlichem befassen. Da war eine junge Frau, die Schutzengel anderer Menschen sehen kann. Nun habe ich mal im Register meiner Bibel nachgeschaut und auch in einem Bibellexikon; der Begriff Schutzengel kam aber nicht vor.

Meine Frage: Ist der Schutzengel in der Bibel irgendwo erwähnt oder handelt es sich um Volksglaube?

Schöne Grüsse

Uli

Hi Uli

da steckt wohl viel Volksglaube drin.
Grundsätzlich haben Engel schon eine Schutzfunktion, so ist Michael z.B. der Engel Israels (steht allerdings v.a. in der Offenbarung des Johannes).
Älteste Theologen nahmen Engel für jeden Erdteil etc. an.
Aus dieser Schutzfunktion entwickelte sich dann wohl die Annahme, jeder Mensch hätte einen Schutzengel.

Allerdings ist es eigentlich nicht Sinn der Sache, diese Schutzengel anzubeten… (Johannes 19,10 und 22,8-9).

Ich denke es liegt daran, dass es heutzutage nicht mehr „schick“ genug ist, die ollen Heiligen anzubeten und um Hilfe zu bitten, wofür sie ursprünglich mal da waren.
Der Mensch kann sich aber immer noch nicht vorstellen, dass Gott alles allein machen kann und wendet sich als „schnellere“ Instanz an die Engel… also recht Modern in diesem Ausmaße.

Was ich interessant finde ist, obwohl die protestantischen Christen davon eigentlich abstand nehmen sollten, stelle ich in den Seminaren doch immer wieder fest, dass da doch recht viele Engelsgläubige bei sind.
Mein Lieblingsdozent spricht unter der Hand von den Evangelikalen schonmal als Pöbelchristen, weil sie Jesus vor Gott stellen und einen sehr breiten Engelsfundus haben.
Aber das ist ja jedem selbst überlassen.

lg
Kate

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Hallo Uli,

Meine Frage: Ist der Schutzengel in der Bibel irgendwo erwähnt
oder handelt es sich um Volksglaube?

Engel mit schützender/helfender Funktion kommen in der Bibel vor.

z.B. im Buch Tobit (ist bei den Katholiken zu finden) wird Tobias vom Engel Raphael begleitet.

In den Psalmen (Ps 91): 9 Denn der Herr ist deine Zuflucht, du hast dir den Höchsten als Schutz erwählt. 10 Dir begegnet kein Unheil, kein Unglück naht deinem Zelt. 11 Denn er befiehlt seinen Engeln, dich zu behüten auf all deinen Wegen. 12 Sie tragen dich auf ihren Händen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt;

Exodus 23,20 (2.Buch Mose): 20 Ich werde einen Engel schicken, der dir vorausgeht. Er soll dich auf dem Weg schützen und dich an den Ort bringen, den ich bestimmt habe. 21 Achte auf ihn und hör auf seine Stimme! Widersetz dich ihm nicht! Er würde es nicht ertragen, wenn ihr euch auflehnt; denn in ihm ist mein Name gegenwärtig.

Allerdings wage ich zu bezweifeln, ob damit das gleiche gemeint ist wie bei den Leuten, die Schutzengel anbeten/verehren.

Gruß
Kati

Neurologisches

Da war eine junge Frau, die Schutzengel anderer Menschen sehen kann.

Ich tippe auf eine spezielle Form der Synästhesie: http://de.wikipedia.org/wiki/Synästhesie

oder handelt es sich um Volksglaube?

Nein, eine spezielle Variante der Wahrnehmung. Ich habe ein Buch über Jemand gelesen, bei dem diese Vermischung von Sinneswahrnehmungen aus feinen körperlichen/körpersprachlichen Anzeichen ihm die Möglichkeit gab gewisse Krankheiten zu „sehen“.

Gruß

Stefan

Hallo Uli, Schutzengel sind anscheinend Modern, allerdings findest du eher etwas in Verbindung mit dem Stichwort Esoterik, da gibt es eine Menge Schnickschnack zu und jede Menge Bücher.
zB. Engelkarten http://www.engelhaftes.de/kartenziehen.htm
Engelessenzen http://www.methusalem.de/index.php?cPath=113&XTCsid=…
oder sonstiges http://www.engelwelt.de/

das hat mit den Christlichen Engeln eher weniger zu tun, ausser dass eben einige von denen namentlich übernommen sind. Eher hat es etwas damit zu tun, dass Engel als göttliche Wesen mit einer gewissen MAcht gedacht werden, die auch mal den Kontakt zu ganz normalen Menschen zu suchen scheinen und auch mal direkt helfend eingreifen. Damit scheinen sie evtl irgendwie greifbarer als Gott bzw. Jesus und zumindest so wie man sie sich optisch vorstellt, als fast feenhafte Gestalten oder Putten auch irgendwie niedlicher anzuschauen als ein gequälter halbtoter Jesus am Kruzifix (wenn man es jetzt mal nur den dekorativen Aspekt „religiöser Symbole“ betrachtet).
Ausserdem wenn jeder SEINEN Schutzengel hat, dann ist der nicht so überlastet, wie Gott der sich um alle (wieviel sinds gerade?) ca. 10 Milliarden Menschen auf der Welt alleine Kümmern müsste, da ist klar dass er für die kleinen Alltagsprobleme keine Zeit hat, die einem das Leben doch so schwer machen.

Ich persönlich kann diesen Engeleien nichts abgewinnen, denn ich find es ziemlich egoistisch, was da manchmal verzapft wird. Denn es ist doch recht komisch wenn manch einer von den Erzengeln Rafael oder Gabriel höchstpersönlich betreut wird (und zwar recht viele Engelsgläubige, da geht die REchnung mit den Schneeballsystem/Strukturvertiebsartig verteilten Götterboten nicht so recht auf) und andere doch eher die namenlose Schar anderer Engel um sich haben.

Aber wie gesagt, ich habs nicht so mit Engeln, genauso wie mit dem Rest christlicher Mythologie.

Gruß Susanne

Hallo, Uli,
möglicherweise spielen da auch die „14 Nothelfer“ eine Rolle, die bereits seit 1400 verehrt wurden.
Die Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen (bei Staffelstein/Ofr) geht auf eine legende zurück, bei der ein Schafhirte das Jesuskind im Kreise von 14 Kindern gesehen hatte.

Das Konzept von „persönlichen Schutzengeln“ gibt es übrigens auch im Judentum und im Islam, wenn man Wikipedia glauben darf http://de.wikipedia.org/wiki/Schutzengel

Gruß
Eckard

Meine Frage: Ist der Schutzengel in der Bibel irgendwo erwähnt
oder handelt es sich um Volksglaube?

Hallo!
Zur Ergänzung der Stellen aus dem AT: Auch das NT nennt Engel als Helfer der Menschen; z. B.
Apg 5,19 (Engel befreien die Apostel aus dem Gefängnis);
Apg 12,7 ff (ein Engel befreit Petrus aus dem Gefängnis);
Hebr 1,14 („Sind sie [sc. die Engel] nicht alle nur dienende Geister, zur Hilfe ausgesandt um deretwillen, die das Heil erben sollen?“).
Ohne dass es eine dogmatische Festlegung gibt, stammt also die Vorstellung von Schutzengeln aus der Schrift und wurde von den alten (z. B. Clemens von Alexandrien, Origenes) und mittelalterlichen Theologen (bes. Thomas) ausgeformt.
Man darf aber nicht übersehen, dass antike Vorstellungen hereinwirken:
Bei den Römern wurde aus dem „genius“ jedes Menschen (genauer: jedes Mannes, die Frauen hatten jede eine „Juno“) als seiner Lebenskraft immer mehr ein persönlich gedachter Schutzgeist. (Schon vorher kannten die Griechen einen guten und einen bösens Daimon jedes Menschen.)
Auch das römische Volk im Ganzen hatte einen solchen (sogar mit Tempel und Opferkult);
man schwörte beim Genius des Kaisers;
im Ausdruck „genius loci“ lebt noch heute die Anschauung eines auf Ort oder Land oder Erdteil bezogenen Schutzgottes fort.
Der Genius wurde auch in der Kunst dargestellt: meist mit Füllhorn, auf Grabsteinen auch mit gelöschter Fackel.
Dass diese außerchristlichen Vorstellungen mit christlichen vermengt wurden, zeigt die Notwendigkeit, den Kult des Genius (und der anderen Hausgötter: lares, penates) im Jahr 438 zu verbieten*, nachdem das Christentum sich als Staatsreligion durchgesetzt hatte.
* Der Codex Theodosianus enthält dieses Verbot: 16,10,12.
Weil weiter unten auch der Engel Michael erwähnt wurde, weise ich auch hier auf die Prägung durch den antiken Mythos hin: Nach dem Vorbild Hermes wurde er zum Totenbeleiter und erhielt als Attribut ebenfalls die (Seelen-)Waage.
Schöne Grüße!
Hannes

habe mich verlaufen.
ein schönes Thema (kam eigentlich her um diesem heidnischen ‚Götterkram‘ den Garaus zu machen, aber ‚‚Schutzengel‘‘ weckt auch in mir Assoziationen:smile:

Ein ganz anderer Aspekt von ‚‚Schutzengel‘‘:
[Versuch über die ‚Eingebundenheit‘ und ‚Überlebensfähigkeit‘ des homo sapiens sapiens in lebensspendender wie auch widerspenstiger ‚Natur‘:]

  1. Stw: ‚‚Barmherzigkeit‘‘ Gottes
    Darin, daß Menschen zB ohnmächtig werden bevor der Schmerz zu groß wird, sehe ich das Pendant zu ‚‚Barmherzigkeit‘‘ … (dabei ist es ‚nur‘ ein natürliches Phänomen: Ohnmacht reduziert den Körper auf seine allernotwendigsten Funktionen (um vielleicht doch noch ein Überleben, eine Rettung von außerhalb - sei es durch Helfer, durch Wetteränderung oder sonstiges - zu erlauben).
    So gelingt es Menschen in Extremsituationen, wenigstens ihr Leben - und sei es auf Kosten einer Verstümmelung oder dauernder Behinderung zu retten zB.
    Oder im Todesfall bleibt einem unerträglicher Schmerz erspart.
  2. Der ‚‚statistische Schutzengel‘‘:
    Bei einigen Tausenden Todesopfern bei einer Katastrophe, ist es sehr wahrscheinlich, daß derdie eine oder andere auf Grund glücklicher Umstände überlebt. Diese sind dann die einzigen, die von einer ‚wundersamen /außergewöhnlichen‘’ Rettung (zB durch einen ‚Schutzengel‘) berichten können, (da die anderen tot sind und nicht mehr berichten können q.e.d.).
    Es wird nun natürlich den Berichten der Überlebenden mehr Aufmerksamkeit geschenkt, als den Nicht-Berichten der dahingeblichenen Nicht-Überlebenden.
    =selektive Wahrnehmung.
    =der Überlebensbericht eines einzigen Überlebenden wiegt in der Wahrnehmung mehr als ein paar Tausend Tote. (!?)
    Ein ‚‚Schein-Schutzengel‘‘ hat sich hier eingeschlichen.
  3. Kinder fallen aus dem ersten Stock, fliegen kopfüber über ihr Dreirad (weil sie weichere Knochen haben und überhaupt weniger wiegen und nicht so heftig aufprallen) oder werden von weißen Haien oder Grizzly-Bären verschont (vielleicht, weil zu wenig Fleisch dran ist? oder sie als ‚harmloser‘ Gegner auch von solchen ‚Bestien‘) erkannt werden … und überleben leichter . Man sagt dann gerne: Sie hatten einen ‚Schutzengel‘. Also … Meine Tomate hat keinen Schutzengel … wenn ich sie ins Rührei machen will, dann hat sie ‚verloren‘ … mit oder ohne ‚Schutzengel‘! Auch das Reh, das ich schieße oder der Barsch, den ich fange. Kein Schutzengel.
    Es fällt auf, wenn man einen Schutzengel hatte und überlebt, aber die Myriaden derer, die keinen ‚Schutzengel‘ hatten … ja … sind ‚Ausschuß‘?
    (Man muß es nur logisch angehen.)
  4. Ein weiterer Aspekt des ‚Schutzengels‘ ist, daß er ‚‚eingreift‘‘ /’‚im richtigen Moment‘’ zur Stelle ist / zufällig ‚‚genau dann da ist, wenn man ihn braucht‘‘ …
    Natürlich: Denn all die Situationen in denen er ‚zu spät‘ war, werden als ‚Schicksal‘ /‚Gang der Dinge‘ /natürlich oder /’‚so ist es eben nunmal‘’ abgehandelt.

Danke für die Aufnmerksamkeit.
RoSoUndNeunzig

Hallo Eckard.

Das Konzept von „persönlichen Schutzengeln“ gibt es übrigens
auch im Judentum und im Islam, wenn man Wikipedia glauben darf
http://de.wikipedia.org/wiki/Schutzengel

Besser hier nicht trauen, da es zumindest im Judentum ein solches Konzept NICHT gibt. Hier gibt es zwar Konzepte welche jedem Menschen Engel zuordnen bzw. in Verbindung setzen, aber dieses hat nichts mit der Idee der Schutzengel zu tun.

Gruss,
Eli

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Hallo Uli,

Meine Frage: Ist der Schutzengel in der Bibel irgendwo erwähnt
oder handelt es sich um Volksglaube?

ich würde die Idee des Schutzengels am ehesten an dieser Bibelstelle festmachen:
Seht zu, dass ihr nicht einen von diesen Kleinen verachtet. Denn ich sage euch: Ihre Engel im Himmel sehen allezeit das Angesicht meines Vaters im Himmel.“ (Matth.18,10)

Gruss Harald